Читать книгу Geister, die ich rief - Ruth Broucq - Страница 6
Geister Sitzung
ОглавлениеEs war während meiner „Glücksspiel-Phase“. Lange Jahre verdiente ich im Roulette-Geschäft meine „Brötchen“, war immer im Geld, hatte es trotzdem nicht geschafft, größere Werte zu horten. Was allerdings daran lag, dass meine Lebensgefährten entweder durch Betrug, Diebstahl oder Zocken den größten Teil unserer Kohle verbraten hatten.
Klar hatte ich immer ein kleines Polster „beiseite“ gelegt, was aber schnell wieder verbraucht war, wenn nach einer finanziellen Hoch-Zeit wieder eine Tief-Phase folgte.
Einige schwierige Monate lagen hinter mir, die mit einer gewaltsamen Trennung und dem Verlust meines finanziellen „Pölsterchen“ geendet hatten, weil ich mir, für die Trennung, die Hilfe starker Männer hatte kaufen müssen.
Weil mich dieser harte Terror-Akt arg mitgenommen hatte, war ich danach psychisch in unübersehbarer schlechter Verfassung. Trotzdem musste ich geschäftliche Entscheidungen treffen, die mir nicht leicht fielen. Deshalb ließ ich mich, von einer Bekannten, dazu verleiten an einer „Geister – Sitzung“ teilzunehmen. Angeblich konnte man sich „Hilfe“ von nahestehenden „Verstorbenen“ holen.
„Das wollen wir auch, oh ja!“ hatte meine Freundin, Nina, enthusiastisch gerufen, als die „Hure“ Gabi erzählte, sie wolle die Geister nach der Zukunft befragen.
„Ach, das gibt es doch nicht!“ hatte ich spontan widersprochen. „Man kann doch nicht mit Geistern reden, Quatsch!“
Als auch Gabis Zuhälter, Ingo, der einer unserer Portiers war, ernsthaft bestätigte, Gabi spreche oft mit den Geistern Verstorbener, war zumindest meine Neugierde erwacht. Zu einem solchen „Macho“ wie Ingo passte eine esoterische Neigung einfach nicht. Bei Gabi fand ich es nicht ungewöhnlich, denn in „Huren-Kreisen“ war es bekanntlich üblich, dem Übersinnlichen zugeneigt zu sein. Aber dass auch „Zuhälter“ an Vorhersehung glaubten, war eigentlich nicht mit deren „Luden-Image“ zu vereinbaren. Denn solche „Herren“ vertraten normalerweise den Standpunkt, „Alleinherrscher“ zu sein. Wenn also so ein Kerl an „Geisterbeschwörung“ glaubte, musste doch da etwas Wahres dran sein.
Nina zeigte sofort brennendes Interesse, wollte noch am gleichen Abend beginnen. Dafür bot sie spontan ihre Wohnung an. Anfangs war ich noch skeptisch.
Aber nachdem Gabi mir versichert hatte, dass ich mit meiner verstorbenen Mutter reden, mir von ihr Rat, Trost und Zuversicht holen könne, willigte ich schließlich ein. Auch Ingos Kollege, Holger, der über den „den Unsinn“ spottete, kam mit, um sich die „ Verarsche“ mal anzusehen.
Es bedurfte kleinerer Vorbereitungen, das Alphabet, die Zahlen von 1 bis 10 sowie die Worte ´Ja‚ und ´Nein‚ wurden auf kleine Zettel geschrieben und im Kreis auf den Tisch gelegt. Ein Weinglas diente zur Kontaktaufnahme, indem es umgekehrt in die Mitte gestellt und von allen Anwesenden mit einem Finger „leicht“ berührt werden musste.
Mir war schon ein wenig mulmig zumute, als wir mitten in der Nacht, nur bei Kerzenlicht die Geister – Beschwörung begannen und Gabi den Namen meiner verstorbenen Mutter rief.
„Hanna Teissen, wir rufen dich!“
„Hanna Teissen, melde dich!“
„Hanna Teissen, bist du da?“
Gabis Stimme klang dunkel und schleppend, wie in Trance.
„Hanna Teissen, gib uns ein Zeichen, wenn du da bist!“
Ein plötzliches Rucken des Glases ließ mich ungläubig erstarren und meine Hand zuckte automatisch zurück als ob ich mich verbrannt hätte. Durch Gabis warnenden Blick fasste ich mich wieder und legte schnell meinen Finger erneut auf den Glasrand.
„Hanna Teissen bist du da? Dann antworte mir mit ja!“ befahl Gabi
Langsam, wie suchend, glitt das Glas über die freie Fläche zwischen den Buchstaben-Zetteln, bis es vor dem „Ja“ stillstand.
Ein leichtes Übelkeitsgefühl bemächtigte sich meiner als Gabi fragte: „Hanna, kennst du jemanden hier am Tisch?“
Ängstlich sah ich in die ernsthaft angespannten Gesichter der nächtlichen Runde. Nur Holger grinste zynisch.
Als das Glas dann wie von Zauberhand über den Tisch auf mich zu rutschte, war ich erst einmal so erschrocken, dass ich mich zurücklehnte, als könne die Stuhllehne mir Halt bieten. Mir war so übel, dass ich heftig den Kopf schüttelte und keine Fragen stellen wollte.
Mutig wollte Nina sofort einspringen: „Dann ich, Gabi, ich will was fragen!“
Selbstsicher nickte Gabi und sprach in beschwörendem Tonfall: „Hanna, kennst du auch die Nina?“
Erneut bewegte sich das Glas auf das „Ja“ zu und weiter zu Nina, um vor dieser unruhig hin und her zu wackeln.
„Ok, Nina. Teste Hanna erst einmal. Frage sie irgendetwas, was keiner hier am Tisch wissen kann. Danach frage, was du wissen möchtest. Alles klar?“ riet Gabi.
Doch der sonst so vorlauten Nina hatte die ungeduldig wirkende Wackelei des Glases wohl die Sprache verschlagen, denn sie räusperte sich einige Male, bis sie endlich ihre Fragen formulieren konnte. Der Name Ihres verstorbenen Großvaters, der aus den Buchstaben vor die das Glas hin und her rutschte, bis sie einen Namen ergaben, hatte Nina überzeugt. Dass animierte Nina endlich zu ihrem dringlichsten Anliegen kommen durfte.
Nina wollte wissen, ob sie bald einen Mann zum Heiraten fände. Nach einer zögerlichen bejahenden Antwort, fragte Nina nach dem Namen ihres zukünftigen Ehemannes. Als der Name „HUGO“ bei der Buchstabierung herauskam und das Glas zitterte, hatte ich das verrückte Gefühl, es lache Nina aus.
Auch ich musste laut lachen und prustete heraus: „Sie flachst dich, Nina. Sie lacht dich aus. Zu ihren Lebzeiten hätte meine Mutter auf diese Art von Frage geantwortet, ob du nichts Wichtigeres im Sinn hast, als Männer. Sie hätte dir geraten, du sollst dich lieber um deine Arbeit kümmern.“
„Quatsch, du bist blöd. Geister können doch nicht lachen oder flachsen.“ Wehrte Nina säuerlich ab
„Da irrst du dich aber gewaltig“, bestätigte Gabi meine Vermutung. „Auch Geister haben Humor. Sie sind als Geist genauso wie zu Lebzeiten. Ist doch klar!“
Das überzeugte mich von der geistigen Anwesenheit meiner Mutter.
Aber Nina maulte, sie war beleidigt. Das war mal wieder typisch für sie. Dabei wusste Jeder, der sie kannte, dass Ninas vordringlichstes Problem war, einen Mann zu finden. Ihre ständige unbefriedigte Geilheit kompensierte sie mit dem massenhaften Verzehr von Süßigkeiten jeder Art, was dazu führte, dass sie zur Fettleibigkeit neigte. Diese bekämpfte sie dann mit krassen Diäten. Aber kaum hatte sie ein paar Pfund abgenommen, stopfte sie sich wieder derartig voll, dass ihre Taille sich wieder den Maßen ihrer mächtigen Brüste näherte.
Nina war in allen Dingen gefräßig, beim Essen wie im Sex. Hatte sie dann mal ein männliches „Opfer“ erwischt, lief er ihr ganz schnell wieder davon, weil „Frau Immergeil“ jeden Mann überforderte.
Ohne ihre Gier wäre Nina eigentlich ein „Schuss“ gewesen. Denn sie war eine gepflegte junge Frau, hatte ein hübsches, ebenmäßiges Gesicht mit strahlend blauen Augen, von mittelblonder langer Haarmähne umgeben. In ihrer „schlanke Phase“ entsprach sie durchaus dem männlichen Traumbild einer vollbusigen Blondine. Leider waren ihre beiden Charakterschwächen unübersehbar.
Weil die Kommunikation für den Geist eines kürzlich verstorbenen Menschen noch etwas schwierig sei, fand Gabi es sinnvoller ihren gewohnten Geist zu rufen. Nina stimmte begeistert zu. Sah sie doch darin ihre Chance, endlich Antworten auf ihre dringlichen Fragen zu
bekommen.
https://de.wikipedia.org/wiki/S%C3%A9ance
(Spiritistische Seancen finden meist unter Anleitung eines „Mediums“ statt, das behauptet mit Geistern oder Dämonen in Kontakt treten zu können, oder Nachrichten von Verstorbenen aus dem „Jenseits“ empfangen zu können.
Als sichtbares Zeichen des Kontaktes mit dem Jenseits, werden das „automatische Schreiben“, auch durch schwebende Gegenstände, wie zum Beispiel Gläser, genannt.
Das Medium ist ein Mensch mit einer besonderen Eignung, zum Beispiel in „Trance“ zu fallen, um dann mit Toten Kontakt aufnehmen zu können. Diese spiritistischen Sitzungen finden meist bei Kerzenlicht oder absoluter Dunkelheit statt.
Manche Leute bezeichnen eine solche „Seance“ als wirtschaftlich motivierte Illusions-Veranstaltung, zumindest wenn die Teilnehmer dieser Sitzung dafür bezahlen, wenn das „Medium“ Kontakt mit dem Jenseits aufnimmt.
Die Blütezeit der Seancen und „spiritistischen Zirkel“ war um 1850 -1890, allerdings gibt es die bis heute noch.
In der amerikanischen Horrorfilm- Reihe „Poltergeist“ wurde dieses Phänomen verewigt.
„Geisterbeschwörung hat eine Jahrtausend alte Tradition bei vielen Kulturen. So zum Beispiel bei den „tungisischen Schamanen“ aus Sibirien, entsteht der Eindruck einer „Seelenreise“ ins von Geistern bevölkerte Jenseits.
Neuropsychologisch gesehen handelt es sich bei solchen „Seelenreisen“ um verschiedene Formen „erweiterter Bewusstseinszustände“, vor allem um „Trance und /oder Ekstase.“)