Читать книгу Menschenseelen Teil 5 - Adam - - S. N. Stone - Страница 3

1. Kapitel

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Das Summen des vibrierenden Handys holte ihn aus dem Schlaf. Es war noch dunkel und er wollte es ignorieren. So verstummte es, nur um kurz darauf erneut zu ertönen. Danjal tastete nach dem Smartphone auf dem Nachttisch. Es schwieg abermals. Auf dem Display konnte er die Mitteilung über vier verpasste Anrufe von Jenna ablesen.

In den vergangenen Wochen hatten sie keinerlei Kontakt gehabt. Er war gegangen und wusste noch nicht, wie er ihr Vertrauen zurückgewinnen konnte. Diesmal hatte es seine emotionalen Fähigkeiten überfordert. Und nun versuchte sie ihn zu erreichen.

Danjal stand auf. Eine der beiden jungen Frauen in seinem Bett drehte sich auf die andere Seite. Er öffnete die Glastür zum Balkon. Wie Gott ihn erschaffen hatte, er musste über diese Redensart grinsen, stand er da und schaute vom 51. Stockwerk dieses wahrlich imposanten Baus, auf Singapur.

Er tippte auf Rückruf und wartete, dass Jenna abnahm.

Jenna war nervös. Lange hatte sie mit sich gekämpft, bis sie zu dem Schluss gekommen war, dass sie Danjal zurückholen musste. Die Situation, ihre Situation hatte sich verändert. Etwas ging hier vor, das ihr Sorgen bereitete. Wenn sie überlegte, musste sie feststellen, dass es begonnen hatte, kurz, nachdem Danjal abgehauen war. Eigentlich kurz, nachdem sie in das Büro von Johannes Mehner gestürmt war.

Sie war schwanger!“

Johannes schaute sie an.

Lilith war schwanger, als sie aus dem Paradies geflohen ist. Sie war schwanger von Adam!“

Der Pfarrer wurde weiß im Gesicht, fand seine Fassung wieder und lächelte das Paar ihm gegenüber entschuldigend an. Er stand auf und kam zu ihr, um sie aus dem Zimmer zu schieben.

Wir reden gleich. Gehen Sie zu Ellen in die Küche, ich komme, wenn ich fertig bin.“

Aber Sie haben einen Denkfehler in Ihrer These. Wenn Danjal der Sohn Liliths und Adams ist, dann dürfte er nicht diese Stärke und Macht besitzen, die er besitzt. Adam war der erste Mensch, Lilith wurde erst zu einer Dämonin, nachdem sie geflohen war.“

Danjal sagt, Jesus sei ein Abkömmling gewesen. Wie auch immer es im Nachhinein dargestellt wurde, es ist erwiesen, dass Adam, Eva und Lilith nicht die ersten Menschen waren. Auch ein Mann der Kirche sollte das mittlerweile akzeptieren können. Sie waren ebenfalls Abkömmlinge. Somit entstammt Danjal einer reinen, wenn auch inzestuösen, Linie. Er trägt nicht das Menschliche neben dem Dämonischen in sich, sondern das Göttliche.“

Mehner lachte auf. „Viel Göttliches habe ich in ihm nicht gesehen.“

Er lebt die andere Seite aus. Sie dominiert in ihm. Das und die Loyalität zu seiner Mutter.“

Und Sie denken Gott weiß das alles nicht?“

Gott ist nicht so allmächtig, wie er dargestellt wird. Bereits die Sache mit Lilith ist ihm misslungen. Machen wir uns nichts vor, vor dem Christentum existierten weit mehr Glaubensrichtungen mit vielen Göttern. Und häufig gab es dort Anzeichen von der Fehlbarkeit des Göttlichen. Weshalb sollte der Gott der Christen eine Ausnahme darstellen.“

Und wie erklären Sie es sich, dass Danjal durch Lilith nach seiner Auslöschung zurückgeholt werden kann, Abkömmlinge von Adam, Eva oder Jesus jedoch nicht, oder irgendein anderer Abkömmling reiner Linie, egal ob göttlich oder dämonisch?“

Jenna schüttelte den Kopf. „Ich habe keine Ahnung. Vielleicht liegt es an der besonderen Konstellation seiner Abstammung.“

Der Pfarrer schwieg. Dann stand er auf, goss sich einen Drink ein und leerte das Glas in einem Zug.

Jenna, wissen Sie eigentlich, was das bedeuten würde?“, flüsterte er.

Das Klingeln ihres Handys holte sie in die Gegenwart zurück.

„Hi.“

Seine Stimme zu hören tat gut.

„Du hast versucht mich anzurufen?“

„Ja, Danjal bist du in Berlin?“

„Nein.“

„Kannst du bitte zurückkommen?“

Es dauerte einen Augenblick, bis er sprach. „Was ist los?“

„Ich weiß es nicht, irgendetwas stimmt hier nicht. Ich muss mit dir reden.“

„Das tust du gerade.“

„Nicht am Telefon.“

„So schlimm?“

„Ich denke schon.“

Er schwieg und Jen schloss kurz die Augen.

„Ich komme, aber ich bin weit weg. Ich muss mir einen Flug besorgen.“

„Ich warte“, sagte sie, „und danke“, fügte sie hinzu. Alles würde gut werden.

Danjal ging zurück in das Schlafzimmer der Suite und schaltete die Nachttischlampe ein. Nara seufzte und zog sich die Decke über den Kopf.

„Was machst du? Mach das Licht aus und komm zurück ins Bett.“

„Ich muss weg. Schlaf weiter. Ihr könnt das Zimmer so lange behalten, wie ihr mögt.“

Er holte die Reisetasche und packte seine Sachen.

***

Immer wieder warf Jenna einen Blick aus dem Fenster auf die Straße. Danjal hatte ihr gestern eine Nachricht geschickt, dass er um 23.55 Uhr einen Flug aus Singapur nehmen würde. Er hätte heute um 13.55 Uhr, nach einem Zwischenstopp in Frankfurt, in Tegel landen sollen. Mit einem Taxi wäre er zu ihr gekommen. Sie schaute auf die Uhr. Es war kurz nach fünf. Über das Internet hatte sie erfahren, dass der Flieger zwei Stunden Verspätung gehabt hatte. Nun musste er bald eintreffen.

„… und wenn wir es anders machen und Ihren Freund in Anspruch nehmen?“

Jen sah Johannes an. „Ja, das wäre eine Möglichkeit“, antwortete sie und wusste nicht genau, was der Pfarrer meinte.

„Gut, wollen Sie ihn anrufen?“

„Wen?“

„Ihren Kollegen, der, der so gut mit dem Computer umgehen kann.“

Jen nickte. „Ja natürlich, das werde ich.“ Sie lächelte und ihr Blick ging erneut hinaus auf die Straße. Ein Taxi hielt vor dem Pfarramt.

„Johannes, ich habe noch etwas zu erledigen und muss fort. Können wir morgen weiter reden? Ich werde Sven nachher anrufen.“

„Kein Problem, tun Sie das.“

Jen wollte das Büro verlassen, als er fragte: „Übrigens, waren Sie gestern bei Louisa?“

Sie blieb stehen und verdrehte die Augen, ohne, dass er es sehen konnte. Sie musste da hinaus, drehte sich aber zu ihm um. „Es geht ihr den Umständen entsprechend.“

Mehner seufzte. „Wir hätten mehr tun müssen.“

Wieder ein Blick zum Fenster. Danjal stand auf der Straße und unterhielt sich mit dem Fahrer.

„Es ist doch nicht zu spät. Sie ist sicher und wir können trotzdem für sie da sein.“

Jenna stürzte auf ihn zu, als er das Tor zum Pfarramt öffnete. Sie prallte gegen ihn und er grinste. „Na du hast es aber -“

Sie schob ihn Rückwärts zur Straße und legte einen Finger an die Lippen. „Drüben!“, flüsterte sie und packte ihn am Ärmel, um ihn mit sich zu ziehen.

„Was ist los?“, fragte er, als er seine Tasche abgestellt hatte und Jen in die Küche des Bauernwohnhauses folgte.

„Ich habe niemandem erzählt, dass du zurückkommst. Ich muss erst mit dir alleine reden.“

Danjal lehnte sich an die Arbeitsplatte und beobachtete Jen beim Teekochen.

„Du hast gesagt, es sei dringend und nun kochst du dir in aller Seelenruhe einen Tee?“

„Falls du es nicht merkst, ich schinde Zeit.“

Er musste lachen. „Und weshalb? Ist es so schwer für dich, dir und mir zu gestehen, dass du mich vermisst hast und es nur ein Vorwand war?“

Sein Lächeln erstarb, als er ihr ernstes Gesicht sah.

„Nein, ich schinde Zeit, weil ich glaube, dass ich Mist gebaut habe und nicht weiß, wie ich es dir erklären soll.“

„Ach, wenn es nur das ist, ich baue andauernd Mist.“

„Danjal, um ehrlich zu sein, liebe ich deine Art, aber hier ist deine Ironie nicht angebracht, denn es betrifft dich.“

Sie saßen einander am Esstisch gegenüber. Der Abstand hätte kaum größer sein können, aber es war Jen nur recht, ermöglichte es ihr auch Distanz zu dem Gespräch zu haben.

„Ich denke es gibt keine Worte mein Problem zu umschreiben. Ich habe unter Elias Nachlass Aufzeichnungen gefunden und sie bei mir behalten. Unter anderem stellt er sich immer wieder die Frage nach deiner Abstammung. Ich habe nicht begriffen warum. Bis zu unserem letzten Streit war es mir ein Rätsel. Danjal, ich weiß, dass du der Sohn Liliths und Adams bist. Deine Mutter trug dich in sich, als sie aus dem Paradies floh. Du bist Gottes Enkelsohn.“

Er sagte nichts, starrte sie nur an, eine ganze Weile. Jen wünschte sich eine Regung in seinem Gesicht ausmachen zu können. Zorn, Wut vielleicht Erleichterung oder sonst etwas, aber da war nichts.

Dann reagierte er. Er atmete tief durch und sprach: „Mir eine Geschichte auszudenken und es zu leugnen wäre vergebene Liebesmüh, oder?“

„Wenn du mich so fragst, dann ist die Antwort ja.“

Er nickte. „Gut, du hast recht. Ein Umstand, den ich und die, die noch davon wissen, bemüht sind zu verheimlichen.“

„Ich habe es Johannes erzählt.“

Danjals Augen wurden groß. „O. K., dann ist es jetzt wohl kein Geheimnis mehr.“

„Es tut mir leid. Ich habe mir nichts dabei gedacht. Erst als sich die Dinge verändert haben, als sich Johannes verändert hat, wurde mir bewusst, dass es ein Fehler gewesen sein könnte.“

Danjal lachte auf. „Ja, das war es.“

„Aber was ist so schlimm daran? Ich begreife es nicht. Ich kann nicht glauben, dass niemand davon gewusst hat. Gott muss was gemerkt haben!“

„Wer sagt denn, dass er es nicht wusste? Er hat es genauso versucht geheim zu halten, wie Lilith oder ich oder Djinns.“

„Aus welchem Grund?“

„Ich bin ein Fehler, Jenna. Gottes zweiter Fehler. Lilith war sein erster. Und Fehler ist man bemüht zu korrigieren.“

„Aber du bist auch etwas Besonderes.“

„Sieht es Johannes genauso? Ihr glaubt euer Gott sei allmächtig und das Ansehen, das er dadurch genießt, verleiht ihm große Macht. Wenn euer Glaube erschüttert wird, verliert er an Einfluss und euer Glaube ist sowieso am Schwinden. Er hat sich bemüht Lilith zurückzuholen. Erst, indem er sie überreden wollte, dann indem er sie erpresst hat und Gewalt gegen sie und ihre Abkömmlinge angewandt hat. Es hat nichts gebracht. Er hat es auch bei mir probiert, erst mit Gesprächen und später ist er in dieses Spiel eingestiegen. Was glaubst du wäre los, wenn nun die Wahrheit bekannt werden würde?

Was glaubst du, wie viel Menschen oder Kreaturen mich lieber tot als lebendig sehen würden, aus den unterschiedlichsten Beweggründen? Mehr als die, die mich ebenso wie du, als etwas Besonderes sehen. Ich störe die Ordnung, ich störe sogar die, auf deren Seite ich stehe.“

„Aber wie sollten sie deinen Tod herbeiführen? Ganz gleich, was sie wünschten, du kommst zurück!“

„Du vergisst, dass ich lediglich von der Fähigkeit Liliths abhängig bin zurückkommen zu können, wenn eine Auserwählte mich tötet. Ich muss kurz raus, ich brauche Luft.“ Er ging in den Garten, sie blieb zurück.

„Und was hat Mehner getan? Wieso hat er sich verändert?“

Er war wieder da, setzte sich neben sie.

Jenna stellte ihre leere Tasse ab. „Erst war es nur ein Gefühl. Er verhielt sich sonderbar, hatte Geheimnisse. Kam ich in sein Büro, schloss er den Laptop oder schob Papiere beiseite, unterbrach Gespräche. Er ist häufig unterwegs, spricht aber nicht mehr darüber. Selbst Ellen ist es aufgefallen.

Er ist bemüht sich nichts anmerken zu lassen, aber er geht auf Distanz. Und dann vermisse ich etwas. Es ist ein ziemlich altes Buch. Eine Art Notizbuch oder Tagebuch eines französischen Schreibers, der einen Gelehrten während Napoleons Ägypten Feldzuges begleitet hat. Ich habe es bei Elias Sachen gefunden. Mein Französisch ist nicht das Beste und ich hatte es Johannes gezeigt und ihn gebeten mir bei der Übersetzung behilflich zu sein. Es enthält auch Zeichnungen von Hieroglyphen. Johannes hat Kontakte, daher glaubte ich, er könne damit etwas anfangen.

Er hat es sich genau angesehen, ich habe ihn beobachtet. Er war sehr interessiert, sagte dann aber, es stünde nichts Wichtiges drin. Nur ein Reisebericht. Maximal von historischer Bedeutung. Er wollte es einem Historiker geben. Seine gespielte Gleichgültigkeit hat mich verwundert und ich weiß, dass dieses Buch für Elias sehr wichtig war. Ich hatte eine Randnotiz gefunden, aus der hervorging, dass er es erst kurz bevor er getötet wurde, erhalten hatte. Dass er vermutete, dass es etwas Fundamentales enthält. Ich habe Johannes gesagt, dass ich gerne dabei wäre, wenn es der Historiker durchsieht und wieder mitgenommen. Nun ist das Buch weg, wie vom Erdboden verschluckt.“

„Und du denkst, Mehner hat es gestohlen.“

Jen nickte.

„War es ein braunes Buch?“

„Ja, in braunes Leder gebunden, woher weißt du das?“

„Mehner wusste schon vorher davon. Als wir das erste Mal im Pfarrhaus waren, habe ich die Kopie eines alten Schreibens gefunden. Es war in Hebräisch verfasst und enthielt Hieroglyphen. Am Rand war ein handschriftlicher Vermerk über ein braunes Buch.“

„Von wem war dieses Schreiben?“

Danjal zögerte, dann sagte er: „Es war der Brief eines Mitglieds des Ordens der Arme Ritterschaft Christi und des salomonischen Tempels zu Jerusalem an einen anderen Bruder.“

„Die Templer?“

„Ja die Templer.“

„Was soll das alles?“

„Das kann ich dir nicht sagen.“

„Kannst oder willst du nicht?“

Danjal antwortete ihr nicht und ihr Verlangen erneut nachzufragen verschwand plötzlich.

Es war so ruhig, eigentlich zu ruhig, aber Louisa wollte sich nicht beklagen. Sie war hier, weil sie eben jene Ruhe gesucht hatte. Das Abendessen war beendet und sie hatte die Möglichkeit genutzt noch einmal in den Park zu gehen. Hier im Gras, mit Blick auf die vielen Blumenbeete empfand sie gar nichts. Die Medikamente, es lag an den Medikamenten, das wusste sie, so klar war sie noch im Kopf. Ihre Stimmen fehlten ihr. Nur ab und zu, ganz, ganz leise, ganz weit hinten machten sie sich bemerkbar. Wenigstens hörte sie so auch nichts anderes, aber die Albträume waren noch da. Wenn sie in der Nacht schweißgebadet aufwachte, ein Schreien unterdrückte, damit das Pflegepersonal nichts davon mitbekam, dann war ihr bewusst, dass etwas mit ihr nicht stimmte.

Bei Johannes und Ellen war es ihr gut gegangen. Mit Jenna als ihre Freundin und Danjal als ihren Aufpasser, als ihren Verbündeten, denn als genau das sah sie ihn, hatte sie sich nicht verrückt gefühlt. Bis, ja bis ER gegangen war. Kurz darauf war alles über ihr zusammengebrochen.

Langsam stand sie auf und ging zurück zum Haus. Louisa musste lachen. Es fühlte sich an, als würde sie auf Watte laufen oder schweben. Es musste schön sein, wirklich schweben oder gar fliegen zu können. Frei und ungebunden, überall hin, hinab schauend auf die Welt. Durch die Lüfte, immer höher in den Himmel hinein. Sie kicherte noch, als die Schwester hinter ihr die Tür schloss.

Johannes war froh, dass ER vor ihm saß. Nicht, weil er Danjal so furchtbar vermisst hatte, sondern weil sich alle Fragen nach seinem Aufenthaltsort somit geklärt hatten.

Auf Jennas Entdeckung hatte er nach Außen hin gelassen reagiert, sein Inneres jedoch war Achterbahn gefahren. Nicht die Achterbahnfahrt, die einem Freude bereitete und zum Jauchzen brachte, sondern jene, die einem Übelkeit verursachte und kotzen ließ.

Er hatte seine Gedanken sortieren, sich die Tragweite bewusst machen müssen. Und er war bei Weitem nicht fertig damit. Auch die Gespräche mit dem Ältesten der Arsaten hatten keine Ordnung gebracht, sondern weitere Fragen aufgeworfen. Johannes hoffte, dass ER bereit war, sie im Laufe der Zeit zu beantworten.

So saß er IHM gegenüber und konnte es nicht lassen, IHN ganz genau zu beobachten. Er wollte herausfinden, ob er Danjal nun mit anderen Augen sah. Ob er etwas in IHM sehen würde, das zuvor nicht aufgefallen war. Ob ER sich verändert hatte. Der Mann, der Unzähligen Tod und Verderben gebracht hatte. Der Mann, der etwas Göttliches in sich trug.

„Ich weiß nicht, was ich sagen soll“, begann er das Gespräch.

„Wie wäre es mit: Schön, dass du wieder hier bist?“

Johannes musste lächeln. „Gut, dass du wieder hier bist! Tja, du siehst mich befangen. Ich hatte mit vielem gerechnet, aber damit … Es Jahrtausende geheim zu halten war sicher eine Anstrengung, die viele Verluste mit sich gebracht hat.“

„Eigentlich hielt es sich in Grenzen. Wer weiß, welche anderen Überraschungen noch auf mich warten. Scheint, als wolle jemand das Spiel vorantreiben.“

„Warst du es nicht, der ihr den entscheidenden Hinweis gegeben hat?“

„Vermutlich war es wirklich so. Ich bin Ihnen dankbar, dass Sie umgehend dafür gesorgt haben, dass so viele davon erfahren haben.“

„Das war etwas, was ich nicht für mich behalten konnte, das war ich der Welt schuldig.“

Danjal hob eine Augenbraue. „Waren Sie das?“

„Ich bin ein Jäger, ich bin als Jäger geboren und ich folge meiner Bestimmung. Und ich bin ein Mann der Kirche. Diese Entdeckung könnte alles verändern.“

„Das wird sie, aber es wird nicht allen gefallen.“

„Die Zahl derer, die sich deine endgültige Auslöschung wünschen, ist gestiegen. Aber auch die Zahl derer, die glauben, dass du etwas sehr Außergewöhnliches bist und dein Überleben als wichtig erachten.“

„Auf beiden Seiten.“

Johannes nickte zustimmend. „Ja auf beiden Seiten. Ich bin keiner von denen, die dich unbedingt tot sehen wollen. Ich bin eher einer, der dich warnen möchte.“

„Ist eine Warnung vonnöten?“

„Nun, es ist egal, ob es einen Weg gibt dich endgültig auszulöschen oder nicht. Es gibt andere Personen, deren Existenz in Gefahr ist. Menschen, die dir etwas bedeuten. Um an dich heranzukommen, wird man einen Umweg über sie gehen.“

„Was Sie ebenfalls mitverschuldet haben.“

Johannes dachte nach und musste sich eingestehen, dass er recht hatte. „Ein unerfreulicher Nebeneffekt, das gebe ich zu. Letztendlich ist Jenna wohl doch etwas ganz Besonderes, sie hat dich verändert.“

„Oder auch nicht.“

Johannes wusste genau, dass Danjal, ebenso wie er selbst, jedem der gesagten Worte viel Aufmerksamkeit beimaß. Alles, was sie hier sprachen, war durchzogen von Andeutungen.

„Wie werden wir nun miteinander umgehen?“, fragte er.

Danjal zuckte mit den Schultern. „Wie vorher? Ich weiß es nicht. Lassen wir die Dinge geschehen.“

„Gut, dann soll es so sein.“

„Übrigens, Jenna hat mir von einem Notizbuch erzählt. Es ist verschwunden.“

„Du meinst dieses hier?“ Johannes griff in ein Fach seines Schreibtisches und holte es heraus. „Sie hat es bei mir liegen lassen.“ Er schob es zu ihm rüber. „Wir wollten es einem Kunsthistoriker übergeben.“

Danjal nahm es an sich. „Ich denke das hat Zeit.“

Menschenseelen Teil 5 - Adam -

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