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2. Freitag

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Natascha musste sich beeilen. Es war schon 19.45 Uhr und eigentlich wollte sie in einer Dreiviertelstunde bei einem absoluten mega Event sein.

Der Kunsthändler und Sammler Jean LeValet hatte sie zu seiner groß angekündigten Ausstellung eingeladen. Sie war gespannt, denn dieser Mann hatte verlauten lassen mit diesem Abend alles je da gewesene zu übertreffen. Er wollte eine weltweit einzigartige Auswahl an fantastischen Stücken einem ausgewählten Publikum präsentieren. So würde er zum größten Sammler und Händler aufsteigen. Tascha glaubte, dass er das schaffen konnte. Im Zuge ihrer momentanen Tätigkeit hatte sie einige Fotografien seiner Stücke sehen können und war gespannt auf den Rest. Der Abend würde sicher vielversprechend werden.

Sie sprang schnell unter die Dusche, drehte das warme Wasser auf und gab ein wenig Kaltes dazu, bis die Tropfen eine angenehme Temperatur erreicht hatten. Dann griff sie zum Shampoo und wusch sich die Haare. Sie seifte ihren Körper sorgfältig ein und spülte alles herunter. Beim Beobachten des Schaums, der in kreisenden Bewegungen im Abfluss verschwand, dachte sie an die vergangenen Tage. Eigentlich fühlte sie sich in dieser großen Stadt nicht mehr wohl, obwohl sie hier aufgewachsen war. Nach dem Tod ihrer Tante, bei der sie seit dem Verschwinden ihrer Eltern gelebt hatte, war diese Stadt ein Albtraum für sie geworden. Irgendwann hatte sie Berlin verlassen, war weggezogen. Als sie dann eine Anfrage von der Kriminalpolizei bekommen hatte, ob sie in beratender Funktion für sie tätig werden könne, entschied sie sich für längere Zeit zurückzukehren. War es ein Fehler gewesen?

Natascha drehte das Wasser aus und griff nach dem Handtuch, das sie in der Nähe aufgehängt hatte. Sie trocknete sich ab und schaute in den Spiegel, zwei große, braune Augen starrten ihr entgegen. In den vergangenen Wochen war es in Berlin zu gewalttätigen Übergriffen auf Kunstliebhaber und Sammler gekommen. Sie waren überfallen, beraubt und ermordet worden. Es wurde eine Spezialistin benötigt, die sich mit christlicher Kunst auskannte, um zu helfen. Natascha war Kunsthistorikerin und genau das war ihr Spezialgebiet. Obwohl sie noch recht jung war, hatte sie bereits einige Artikel in Fachzeitschriften veröffentlicht und sich aufgrund ihres Fleißes und ihres Wissens einen Namen gemacht. Sie schien genau die Richtige zu sein. Die Angelegenheit hatte sie interessiert, versprach spannend zu werden, und so hatte sie den Job angenommen.

Nachdem sie ihre Haare trocken geföhnt hatte, trug sie ein wenig Rouge und Wimperntusche auf. Ein heller Lippenstift und ein paar Spritzer Parfüm, dann war sie im Bad fertig. Sie ging zum Schrank, überlegte kurz und entschied sich für einen schwarzen, klassischen Hosenanzug mit einem violetten Top und dazu passenden Pumps, eine schlichte Goldkette rundete ihr Outfit ab. Einigermaßen zufrieden mit sich nahm sie ihre Handtasche von der Kommode, griff ihren Mantel und die Zimmerkarte und verließ das Hotel.

Ein Taxi, Natascha brauchte unbedingt ein Taxi. Der Portier öffnete ihr die Tür und sie trat hinaus. Der Wind blies ihr kalt ins Gesicht. Sie schaute die Straße hinauf und hinunter, es war keins zu sehen. Gerade wollte sie sich umdrehen, um wieder in die Lobby zu gehen und sich ein Taxi rufen zu lassen, als ein silberner VW vor ihr zum Stehen kam. Die Seitenscheibe wurde heruntergelassen und ein Gesicht mit einem breiten Grinsen kam zum Vorschein.

„Hey Tascha, ich wollte dich eigentlich anrufen und fragen, ob ich dich mit zu LeValet nehmen soll. Gut, dass ich dich noch erwische.“ Er öffnete ihr von der Fahrerseite aus die Tür und dankbar stieg sie ein.

„Tom, dich schickt der Himmel, wunderbar dich zu sehen.“ Sie gab dem Mann einen Kuss auf die Wange und schnallte sich an, die Fahrt ging los.

Tom war ein Kriminalbeamter, der an dem Fall Kunstmörder arbeitete. Sie hatten sich in der Zeit, die sie jetzt hier war, ein wenig angefreundet. Er war lustig und ein angenehmer Mensch, sie mochte ihn sehr.

Durch den dichten Abendverkehr fuhren sie zum Potsdamer Platz. Dort, hoch oben über der Stadt, hatte LeValet seine Räumlichkeiten. Tom parkte den Wagen in der Tiefgarage, die zum Gebäude gehörte und sie fuhren mit dem Fahrstuhl in den Eingangsbereich des verglasten Hochhauses. Ein Sicherheitsbeamter hinter einem Tresen schaute auf, als sich die Tür öffnete. Er hatte bis eben noch die Monitore beobachtet, die vor ihm standen. Nun lächelte er Tom und Natascha freundlich zu, und als die beiden vor ihm standen, fragte er höflich nach ihren Namen und dem Grund ihres Besuches.

„Mein Name ist Tom Neders“, er zeigte seinen Dienstausweis, „ich bin Hauptkommissar und dies ist Natascha Schiernow. Wir wollen zu Monsieur LeValet, man erwartet uns.“

Die Beamten der Kripo sollten sich heute unter die Gäste mischen, 'Undercover' wie man so schön sagte. Man ging davon aus, dass dieser Abend für die 'Kunstmörder' ein gefundenes Fressen werden würde.

Der Mann wandte sich einem Computer zu und nickte, dann blickte er auf und sagte: „Gehen Sie bitte zum hinteren Aufzug, er fährt sie direkt in die obere Etage. Ich wünsche einen schönen Abend.“

Natascha und Tom durchquerten die große, prächtige Halle. Sie schaute sich um: Der Boden war aus schwarzem Marmor, ebenso wie die Säulen die sich bis unter die Decke emporschwangen. Die Wände waren mit einer roten Seidentapete beklebt und große, Gold gerahmte Spiegel reflektierten das Licht. Sie fuhren in einem mit Mahagoni getäfelten Aufzug bis ganz nach oben. Dezente Musik begleitete sie.

Als der Fahrstuhl mit einem 'Pling' zum Halten kam und die Türen sich lautlos zur Seite schoben, kamen sie in einen Vorraum, auf dessen gegenüberliegenden Seite eine verschlossene Tür zu sehen war. Vor dieser standen zwei große, kräftige Typen, die zum privaten Sicherheitspersonal LeValets gehörten. Tom und Natascha traten an die beiden heran und stellten sich abermals vor. Einer sprach in sein Headset und nach wenigen Sekunden ließ man sie herein.

Sie betraten eine andere Welt. Ein großer Raum erstreckte sich vor ihnen. Eine komplette Seite war vom Boden bis zur Decke verglast und gab den Blick auf die Stadt frei, die im Dunklen der Nacht lag, Tausende Lichter funkelten wie Sterne. Der Boden war mit blutrotem Parkett ausgelegt. Eine große Sitzlandschaft aus schwarzen Sesseln und Sofas sowie ein paar kleinere Glastischen bildeten das Zentrum des Raumes. Um sie herum waren gläserne Schaukästen aufgebaut, in denen die Objekte lagen. Noch waren die Kästen dunkel und nichts war zu erkennen. An einer Seite des Raumes standen Tische, an denen sich die Gäste mit Getränken, Kaviar und Lachshäppchen, Austern und anderen Köstlichkeiten versorgen konnten. Servicekräfte kümmerten sich darum, dass den Gästen jeder Wunsch erfüllt wurde. Ein leises Summen lag in der Luft, es rührte von den Unterhaltungen her, die die Anwesenden miteinander führten. Ab und zu zuckte das Blitzlicht einer Kamera auf. Es war nur wenigen, ausgesuchten Reportern erlaubt worden diese Ausstellung zu besuchen.

Natascha war beeindruckt. Wenn sie auch noch nichts von den Exponaten sehen konnte, so war das Ambiente doch schon klasse, ihr Herz schlug schneller.

„Tascha“, Tom holte sie aus ihrer Verzückung heraus, „ich werde mal Ryan suchen, damit er mich einweisen kann.“

Sie nickte ihm nur zu und er verschwand. Eine Kellnerin trat an sie heran und bot ihr ein Glas Champagner an, das sie auf einem Tablett trug. Natascha nahm es, warum nicht?

Es war so weit, LeValet trat vor seine Gäste. Er war ein großer, stattlicher Mann Anfang fünfzig mit weißen, kurzen Haaren und stahlblauen Augen. Elegant gekleidet strahlte er eine enorme Selbstsicherheit aus. Sofort verstummten die Gespräche und alle blickten ihm entgegen. Er erhob die Hand, in der er ein Glas hielt, und lächelte seinen Gästen zu, er hatte die volle Aufmerksamkeit.

„Liebe Freunde“, er sprach mit einem leichten, französischen Akzent, „ich danke euch, dass ihr mir die Ehre erweist, heute Abend mit mir diesen Augenblick zu feiern. Ich habe hier die wunderbarsten Stücke zusammengetragen, die es meiner Meinung nach auf der Welt gibt und ich hoffe, dass sie euch genauso bezaubern werden wie sie mich schon seit meiner Jugend bezaubern. Schaut euch um, lasst euch treiben, ich hoffe, dieser Abend wird unvergesslich für uns alle.“

Er prostete seinen Gästen zu und nahm ein Schluck, dann zog er sich zurück. Im selben Augenblick wurde das Licht im Raum gedämmt und das in den Schaukästen angeschaltet. Viele kleine Halogenstrahler offenbarten nun das, worauf alle gewartet hatten.

Natascha hielt den Atem an. Das, was sie überblicken konnte, war umwerfend. Langsam ging sie von Schaukasten zu Schaukasten und entdeckte Stücke alter christlicher Kunst, von denen sie niemals gewagt hätte auch nur zu glauben, dass sie sie einmal im Original zu sehen bekommen würde. Sie war fasziniert und kam zu der Überzeugung, dass LeValet ein Gott sein musste all diese Kostbarkeiten zusammengetragen zu haben. Ihr wurde endgültig bewusst, dass diese Exponate ganz sicher ein gefundenes Fressen für die 'Kunstmörder' sein mussten, und verstand nun die extremen Sicherheitsvorkehrungen. Überall surrten Kameras und bewegten sich Sicherheitsleute zwischen den Ausstellungsstücken hin und her. Sie erkannte einige Kriminalbeamte wieder, die sich aufmerksam umschauten.

Tascha stand gerade an einer Vitrine und bestaunte ein goldenes Kreuz, das mit Rubinen und Smaragden besetzt war, als LeValet sich neben sie stellte. Gewinnend lächelte er sie an. „Bonsoire Madame Schiernow, ich freue mich, dass Sie meiner Einladung folge geleistet haben. Sie sehen wunderhübsch aus. Ich hoffe, Sie fühlen sich wohl.“

Natascha mochte ihn. Sie hatten sich auf der Dienststelle und auch außerhalb schon ein paar Mal getroffen und er war immer äußerst charmant gewesen und sehr zuvorkommen. Er war ein Mann, der seinen Erfolg lebte und wusste, wie er sein Gegenüber beeindrucken konnte, doch er wirkte nicht aufdringlich.

„Monsieur LeValet! Ich freue mich hier zu sein. Vielen Dank, es geht mir hervorragend. Einzigartig was Sie hier zeigen, es raubt mir fast die Sinne.“

Er blickte auf das Kreuz und sagte: „Dieses Kreuz soll einst einem Papst gehört haben, der es dem Teufel als Pfand für seine Seele gab, wunderbar, oder?“

Natascha nickte, er hakte sie unter und beide gingen zum nächsten Exponat. Es war ein Buch mit reich verzierten goldenen und roten Lettern in kunstvoller Handschrift verfasst.

„Das Buch Diavolis.“ LeValet streichelte fast liebevoll über das Glas der Vitrine und seine Augen leuchteten.

„Man erzählt dieses Buch wurde in der Hölle geschrieben, auf Menschenhaut und mit dem Blut von Sündern“, sagte sie und starrte fasziniert auf die Seiten.

Sie hatte schon viel darüber gelesen aber nie geglaubt es jemals zu Gesicht zu bekommen. Es hieß, dass dieses Buch in den geheimen Kammern des Vatikans aufbewahrt wurde.

„Man sagt auch, dass es Verse enthält, die das abgrundtief Böse auf der Erde beschwört“, antwortete LeValet.

„Monsieur könnten Sie sich tatsächlich von so einer Einzigartigkeit trennen?“

Er lächelte. „Ah, Madame, nicht alle Stücke, die ich hier ausstelle, biete ich auch zum Kauf an. Ein paar Dinge bleiben in meinem Besitz aber ich kam nicht umhin sie zu zeigen. Es ist mein Lebenswerk und ich bin stolz darauf sie mein zu nennen. Wenn Sie nachher ein wenig Zeit für mich haben, würde ich Ihnen gerne noch ein paar Stücke zeigen, die ich in meinem Arbeitszimmer aufbewahre. Sie sind nicht für die Öffentlichkeit gedacht, aber ich denke da unser beider Herzen für dieselbe Sache schlagen wären Sie vielleicht interessiert?“

„Oh sehr gerne ich fühle mich geehrt“, antwortete Natascha. Sie war gespannt, was es sein würde.

„Schauen Sie sich erst noch ein wenig um, ich werde dann auf Sie zukommen.“

LeValet gab ihr einen Handkuss und verbeugte sich leicht, dann ging er zu einer kleinen Gruppe älterer Damen. Natascha wendete sich wieder der Ausstellung zu.

Die schwarz gekleideten Männer betraten die Empfangshalle. Niemand nahm Notiz von ihnen auch nicht der Wachmann, der nach wie vor aufmerksam die Monitore beobachtete und das Foyer im Blick hatte.

Die Fresken, Heiligenfiguren und Schriften waren wunderbar. Natascha ging von Vitrine zu Vitrine und staunte einfach nur.

„Madame Schiernow, wollen Sie mich jetzt begleiten?“

LeValet stand plötzlich wieder neben ihr. Sie lächelte und nickte und er nahm sie sanft am Arm um sie durch einen kleinen Flur in sein Arbeitszimmer zu führen. Sie bemerkte sofort die zwei Sicherheitsbeamten, die sich im Raum befanden, jedoch bei ihrem Eintreten keine Miene verzogen.

Das Zimmer war mit alten, antiken, dunklen Möbeln eingerichtet. An den Wänden hingen Gemälde mit christlichen Motiven, der Kreuzgang Jesu, Maria und das Jesuskind, das Paradies, Dämonenfratzen und Götzen. Ein großes Bücherregal nahm eine Seite des Raumes ein. Dicke Folianten über Kunst, Geschichte und die Kirche standen darin, sowie heilige Schriften aus allen Teilen der Welt, Bücher über Dämonologie, Hexen und Exorzismus. Etwas abseits befand sich ein großer Schreibtisch aus Mahagoni. LeValet führte Natascha dorthin und bat ihr einen Stuhl an, sie setzte sich.

„Darf ich Ihnen etwas zu trinken anbiete? Ein Glas Champagner, einen Rotwein einen hervorragenden Cognac oder irgendetwas anderes, etwas nicht alkoholisches?“

Sie entschied sich weiterhin bei Champagner zu bleiben.

Ihr Blick schweifte weiter durch den Raum und sie entdeckte eine Vitrine in der Pergamentrollen lagen. LeValet ging zu einem Schränkchen und öffnete es. Zum Vorschein kam eine gut ausgestattete Bar. Er entkorkte eine Champagnerflasche und goss ein Glas voll. Sich selbst nahm er einen Cognac. Er kehrte an den Schreibtisch zurück und setzte sich ihr gegenüber. Der Kunsthändler reichte ihr das Glas und prostete ihr zu.

„Natascha, oh, ich hoffe es ist Ihnen recht, wenn ich Sie beim Vornamen nenne? Ich heiße Jean.“

Sie hatte nichts dagegen und so sprach er weiter.

„Gefällt Ihnen der Abend bisher?“

„Es ist einzigartig, für jemanden wie mich ist es beinahe der Himmel auf Erden. Noch nie habe ich etwas so Wunderbares gesehen. Ich denke, niemand hat je eine solche Fülle an Kostbarkeiten zusammentragen können.“

Sie trank einen Schluck.

„Es hat mich viel Zeit und Mühe gekostet. Wenn Sie jedoch noch weiter staunen wollen, dann würde ich Ihnen nun gerne das zeigen, weswegen ich Sie hergebeten habe.“

Er stand auf und ging zu einer vertäfelten Wand, an der er ein Paneel öffnete und einen Zahlencode in ein elektronisches Sicherheitsschloss eingab. Ein Stück der Wand öffnete sich und ein mannshoher Safe kam zum Vorschein. Er bat sie heranzutreten und Natascha glaubte ihren Augen nicht zu trauen. Sie erblickte Stücke, von denen man nicht einmal sicher war, ob sie überhaupt existierten. Dinge, von denen man glaubte, sie seien verschollen oder Mythen alter Geschichtenschreiber und nun lagen sie hier vor ihr.

„Sind sie echt?“, fragte sie atemlos.

LeValet lachte, „Ja, das sind sie, allesamt.“

Er schwieg und schaute mit leuchtenden Augen auf die Stücke. Ein seliger und zufriedener Ausdruck lag auf seinem Gesicht. „Meine Spezialisten, Experten, die ich aus den verschiedensten Teilen der Welt engagiert habe und die hohes Ansehen genießen, bestätigen ihre Echtheit. Ich habe einen Teil meines Plans erfüllt.“ Er legte den Kopf in den Nacken und schloss die Augen für einen kurzen Moment. „Diese Stücke werde ich niemals verkaufen und sie auch nicht öffentlich zur Schau stellen. Sie sind für meine private Sammlung bestimmt aber Ihnen wollte ich sie zeigen, weil Sie es verstehen.“

Natascha starrte immer noch fassungslos in den Tresor.

„Wie ist es Ihnen gelungen …?“

„Wie ich dies alles in meinen Besitz gebracht habe? Nun, das ist meine Angelegenheit.“

Plötzlich flog die Tür auf und noch bevor einer der Sicherheitsbeamten reagieren konnte standen drei Personen im Zimmer. Sie waren schwarz gekleidet und trugen schwarze, lange Mäntel, deren Kapuzen sie über die Köpfe gezogen hatten. Ihre Gesichter waren nicht zu erkennen. In ihren Händen hielten sie Schwerter, niemand sagte ein Wort. Einer der Sicherheitsleute überwand seine Überraschung und zog eine Waffe. Blitzschnell trat einer der Eindringlinge an ihn heran und schlug mit seinem Schwert zu. Der Wachmann sackte tödlich getroffen zu Boden. Es schien, als würde sein Blut wie in Zeitlupe aus dem leblosen Körper hinaus sickern und eine große Lache auf dem Boden bilden.

Dank der Tatsache, dass der Safe hinter einem Mauervorsprung lag, hatten die Männer sie und den Kunsthändler noch nicht entdeckt. LeValet deutete Natascha wortlos an, dass sie sich unter dem Schreibtisch verstecken solle, der nahe dem Tresor stand. Sie rutschte unter den Tisch und kauerte sich in einer Ecke zusammen. Die Männer schauten sich im Raum um. Einer löste sich von der Gruppe und kam langsam auf LeValet zu. Sein schwarzer Mantel bewegte sich sanft bei jedem Schritt, geräuschlos. LeValet wich ein wenig zurück, weg vom Tisch, und schaute Hilfe suchend zu dem anderen Sicherheitsbeamten.

Der Fremde hatte ihn nun erreicht und packte ihn am Arm und zwang ihn auf die Knie. Er hielt ihm das Schwert an die Kehle. Natascha wagte nicht zu atmen, ihr Herz raste.

„Du hast etwas in deinem Besitz das nicht dir gehört, ich bin gekommen, es zurückzuholen.“

Der Mann sprach mit ruhiger Stimme und Natascha stellte erstaunt fest, dass sie einen angenehmen warmen Tonfall hatte. Immer noch lag das Schwert an LeValets Hals. Der Kunsthändler hatte die Augen weit aufgerissen, Angst stand ihm deutlich ins Gesicht geschrieben.

„Ich weiß nicht was Sie meinen“, sagte er dann jedoch ziemlich gefasst.

„Oh, ich denke du weißt sehr gut, wovon ich spreche, wo ist es?“

Der Mann drückte das Schwert etwas fester an den Hals, ein dünnes, rotes Rinnsal lief hinunter.

„Ich habe es gar nicht gerne, wenn man mich für dumm verkauft. Du hast dich mit den Falschen angelegt. Sag mir, wo es ist und du bekommst eine Chance.“

Die Stimme LeValets zitterte nun. „Wenn ihr mich tötet, werdet ihr es niemals etwas erfahren, auch in meinen Gedanken werdet ihr nichts finden.“

„Glaube mir, wenn ich mit dir fertig bin, wirst du dir wünschen ich hätte dich einfach nur umgebracht, also sag, wo es ist. Du hast kein Recht es dein Eigen zu nennen.“

LeValet schüttelte den Kopf.

Die Scheide des Schwertes musste sich am Rücken des Fremden, verborgen unter dem Mantel befinden, denn dorthin ließ er es verschwinden. Dann nahm er die Hand des Kunsthändlers und drehte mit einer schnellen Bewegung das Handgelenk zur Seite. Es knackte laut und LeValet schrie vor Schmerzen. Natascha sah aus ihrem Versteck, wie unnatürlich die Hand verdreht war. Nur langsam realisierte sie, dass sie gebrochen war. Warum kam denn keiner zur Hilfe? Wo waren all die anderen? Kein Laut aus dem Ausstellungsraum war im Arbeitszimmer zu hören, wo waren Tom und seine Kollegen?

„Wo ist es?“ Der Mann sprach leise.

„Du kannst mich nicht einschüchtern!“ LeValet hielt sich die verletzte Hand.

Der Fremde griff an die Schulter des Kunsthändlers und brach ihm mit einem Ruck den Arm. Der Gepeinigte kippte zur Seite weg und wand sich am Boden voller Schmerzen. Natascha wollte schreien doch ihre Kehle war wie zugeschnürt, kein Laut kam über ihre Lippen. Der Fremde zog sein Schwert wieder und ließ es hinabsausen. Mit einem sauberen Schnitt trennte er die Hand des Kunsthändlers ab, der schrie furchtbar. Blut, überall war Blut und er brach nun vollends zusammen.

„Ich habe es nicht, nur im Schließfach ist noch etwas aber nicht das, ich hatte es nie …“, stammelte er.

„Wo ist dieses Schließfach, sprich!“

Die Stimme des Fremden war ohne jegliche Emotionen.

„Tarson Bank, … im, im Tresor, der Schlüssel …“

Der Fremde ließ von LeValet ab und ging zum Tresor. Natascha biss sich auf die Unterlippe, nun war alles vorbei, er würde sie entdecken.

Er ging zum Safe, um den Schlüssel an sich zu nehmen.

Er spürte ihre Anwesenheit, ihre Angst und hörte ihr Herz schnell und ungleichmäßig schlagen, ihr Blut jagte durch die Venen. Er hielt in seiner Bewegung inne und drehte sich ein wenig zur Seite, da sah er sie. Sie saß unter dem Tisch, in einer Ecke zusammengekauert, und starrte ihn an. Sie zitterte am ganzen Körper, Tränen liefen ihr über die Wangen. Er hob leicht sein Schwert und wollte sie zwingen hervor zu kommen. Ihre Augen flehten ihn an. Er zögerte, irgendetwas hielt ihn davon ab diese Frau auf der Stelle zu töten. Sie schaute ihm genau in die Augen, er meinte sie zu kennen.

„Ist alles in Ordnung?“ Die Stimme Keans riss ihn aus seinen Gedanken.

„Alles O.K.“ Gab er an den anderen zurück, ohne den Blick von ihr zu nehmen. Er zögerte, die Frau öffnete den Mund, so als wollte sie etwas sage. Gabriel schüttelte fast unmerklich den Kopf und die Frau verstand, sie zog sich noch weiter unter den Tisch zurück. Er griff in den Tresor und nahm ein kleines, gläsernes Kästchen heraus, darin lag ein Schlüssel. Er kehrte zu LeValet zurück. Gefühllos schaute er auf diesen Abschaum herunter.

„Gibt es noch irgendetwas, was ich benötige, um an das Schließfach zu kommen?“

LeValet schwieg. Nun gut, dann sollte er halt noch ein wenig leiden. Er holte aus und zertrümmerte dem Alten mit seinem Schwert beide Kniescheiben. Bevor er das Bewusstsein verlor, brachte LeValet noch eine Reihe von Zahlen hervor einen Code, den man benötigte, um das Fach zu öffnen.

„Erledige den anderen!“, befahl er Kean und deutete auf den Wachmann. „Keine Zeugen!“, er ging aus dem Raum.

Als alles erledigt war, verließen die Männer das Gebäude so unbemerkt, wie sie es betreten hatten.

Es kam Natascha vor, als wäre die Zeit stehen geblieben. Sie saß unter dem Schreibtisch und wiegte sich leise wimmernd vor und zurück unfähig aufzustehen und Hilfe zu suchen. Diese Augen, diese Augen und seinen Blick würde sie niemals vergessen. Er hatte sie angeschaut und sie glaubte, das Fegefeuer der Hölle in ihm gesehen zu haben. Es war so unheimlich gewesen, dieses Glühen in seinen Augen. Trotzdem hatte er sie verschont, sie sogar angehalten ruhig zu bleiben. Tascha fing laut an zu schluchzen. Plötzlich berührte sie etwas an ihrem Arm. Sie fuhr zusammen und schrie. Sofort umschlangen sie zwei kräftige Arme und hielten sie zärtlich fest.

„Scht, scht, es ist alles in Ordnung, es ist alles vorbei, endlich habe ich dich gefunden, alles ist gut.“

Sie sah auf und blickte in Toms besorgtes Gesicht. Er drückte sie sanft an seine Brust und redete beruhigend auf sie ein. Augenblicke später löste er sich vorsichtig von ihr und sagte: „Komm mit mir, du brauchst keine Angst mehr zu haben.“

Er zog Natascha unter dem Schreibtisch hervor und half ihr beim Aufstehen. Zusammen verließen sie das Arbeitszimmer.

Tom stützte sie, und als sie in der Tür standen, schaute sie noch einmal zurück, sie sah die leblosen Körper der Sicherheitsmänner, die gerade mit Tüchern verhüllt wurden. Dort wo vorhin noch LeValet am Boden lag, sah sie nur noch eine rote Pfütze.

Sie gingen in den Präsentationsraum. Hier herrschte trotz einer bedrückenden Stille reges Treiben. Notärzte kümmerten sich um die Gäste und Polizisten gingen ihrer Arbeit nach. Ryan stand an der Fensterfront und sprach in sein Handy. Rolltragen mit schwarzen Leichensäcken wurden aus dem Raum geschoben und der Wachmann vom Empfang saß auf einem Stuhl, blass und aufgewühlt. Tom schob Natascha auf ein Sofa zu. Bei jedem Schritt knirschten Glasscherben unter ihren Füßen. Sie nahm alles wie durch einen Schleier wahr. Die Vitrinen waren zerschlagen worden, die Kunstgegenstände lagen am Boden und waren beschädigt. Sie setzte sich und Tom ging ihr ein Glas Wasser holen. Was war hier geschehen? Auf dem dunklen Parkett sah sie feucht glänzende Flecke, die mit Markierungen versehen worden waren. Blitzlichter, diesmal die der Kameras der Kriminaltechniker, flammten auf und erloschen wieder. Das Deckenlicht war jetzt nicht mehr gedämmt und wie aus weiter Entfernung drang Schluchzen an ihr Ohr.

Tom kam zurück und reichte ihr ein Glas. Sie nahm es und trank gierig ein paar Schlucke. Der Nebel lichtete sich und sie kehrte in die harte Realität zurück, nichts zeichnete die Szenerie mehr weich.

„Was ist bloß geschehen?“ Nataschas Stimme klang in ihren eigenen Ohren dünn. „Ist LeValet …“ Sie konnte den Satz nicht beenden, es schien ihr die Luft abzuschnüren.

„Nein er lebt, es geht ihm schlecht, aber er lebt und wird gerade im Krankenhaus operiert.“ Tom schaute besorgt auf Natascha hinab. „Geht es dir besser?“

„Ja, ein wenig.“ Sie hatte ihre Stimme jetzt wieder unter Kontrolle.

„Tascha, was ist in diesem Zimmer geschehen? Kannst du es mir erzählen?“

Sie nickte und nahm noch einen Schluck von dem Wasser. Sie atmete tief ein und versuchte so gefasst wie möglich alles wieder zu geben, erwähnte jedoch nichts von den Augen dieses Mannes die ihr solche Angst gemacht hatten.

„Tja, ich glaube wir haben kläglich versagt“, Tom sprach leise. „Es hat auch einen von uns erwischt und sie haben bis auf zwei alle Wachmänner getötet und drei Gäste.“

Er schüttelte den Kopf, dann sprach er weiter und redete sich alles von der Seele: „Sie standen plötzlich im Raum, sechs vermummte Männer mit Schwertern in den Händen und niemand schien in der Lage zu sein sich zu rühren. Ich dachte immer: Du musst was machen, zieh deine Waffe! Aber ich konnte nicht und dann war mein Kopf leer. Ich habe einfach alles nur mit angesehen. Ein paar versuchten sich zu wehren aber sie wurden niedergeschlagen und getötet.“ Tom nahm Natascha das Glas aus den Händen und trank es aus, dann setzte er sich neben sie.

Sie schaute ihn an. „Was haben die gemacht?“

„Sie haben die Vitrinen eingeschlagen und Sachen in Rucksäcke gesteckt. Irgendwann verließen drei von ihnen das Zimmer, ich denke, das waren die, die dann in das Arbeitszimmer zu euch kamen. Als sie zurückkehrten, sagte einer von ihnen zu den anderen irgendetwas wie: Tötet die Verräter oder so ähnlich und dann haben sie ein Blutbad angerichtet. Ich konnte einfach nichts machen. Es war, als würden mir mein Körper nicht gehorchen. Irgendwann war alles vorbei und diese Typen gingen. Sie gingen einfach hinaus und nach einer Weile hatte ich mich wieder unter Kontrolle und dann brach das Chaos aus.“ Tom atmete tief durch. „Natascha, es waren nur sechs Männer und sie hatten keine Pistolen oder so etwas. Hier waren so viele Leute, so viele Polizisten und Wachmänner und keiner konnte etwas gegen sie unternehmen.“ Er schwieg und schloss die Augen. Natascha streichelte ihm über den Arm.

„Es geht schon wieder, ich werde diese Mistkerle erwischen das schwöre ich dir!“ Ein harter Ausdruck lag auf Toms Gesicht. „Ich lass mich doch nicht verarschen von denen!“

Nach und nach wurde es ruhiger. Die Gäste waren nach Hause geschickt worden, die beiden Wachmänner, die übrig geblieben waren, hatte man in Schutzhaft genommen und die Kriminaltechniker räumten ihre Sachen zusammen. Natascha war müde, sie wollte nur schlafen, einfach nur schlafen. Sie bat Tom sie zum Hotel zu fahren.

„Meinst du nicht es wäre besser heute Nacht nicht alleine zu sein? Vielleicht solltest du mit zu mir kommen, ich schlafe auf der Couch.“

Natascha war dankbar für das Angebot, schlug es jedoch aus, sie musste alleine sein und so fuhr er sie ins Hotel.

Als sie sich verabschiedeten, wünschte sich Tom sie würde ihn küssen. Tascha gab ihm jedoch nur einen flüchtigen Kuss auf die Wange und das war schon mehr, als er unter diesen Umständen verlangen konnte. Sie stieg aus dem Auto. Er schaute ihr nach, bis sie im Foyer verschwunden war. Sie hatte sich nicht mehr zu ihm umgedreht.

Natascha saß auf dem Bett. Sie hatte noch einmal geduscht und sich in einen Hotelbademantel eingehüllt. Sie bereute das Angebot von Tom nicht angenommen zu haben. Sie zitterte am ganzen Körper. Diese Augen verfolgten sie. Dieser Blick ließ sie nicht los. Sie hatte das Gefühl zu fallen und niemand fing sie auf, wenn sie an den Abgrund dachte, den sie in diesem Blick gesehen hatte, wie eine leere Unendlichkeit. Sie dachte an das viele Blut, die Schreie LeValets und die Angst die sie gehabt hatte.

Tascha fasste einen Entschluss. Sie setzte sich auf und griff nach ihrem Handy, das auf dem Nachttisch lag und starrte es an dann schaute sie auf die Uhr, 1:30 Uhr. Hier in Berlin lebte eine sehr gute Freundin von ihr, Mia. Sie hatte neben ihrer Tante gewohnt und sie hatten sich angefreundet, als Natascha dorthin gezogen war. Sie zählte diese Frau zu einer ihrer besten Freundinnen. Der Kontakt war auch nicht abgebrochen, als sie aus Berlin weggezogen war. Sie telefonierten und besuchten einander, wenn es die Zeit erlaubte. Diesmal war sie noch nicht dazu gekommen Mia zu sehen, der Job hielt sie ganz schön auf Trab. Sie wählte die Nummer und nach einigem Klingeln meldete sich eine verschlafene Frauenstimme am anderen Ende.

„Mia“, Natascha zögerte, „ich bins, Natascha. Entschuldige, dass ich Euch so spät störe ...“ Sie brach in Schluchzen aus und konnte sich nur schwer beruhigen.

„Natascha um Gottes willen, was ist los?“ Die Frau am anderen Ende klang sehr besorgt. „Rede schon, was ist passiert?“

„Mia, ich kann nicht mehr. Mir ist heute etwas Schreckliches passiert. Ich weiß nicht mehr weiter, ich weiß nicht was ich tun soll.“ Sie weinte.

„Tascha wo bist du? Sag mir wo du bist, bist du schon in der Stadt? Hat man dir wehgetan?“

„Nein, ich bin nicht verletzt. Ich bin in einem Hotel am Ku´Damm, ich kann nicht alleine sein.“

„Gib mir die Adresse ich schicke Josh, er holt dich ab und bringt dich her. Packe ein paar Sachen und verbringe die Nacht bei uns, dann können wir reden, ich helfe dir.“ Natascha nannte die Adresse und legte auf. Dann nahm sie ihre Reisetasche und stopfte wahllos ein paar Dinge hinein die sie meinte für eine Nacht zu benötigen.

Fünfzehn Minuten später stieg sie zum Ehemann ihrer Freundin ins Auto. Der Wagen kam gerade vor der wunderhübschen alten Stadtvilla zum Stehen, als auch schon die Tür aufgerissen wurde und Mia in einem Morgenmantel auf Natascha zu gerannt kam. Sie erreichte die Freundin, als diese ausgestiegen war, und nahm sie in den Arm.

„Hallo Kleines, komm schnell rein. Ich habe einen Kaffee aufgesetzt. Josh bringt deine Sachen ins Gästezimmer und du erzählst mir, was dir Schlimmes passiert ist.“

Sie zog Tascha mit sich, legte ihr den Arm um die Schulter und brachte sie in das warme, hell erleuchtete Haus.

Sie betraten die gemütliche Küche und Natascha fühlte sich besser. Hier war alles so freundlich. Sie war froh, dass sie den Schritt gewagt hatte, Mia anzurufen. Natascha setzte sich auf einen Stuhl an den großen Esstisch und ihre Freundin goss zwei Tassen voll Kaffee.

„Zwei Löffel Zucker und viel Milch?“ Mia schaute sie fragend an, sie nickte und nahm die Tasse in die Hand um einen Schluck zu trinken. Es tat ihr gut.

„Es tut mir so leid euch so spät zu stören.“

Sie hatte einen Klos im Hals und die Tränen traten ihr in die Augen.

Sie zitterte, bedrückt fuhr sie fort. „Aber ich wusste nicht, was ich machen sollte.“

Nun fing sie wieder an zu weinen. Mia nahm sie zärtlich in den Arm.

„Schatz, dafür sind Freunde da, auch mitten in der Nacht.“ Mia ließ ihr Zeit bis sie sich ein wenig gefasst hatte und fragte dann: „Was ist geschehen?“

Natascha erzählte ihr alles, es tat gut, darüber mit einer Freundin zu reden.

„Aber weißt du was das Schlimmste ist? Ich habe den Kripoleuten nicht alles gesagt, ich komme mir so blöd dabei vor. Als ich diesem Kerl in die Augen geschaut habe, hatte ich das Gefühl ich würde bis tief in seine Seele sehen und was ich dort gesehen habe, war so grausam. Ich glaubte ich würde fallen und niemand würde mich je auffangen und es war schlimmer als alles Andere, was dort geschehen ist. Es war schlimmer, als alles was mir je passiert ist. Es war, als würde ich sterben, dieser Blick lässt mich nicht los.“

Mia runzelte die Stirn. „Jetzt bist du ja bei uns, du brauchst keine Angst zu haben. Hier passiert dir nichts wir passen auf dich auf und glaube mir, ich würde dich auffangen.“

Beide umarmten sich.

Als der Morgen graute, brachte Mia Natascha in eines der beiden Gästezimmer des Hauses. Die Tasche, die sie so schnell gepackt hatte, stand auf einem Stuhl und die Überdecke des Bettes war zurückgeschlagen. Kissen und Federbett waren aufgeschüttelt und luden zum hinein sinken ein. Natascha merkte, wie müde sie plötzlich war und gähnte. „Handtücher sind im oberen Fach der Kommode. Wenn du sonst etwas brauchst, sag mir Bescheid. Ich hoffe, du findest ein wenig Ruhe. Versuche zu schlafen, es wird alles wieder gut.“ Mia drückte Natascha noch einmal und schloss beim Verlassen des Zimmers die Tür hinter sich. Nun war sie alleine.

Tascha schaute sich im Zimmer um, alles war wie bei ihrem letzten Besuch. Die zart lilafarbenen Vorhänge waren zu gezogen. Die Nachttischlampe brannte und verströmte ein warmes Licht im Raum, das Deckenlicht war nicht eingeschaltet. Sie öffnete ihre Tasche und nahm ihr Shirt heraus das sie für die Nacht eingepackt hatte. Kurz überlegte sie, ob sie noch ins Bad gehen sollte, das am Flurende war, entschied sich dann aber dagegen. Sie zog sich aus, schlüpfte unter die dicke Federbettdecke und kuschelte sich ein.

Der Morgen war schon fast da, als sie im Unterbewusstsein wahrnahm, wie die Haustür zu schlug. Dann schlief sie ein und träumte gar nichts.

Die Grauen Krieger

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