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1.5.4.2
Jakobus, Petrus und Johannes

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Überraschend schnell scheint der Zwölferkreis also aus dem Blickfeld des frühen Christentums geraten zu sein. Das zeigt auch ein Blick in die Briefe des Paulus. Während im vorpaulinischen Glaubensbekenntnis in 1 Kor 15,3–5 Petrus und der Zwölferkreis als die ersten Adressaten einer Erscheinung des Auferstandenen genannt werden und also eine herausgehobene Bedeutung haben27, spielt der Zwölferkreis in den Berichten des Paulus über seine Besuche in Jerusalem (Gal 1,18 f.; 2,1–10) |32| keine Rolle mehr.28 So ist es wahrscheinlich, dass der Zwölferkreis – historisch gesehen – nur eine kurze Zeit in Jerusalem zusammenblieb.29

Sowohl die Darstellung der Apostelgeschichte als auch Äusserungen des Paulus zeigen, dass neben den Zwölferkreis bald weitere Gruppen und Personen traten, die impulsgebende Funktionen in der Jerusalemer Urgemeinde übernahmen. Dazu gehört Petrus, der zwar in den Evangelien bereits als Wortführer der Zwölf während der Zeit des Wirkens Jesu erscheint, dessen Autorität nun aber dadurch neu begründet wird, dass ihm in einigen Traditionssträngen die Erstvision des Auferstandenen zugesprochen wird (1 Kor 15,5; Mk 16,7; Lk 24,34). Seine Bedeutung für die Gesamtkirche, die an seinem Beinamen als «Fels» (Mt 16,18) anschaulich gemacht wird, wird allerdings erst viel später, in der Gemeinde des Matthäus, die wahrscheinlich im syrischen Antiochia beheimatet ist, zum Ausdruck gebracht.30

Neben Petrus erhielten auch Johannes, der Sohn des Zebedäus, sowie Jakobus, der Bruder Jesu, der zunächst der ganzen Sache noch distanziert gegenübergestanden hatte, zunehmende Bedeutung. Paulus bezeugt in Gal 1,18 f. die besondere Funktion des Petrus und des Herrenbruders Jakobus in der Jerusalemer Gemeinde bereits in den ersten Jahren nach seiner eigenen Lebenswende, also bereits Ende der 30er Jahre. In Gal 2,9 bezeichnet Paulus diese beiden gemeinsam mit Johannes als die «Säulen», die «Ansehen geniessen». Nach der Darstellung des Paulus waren es diese drei, die als Führungsfiguren der Gemeinde von Jerusalem mit ihm selbst und Barnabas die besonderen Vereinbarungen zur Verkündigung des Evangeliums an Menschen jüdischer und nichtjüdischer Herkunft besiegelten. Demnach scheinen diese drei in den 40er Jahren eine Art Dreierkollegium zur Leitung der Jerusalemer Gemeinde gebildet zu haben, wobei die Bezeichnung als «Säulen» zudem auf eine heilsgeschichtliche Funktion in der eschatologischen Neukonstituierung des Gottesvolkes |33| hin deutet.31 Eine solche Funktion ist allerdings nur vorstellbar, wenn der Zwölferkreis diese Hinweisfunktion mittlerweile verloren hatte. Eine solche Entwicklung ist nach dem gewaltsamen Tod des Zebedäussohnes Jakobus unter Herodes Agrippa I. (Apg 12,1 f.) durchaus vorstellbar. Mit einiger Wahrscheinlichkeit ist Mk 10,35–45 als ein Hinweis auf den Martertod auch des Johannes, des Bruders des Jakobus, zu verstehen. In der Folge scheint auch Petrus Jerusalem verlassen zu haben, so dass nun allein Jakobus, der Bruder Jesu, als Leitungsfigur der Jerusalemer Gemeinde übrig blieb.

Auch der Bruder Jesu starb eines gewaltsamen Todes. Dies legt zumindest eine kurze Notiz des jüdischen Historikers und Theologen Flavius Josephus (geboren 37/38 n. Chr.) in seinem Werk über die Geschichte des jüdischen Volkes (Antiquitates) nahe, die den Tod des Jakobus in die Zeit des römischen Statthalters Albinus (62–64 n. Chr.) datiert:

«Er (= Albinus) versammelte daher den Hohen Rat zum Gericht und stellte vor dasselbe den Bruder des Jesus, der Christus genannt wird, mit Namen Jakobus, sowie noch einige andere, die er der Gesetzesübertretung anklagte und zur Steinigung führen liess.»32

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