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Kapitel 4 - Warum bei Frauen in anderen Ländern alles noch um Vieles anders ist.
ОглавлениеEin tiefblauer Himmel mit vereinzelten weißen Kumuluswolken spannt sich über dem kleinen Flugplatz. Vor dem Hangar steht eine einmotorige Cessna startbereit. Sie sind nur zu dritt und Andres schöne Kollegin klettert auf den Sitz hinter dem Piloten. Er sitzt rechts von ihm und setzt sich die Kopfhörer auf. Schnell bekommen sie die Rollfreigabe für die asphaltierte Piste 27 und kurz darauf die Starterlaubnis.
In dreitausend Fuß angelangt senkt sich die Flugzeugnase und gibt den Blick frei auf die schier endlose Savanne mit spärlichem Baumbestand. In der klaren Morgenluft beträgt die Sicht mehr als hundert Kilometer. Der Pilot reicht Andre die Karte mit der eingezeichneten Flugroute herüber deutet auf den kleinen Bildschirm des GPS neben den Instrumenten mit den gleitenden Konturen der Landschaft. Gleichmäßig dringt durch den Kopfhörer gedämpftes Motorengeräusch! Entspannt lehnt sich Andre zurück und sucht durch das Seitenfenster unter der rechten Tragfläche nach den eingezeichneten jetzt in der Trockenzeit kaum erkennbaren Flussläufen.
„Noch etwa zwei Stunden bis zur Lodge!“ Kommt es aus dem Kopfhörer.
Auf dem Rücksitz entsteht leichte Unruhe. „Können wir bitte sofort landen?“
Der Pilot deutet zum linken Seitenfenster. „Sie sehen selbst hier haben wir keine Chance! Zwar könnten wir, wenn der Motor ausfällt ohne Problem landen aber keinesfalls später wieder abheben!“
„Aber die Savanne ist doch eben!“ In ihrer Stimme liegt Verzweiflung.
„Glauben Sie mir ich fliege hier, seit über zwanzig Jahren und kenne das Gelände. Aber keine Sorge selbst wenn wir landen müssten, innerhalb einer Stunde würde ein Heli kommen um uns abzuholen. Wir sind in ständigem Radarkontakt!“
„Darum geht es nicht!“ Sagt sie gepresst. „Ich brauche einfach einen Baum!“
„Kein Problem Verehrteste“ sagt der Pilot „ anstelle eines Baums klappen sie einfach den Sitz neben sich hoch darunter ist eine Toilette!“
„Niemals nie!“ Sagt sie verzweifelt.
„Warten wir es ab!“ meint er gelassen. „Hier sehen Sie zwei Giraffen direkt rechts vor uns!“ Er neigt die rechte Fläche ein wenig. Neben einer kleinen Baumgruppe stehen zwei Giraffen und holen sich die Blätter herunter. Andre nimmt die Canon aus der Brusttasche seines Hemdes.
„Diese Bäume würde ich brauchen!“ Sagt sie leise „Giraffen habe ich schon genug gesehen!“
Nach etwa einer halben Stunde meldet sie sich erneut. „Bitte sehen sie beide jetzt nur nach vorne!“ Am Rücksitz entsteht Bewegung und dann dringt ein erleichterter Seufzer aus dem Kopfhörer!
„Nun sehen Sie das hätten Sie schon vor einer Stunde haben können!“ sagt der Pilot.
Seltsam denkt Andre nach all dem was sie mir beim Festbankett über die Bedeutung der sofortigen Aktion beim ersten Harndrang und den Folgen bei Verzögerung offenbarte! Aber jetzt wo die Stunde der Wahrheit nahte zierte sie sich weiß Gott wie lange! Ganz so einfach ist es offenbar nicht das angeborene Schamgefühl zu überwinden!
„Direkt vor uns!“ Der Pilot deutete auf eine kleine Ansammlung von Hütten und einen geraden Strich im Grasland.Schnell verliert die Maschine an Höhe und sie fliegen auf den Windsack auf einer Holzstange am Ende des Landungstrips zu. Eine äsende Herde Zebras sucht eilends das Weite und in einer scharfen Rechtskurve biegen sie auf den Endanflug ein. Das Fahrwerk rastet ein, die drei Grünen Lampen leuchten am Panel auf und dann setzen sie auf der ausgedörrten holperigen Piste auf.
Am Ende steht ein wartender Jeep mit einem winkenden Schwarzen.
Rasch lädt er das Gepäck um.
„Dann bis morgen!“ Der Pilot klettert zurück in die Maschine, wendet sie und rollt zurück in die Startposition.
„Viel Glück Misses und Mister“ sagt der Fahrer. „Sehr viel Glück!“ während sie in dem offenen Jeep auf einem Ziehweg durch den Busch fahren. „Viele, sehr viele Tiere heute abends an Tränke werden sehen! Aber jetzt Lunch. Master Schneider schon wartet!“
Sie biegen auf den Vorplatz der Lodge ein. Eine Treppe führt auf eine große nach allen Seiten offene Lobby mit einem riesigen Holpfosten in der Mitte Reet überdacht Mit mehreren weiß überzogenen bequeme Sitzgruppen vor niederen Tischen, Herr Schneider Mitte der fünfzig in kurzen Khakihosen kommt ihnen entgegen. „Herzlich Willkommen in unserer Lodge!“ Blaue Augen leuchten aus seinem vom Wetter gegerbtem Gesicht. Eine junge Schwarze in einem buntfarbigen Rock mit hochgesteckten Haaren steht mit auf einem Tablett mit eisbeschlagene Gläsern neben ihm. „Greifen sie zu und nehmen sie Platz! Hatten sie einen angenehmen ruhigen Flug?“
Ich schon denkt Andre während sie sich setzen
„Wir haben draußen auf der Terrasse einen kleinen Lunch vorbereitet. Zuvor wird Ihnen Lissy aber ihre Bungalows zeigen damit sie sich frisch machen können.“ Er zündet sich eine Benson und Hedges an.
„Gegen fünf möchte ich dann mit Ihnen an die Tränke fahren und mit etwas Glück werden sie eine Menge sehen. Sie sind heute unsere einzigen Gäste und nach unserer Rückkehr so gegen neun Uhr lade ich sie zusammen mit meiner Ziehtochter zu einem gemeinsamen Dinner ein, wenn es ihnen recht ist!“
Die komfortablen Bungalows liegen neben einander mit freiem Blick von der Terrasse auf die Savanne.
Die Siesta nach dem Lunch verstreicht schnell. Auf den überhöhten Hintersitzen der Toyotas fahren sie entlang einer schmalen Sandpiste in Richtung Tränke. Neben dem Gastgeber sitzt ein Baumlanger schwarzer Ranger des Nationalparks mit einem Gewehr zwischen den Beinen. Zwischen dem spärlichen Baumbestand weidet ein Rudel von Springböcken.
„ Bei dem Versuch einen eigenen Harem zu gründen sind diese Böcke gescheitert“ sagt Herr Schneider. „ Jetzt leben sie zusammen in einer Gruppe mit ebenso abgewiesenen Liebhabern! Wenn sie genau hinsehen so manches Tier hat nur mehr ein Horn, das Zweite ist beim Kampf mit dem Leitbock eines Rudels abgebrochen. Damit sind sie für Damen uninteressant und bleiben Chancenlos!“
„Wie traurig“ sagt Andres Begleiterin. „Und wie viele Damen hat ein Harem?“
„So um die 12 bis 14“, antwortet Herr Schneider. „Eine schwere Kräftezehrende Aufgabe denn alle müssen etwa zur gleichen Zeit begattet werden.“
„Aber da könnten sie doch teilen!“
„Eben sowenig wie in anderen polygamen Kulturkreisen Frau Doktor. Ganz im Gegenteil heute abend werden sie den Kampf auf Leben und Tod miterleben. Die weiblichen Tiere vertrauen nur auf einen siegreichen Bock!“
„Verständlich!“ sagt Andre dem der Gatte seiner Begleiterin Kajetan-Bertram einfällt - und dafür einen missliebigen Seitenblick erntet.
Unvermittelt hält der Wagen und im gleichen Moment fällt ein Schuss. Andre spürt wie sie sich angstvoll an ihn klammert. Auf der Motorhaube liegt der zerschmetterte Kopf einer riesigen Schlange. davor im Sand ihr zuckender Leib.
Unberührt steigt der Ranger aus und schiebt den noch immer zuckenden gut acht Meter messenden Tierkörper mit dem Gewehrkolben zur Seite.
„Mamba!“ sagt er trocken. „Sehr gefährlich.Musste schießen. Wollte sich über Schutzscheibe auf sie hinten stürzen. Sehr schade, sehr schönes Tier.“
Sie klammert sich noch immer an Andre und er wünschte es währe für immer.
„Oh Gott!“ entfährt es ihr.
„Keine Sorge!“ aber die Stimme von Herrn Schneider klingt doch belegt. „Dazu haben wir eben Jim mit uns, Jim unseren besten Ranger und auch
unser bester Schütze!“
„Und ich“ sie löst sich aus seinem Arm „habe überhaupt nichts gesehen! Darf ich für eine Minute aussteigen?“
„Jim wird sie bis zu dem Baum da drüben begleiten. Keine Sorge er wird aufpassen!“
Diesmal steigt sie ohne Protest aus und folgte Jim. Sie hat schnell dazu gelernt denkt Andre. Und weiter: Unerwartete Ereignisse können auch zu einem plötzlichen Harndrang führen! Das muß ich mir merken!
In der anbrechenden Dämmerung erreichen sie die Tränke und steigen auf eine kleine von Zweigen habverdeckte Aussichtsplattform am Rande einer Baumgruppe.
Ein kreisrunder leuchtend roter Feuerball senkt sich dem schwarzen Horizont entgegen. Es ist totenstill aber mit einem male erwachen die tausendfachen Geräusche der hereinbrechenden Nacht. Ihre starken Gläser sind auf die Tränke gerichtet. Aber vergeblich. Still liegt der kleine See mit seinem von zahllosen Tierspuren übersäten schlammigen Ufer im aufkommenden Mondlicht. Die Zeit verrinnt und sie schlüpfen in ihre warmen Jacken.
„Schuss nicht gut!“ sagt Jim. „Gar nicht gut, heute keine Tiere mehr besser morgen früh!“
Später sitzen sie in Kerzenlicht an der glatt polierten Tafel aus schwarzem Ebenholz. Andres Tischnachbarin ist eine schwarze etwa zwanzig Jährige Schönheit. Das ungeschminkte Gesicht umrahmt von auffallend glatten Schulterlangen offenem Haar ist still und ebenmäßige
„ Wir haben Marina als kleines Waisenkind bei uns aufgenommen“ erklärt Herr Schneider. „Wir selbst hatten keine Kinder. Jetzt studiert sie in Bloomfonthain aber in den Semesterferien hilft sie mir hier auf der Lodge anstelle meiner vor einem Jahr verstorbener Frau.“ Er füllt die Gläser nach.
„Und welche Fächer haben sie belegt?“ fragt Andre.
„Sozialkunde und Psychologie!“ antwortet sie leise. „Mich interessiert vor allem das Sozialverhalten in den Dörfern der Eingeborenen und die Stammesstrukturen.“
Während der Hauptgang Afrikanisches Huhn aufgetragen wird und sich Herr Schneider mit Andres Begleiterin über Politik unterhält fragt Andre neugierig geworden nach der medizinischen Versorgung in den Dörfern.
„Im wesentlichen liegt sie in den Händen des Buschdoktors.“ antwortet sie leicht lächelnd. „Nur im Notfall wird nach medizinischer Hilfe in einer der weit verstreuten Krankenstationen gesucht die von Krankenschwestern betreut werden. Aber wenn es Sie interessiert: ich gehe morgen in unser Nachbardorf in dem auch die Angestellten der Loge leben und sie können gerne mitkommen. Dann erfahren sie mehr darüber.“
Bei einem Night Cap vor dem offenen Kamin verabreden sich Andre für den morgigen Tag während seine Begleiterin mit ihrem Gastgeber erneut zur Tränke fahren möchte.
Langsam schlendern sie zu ihren Bungalows.
„Heute im Flugzeug.....“Sie unterbricht Andre. „Bitte um alles in der Welt erinnern Sie mich nicht daran. Es war furchtbar!“
„Aber Sie selbst klärten mich doch während des Festbanketts über das hohe Risiko eines Harnwegsinfektes bei voller Blase auf!“
„Aber quasi ungeschützt und dazu noch in Gegenwart von zwei Männern vor mir!“
„Bei dem Motorenlärm und mit den Kopfhörern?“
„ Mit und ohne Kopfhörer! Versetzen Sie sich doch in meine Situation!“ Sagt sie hitzig.
„Ich versuche es zumindest. Der Pilot jedenfalls entleerte nach der Landung seine Blase ungeniert hinter der halbgeöffneten Türe. Demnach gibt es offenbar Unterschiede zwischen Männern und Frauen!“
„Nicht nur. Während unserer Fahrt zur Ranch hielt unser Fahrer mitten im Busch an und verschwand hinter einem weit abgelegenen Baum. Offenbar ist das Schamgefühl der Schwarzen wesentlich ausgeprägter als bei unserem Piloten!“
„In diesem Punkte gebe ihnen recht. Übrigens nicht nur bei Schwarzen! Das gleiche Schamgefühl beobachtete ich bei den Sherpas in Nepal. Auch diese entfernten sich immer weit weg von unserer Treckinggruppe!“
Sie waren vor seinem Bungalow angekommen.
„Beneiden sie unseren Gastgeber nicht im Stillen um seine schöne Ziehtochter?“ Ihre Stimme hat den leicht metallenen Klang von Frauen die einen ganzen Abend lang in Gegenwart von Jüngeren und vielleicht auch Schöneren verbrachten.
„Ebenso“ antwortet Andre „können sie mich um die Gesellschaft mit ihnen beneiden. Aber kommen sie doch wir können noch mit einen Whisky aus meinem eisernen Vorrat auf die Errettung vor der Schlange anstoßen!“.
„Sind sie sicher von einer errettet, nicht einer weiteren zum Opfer zu fallen?“ sagt sie lachend.
„ Nun in der Abschätzung von Risiko und Gewinn“ antwortet er und öffnet die Eingangstüre „ könnte es nicht auch zu einem Rollentausch kommen?“