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4. Kapitel

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Danjal stand in Istanbul vor der Hagia Sophia und schaute hinauf zu der imposanten Kuppel. Er war bereits vor etwas mehr als 1400 Jahren hier gewesen und hatte das Bauwerk in all seiner spätantiken Pracht gesehen.

Im Laufe der Geschichte hatte die Kirche einen Wandel mitgemacht, war 1453, nach der Eroberung Konstantinopels durch das osmanische Heer zu einer Moschee geworden und 1934 zu einem Museum umgewandelt worden. Einiges hatte sich an dem Bau verändert, abgesehen vom Zahn der Zeit. Am Auffälligsten waren die Minarette, die äußerlich den muslimischen Teil widerspiegelten, aber auch im Inneren gab es Unterschiede zu damals. Die Hagia Sophia war zu einer Mischung, einer Symbiose, zweier Religionen geworden, die einander so nah und doch wieder so fern zu sein schienen; Christentum und Islam. Hier in der Hagia Sophia vertrugen sie sich.

Hätte Danjal damals geahnt, welch Wandel der Welt bevorstand, als er das Innere mit Justinian I. besucht hatte, er wäre ein reicher Mann gewesen, reich an Wertschätzung, für all das, was er erlebt und gesehen hatte. Die Spätantike war dabei, vom Frühmittelalter abgelöst zu werden, für ihn nur eine weitere Epoche seines unendlichen Daseins, für die Menschen ein wichtiger Einschnitt in die Geschichte.

Danjal überlegte, ob er noch ein paar Tage in der Stadt bleiben sollte, der er einst so viel Schlechtes gebracht hatte. Sonderbar, dass er danach, bis heute, nicht wieder hergekommen war. Istanbul gefiel ihm, eine lebendige, farbenfrohe Stadt, voller exotischer Düfte. Und genau dieser Gedanke signalisierte ihm, dass er hier weg musste. Das waren Gefühle, positive Gefühle, menschenähnliche Gefühle, und mit denen hatte er ein Problem. Er musste weg, um etwas zu erledigen, das ihm vielleicht inneren Frieden bringen würde, etwas, nach dem er in letzter Zeit suchte, denn er war müde.

Er war nur eine Woche weg gewesen, musste aber feststellen, dass sich Jenna erholt hatte. Sie war nicht mehr so blass und die dunklen Schatten um ihre Augen waren verschwunden. Er folgte ihr, zuerst unauffällig. Sie lief langsam die Poststraße entlang, dann bog sie nach rechts in die Rathausstraße ein. Kurz vor dem Roten Rathaus ging sie nach links in Richtung Neptunbrunnen. Es wurde langsam dunkel aber die Straßen waren noch voller Touristen. Danjal blieb ein Stück entfernt, an einen Baum gelehnt stehen, und verschränkte die Arme vor der Brust. Er beobachtete Jen, wie sie sich auf einer Bank niederließ und dem Wasserspiel des Springbrunnens ihre Aufmerksamkeit schenkte. Sein Blick glitt über den Platz, über den Berlinbesucher schlenderten, Fotos schossen, sich angeregt in diversen Sprachen unterhielten, um weiter zu eilen, noch mehr zu sehen. Er schaute den Skatern zu, wie sie sich ihren Weg durch die Menschen bahnten und den Obdachlosen, die auf den Bänken saßen oder davor standen und ihre Bierdosen in den Händen hielten und ab und zu einen Blick auf ein paar Hunde warfen, die sich ein Stück entfernt von ihm, um einen zerfledderten Ball stritten.

Danjal schaute wieder zu Jen. Sie saß da und hatte sich ihre dünne Jacke eng um den Körper gezogen, sie schien zu frieren.


Jenna starrte auf den Brunnen und auf das Wasser, das unaufhörlich aus ihm heraussprudelte. Sie beobachtete die Touristen, die sich vor die barbusigen Frauen stellten, die lasziv zu Füßen Neptuns weilten, um sich fotografieren zu lassen. Was es war, dass sie frösteln ließ, trotz der sommerlichen Temperaturen, konnte Jen nicht sagen. Ihr war kalt und sie zog sich ihre Strickjacke enger um den Körper. Sie fühlte sich nicht wohl, irgendetwas war nicht richtig. Unauffällig ließ sie ihren Blick über den Platz gleiten. Da war nichts, nichts in ihrem Sichtfeld. Sie stand auf und schlenderte zum Brunnen, um sich dort auf den Rand zu setzen, ebenso, wie es die Touristen taten, und streichelte einer der halb nackten, bronzenen Frauen die bereits glänzende Hand. Sie schaute weiter in die Menge und darüber hinaus, auf der Suche nach dem Grund ihres Unbehagens. Und dann sah sie IHN.

ER stand an einen Baum gelehnt, die Arme vor der Brust verschränkt und starrte sie an. Ihre Blicke trafen sich und ein eisiger Schauer lief ihren Rücken hinab. Trotz der Entfernung und der einsetzenden Dunkelheit meinte sie die Boshaftigkeit in seinen hellgrauen Augen deutlich sehen zu können.

Jenna sprang auf und geriet ins Rutschen. Rund um den Brunnen war es feucht und ihre leichten Sommerschuhe fanden keinen Halt. Gerade noch konnte sie sich an einem asiatischen Mann festhalten, der sich lächelnd in Pose gestellt hatte. Er griff ihr unter die Arme und verhinderte somit, dass sie unsanft zu Boden ging. Jennas Herz schlug wie wild in ihrer Brust. Sie bedankte sich bei dem Mann, der immer noch lächelte und nickte. Dann schaute sie zu dem Baum, an dem Danjal gestanden hatte, er war nicht mehr da.

Den ganzen Weg zurück zum Refugium drehte sie sich immer wieder um, um sich zu vergewissern, dass ER ihr nicht folgte, dass ihr niemand folgte.

Elias wartete vor ihrem Zimmer auf sie, als sie atemlos dort ankam. Er wirkte bedrückt, lächelte aber, als sie ihn begrüßte. Gemeinsam gingen sie hinein und setzten sich auf das Sofa.

„Wo hast du die ganzen Tage gesteckt?“, fragte sie, nachdem sie ihnen beiden ein Glas Wasser hingestellt hatte, und sein Schweigen nicht mehr ertrug. „Ich habe nach IHM gesucht.“ „Und hast du IHN gefunden?“ Elias schüttelte den Kopf. „Ich habe SEINE Spur in Istanbul verloren. Soweit ich erfahren habe, ist ER weiter in den Iran.“ „Bist du sicher?“, fragte sie. „Ziemlich, ER wurde an der Grenze gesehen.“ Jenna kamen Zweifel, ob das vorhin wirklich Danjal gewesen war. „Ich habe Fragen an dich“, sagte sie. Elias rutschte auf dem Sofa nach hinten und verzog sein Gesicht schmerzvoll. Jen runzelte die Stirn. „Probleme?“, fragte sie besorgt. Elias nickte und rang sich ein verkrampftes Lächeln ab. „Geht schon“, fügte er hinzu. Danjal hatte Elias einst ziemlich zugesetzt und ihn schwer verletzt. Die Folgen ertrug der Arsate noch heute.

„Elias“, begann Jenna, „warum hast du mir nur die halbe Wahrheit gesagt? Warum hast du verschwiegen, dass es noch mehr wie mich gibt?“ „Es musste alles schnell gehen. Ich wollte nicht, dass du abspringst. Du warst meine Chance IHN zu vernichten, IHN ein für alle Mal auszulöschen.“ „Was ja wohl nicht funktioniert hat“, warf Jenna ein. „Was wohl nicht funktioniert hat“, bestätigte Elias das Offensichtliche. „Aber danach, danach haben wir Zeit miteinander verbracht. Wir haben meine Schwester beerdigt, wir haben die Wohnung aufgelöst, wir waren hier, warum hat es mir danach niemand gesagt?“ „Ich hatte den Ältesten darum gebeten es dir selber erklären zu dürfen. Ich wollte nicht, dass du glaubst, ich würde dich nur benutzen, um IHN auszulöschen. Und dann hatte ich nicht mehr die Chance dazu“, gestand er zerknirscht. „Und nun hast du es doch den anderen überlassen.“ Er nickte.

Jenna konnte es ihm nicht verübeln. Elias hatte bestätigt, was sie sich bereits gedacht hatte. Sein Hass auf IHN war so groß, dass sie ihn förmlich fassen konnte. War ihr Hass auch so groß? Jen versuchte den Zweifel in ihren Überlegungen beiseitezuschieben, natürlich war er ebenso groß. Danjal hatte ihre Schwester, ihren besten Freund, ihren Arbeitskollegen und viele Unschuldige auf dem Gewissen, natürlich hasste sie IHN mehr als alles auf der Welt.

Nachdem Elias gegangen war, legte Jen sich auf das Bett. Es war spät und sie war müde. Morgen würde ein weiterer anstrengender Tag kommen, sie musste ausgeschlafen sein.


Jenna fand sich auf der Straße vor dem Palais wieder. Niemand sonst war dort, nur sie. Sie schaute sich um. Alles war in ein sonderbares Licht getaucht, unwirklich, farblos. Die Konturen der Häuser zeichneten sich hart gegen den Rest ab und vermittelten den Eindruck von einem Comiczeichner gemalt zu sein. Jen wusste nicht, was sie tun sollte. Sie wollte zurück in das Refugium, als sie aber versuchte die Tür zu öffnen, gelang ihr das nicht. Ein schreckliches Gefühl machte sich in ihrem Bauch breit, eine Vorahnung, etwas Schlimmes kam. Wenn sie die Straße hinunterlaufen würde, würde sie auf eine Hauptverkehrsstraße gelangen, dort würden sicher Menschen sein, unter denen sie Schutz suchen konnte. Also lief sie los.

Ihre Schritte wurden schneller immer schneller, bald rannte sie, hatte aber das Gefühl nur wenig vorwärtszukommen. Jenna strengte sich an noch schneller zu laufen, so schnell, wie es ging. Endlich hatte sie die große Straße erreicht. Aber auch hier war niemand und ihre Umgebung schien noch schauriger als vor dem Palais. Die Gebäude hier waren nur noch Ruinen. Tote Reste von dem, was einst die Straße gesäumt hatte, ragten wie Mahnmale in den Himmel. Ein Kribbeln in ihrem Nacken wies sie darauf hin, dass hier doch noch jemand war. Jen blieb stehen. Ihre Lungen schienen ihre Brust zu sprengen, sie war außer Atem. Die Angst trieb sie weiter, ihr Körper wollte jedoch nicht mehr. Sie war es nicht gewöhnt, so lange zu rennen, war völlig untrainiert. Sie musste sich dem stellen, was hinter ihr war, dem, was sie verfolgte. Jenna drehte sich um.

Sie befand sich nicht mehr auf der Straße, sie war in einer Lagerhalle, sie kannte diese Halle, war schon einmal hier gewesen. Einige Schritte von ihr entfernt, sah sie eine Person, einen Mann. Sie ging näher an ihn heran und erkannte, dass es Danjal war. Er hing, an den Handgelenken gefesselt, an schweren Eisenketten, die in die Decke eingelassen waren. Sein Kopf war nach vorne gefallen, er bewegte sich nicht. Jen ging noch ein Stück auf ihn zu und sah sein zerfetztes Shirt, das Blut darauf, das aus tiefen Wunden heraussickerte. Er hob den Kopf, schaute sie an, schaute ihr genau in die Augen. Schmerz war darin zu sehen, unendlicher Schmerz. Jenna musste schlucken. „Ich kann nicht mehr“, vernahm sie seine Stimme in ihrem Kopf, er bewegte die Lippen nicht. Plötzlich verdunkelten sich seine hellgrauen Augen, ein schwarzer Nebel legte sich über sie. „Ich wollte dir die Welt zu Füßen legen“, sagte er nun und diesmal hallten seine Worte traurig von den Wänden der Lagerhalle wieder.

Jenna schreckte schweißgebadet hoch.

Zu ihrer Verwunderung wartete man nach dem Frühstück auf sie. Ein junger Mann stand vor der Tür des Speiseraums und brachte sie in eine Umkleidekabine, in der ein schlichter, grauer Trainingsanzug für sie bereitgelegt worden war. „Wenn Sie sich umgezogen haben, gehen Sie durch diese Tür.“ Der Mann deutete mit dem Finger hinter sie. Dann ging er. Jenna schaute sich um. Sie fühlte sich in ihre Schulzeit versetzt. Es sah hier genauso aus, wie in den Umkleideräumen, in denen sie sich für den Sportunterricht fertiggemacht hatten. Zögernd griff sie nach dem Anzug. Sport also, nun gut. Eigentlich fand sie, sie sei in der Nacht genug gelaufen. Als sie hochgeschreckt war, hatte sie den stechenden Schmerz in ihrer Brust noch immer gespürt.

Nachdem sie sich umgezogen und sich die Haare zu einem Zopf gebunden hatte, ging sie, wie der Kerl gesagt hatte, durch die Tür.

Jenna stand in einer ausgesprochen karg ausgestatteten Halle. Matten waren auf den Boden gelegt worden, sonst konnte sie nichts sehen. Das Licht beschränkte sich auf genau diese Fläche, der Rest lag im Dunklen. Fast so wie in der Bibliothek, ob die Arsaten wohl an ihre Stromrechnung dachten?, schoss er ihr durch den Kopf. Aus dem dunklen, hinteren Teil kam Elias.

Auch er trug Sportkleidung, eine graue Hose, wie sie, und ein T-Shirt. Als er sich auf die Matten, in den Lichtkegel stellte, nahm ihn Jenna das erste Mal als Mann wahr. Nicht, dass sie das zuvor nicht getan hatte, also ihr war bewusst, dass er ein Mann war, jedoch hatte sie in ihm immer entweder den Partner ihrer Schwester gesehen, oder den Freund an ihrer Seite. Dass Elias nicht hässlich war, war ihr aufgefallen, dass er aber eine extrem durchtrainierte Figur hatte, bemerkte sie erst jetzt. Unter dem Shirt zeichneten sich deutlich seine Muskeln ab. Seine kurzen, braunen Haare waren leicht zerzaust und sie konnte das Grübchen auf seiner Wange erahnen, das, wenn er lächelte, deutlich sichtbar wurde.

Aber er lächelte nicht, bedeutete ihr lediglich mit einem Fingerzeig zu ihm zu kommen. Gott, er schaute so ernst drein, was hatte er vor? Rhythmische Sportgymnastik würde es wohl nicht werden, oder vielleicht doch? Zaghaft setzte sie einen Fuß vor den Anderen und ging auf die Matten zu, blieb aber davor stehen. „Komm schon, ich tu dir nichts“, sagte Elias und hielt ihr seine Hand entgegen. Jenna atmete tief durch, begann jetzt die Ausbildung zur Amazone?

„Du wirst mit körperlicher Gewalt nicht viel gegen die Abkömmlinge ausrichten können“, begann Elias seinen Vortrag. „Du kannst sie aber verletzen.“ Er schaute sie von oben bis unten an. Sie war zierlich, schlank und keine Kämpferin. „Zumindest wirst du dich wehren können, dafür werde ich sorgen“, fuhr er fort. „Ich werde dir erst einmal ein paar ganz simple Verteidigungsmaßnamen beibringen, Grundlagen, und auf die können wir dann vielleicht aufbauen. Wir Jäger sind für euren Schutz zuständig, jedoch ist es nicht verkehrt zu wissen, wie man sich in schwierigen Situationen verhalten kann. Und immer sind wir ja auch nicht an eurer Seite.“

Immer noch hielt er ihr seine Hand entgegen, die sie nun zaghaft ergriff. Sofort wurde sie herumgewirbelt, stand plötzlich mit dem Rücken an Elias gepresst, der sie festhielt und einen Arm um ihren Hals legte. Der erste Gedanke, der ihr durch den Kopf schoss war, wie fest sein Körper war, der zweite war, dass er sie viel zu fest hielt. Sie bekam kaum Luft. Sie griff nach seinem Arm und versuchte ihn zu lösen, es gelang ihr nicht. „Du musst auf alles gefasst sein“, raunte er ihr ins Ohr, „sie sind hinterhältig. Nach außen freundliche Menschen, aber im Inneren schlummert das Böse und Unberechenbare.“ „Lass los!“, krächzte sie. Elias verstärkte den Druck noch mehr. Sie grub ihre Fingernägel in seine Haut, es brachte ihr keinen Vorteil. Dann löste er seinen Griff und sie ging röchelnd zu Boden. „Nicht meinen Arm, du hast nicht die Kraft ihn wegzudrücken. Orientiere dich an den empfindlichen Teilen des Körpers. Versuche mir in die Augen zu greifen, mir zwischen die Beine zu treten, mir deinen Ellenbogen in die Seite zu rammen oder mir auf den Fuß zu treten.“

Erneut hielt er ihr seine Hand hin, nun um ihr hoch zu helfen. Sie fasste zu, und wieder zog er sie blitzschnell an sich heran, hakte seinen Fuß hinter ihr Bein und brachte sie zu Fall. Elias saß auf ihr und hielt fest, sodass sie sich nicht bewegen konnte. Sie versuchte ihn von sich herunter zu bekommen, bäumte sich auf, strampelte, wehrte sich. Sein Körper umschlang sie wie eine Eisenzwinge. Ließ ihr nicht genügend Platz. „Deine Beine sind frei,“, sagte er leise. Jenna riss verzweifelt ihr rechtes Bein hoch und versuchte ihm ihr Knie in die männlichen Weichteile zu rammen, vergebens. „Wehre dich!“, befahl er nun laut. Mit einem Ruck hob sie ihren Kopf und schlug ihn gegen seinen Unterkiefer. Elias stöhnte auf, und bevor sie in einem schwarzen Nichts versankt, spürte sie, wie die Last von ihr schwand.

Wach wurde sie erst einige Zeit später. Jenna öffnete die Augen und fand sich in einer Art Krankenzimmer wieder. Als sie den Kopf drehte, spürte sie einen stechenden Schmerz. Unglaubliche Kopfschmerzen schienen ihren Schädel zum Platzen zu bringen. Links von ihr saß Elias, der sie mit gerunzelter Stirn ansah. „Da bist du ja wieder“, sagte er und Jen konnte einen Bluterguss an seinem Kinn erkennen. „Ich hatte Bein gesagt, nicht mit dem Kopf durch die Wand.“ Er schmunzelte. „Du hast dich durch deine Aktion selbst ausgeknockt.“ „Ich hab das mal in einem Film gesehen“, antwortete sie ihm leise, weil sie Angst hatte, lautere Worte würden ihren Kopf zum Bersten bringen. „Wir sind hier aber nicht in einem Film. Du musst richtig treffen, wenn du so was machst. Das üben wir ein anderes Mal.“ Elias stand auf. „Auf dem Tisch dort liegen Schmerztabletten, nimm sie, sie helfen. Erhole dich, morgen Nachmittag machen wir weiter“, sagte er und ging.

Jen beugte sich zur Seite und angelte nach den Tabletten und dem Glas Wasser. Sie richtete sich ein wenig auf und nahm eine Pille. Dann ließ sie sich zurück in das Kissen sinken und schloss die Augen. Sie hatte Elias heute von einer ganz neuen Seite kennengelernt. Er war ihr bisher immer freundlich und zuvorkommend entgegengetreten. Obwohl sie sicher kein Gegner für ihn gewesen war, hatte sie nun einen Eindruck davon bekommen, dass er auch anders sein konnte und für die Abkömmlinge ein ernst zu nehmender Widersacher war. Danjal hatte ihn genau aus diesem Grund geschätzt, weil er in ihm eine Herausforderung gesehen hatte. Trotz seiner Behinderung, konnte man es so nennen? Behinderung? Vielleicht wäre Handicap das bessere Wort. Also trotz seines Handicaps, war Elias wendig gewesen.

Jen fuhr sich mit den Fingern über die Stirn. Sie hatte eine fette Beule, wahrscheinlich auch einen Bluterguss morgen wollte Elias weitermachen, oh Gott, sie war wohl doch nicht dafür geschaffen. Sie wollte das nicht und trotzdem, tief in ihrem Inneren regte sich eine Art Vorfreude. Sie, die rationale Wissenschaftlerin, würde ein neues Leben beginnen und sie würde es IHM heimzahlen können.

Menschenseelen Teil 2 - Lilith -

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