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Samstag, 29. März 2008, 20 Uhr 3

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Gestern nahm ich wieder an der Selbsthilfegruppe teil. Das ist für mich immer wieder auch eine Art von Therapie. Unter anderem sprachen wir über als unangenehmen empfundenes Schweigen. Auch bei diesem Treffen gab es mehr als genügend Anlass dazu, dieses Thema ausführlicher zu erörtern. Mir ist dabei bewusst geworden, dass meine erste Erinnerung an dieses Gefühl aus der Zeit stammt, in der mich meine Mutter morgens zum Kindergarten gebracht hatte. Dabei hatten wir so gut wie nie ein Wort miteinander gewechselt. Dieses dumpfe innere Druckgefühl hatte ich auch gestern Abend, als es öfter längere Zeit ruhig war. Die Theorien, warum man das Gefühl hat, bei einer längeren Gesprächspause etwas sagen zu müssen, waren recht vielfältig. Vom Wunsch, Kontrolle auszuüben bis hin zum Sich-schuldig-Fühlen und dazu, vermeintlich Verantwortung übernehmen zu müssen. Emotional fühlt es sich für mich jedenfalls genau so an wie damals auf dem morgendlichen Weg in den Kindergarten. Eine interessante Erkenntnis für mich.

Zum Ende hin thematisierte ich Erinnerungen von mir, die wohl entstanden sind, als ich sieben Jahre alt war, und welche von meinem ehemaligen Therapeuten als wahnhaft eingestuft worden waren. Ich hütete mich zwar davor, sie vor der Gruppe detailliert zu offenbaren. Doch mit irgendjemandem musste ich endlich mal wieder darüber sprechen. Und so erörterten wir zwar nicht die konkreten Inhalte dieser Erinnerungen, aber alles, was mit ihnen im Zusammenhang steht. Mein eigenes Verhältnis zu ihnen, mein Verhältnis zur Realität im Allgemeinen, meine Unfähigkeit, mich unter anderem wegen der Wahnschublade, in die mich mein Therapeut gesteckt hatte, auf eine weitere Therapie einzulassen, die Schere in meinem Kopf bezüglich Wahrhaftigkeit oder Wahnhaftigkeit meiner Erinnerungen. Um meine ständige Angst vor dem Erröten und den derzeit verstärkten Horror an Supermarktkassen ging es dann schließlich auch noch.

Als Rückmeldung höre ich aus der Gruppe immer wieder, als wie stark ich wahrgenommen würde. Gestern wurde ich gefragt, wieso ich mich eigentlich nicht schon längst umgebracht hätte. Daraufhin berichtete ich über meinem Selbstmordversuch mit Autoabgasen, den ich im zarten Alter von achtzehn Jahren hinter mich gebracht hatte. Eines Nachts war ich auf einem Waldparkplatz bewusstlos und ohne fühlbaren Puls aus unserer Familienkutsche herausgezogen worden, die ich zuvor entwendet hatte. Ich erzählte auch, dass ich seitdem oft am liebsten aufgegeben hätte, das aber irgendwie einfach nicht mehr könne. Als rein rationalen Grund konnte ich außerdem anführen, dass ich an Reinkarnation glaube und daran, dass man so lange immer wieder vor dasselbe Problem gestellt wird, bis man es gelöst hat. Und ein Mal reicht mir wirklich.

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