Читать книгу Grischa der Geiger - Rudolf Stratz - Страница 5

2.

Оглавление

Die Geige des Geigers Grischa war verstummt. Sie ruhte auf den Knien des einsamen Mannes in der Nummer acht des dritten Stockwerks im einstigen Wolkenkratzer Grigorieff. Zwischen dem kurzen, krausen, blonden Vollbart und den langen, blonden, wirren Haarsträhnen träumten in dem schwermütigen, etwas backenknochigen Gesicht mit der breitgeflügelten Nase die weichen, blauen Augen des Geigers Grischa in die Dämmerung.

Aus der Dämmerung steigt wieder die Erinnerung. Sie webt in den Winkeln des kahlen Raumes. Der Raum wandelt sich. Er wird zu dem Prunkgemach von einst. Er weitet sich zu einer Flucht von Sälen. Die Toten sind anferstanden und leben und lachen und lärmen unter dem Wachskerzenschimmer der Kronleuchter zwischen den hohen Spiegelwänden auf den glitzernden Parkettflächen — die langbärtigen, altrussischen Grosskaufleute und ihre in grellfarbiger Seide herausgeputzten, mit Diamantentränten in den Ohren und Haselnussperlen um den Hals und Riesenbrillanten an allen Fingern beladenen rotbäckigen Frauen. Und unter ihnen, nur nicht vom Jahrhunderte alten Schlag wie sie, der Vater — der Sohn des Leibeigenen — der Millionär . . .

Nein. Zur ebenen Erde, da, wo in den Kontoren seines Teehandels Russen und Chinesen, altgläubige Hebräer und Westeuropäer sich die Türklinke in die Hand geben, da sitzt der Vater. Er hat, wie alle diese urmoskowitischen Rubelkönige, in seiner Jugend wenig mehr als Lesen und Schreiben gelernt. Und wenn er es nicht könnte — sein einfaches Wort genügt drüben am Karuninskiplatz auf der Börse und draussen auf dem äusseren Markt von Nishni-Nowgorod. Er sitzt und schiebt, Zahlenreihen aus dem Kopf vor sich in den Patriarchenbart murmelnd, die klappernden Kügelchen der Rechenmaschine. Er schlürft noch, wie sein Grossvater und Urgrossvater es getan, den Tee bedächtig aus der Untertasse. Er trägt in der Auferstehungsnacht die flackernde Osterkerze behutsam durch die Windstösse von der Moskwa her aus der Erlöserkathedrale nach Hause. Er missbilligt aus tiefster Seele das gottesferne Westeuropa — das verfaulte Ausland, das er nie gesehen. Er hängt am Brauch der Väter, am heiligen Russland. Und was er, der Teehändler aus dem Volke, ist und was er in seinem langen Leben mit seinem natürlichen Verstand an Türmen von Rubelscheinen rafft, das vollendet sich da oben im ersten Stockwerk in seiner weltbekannten Sammlung altrussischer Kunstschätze. Mit ihr, statt der riesigen Findelhäuser und Krankenanstalten, die andere Moskauer Krösusse stiften, entschuldigt er seinen Reichtum vor Russland.

Draussen schrillte die Flurklingel zweimal. Eine Pause. Noch zweimal. Das war das am Tor angeschlagene Zeichen für Nummer acht. Für den Raum, in dem der Geiger Grischa zusammen mit Vater Ilja und dem Psalmensänger und dem Tataren hauste.

Von den dreien war keiner da. Grigorij Grigorieff schrak aus seinen Gedanken auf. Er erhob sich. Er ging durch den Flur und öffnete die Türe. Er fragte:

„Was beliebt Ihren, Senossin?“

Das junge Mädchen, das draussen stand, war gross und schlank selbst in dem langen, billigen Pelz, der ihr bis zu den vom Eisschlamm bespritzen hohen Gummistiefeln reichte. Unter der Pelzmütze zeigte ihr angenehmes, von der Märzkälte gerötetes Gesicht einen Ausdruck von Ernst und Bestimmtheit über ihre fünfundzwanzig Jahre hinaus.

„Ich suche den Geiger, der hier wohnt!“ sagte sie mit heller, frischer Stimme. Sie sprach fliessend russisch. Aber Grischa merkte doch den deutschen Anklang.

„Nun — ich bin es!“ versetzte er.

Die Fremde zog die Rechte aus dem Pelzmuff, streifte den Wollhandschuh ab und reichte Grischa nach russischem Brauch die Hand.

„Ich habe eine Bestellung, Genosse Grischa!“

„Belieben Sie mir zu folgen!“

Innerhalb seines Kreidevierecks im Zimmer Nummer acht rückte Grischa seinen einzigen wackeligen Stuhl für die Besucherin zurecht. Er selber stellte sich davor und wartete schweigend und traumversonnen.

Das junge Mädchen liess seine klaren, hellbraunen Augen durch den verkommenen Prunkraum schweifen. Sie nickte kaum merklich vor sich hin, als wollte sie sagen: ‚So habe ich es mir gedacht! So sieht es überall in Moskau aus!‘ Dann hob sie den hübschen ernsten Kopf. Sie hatte eine grosse Sicherheit im Auftreten.

„Ich komme im Auftrag des Mr. William J. Roop!“ sagte sie.

„Was ist das für ein Vogel?“

Es klang gelangweilt. Die Besucherin lächelte nur dazu. Sie wusste mit Russen und ihren sprunghaften Launen umzugehen.

„Ein grosser amerikanischer Geschäftsmann, der seit Monaten hier mit dem Sowjetkommissar für Schwerindustrie wegen Maschinenlieferungen aus den Vereinigten Staaten verhandelt! Die Regierung hat ihm eine eigene fünfzimmerige Wohnung in der Iwerskaja angewiesen!“

„Das ist für Moskauer Verhältnisse etwas Gewaltiges! Er muss ein ganz grosser ausländischer Blutsauger sein!“ sagte Grischa halb geistesabwesend. Seine Gedanken waren bei der nahenden Nacht.

Die Fremde überhörte das mit vollem Gleichmut. Sie fuhr fort:

„Mr. Roop ist ein grosser Freund Russlands und namentlich der russischen Kunst und Musik. Er hat heute abend Gäste. Er will sie durch echt russisches Geigenspiel unterhalten! Ein russischer Geschäftsfreund hat ihn auf Sie aufmerksam gemacht! Pflegen Sie nicht zuweilen an der Strassenecke zu spielen, Genosse Grischa?“

„Nun — man muss leben!“

„Da eben hat Ihr Landsmann Sie wiederholt gehört! Das, was aus Ihrer Geige klingt, sagte er zu Mr. Roop, sei die unverfälschte Seele des russischen Volkes. Mr. Roop war begeistert. Ich bin seine Sekretärin. Er schickt mich, Sie zu holen!“

„Ich kann heute abend nicht spielen!“

„Was hindert Sie?“

„Ich bin beschäftigt. Auch fühle ich mich nicht wohl!“

„Sie sehen blühend aus“, sagte Mr. Roops Sekretärin in ihrem deutsch gefärbten Russisch mit freundlicher Bestimmtheit. „Und was Sie sonst in Anspruch nimmt“ — wieder ein Blick durch die armselige Öde von Nummer acht — „erbarmen Sie sich: was wird es schon Grosses sein? Belieben Sie zu erwägen, dass Mr. Roop über Dollarvaluta, soviel er will, verfügt! Ihn kümmert es nicht, was ein Ischerwonez oder eine Kopeke wert ist! Er rechnet nach amerikanischem Massstab. Er zahlt mit offener Hand, so wie er in New York zahlen würde!“

. . . Valuta . . .

‚Du könntest sie brauchen, Grischa‘ . . . ging es dem blonden Geiger durch den Kopf. ‚Der Mangel an Geld — das eben ist ja für deinen Plan das Schlimmste — das Gefährlichste . . .‘

„Mr. Roop ist ein aufgeräumter, leutseliger Charakter. Er hält es mit Leben und Lebenlassen. Er gibt Ihnen heute soviel Rubelnoten Sie wollen nach Hause mit!“

Grischa . . . Grischa . . . Wie würde, wenn alles geglückt ist, ein solches Bündel Scheine deine Flucht in das Ausland erleichtern, statt dass du dich armselig Wochen, Monate lang durchhungern, durchschlagen, durchfiedeln musst — in steter Sorge, entdeckt zu werden — mit deinem falschen Pass Nr. 504 392 . . .?

„Und doch ist es mir nicht möglich!“ versetzte Grischa der Geiger finster und verbissen.

Die Türe flog dröhnend auf. Ossip, der Hausverwalter, stapfte herein. Hinter ihm her der Vater Ilja. Der einäugige Riese in rotem Hemd tat, als suchte er nach dem Psalmensänger Jermolai. Es war ein Vorwand, um sich zu überzeugen, dass Grischa noch im Zimmer sei. Der zahnlose alte Ilja lispelte inzwischen aufgeregt:

„Weisst du es schon, Grischa: mit Litzband drüben um die Ecke geht es wieder etwas besser! Er wird diese Nacht noch überleben!“

„Machen Sie sich fertig, Genosse Grischa! Mr. Roop erwartet Sie!“ drängte das junge Mädchen.

Mr. Roop . . . Aus der einzigen Pupille des Gottlosen zuckte ein Blitz des Einverständnisses hinüber zu den schnapsfeuchten Augen des Branntweinpächters . . . Roop . . . das war der Name, den vorhin am Hauseingang unten der Unbekannte in der Droschke genannt hatte! Dorthin durfte man, nach seiner Weisung, Grischa den Geiger unbesorgt gehen lassen . . . Dort war heute abend der Unbekannte selber und überwachte ihn.

Und Grischa der Geiger fuhr in seine zerschlissenen Galoschen, hängte sich seinen abgeschabten Schafpelz um, stülpte die verblichene blaue Schirmkappe auf das lange blonde Haar und nahm seine Violine.

„Gut denn — ich spiele!“ sprach er zerstreut, „doch unter der Bedingung: ich bin ein Sohn des roten Russland und den Räten der Bauern und Arbeiter untertan! Sollte heute abend der Tod des grossen Genossen Litzband gemeldet werden, so bin ich zu erschüttert, um euch Bürgern weiter in die Ohren zu geigen. Ich klappe meinen Kasten zu und gehe nach Hause.“

Draussen, vor dem Wolkenkratzer, blieb das junge Mädchen stehen, schaute sich um und schlug sich ärgerlich mit der flachen Hand vor die Stirne.

„Ich bin doch wirklich zu dumm! Ich schicke meine Droschke weg, weil ich nicht wusste, wie lange es da oben dauern würde, bis ich Sie fand! Und nun ist weit und breit bei dem furchtbaren Schmutz kein Fuhrmann in Sicht!“

„Wir müssen eine Strecke zu Fuss gehen! Wir Armen sind das gewohnt!“ sprach Grischa schwermütig. „Ich kann Sie ja durch die Pfützen tragen!“

„Danke! Ich komme im Leben allein durch! Aber wenn Sie das nur Pfützen nenner . . .“

Das waren ganze schmutziggraue Seen von schmelzendem Schnee, die die Fahrbahn bis über den Bürgersteig hinaus überschwemmten. Moskau im März. Moskau im Matsch. Es tröpfelte und triefte von den Dächern, unter den Galoschen knirschten morsche Eisbänke, Bäche rieselten von tauenden Schneehügeln und sammelten sich in grossen, knietiefen Pflasterlöchern, auf deren Grund immer noch neue verharschte Schichten von Wintereis der Frühlingssonne harrten.

Es war ein mühseliger Marsch. Aber er schien Grischas Begleiterin nichts anzuhaben. Er musterte sie im Gehen von der Seite. Das Profil des ernsten, ruhigen Mädchengesichts zeigte ihm die Willenskraft eines Menschen, der schon viel im Leben durchgemacht hat. Jetzt lachte sie und sagte, unbekümmert mit ihren hohen Gummigaloschen durch einen Morast voll schwimmender Eisbrocken watend:

„Dieser Sumpf erinnert mich lebhaft an meine Moskauer Kindheit!“

Da war wieder der deutsche Anklang in ihrem fliessenden Russisch. Grischa sprach das schwere, volltönende, echte Russisch Moskaus. Er fragte:

„Sind Sie eine Deutschstämmige?“

„Ich bin eine Reichsdeutsche!“ sagte das junge Mädchen. „Aber hier in Moskau geboren und aufgewachsen. Mein Vater stammt aus Leipzig. Er hatte hier in Moskau ein schönes Pelzmagazin an der Schmiedebrücke. Als der Krieg ausbrach —— vor zehn Jahren — konnte er gerade noch mit uns nach Deutschland flüchten. Wir verloren alles.“

„Und wohin führte Sie draussen Gott?“

„Dahin und dorthin in Deutschland!“ sagte das junge Mädchen. „Mein Vater schlug sich so durch. Vor einem Jahr starb er in Berlin. Meine Mutter und ich standen allein. Sie stammt aus den Ostseeprovinzen. Von dort ist jetzt auch keine Hilfe. Das bisschen, was wir noch hatten, verschlang die Inflation. Ich suchte nach einer Tätigkeit. Aber Berlin ist ja von russischen Flüchtlingen überfüllt. Da kam Mr. Roop. Er versteht kein Wort Russisch. Er brauchte eine Dolmetscherin und Sekretärin für seinen Aufenthalt in Moskau.“

Das junge Mädchen sprach lebhaft und freimütig. Grischa merkte, dass er ihr gefiel.

„Nun — er hätte sie auch hier unter wahren Russen finden können!“ sprach er launisch.

„Und Gott hätte ihm eine Agentin der Geheimpolizei beschert, so sicher als die Sonne hinter den Sperlingsbergen untergeht!“ Das junge Mädchen lachte hell. „Genosse Grischa — das wissen Sie doch so gut wie ich! Davor war Mr. Roop schon in Berlin gewarnt. Go fiel seine Wahl auf mich als Reichsdeutsche!“

„Wie alt ist dieser Geldsack?“

„Wieder leitet Sie Ihr Scharfsinn fehl, Genosse Grischa! Mr. Roop ist schon zu Anfang Fünfzig und leidenschaftlich verliebt!“

„In Sie?“

„Wie denn in mich? In seine Frau ist er verliebt. Er spricht den ganzen Tag von ihr. Er kabelt ihr jeden Tag. Sie ist zwanzig Jahre jünger als er. Eben weil er sie so liebt, hat er sie und die beiden Kinder nicht mit nach Russland genommen, sondern in Amerika gelassen. Nun gehe ich ihm auch hier im Haushalt zur Hand und passe auf, dass er nicht zu grimmig bestohlen wird. Ich kenne ja Moskan bis zu meinem sechzehnten Lebensjahr.“

„Nun — und Sie, Genosse Grischa?“ Sie wandte ihm mit einem plötzlichen Anflug von Befangenheit ihr

hübsches, braunäugiges Gesicht zu. „Ich habe Ihnen so viel von mir erzählt. Ich weiss selber nicht, wie ich dazu kam. Von wo kommen Sie? Wie lange sind Sie schon in Moskau?“

„Was ist von mir zu berichten?“ sagte Grischa der Geiger. „Sie waren hier eine Herrenmässige. Ich bin einer von den Vielen. Mein Vater ernährte sich als Ofenheizer auf einem Adelsgut im Iwerʼschen Gouvernement. Der Pope brachte mir Lesen und Schreiben bei. Zigeuner lehrten mich das Geigenspiel. Mit ihnen kam ich schon vor Jahren nach Moskau. Siehe da, Herrin!“ Er hob den Arm und winkte. „Da kommt eine leere Droschke!“

Der dick in den Hüften wattierte Iswoschtschik trieb sein struppiges Bauerngäulchen im Schritt durch einen kleinen See heran. Aber dann sagte er los, dass das Wasser hoch zu beiden Seiten unter den rasselnden Rädern aufspritzte. Das winzige Wägelchen ohne Rückenund Seitenlehne schwankte wild hin und her. Es war so eng, dass Grischas linkes Bein in die Luft hinaushing. Mit dem rechten Arm umschlang er den Pelz seiner Begleiterin.

„Sie werden sonst aus dem Wagen geschleudert!“ schrie er ihr durch den Lärm der Räder zu. „Warum suchen Sie sich meiner Hilfe zu entziehen? Missfalle ich Ihnen so?“

Das junge Mädchen drehte sich zu ihm herüber. Ihm schien, als habe sich unter der Pelzmütze die Windröte ihrer Wangen ein wenig verstärkt.

„Was sollte ich gegen Sie haben?“ sagte sie gelassen. „Ich kenne Sie ja gar nicht! Sind Sie wirklich der Sohn eines Ofenheizers?“

„Warum nicht?“

„Nun — Sie machen auf mich einen anderen Eindruck . . .“

„Sie sind eine Ausländerin!“ Grischa schüttelte feindselig abwehrend den blondmähnigen Kopf. „Sie waren zehn Jahre nicht in Moskau. Man hat sich dort ohne Sie beholfen! Was wissen Sie noch von Russland?“

„Je weniger heutzutage, desto besser!“ versetzte seine Begleiterin. Sie liess sich jetzt ruhig von ihm stützen. Das Wägelchen rasselte schon über die Twerskaja. Ein graues, farbloses Menschengewimmel wogte auf der endlosen Geschäftsstrasse Moskaus. Grau der Schnee am Boden. Grau der Schnee auf den Dächern. Grau der niedere Himmel. Grau die Welt.

„So halte doch, Bruder!“ Das junge Mädchen gab dem Jswoschtschik mit dem Muff einen freundschaftlichen Stups in den breiten, gepolsterten Rücken und wandte sich zu Grischa:

„Hier wohnt Mr. Roop!“

Im zweiten Stock des Hauses wurde ein Fenster geöffnet. Das grosse, runde, glattrasierte Gesicht eines wohlgelaunten grauköpfigen Gentleman blinzelte humoristisch herab.

„Haben Sie ihn, Fräulein Frobe?“ rief er mit dröhnender Stimme.

„Wohl! Da bringe ich den Volksgeiger, Mr. Roop!“ rief seine Dolmetscherin, leichtfüssig aus dem Wagen kletternd, in hellem Englisch zu dem breitschulterigen Yankee am Fenster empor. „Er ist so froh, kommen zu dürfen — lässt er Ihnen übersetzen!“

„Das ist nicht wahr!“ schrie Grischa der Geiger auf Russisch, während er behutsam, um sein Instrument nicht zu beschädigen, aus der Droschke stieg. „Fürchten Sie denn nicht Gott, so zu lügen? Fast mit Gewalt brachten Sie mich hierher!“

Das junge Mädchen riss die Augen auf und starrte ihn an.

„Wieso verstehen Sie denn Englisch?“ fragte sie. „Ich denke, Sie sind der Sohn eines Ofenheizers?“

Grischa der Geiger biss sich unter dem blonden Vollbart auf die Lippen. Er schaute finster die Iwerskaja entlang.

„Nun — ich genoss einigen Unterricht . . .“ sprach er endlich unsicher.

„In Englisch . . . von einem Dorfpopen im Twerschen? Oh, Genosse Grischa!“

„Nicht doch . . . hier in Moskau . . .“

„ . . . wo kein Mensch im Volk ein Wort einer fremden Sprache versteht?“ Das junge Mädchen lächelte. Es war ein freundschaftliches, still hilfsbereites Lächeln. „Sie brauchen nicht so verstört auszusehen, Genosse Grischa! Von mir haben Sie nichts zu befürchten! Ich sage es niemandem weiter und frage auch Sie nicht weiter, wer Sie sind!“

„Ja — bitte — vergessen Sie den Zwischenfall!“ sprach düster Grischa der Geiger und trat hinter ihr in das Haus an der Twerskaja.

Grischa der Geiger

Подняться наверх