Читать книгу Menschenseelen Teil 2 - Lilith - - S. N. Stone - Страница 5

3. Kapitel

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Das Christentum begann sich auszubreiten und immer mehr an Einfluss zu gewinnen das verschaffte Gott eine großen Vorteil.

Gott hatte sich ein paar Jahrtausende im Hintergrund gehalten, nur ab und an seine Spielfiguren unter die Menschheit gestreut, so wie es das Böse auch getan hatte, nun aber schien ihm das nicht mehr zu reichen. Er hatte seinen Abkömmling gesandt, und der war als Messias in die Analen der Geschichte eingegangen und hatte unzählige Anhänger Gottes hervorgebracht. Jesus Glanzstück war wohl die Auferstehung gewesen. Nachdem er durch die Römer gekreuzigt worden war, war er drei Tage später zurückgekehrt. Danjal hätte beinahe losgelacht, vielleicht hätte er selbst auch einmal mit so viel Getue zurückkehren sollen, gestorben und auferstanden war er schon öfter als ihm lieb war. Vielleicht hätte er dann einen neuen Glauben in die Welt gesetzt, das Lilithtum, und IHR wären die Menschen gefolgt.


Danjal war auf dem Weg nach Konstantinopel. Hier wollte er Justinian I. einen Besuch abstatten. Justinian, der Kaiser von Byzanz, war ein alter 'Freund'. Vor ein paar Jahren hatte er bereits Kontakte zu ihm geknüpft und ein kleines 'Geschenk' dort gelassen. Dieses 'Geschenk' hatte er ursprünglich aus Ägypten mitgebracht und es hatte sich als sehr nützlich erwiesen. Diese winzigen, wunderbaren Erreger hatten die Menschen schon im Nildelta krankgemacht und ihre Wirkung bis zum Rhein ausgebreitet. Leider hatten sie sich irgendwie verflüchtigt. Danjal hatte vor, sie noch einmal unter die Leute zu bringen.


Justinian hieß ihn in seiner Residenz willkommen, und als er mit ihm durch den Garten spazierte und sie Neuigkeiten austauschten, beobachtete er den Kaiser ganz genau. Der untersetzte Mann, mit dem dünnen, Haar, dem runden Gesicht und den leicht geröteten, nach römischer Sitte, glatt rasierten Wangen, hatte immer ein Lächeln auf den Lippen. Vielleicht würde ihm das Lächeln einmal vergehen. Danjal wusste, dass nach allem, was geschehen war, nach all den Untaten, die Justinian an den Menschen verübt hatte, viele der Meinung waren, dass er kein menschliches Wesen sei, sondern die Verkörperung eines Dämons. Man machte ihn für die Krankheit verantwortlich, für die Naturkatastrophen, man verachtete ihn für seine Sucht nach Anerkennung, seine Selbstliebe, die er durch seine teuren Bauwerke zum Ausdruck brachte und durch seine Kriege, die er mit leeren Staatskassen bezahlte. Um diese wieder aufzufüllen, schröpfte er das gemeine Volk, indem er horrende Steuern verlangte und die Menschen in Armut leben ließ.

Nein, er war kein Dämon, er war kein Abkömmling, er war ein gieriger Mensch, der glaubte, all seine Macht aus Gottes Hand erhalten zu haben. Er ließ Heiden verfolgen und ermorden. Zerstörte ihre Tempel, zwang sie, den christlichen Glauben anzunehmen und tötete diejenigen, die sich weigerten. Justinian hatte die Verfolgung nichtchristlicher Gelehrter angeordnet und Bücher verbrennen lassen. Er war eifrig dabei die Christianisierung voranzutreiben und das gefiel Danjal nicht. Obwohl er kein Menschenfreund war, und ebenfalls an der Dezimierung der Menschheit arbeitete, war er der Meinung, Justinian mache einen großen Fehler.

Danjal hoffte, dass die Krankheit dem Kaiser diesmal das Genick brechen würde. Gott hatte die Spielregeln geändert, aber er hatte sicher nicht gewollt, dass in seinem Namen getötet wurde.

Es gab noch eine Annehmlichkeit, die der Besuch mit sich brachte, Theodora. Sie war Justinians Frau und bereits vor der Ehe dem männlichen Geschlecht in keiner Weise abgeneigt gewesen, böse Zungen behaupteten sogar, sie hätte ihr Geld mit Prostitution verdient, bevor sie die Gemahlin und Mitkaiserin geworden war. Wie auch immer, Theodora war eine wunderhübsche Frau, mit langen, dunklen Haaren, einer hellen Haut und glühenden, dunklen Augen und sie war Danjal zugetan gewesen.

„Ich habe Eure Gattin noch gar nicht gesehen“, unterbrach Danjal den Redefluss des Kaisers, der gerade von einem Angriff auf die Perser sprach. Justinian blieb stehen und auch Danjal ging nicht weiter. Bedauern, ja Trauer ersetzte das Lächeln auf dem Gesicht des Mannes. „Mein Freund, habt Ihr es denn nicht erfahren? Meine geliebte Frau ist bereits vor neun Jahren verstorben.“ Nein, das hatte er nicht gewusst, diese Information hatte ihn nicht erreicht. Schade, es hätte amüsant werden können. „Jedoch bin ich begeistert, Euch wiedereinmal in meinem Hause begrüßen zu dürfen. Lange habt Ihr auf einen erneuten Besuch warten lassen. Euch treiben die Geschäfte ins Land?“ Danjal nickte und sagte: „Ich warte auf eine Lieferung Gewürze, die ich verschiffen will, außerdem würde ich mich freuen, Euren Prachtbau, die Hagia Sophia zu besuchen. Bei meinem letzten Besuch hatte ich keine Gelegenheit die Kirche zu besichtigen.“ Das Lächeln auf Justinians Gesicht kehrte zurück und ein freudiges Funkeln war in seinen Augen zu erkennen. „Ich kann mich erinnern, zu der Zeit, da Ihr hier wart, fanden umfangreiche Ausbesserungsarbeiten statt. Mit größtem Vergnügen werde ich Euch dorthin begleiten. Mich beglückt euer Interesse.“ Der Kaiser schaute an Danjal vorbei, richtete dann seinen Blick wieder auf ihn. „Ich denke wir sollten hineingehen, um zu Abend zu essen. Dann lasst uns noch ein wenig Freude haben, und wenn Ihr morgen gewillt seid, werden wir den Bau Gottes besuchen.“


Der Abend verlief angenehm und amüsant, und Danjal brauchte, trotz des Todes Theodoras, die Nacht nicht alleine zu verbringen. Morgen würde er das Bollwerk der Christenheit besichtigen. Er war gespannt darauf zu sehen, wohin die Gelder geflossen waren, die besser das Volk hätten ernähren sollen, als den Größenwahn eines Mannes zu befriedigen. Die Menschen waren so einfältig, und am Beispiel des byzantinischen Kaisers war dies wiedereinmal zu erkennen; er arbeitete an seinem eigenen Untergang mit seinem Gotteskomplex.

Danjal lehnte sich aus dem Fenster seiner Unterkunft und konnte die Kuppel des Gotteshauses sehen. Es war imposant, von innen sicher nicht weniger, als von außen. Das Mädchen, das ihm Gesellschaft leistete, bewegte sich im Schlaf, er konnte das Rascheln der Bettücher vernehmen. Er wendete seinen Blick von den Dächern Konstantinopels ab und betrachtete die junge Frau. Sie war hübsch aber uninteressant für ihn, sie hatte nichts, was ihn reizte, sie war lediglich eine Gespielin. Trotzdem entschied er sich, sich neben sie zu legen, sie den Rest der Nacht bei sich zu behalten, auch wenn sie ihm bereits ausgiebig zu Diensten gewesen war.


Für Justinian war es nicht einfach nur ein Besuch der Hagia Sophia, er hatte in der Kürze der Zeit ein Ereignis daraus gemacht, machen lassen. Jetzt, da sie durch die Stadt ritten, waren die Straßen gefüllt mit Leuten, die dem Kaiser zujubelten. Danjal bemühte sich im Hintergrund zu bleiben, er mochte es nicht, wenn all zu viel Aufmerksamkeit auf seine Person gerichtet war. Justinian ließ sich feiern. Noch als sie vor der Kuppelbasilika standen, spürte Danjal die Menge wie ein Kribbeln in seinem Nacken. Schade, dass er nicht auch dem Untergang dieser Menschen beiwohnen würde, wenn seine Seuche ausbrach, würde er nicht mehr hier sein können, um die verlorenen Seelen einzusammeln, er hatte anderweitig zu tun.

Als sie den Bau betraten, umfing ihn eine unglaubliche Stille. Es war eine Ruhe, die in jeden Teil seines Körpers zu fließen schien, und ihn für einen kurzen Augenblick vergessen ließ, wer er war und die Frieden mit sich brachte. Des Kaisers Worte holten ihn aus dieser Zufriedenheit in die Wirklichkeit zurück. „Kommt“, forderte ihn der Mann leise auf, „lasst uns weitergehen.“

Das Gefolge blieb zurück, nur Danjal und Justinian schritten durch den mittleren der neun Eingänge, in das Hauptschiff. Das Bauwerk war tatsächlich unglaublich imposant. Glänzender Marmor überall spiegelte das einfallende Licht wieder, und ließ ein Lichtspiel ohne gleichen entstehen. Florale Mosaike zierten die Wände, Bögen und Säulen von einer nie da gewesenen Pracht. Der Altar war klar, hell und strahlte, aber das alles war nicht das Ausschlaggebende an dieser riesengroßen Halle, das fantastischste war die Kuppel.

Danjal stand im Zentrum des Hautraumes, hatte den Kopf in den Nacken gelegt und starrte nach oben. Eine gewaltige Kuppel ragte dort über allem und es hatte den Anschein, als würde sie schweben.

Eine kurze, orthodoxe Zeremonie wurde abgehalten, an der sich Danjal nur gering beteiligte, sodass er nicht weiter auffiel. Bald kehrten sie in den Palast zurück und er verbrachte noch diesen und den folgenden Tag in Gesellschaft Justinians, ehe er aufbrach. Auf dem Weg zum Hafen, indem sein Schiff vor Anker lag, begegnete ihm eine alte Frau. Von Fieberkrämpfen geschüttelt und am ganzen Körper zitternd, übergab sie sich am Rande des Weges. Es begann.

Menschenseelen Teil 2 - Lilith -

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