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Dienstag, 5. September 2006, 23 Uhr 25

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Während der vergangenen Tage habe ich das Betriebssystem meines Laptops neu installiert. Im Vorfeld dessen musste ich die Festplatte aufräumen und Backups machen. Eine solche Grundinstallation eines Computers einschließlich aller Nachwehen nimmt jedes Mal mehrere Tage in Anspruch. Eine unproduktive und ermüdende Tätigkeit. Manchmal frage ich mich, ob der Computer mir wirklich als Werkzeug und Arbeitshilfe dient oder ob es stattdessen Sinn meiner eigenen Existenz ist, ihn wieder und wieder zum Laufen zu bringen und ihn zu pflegen.

Seit einigen Monaten schwanke ich nun zwischen zwei beruflichen Identitäten. Da wäre zum einen das Schreiben eines Drehbuches, zum anderen das Programmieren. Und wie üblich, kann ich es mit dem Bauch nicht entscheiden, drehe mich im Kreise. Fest steht, dass ich mich zwar mein ganzes Leben schon mit dem Gedanken trage, etwas zu schreiben, aber faktisch über lange Zeiträume hinweg nahezu täglich bis zu zwölf Stunden am Rechner hockte und programmierte - in meiner Freizeit! Wäre ich nicht an die Computer geraten, wäre ich vielleicht Autor geworden. Aber wäre die Katze ein Pferd, dann könnte man damit die Bäume hinaufreiten.

Als Programmierer kann man direkt sehen und objektiv beurteilen, ob man eine Aufgabe erfolgreich bewältigt hat. Syntaktische Programmfehler zeigt einem der Computer an und logische Fehler machen sich durch ein nicht wunschgemäß arbeitendes Programm bemerkbar. Beim Verfassen einer Filmszene erfolgt keine derartige Rückmeldung. Hier bin ich alleine auf meine eigene Urteilskraft angewiesen.

Meine bisherigen Ansätze, ein Drehbuch zu schreiben, kommen mir unbeholfen, hölzern und klischeebeladen vor. Manchmal denke ich, hierbei wieder das Opfer meiner Minderwertigkeitsgefühle zu werden, manchmal aber glaube ich, diesbezüglich einfach eine gesunde Selbsteinschätzung zu haben. Schließlich tippte ich während all der vergangenen Jahre keine Drehbücher, sondern Programme, auch wenn ich im Geiste immer mal wieder an einem bestimmten Plot spann, der mich schon seit meiner Kindheit begleitet. Zudem sind zum Entwickeln von Dialogen soziale Kompetenzen und Erfahrungen erforderlich, sogar in einem besonders hohen Maß. Ich befürchte, damit kann ich als isolierter Sozialphobiker nicht dienen.

Dies alles sind sowieso wohl eher hypothetische Überlegungen, angesichts meiner Erwerbsunfähigkeit. Augenblicklich kann es bei beiden Alternativen sowieso nur darum gehen, mir eine sinnvolle Beschäftigung zu verschaffen, damit ich geistig nicht total versumpfe. Langfristig könnte man natürlich die Hoffnung haben, das Drehbuch an einen Produzenten zu verkaufen oder stattdessen mittels autodidaktischen Lernens Anschluss an die technische Entwicklung im Bereich der Programmierung zu finden, um dann eventuell über ein Praktikum wieder ins Berufsleben zu gelangen. Welches dieser beiden Szenarien ist das realistischere? Wahrscheinlich kann ich beide vergessen. Zunächst einmal müsste sich meine psychische Situation verbessern.

Vorläufig werde ich es dabei belassen, weiter meinen Sport durchzuziehen und viel zu lesen.

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