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Mini-Mama oder Mini-Papa

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Ist es wirklich so?«, fragte ich mich, »kann man eindeutig sagen, wem die Kinder mehr ähneln?«

Nach der allgemeinen Aussage der 60+-Gesellschaft zu beurteilen, scheinbar ja.

»Wie süß, ganz der Papa!« Wie ich diese Aussage hasste.

»Nein«, wollte ich dann jedes Mal den in den Kinderwagen guckenden Omas ins Gesicht schleudern. »Seid ihr denn alle blind?«, brüllte es tief in mir drinnen, während die Wut hochkochte und mein Gesicht dunkelrot einfärbte.

»Ach, meine Liebe, Sie müssen doch nicht rot werden«, lächelten sie mich an und tätschelten mir dabei den Arm.

»Ich hätte mir diesen feschen Kerl auch geschnappt und Kinder mit ihm gemacht. So süß die zwei Kleinen, ganz der Papa!«

Es war sinnlos, die Fakten auf den Tisch zu legen und sie vom Gegenteil zu überzeugen. Ganz abgesehen von ihren schlechten Augen hatten sie auch keinen Funken Empathie.

Ich errötete nicht vor Scham, sondern aus Wut und Verzweiflung, weil sie einfach nicht verstanden, dass es keine Mutter gerne hörte, dass die Schöpfung scheinbar ihre DNA vergessen hatte.

Zumindest war es wissenschaftlich bewiesen, dass die Intelligenz der Mutter auf das Kind überging, beruhigte ich mich selbst. In unserem Fall würde mein Mann sagen: »Die ›überkreativen-vor-Allgemeinwissen-strotzende-Genies‹ werden es später einmal als ›belehrungsresistente Mathematik-Antigenies‹ schwer haben.«

Das rieb er mir schon seit Jahren unter die Nase, weil ich selbst für die simpelsten Kalkulationen einen Taschenrechner brauchte, aber aus den einfachsten Dingen wahre Kunstwerke schaffen konnte.

Ich wiederum fand, dass es einen im Leben weiterbrachte, wenn man solche wichtigen Informationen wusste, wie etwa, dass Jakutsk die kälteste Großstadt der Welt war. Aber einem Small Talk-Verweigerer mit ausgeprägter Vorliebe für Social Distancing dies näherzubringen, war sinnlos, da es ihm schlichtweg egal war.

Ich betrachtete meine zwei Blondschöpfe, die eine perfekte Miniatur-Abbildung von mir selbst waren. Meine eigene Persönlichkeit spiegelte sich in jedem ihrer Atemzüge wider: stur oder anders gesagt beratungsresistent, ständig am zurückreden oder mit anderen Worten: kommunikativ, chaotisch oder besser sehr kreativ. Mit gutem Gewissen konnte ich also sagen, dass meine Genetik dominierte.

Ich betrachtete die kleinen Versionen meines Ichs, streichelte Viktoria und Bruno über den Kopf, während ich triumphierend lächelte und ihnen zuflüsterte: »Ich habe euch lieb, Mini-Me.«

Mini-Me auf Kreuzfahrt

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