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Wolfgang Bunzel/Michael Hohmann/Hans Sarkowicz Eine historische, touristische und kulturtopographische Vermessung der Romantik an Rhein und Main

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„Das ist ein Land“, heißt es in Georg Büchners Lustspiel Leonce und Lena, „wie eine Zwiebel, nichts als Schalen“. Durch „ein Dutzend Fürstentümer, durch ein halbes Dutzend Großherzogtümer und durch ein paar Königreiche“ sind Leonce und sein Diener Valerio gelaufen „und das in der größten Übereilung in einem halben Tag“1. Georg Büchner (1813–1837), im südhessischen Goddelau geboren, hatte seine Heimat im Blick, als er 1835/36 seine Komödie schrieb. Die Region an Rhein, Main und Kinzig war ein politischer Flickenteppich. Daran hatten weder die Auflösung des Heiligen Römischen Reichs Deutscher Nation noch die napoleonischen Kriege und der Wiener Kongress etwas Entscheidendes geändert. Bis 1803, also bis zum sogenannten Reichsdeputationshauptschluss, war das Gebiet in kleine und kleinste Herrschaftspartikel zergliedert. Neben den beiden Landgrafschaften von Hessen-Kassel und Hessen-Darmstadt, den drei nassauischen Fürstentümern und der Freien Reichsstadt Frankfurt beanspruchten auch die verschiedenen Linien der Solmser und Isenburger, die winzige Landgrafschaft von Hessen-Homburg und weitere Grafen, Reichsritter und geistliche Territorien wie Kurmainz oder das Fürstbistum Fulda eigenstaatliche Rechte. Mit dem Reichsdeputationshauptschluss verloren die Erzbischöfe, Bischöfe und Reichsprälaten ihre Regierungsgewalt als Landesherren. Ihre Territorien wurden in bereits bestehende Länder eingegliedert oder, wie im Fall Fuldas oder Aschaffenburgs, unter einem weltlichen Fürsten selbstständig. Nur drei Jahre später kam es mit dem durch Napoleon geschaffenen Rheinbund zu einer weiteren, gemäßigten geographischen Flurbereinigung, die sich bis 1810 erstreckte. Aus den nassauischen Fürstentümern entstand das Herzogtum Nassau, die Isenburger konnten sich (allerdings nur für wenige Jahre) ihre Souveränität als Fürstentum sichern, und die ehemals Freie Reichsstadt Frankfurt bildete zusammen mit den ehemaligen geistlichen Besitzungen zwischen Aschaffenburg und Fulda das Großherzogtum Frankfurt. Auf der anderen Seite verloren kleinere Herren wie die Landgrafen von Hessen-Homburg oder die Grafen von Solms ihre Eigenständigkeit und wurden vom Großherzogtum Hessen, der ehemaligen Landgrafschaft Hessen-Darmstadt, einverleibt.

Die bedeutenden und weniger bedeutenden Landesfürsten, die sich bereitwillig Napoleon untergeordnet und davon auch profitiert hatten, mussten allerdings eine Kröte schlucken. Denn Frankreich beanspruchte alle linksrheinischen deutschen Gebiete. Das heißt, der Rhein war zu Frankreichs Ostgrenze geworden. Koblenz [→ Koblenz], Bingen [→ Bingen], Mainz [→ Mainz] und Worms gehörten nun zum französischen Kaiserreich. Damit war ein Wunsch in Erfüllung gegangen, den schon Ludwig XIV. gehegt hatte. Allerdings war der entscheidende Anstoß nicht von Napoleon ausgegangen. Denn schon im Sonderfrieden von Basel 1795 hatte Preußen (gegen entsprechende Entschädigung) der Abtretung seiner linksrheinischen Besitzungen zugestimmt. Das war ein Ergebnis des Ersten Koalitionskriegs von Preußen und Österreich gegen die französischen Revolutionstruppen. Bereits 1793 hatten deutsche Jakobiner, zu denen auch der Naturforscher und Schriftsteller Georg Forster gehörte, die kurzlebige Mainzer Republik ausgerufen und in Paris die Angliederung an Frankreich beantragt. Das war gescheitert, weil preußische Truppen Mainz schon bald zurückerobert hatten. Aber Mainz blieb auch nicht lange in preußischer Hand. Nach dem Sonderfrieden von Basel, spätestens aber mit dem Frieden von Campo Formio (vom 17. Oktober 1797) waren alle deutschen Gebiete am linken Rheinufer bis 1813 Teil von Frankreich. Das wiederum entfachte einen deutschen Nationalismus, dessen wichtigste publizistische Vertreter der Schriftsteller Ernst Moritz Arndt (1769–1860) und „Turnvater“ Jahn wurden. 1813 ließ Arndt seine programmatische Schrift Der Rhein, Teutschlands Strom, aber nicht Teutschlands Gränze erscheinen, die ein überschwängliches Lob der verschiedenen Landschaften entlang des Rheins und giftige Bemerkungen über Frankreich enthält. Bei aller Bewunderung für die Reize des Rheins solle man, so Arndt, nicht vergessen: „Wenn die Franzosen am Rhein herrschen, so herrschen sie in dem Kern unsers Volkes, sie greifen uns in unserm innigsten und eigensten Leben an, sie zerstören uns in den Keimen unsers Wesens“2. Auch nach dem Ende der Befreiungskriege, für die der Rheinübergang der preußischen Truppen unter ihrem Generalfeldmarschall von Blücher Anfang Januar 1814 zu einem bildmächtigen Symbol geworden war, blieb der Rhein der „vaterländische Strom“. Auch Dorothea Schlegel (1764–1839) konnte sich dieser Stimmung, die romantische Rheinbewunderung und nationale Gefühle miteinander verquickte, nicht entziehen. 1799 hatte sie Napoleon noch einen „wahrhaft großen Menschen“ genannt. Am 7. August 1816 dann schrieb sie an Rahel Varnhagen (die damals noch ihren Geburtsnamen Levin trug):

Vorige Woche haben wir eine kleine Reise in’s Rheingau gemacht; wir waren drei Tage aus, haben den Rhein wiedergesehen. O mit welchem Vergnügen! wie man einen Bruder, einen herzlich theuren Freund wiedersieht, mit klopfendem Herzen und glühenden Wangen. Das Gefühl der Heimath, das man sich nicht erkaufen und nicht anraisonniren kann, habe ich nirgend noch gefunden als an den Ufern dieses lieben Stroms –‚Herzblut Germania’s‘ nennt ihn Graf Stolberg. Es ist auch wahr! Wenn man ihn so stark, so gleichmüthig und ernst fliessen sieht, heiteres liebes Leben gebend und erhaltend, so meint man, es müsse die Pulsader des Landes sein, die zum Herzen führt und davon herkommt. 3


Hessen im Jahre 1803


Verwaltungs-Einteilung 1821

Die politischen Änderungen, die sich zwischen der Französischen Revolution und dem Wiener Kongress vollzogen, waren gravierend und, weil sie sich in so kurzer Folge ereigneten, auch von den Zeitgenossen nicht leicht nachzuvollziehen. Denn ehe neue Schlagbäume aufgestellt und neue Landesgrenzen abgesteckt waren, hatte sich das Blatt schon wieder gewendet. Das Ende der napoleonischen Herrschaft und die Ergebnisse des Wiener Kongresses schüttelten die Region erneut kräftig durch. Die Zahl der Länder, die zwischen Mainz und Aschaffenburg, Taunus und Odenwald lagen oder in dieses Gebiet hineinragten, war nun überschaubar. Von der Fläche her dominant blieben das Großherzogtum Hessen und das Herzogtum Nassau. Das schon 1803 aus der Landgrafschaft Hessen-Kassel entstandene Kurfürstentum Hessen (das zeitweilig den Kern des von Napoleon eingerichteten Königreichs Westphalen gebildet hatte) reichte nun mit einer über Fulda geschlossenen Landbrücke bis vor die Tore Frankfurts. Bayern hatte die Gegenden um (Bad) Orb und Aschaffenburg erhalten. Dem Zwergstaat Hessen-Homburg, der neben der Residenz nur sechs Dörfer umfasste, war es auf dem Wiener Kongress gelungen, wieder die Souveränität zu erlangen. So wurde es für Reisende nördlich von Frankfurt eng, denn dort verzahnten sich gleich mehrere Territorien ineinander. Und nur wenige Kilometer konnten zu einem teuren Vergnügen werden, denn keiner der Landesherren hatte es versäumt, Schlagbäume aufzustellen und eine Art Maut zu kassieren.

„Von Frankfurt bis Homburg sechsbis siebenmal Chausseegeld“, ärgerte sich 1846 der Schriftsteller und Diplomat Karl August Varnhagen von Ense (1785–1858). Das sei eine „wahre Schande für die Fürsten, deren Gebiete sich in schmalen Streifen über diesen Raum von zwei Stunden hinziehen, und die wie rechte Wegelagerer die Reisenden brandschatzen und aufhalten“. Und in seinem Tagebuch zog er auch gleich politische Schlussfolgerungen aus seinem ärgerlichen Erlebnis: „diese Chaussee-Einnahmen erinnern uns, wie man mit uns umspringt und wer und wie diejenigen sind, die es thun!“4. In dieser Äußerung ist der Geist des Vormärz zu spüren, der zwei Jahre später zur Frankfurter Nationalversammlung führte.

Nach der Säkularisierung des Erzbistums Mainz und der Eingliederung Rheinhessens in das Großherzogtum Hessen war die überragende Rolle Frankfurts nicht nur in der Region, sondern auch weit darüber hinaus unangefochten [→ Frankfurt am Main]. Die Furt über den Main, an der zunächst ein römischer Gutshof und dann eine karolingische Pfalz entstanden, war wohl in vorgeschichtlicher Zeit ein wichtiger Ort gewesen. Frankfurt verdankt seine Entwicklung dieser strategisch günstigen Lage im Kreuzungspunkt wichtiger Handelswege. Von kleineren Schwächeperioden abgesehen, genossen zunächst die Pfalz und dann die Freie Reichsstadt das besondere Wohlwollen der zunächst karolingischen, dann ostfränkischen und später deutschen Könige bzw. Kaiser. So erhielt Frankfurt bereits 1240 von Kaiser Friedrich II. das Messeprivileg, das der aufstrebenden Stadt weitreichende wirtschaftliche Möglichkeiten eröffnete. 1330 bestätigte Kaiser Ludwig der Bayer eine weitere Messe mit seinem Privileg, die als Fastenmesse im Frühjahr stattfinden sollte. Damit hatte Frankfurt eine Sonderstellung im Reich, die es zum Inbegriff einer „prosaisch-merkantilischen Handelsstadt“5 machte. Gegen Ende des 15. Jahrhunderts entwickelte sich aus der Warenmesse eine selbstständige Buchmesse, die für Jahrhunderte das temporäre intellektuelle Zentrum des gelehrten Europa bildete. Und auch wenn sich die Gewichte im Lauf der Zeit nach Sachsen verlagerten, galt doch am Ende des 18. Jahrhunderts, was 1785 in Christoph Martin Wielands Zeitschrift Teutscher Merkur zu lesen war: „In Frankfurt ist bekanntlich nach Leipzig noch immer der größte Buchhandel.“6 Die Stadt war, von ihrem „blühenden Lokalbuchhandel abgesehen, der wichtigste Kommissions- und Großsortimentsplatz Süddeutschlands. Kleinere süddeutsche Firmen verkehrten fast gar nicht über Leipzig, sondern waren nur an Frankfurt angeschlossen und hatten hier ihren Kommissionär, der sie auch mit den norddeutschen Artikeln versorgte“7.

Dem Frankfurter Patriziat, das als kleine, vermögende Oberschicht die Stadtregierung stellte, verschafften die kaiserlichen Privilegien ein großes Maß an wirtschaftlicher und politischer Unabhängigkeit. Allerdings besaß nur ein kleiner Teil der Einwohner das Bürgerrecht. Der Rest hatte als ‚Beisassen‘ so gut wie keine politischen Einflussmöglichkeiten. Das Patriziat, das eine Art bürgerlicher Oligarchie praktizierte, proftierte von einer Entwicklung, die mehr zufällig als gezielt auf Frankfurt zulief. 1356 schuf Kaiser Karl IV. ein Dokument, das die Stellung von Frankfurt im Heiligen Römischen Reich dauerhaft festigte. In der ‚Goldenen Bulle‘ wurden nicht nur die Modalitäten der Königswahl festgelegt, sondern auch die Orte benannt, an denen Wahl und Krönung stattfinden sollten. Frankfurt wurde für die Wahl bestimmt, während in Aachen die Krönung vollzogen werden sollte. Bis zum Ende des Alten Reichs wurden fast alle deutschen Könige bzw. Kaiser im Kurfürstenzimmer des Frankfurter Römers gewählt und seit 1562 auch im Dom gekrönt.

Die Orte in Frankfurt, die mit diesen prunkvollen Ereignissen in direkter Verbindung standen, waren für die Besucher der Stadt Attraktionen ersten Ranges. Die ‚Goldene Bulle‘, die gegen das erbliche das Wahlkönigtum gesetzt hatte, galt im Spätabsolutismus noch als erstaunlich fortschrittlich und wurde gerade von ausländischen Gästen gern bewundert. Der geschichtsträchtige Dom und der Kaisersaal, in dem alle deutschen Könige bzw. Kaiser in Bildern verewigt waren, flößten Respekt ein, ließen aber nach der Französischen Revolution auch Gedanken aufkommen, dass es mit dem Heiligen Römischen Reich Deutscher Nation bald vorbei sein könnte. 1792 hatten zum letzten Mal, was damals noch niemand ahnen konnte, Wahl und Krönung in Frankfurt stattgefunden. Franz II. war in sein Amt als Kaiser eingesetzt worden, das er aber nur wenige Jahre ausüben konnte. Dass es keinen deutschen Kaiser mehr geben würde, hatte der Schriftsteller August von Kotzebue (1761–1819) schon 1804 beim Besuch des Kaisersaals vorausgesagt:


Titelblatt von Karl Simrocks Das malerische und romantische Rheinland, [1838–1840]

Auf dem Römer sind ringsumher alle Kaiser, die seit Anbeginn des heiligen Römischen Reiches gekrönt worden, in schmalen Nischen abkonterfeit; aber so schmal die Nischen auch sind (denn wirklich hat hier kein gemalter Kaiser so viel Platz als eine Schildwache in ihrem Häuslein), so ist dennoch für einen künftigen Caesar kein Plätzchen mehr übrig. 8

Bis 1806 wurde Frankfurt fünfmal von französischen Truppen besetzt und musste gewaltige Summen als Kontributionen zahlen. Die Wirtschaftskraft der Stadt schwächte das indes nur wenig. Schließlich verlor Frankfurt auch den Status als Freie Reichsstadt und wurde in das Fürstentum (ab 1810 Großherzogtum) des ehemaligen Mainzer Erzbischofs und Kurfürsten Carl Theodor von Dalberg (1744–1817) eingegliedert. Aus dem Wiener Kongress ging Frankfurt dann wieder gestärkt hervor. Als ‚Freie Stadt‘ war Frankfurt keinem deutschen König mehr unterstellt und genoss Souveränitätsrechte wie nie zuvor in seiner Geschichte. In dem neu geschaffenen ‚Deutschen Bund‘ rangierte die Stadt gleichberechtigt neben Österreich, Preußen und weiteren Dynasten. Der Deutsche Bund trat an die Stelle des Heiligen Römischen Reichs Deutscher Nation, mit einer wichtigen Änderung allerdings. Deutschland hatte keinen Kaiser mehr und damit auch der Deutsche Bund kein Oberhaupt. Höchstes gemeinsames Gremium war die Bundesversammlung (‚Bundestag‘), die im Frankfurter Palais Thurn und Taxis tagte. Preußen und Österreich dominierten die Versammlung, die mit unserem heutigen Bundestag nicht zu vergleichen ist. Denn in die Bundesversammlung wurde niemand gewählt, sondern die Souveräne schickten ihre mehr oder weniger einflussreichen Gesandten nach Frankfurt. An einer Einigung Deutschlands hatte kaum einer von ihnen Interesse. Das Frankfurter Bürgertum registrierte mit wachsendem Selbstbewusstsein, dass ihre Stadt wieder die ‚heimliche Hauptstadt‘ Deutschlands geworden war und investierte nun auch in die kulturelle Infrastruktur. Allein 1816/17 wurden das Städelsche Kunstinstitut, die Polytechnische Gesellschaft zur Förderung nützlicher Künste und die Senckenbergische Naturforschende Gesellschaft gegründet. Für die Stadtbibliothek entstand zwischen 1820 und 1825 der repräsentative Bau am Obermaintor. Da ihr „die an Incunabeln reichen ehemaligen Stifts- und Klosterbibliotheken seit 1804 einverleibt“ worden waren, hatte sie überaus reiche Bestände, die im Jahr 1843 „an 50.000 Bände“9 umfassten. Mit dem Erwerb von Johann Heinrich von Danneckers Figurengruppe Ariadne auf Naxos erhielt Frankfurt zudem eine weitere Attraktion für auswärtige Besucher.

Auf der anderen Seite wurde die durch Napoleon und sein zweiteiliges Gesetzbuch, den Code Napoleon, vorangetriebene Modernisierung des gesellschaftlichen und politischen Lebens abrupt beendet, sowohl in Frankfurt als auch in den anderen Staaten in der Rhein-Main-Region. Mit den ‚Karlsbader Beschlüssen‘ von 1819, die sich primär gegen die nationalstaatlichen Ambitionen der deutschen Burschenschaften richteten, verbreitete sich ein Klima der Angst. In Mainz saß die ‚Zentraluntersuchungskommission‘ des Deutschen Bundes, die ein Heer von Spitzeln beschäftigte. Jede revolutionäre Bewegung wurde mit Gewalt unterdrückt oder, wie 1832 beim Sturm einer kleinen Gruppe von Umstürzlern auf die Frankfurter Hauptwache, blutig beendet.

In Frankfurt waren nur wenige so revolutionär gestimmt wie der Publizist Ludwig Börne (1786–1837), der immer wieder mit der Zensur kämpfte und schließlich 1830 nach Paris emigrierte. Börne, selbst ein getaufter Jude, hatte erleben müssen, wie die Emanzipation der Frankfurter Juden unter der Regentschaft von Dalberg nach dem Wiener Kongress wieder rückgängig gemacht worden war. Bis in die Mitte des 19. Jahrhunderts blieben die Juden in Frankfurt Menschen zweiter Klasse, denen nur in kleinen und kleinsten Schritten Rechte zugestanden wurden. Besucher prangerten diese Diskriminierung einer ganzen Bevölkerungsgruppe in Frankfurt zum Teil mit scharfen Worten an, aber es schien niemanden davon abzuhalten, einen Tag oder gar mehrere Tage in der Stadt zu verweilen. Dafür war Frankfurt viel zu bedeutend: historisch als Wahl- und Krönungsstätte der deutschen Könige, aktuell politisch als Sitz der deutschen Bundesversammlung und wirtschaftlich. Zwar war Frankfurt bei den Messen schon längst von Leipzig überflügelt worden, aber dafür entwickelte sich die Stadt mit ihren Handelshäusern und ihren Banken (wie denen der Familien Rothschild und Bethmann) zu einem wichtigen Handels- und Finanzzentrum.

Daran hatte die Lage am Schnittpunkt zentraler Straßenverbindungen einen nicht geringen Anteil. Frankfurt war leicht zu erreichen. Es war nicht nur „die vieldurchwanderte Kreuzpost-Straße von Europa“, sondern auch „ein großer Transito-Mittelpunkt des europäischen Handels auf dem vesten [sic] Lande“10. Ein ganzes Bündel von Straßen erreichte die Stadt aus allen Himmelsrichtungen. Von der ehemaligen Freien Reichsstadt führten große Fernstraßen:

– über Offenbach [→ Offenbach am Main], Seligenstadt, Stockstadt, Aschaffenburg [→ Aschaffenburg] durch den Spessart nach Würzburg,

– über Langen, Darmstadt und die Bergstraße nach Heidelberg und von dort in die Schweiz und nach Italien,

– über Königstein, Camberg, Limburg und Altenkirchen nach Köln,

– über Friedberg, Gießen, Marburg [→ Marburg] nach Kassel und weiter nach Norddeutschland.

Nach Leipzig ging es mehrere Jahrhunderte nur über Grünberg, Alsfeld und Hersfeld (‚durch die kurzen Hessen‘) oder über Gießen, Kirchhain, Treysa, Homberg und Spangenberg (‚durch die langen Hessen‘). Als die große Zeit des Reisens gegen Ende des 18. Jahrhunderts begann, verloren die ‚kurzen‘ und ‚langen‘ Hessen rasch an Bedeutung. Der Grund lag im Ausbau der Kinzigstraße, die zwar schon im Mittelalter als wichtiger Handelsweg gedient hatte, aber von den Kaufleuten wegen häufiger Überfälle und der Hochwassergefahr gemieden worden war. Dieser schnellste Weg zwischen Frankfurt und Eisenach/Leipzig, für den es im Vogelsberg sogar eine trockene Ausweichstrecke gab, findet sich in der Reiseliteratur vielfach beschrieben. Eine weitere wichtige und für damalige Verhältnisse gut ausgebaute Handelsroute führte nach Westen über Höchst, Hochheim und Mainz an den Rhein und weiter nach Straßburg. Johann Kaspar Riesbeck (1754–1786), der satirische Autor aus Höchst, der 1783 anonym seine Briefe eines Reisenden Franzosen veröffentlichte, hielt sie für die meistbefahrene in Deutschland. „Ich sah auf dieser Straße Güterwagen, die in der Ferne wie große Häuser aussahen, 16 bis 18 der stärksten Pferde vorgespannt hatten, und, wie mich die Fuhrleute versicherten, gegen 140 bis 150 Zentner geladen hatten. Sie gehen meistens von Frankfurt nach Straßburg.“Für den privaten Reiseverkehr und die Postzustellung unterhielt die Thurn- und Taxis’sche General-Postdirektion in Frankfurt Eilwagen- und Fahrpostverbindungen zwischen allen wichtigen deutschen Städten und dem benachbarten Ausland. Das war komfortabel, anders als die Reise selbst. Der in Ober-Ramstadt geborene Georg Christoph Lichtenberg (1742–1799) spottete über die Taxis’sche Post:

Sie streichen die Postwagen rot an, als Farbe des Schmerzes und der Marter. Sie bedecken sie mit Wachslinnen, nicht wie man glaubt um die Reisenden gegen Sonne und Regen zu schützen (denn […] die Reisenden tragen ihren Feind unter sich, das sind die Wege und der Postwagen), sondern aus derselben Ursache warum man den zu Henkenden eine Mütze über das Gesicht zieht, damit nämlich die Umstehenden die gräßlichen Gesichter nicht sehen mögen, die jene schneiden. 11


Schloss Biebrich

In Zeiten, in denen es noch keine Flugzeuge, Eisenbahnen und Autos gab, musste man sich sehr genau überlegen, ob und wohin man fuhr. Denn zum Beispiel für die Strecke von Fulda nach Frankfurt benötigte Johann Wolfgang Goethe im August 1797 noch 26 ½ Stunden. Das lag zum einen an dem in der Regel schlecht gefederten und zu Achsenbrüchen neigenden Beförderungsmittel und zum anderen an dem jämmerlichen Zustand der Straßen. Gepflastert waren die meisten Wege, auch die viel befahrenen, in der Regel nur mit Schlaglöchern. Richtige Chausseen, die ein halbwegs zügiges Fortkommen gewährleisteten, konnte man nur selten antreffen; selbst in größeren Städten gehörten Staub im Sommer und Morast im Winter zum Alltag. Ludwig Börne hat dieser Art des schwerfälligen Reisens 1821 in seiner Monographie der deutschen Postschnecke ein satirisches Denkmal gesetzt. „Über Postwägen“, so Börne,

habe ich schon auf früheren Fahrten die besten satirischen Einfälle gefunden, doch sie auch alle wieder verloren. Mein Ideenmagazin ist zu klein und gibt mir keinen Platz, um Gedankenernten, die ich nicht Gleich verzehre und niederschreibend verarbeite, aufzuspeichern. Gedanken über Postwägen konnte ich aber nie gleich aufschreiben, da der Stoß dieser mit dem Anstoße zu jenen immer zusammenfiel13.

Börne will übrigens für die Strecke von Frankfurt nach Stuttgart 40 Stunden benötigt haben, wobei 15 Stunden auf Zwischenaufenthalte entfallen sein sollen. Unkomfortable Gefährte, schlechte Straßen und übermäßig lange Reisezeiten waren aber nicht die einzigen Widrigkeiten, mit denen Passagiere zu kämpfen hatten. Auch vor betrügerischen Wirten und Überfällen durch Räuberbanden mussten sie sich hüten. Vor allem in der Zeit der Koalitionskriege, als das bis dahin leidlich funktionierende Polizei- und Rechtssystem außer Kontrolle geraten war, machten bewaffnete Banden, wie die des ‚Schinderhannes‘, die Straßen unsicher. Im Schutz der Wälder, aber auch auf offener Straße überfielen sie die Postwagen, beraubten die Reisenden und schreckten selbst vor Mord nicht zurück. Erst als nach der Gründung des Rheinbunds die staatliche Ordnung wieder hergestellt war, ging das Räuberunwesen zurück. Aber die Banden, in denen sich die Ärmsten der Armen und die gesellschaftlich Geächteten zusammenfanden, blieben eine ständige Gefahr. Trotzdem nahm die Mobilität gegen Ende des 18. Jahrhunderts zu. Es mussten allerdings attraktive Ziele wie der Rhein sein, um die Reiselust zu wecken.

Alle fuhren zum Rhein, alle fuhren auf dem Rhein, so erging es auch dem Unterlauf des Mains als Teil dieses großen europäischen Verkehrsweges. Vor zweitausend Jahren war der Rhein von den Römern schon als Handelsweg und als militärischer Transportweg genutzt worden. Auch die heilige Ursula, britannische Königstochter, soll zur Zeit Diokletians in Begleitung von 11.000 Jungfrauen – eine erste Form des Massentourismus – den Rhein hinauf bis Basel gereist sein, um nach Rom zu pilgern. Im 18. Jahrhundert war der Rhein vor allem für englische Bildungsreisende, die es auf ihrer ‚Grand Tour‘ nach Rom, Neapel, Pompeji und bis nach Griechenland zog, um das klassische Altertum zu entdecken, die geographisch günstig gelegene Wasserader gewesen, die sie von der Nordsee bis ins Alpenland führte. Doch wurde der Rhein selbst mit der Zeit von den Reisenden immer mehr zum Zweck und Ziel ihrer Reise erhoben. War es zu Beginn des Rheintourismus das Pittoreske der Landschaft, was Maler und Schriftsteller bewegte, zog es die Reisenden aus deutschen Landen und aus dem europäischen Ausland im Zuge der aufkommenden Romantisierung in die gleichen Gegenden wegen der Harmonie zwischen Wildheit und Erhabenheit der Natur, des durch die Burgen verkörperten Mittelalters und der die Geschichte verklärenden und sie zugleich erzählenden Sagenwelt in der Rhein-Main-Region. Die Rheingegenden wurden für die romantischen Schriftsteller zu einem neuen Italien. Das zuvor schon als malerisch wahrgenommene irdische Paradies mit seinen südlich anmutenden Weinbergen des Rheingaus wurde von ihnen schließlich zum Seelenbild erkoren und wurde für die deutschen Romantiker zum ideellen Ort der Nationbildung. Der Rhein bekam nach den napoleonischen Kriegen den Ruf, Bürge der Freiheit zu sein, und sollte als „Vater Rhein“ gar ein neues Deutschland zeugen.

Ein Beispiel einer Bildungsreise ist die Rheintour, die der literarische Übersetzer und Essayist Johann Heinrich Merck (1741–1791) im Jahre 1778 unternahm. Im Auftrag einer deutschen Aristokratin, der Herzogin Anna Amalia, reiste er als kunsthistorischer Cicerone mit der Fürstin zunächst nach Frankfurt. Hier besuchte die Weimarer Herzogin Goethes Mutter Catharina Elisabeth, dann ging es nach Mainz, von dort mit dem Schiff bis nach Düsseldorf. Das Ziel war Düsseldorfs Gemäldegalerie, unterwegs machten die Reisenden Halt auf der hessisch-darmstädtischen Marksburg, von der Anna Amalia zwei Radierungen anfertigte.14 Sieben Jahre später, im Jahr 1785, unternahm Merck in gleicher Funktion eine zweite Rheinreise mit Anna Amalias Sohn, Herzog Carl August von Sachsen-Weimar-Eisenach.

Die Tradition der Bildungsreise durchbrach der schon erwähnte aufklärerische Publizist Johann Kaspar Riesbeck, der mit seinen Reiseerlebnissen durch die deutschen Lande von Wien bis zum Niederrhein einen beachtlichen Erfolg erzielte. Riesbeck kam in Höchst bei Frankfurt zur Welt, studierte mit Unterbrechungen erst Theologie, dann Jurisprudenz und war Mitgründer der Zürcher Zeitung. Er nimmt in seinen Briefen viele gesellschaftliche, rechtliche, religiöse und politische Eigentümlichkeiten der spätabsolutistischen Epoche unter die Lupe. Er schildert seinen heimatlichen Taunus, der seinerzeit diesen Namen noch nicht trug, berichtet von einem anstrengenden Aufstieg auf den Altkönig und schwärmt von dem Blick, der sich vom Gipfel ringsum bietet: „Eine höhere Empfindung von dem Wesen, welches die Natur belebt, und von mir selbst, hatte ich in meinem Leben nicht, als in dem Augenblick, wo am fernen Horizont der erste Blick der Morgenröte die Gipfel des Spessarts und Odenwaldes vergoldete, die in der großen Ferne Feuerwogen zu sein schienen.“15 Von diesem bewegenden Moment ist es nur ein kleiner Schritt, um wenig später von der Landschaft zu schwärmen und für den Mittelrhein erstmals das Wort „romantisch“, noch im Sinne von malerisch oder wunderbar, zu verwenden:

Fast alle Stunde hat man eine andere Stadt vor sich. Fast jeder Berg ist mit den Trümmern eines alten Schlosses gekrönt, worin ehedem ein deutscher Ritter hauste. Die Lage dieser Städte und Flecken hätte die erhabenste Phantasie nicht romantischer und malerischer angeben können. […] Die schönsten Gegenden in diesem romantischen Land sind die um Bacharach und Kaub, welche Städte beinahe grade einander gegenüberliegen, um St. Goar, und um Koblenz. 16

Zwangsläufig traf Riesbeck auch auf einen Reisenden von den britischen Inseln. Dieser „Schottländer“, so der Autor, fühlte sich in allem nur an seine Heimat erinnert und hielt die Weinberge für einförmig, nur zu ertragen als dankbaren Kontrast zur „unverzierten“ Natur.

Im Jahr 1793 hielt sich zum ersten Mal Heinrich von Kleist (1777–1811) am Rhein auf, als junger Offizier. Er war 16 Jahre alt, diente der preußischen Armee bei der Belagerung von Mainz und schaute von den Höhen von Biebrich, wo er Goethe hätte treffen können, ins Rheintal hinunter: „Vor mir blühte der Lustgarten der Natur – eine concave Wölbung, wie von der Gottheit eingedrückt. Durch ihre Mitte fließt der Rhein, zwei Paradiese aus einem zu machen.“ Seine Reise nach Paris im April 1801 über Leipzig, Kassel und Frankfurt führte ihn nach Mainz und von dort mit dem Schiff bis nach Bonn. Dieses Wiedersehen hat ihn an seine erste Begegnung mit der Rheinlandschaft erinnert und daran, dass sich seinerzeit seine „ersten Gedanken und Gefühle“ entwickelten:

In meinem Inneren sah es so poetisch aus, wie in der Natur, die mich umgab. Mein Herz schmolz unter so vielen begeisternden Eindrücken, mein Geist flatterte wollüstig, wie ein Schmetterling über honigduftende Blumen, mein ganzes Wesen ward fortgeführt von einer unsichtbaren Gewalt, wie eine Fürsichblüte von der Morgenluft […]. 17

In zwei weiteren Briefen aus Paris (an Wilhelmine von Zenge vom 21.7.1801 und an Karoline von Schlieben vom 18.7.1801) dokumentierte er erneut diesen Moment seiner dichterischen Geburt aus seiner Begegnung mit dem Mittelrhein. In beiden Briefen nahezu wortgleich schwärmt er von der Gegend zwischen Mainz und Koblenz: „Ach Wilhelmine, das ist eine Gegend, wie ein Dichtertraum, u. die üppigste Phantasie kann nichts Schöneres erdenken“18.

Friedrich Hölderlin (1770–1843) hatte im Frühjahr 1801 eine Hauslehrerstelle im schweizerischen Hauptwil inne, machte sich dann im Dezember 1801 zu Fuß auf nach Bordeaux, um dort eine Hofmeisterstelle einzunehmen. Zu der Zeit muss sein Hymnus Der Rhein entstanden sein, in dem er vom „edelsten der Ströme“, vom „freigeborenen Rhein“ spricht. In der zweiten Fassung seiner zwischen 1800 und 1801 entstandenen Elegie Der Wanderer, sich seiner Rückkehr aus Bordeaux erinnernd („jetzt kehr ich an den Rhein, in die Heimat“), besingt Hölderlin den Rhein und den Taunus:

Seliges Tal des Rheins! Kein Hügel ist ohne den Weinstock, Und mit der Traube Laub Mauer und Garten bekränzt, Und des heiligen Tranks sind voll im Strome die Schiffe, Städt und Inseln, sie sind trunken von Weinen und Obst. Aber lächelnd und ernst ruht droben der Alte, der Taunus, Und mit Eichen bekränzt neiget der Freie das Haupt. 19

Frei ist nicht nur der in der Schweiz entsprungene Rhein, frei ist auch der Taunus, der rechtsrheinisch, also nicht auf französischem Territorium liegt.

1801 schuf Clemens Brentano (1778–1842) in seiner Ballade „Zu Bacharach am Rheine …“ mit der Lore Lay die Symbolfigur der Rheinromantik. In Kenntnis der Schönheiten des Mittelrheins brachen im Juni 1802 der in Ehrenbreitstein geborene Brentano und der aus Berlin stammende Achim von Arnim (1781–1831) von Frankfurt aus zu einer Rheinreise auf, deren literarische Ergebnisse der romantischen Bewegung in Deutschland Flügel verleihen sollten. Ihre Fahrt von Frankfurt bis Koblenz war der Auslöser für die Idee, gemeinsam ein Buch herauszugeben, das „alte deutsche Lieder“ enthalten und dadurch zur Einigung der zerrissenen Nation beitragen sollte. Das in den Jahren 1805 bis 1808 unter dem Titel Des Knaben Wunderhorn erschienene Werk enthält über 700 Lieder und trägt bis heute zur Bekanntheit von Liedern wie „Die Gedanken sind frei …“ (Lied des Verfolgten im Turm) oder „Bald gras’ ich am Neckar …“ (Rheinischer Bundesring) bei. Ebenfalls bedingt durch die politischen Umstände, also die Herrschaft Napoleons über West- und Mitteleuropa, war die Reise Friedrich Schlegels (1772–1829), eines der führenden Denker der deutschen Romantik, der im Mai des Jahres 1802, ein Jahr nach Kleist, eine Reise nach Paris antrat. Schlegel zitierte mit leicht ironischem Unterton die Einwohner der französischen Hauptstadt, die Paris als „la capitale de l’Univers“ bezeichneten, und musste doch die Wahrheit ihrer Aussage anerkennen, war dies doch genau der Grund, warum es ihn in die Hauptstadt der Welt zog. Ihm ging es nicht nur darum, über die Schätze der Pariser Museen zu berichten, sondern auch einen Eindruck zu gewinnen von der zukünftigen „Hauptstadt der Wissenschaften“. Dieses Paris lag für ihn „recht eigentlich in der Mitte, wenigstens von Europa“20. So gründete Schlegel folgerichtig eine Zeitschrift, die er kurz und bündig Europa nannte und für die er im Frankfurter Verleger Friedrich Wilmans einen geneigten Partner fand [→ Frankfurt am Main]. Im Rahmen seiner Überlegungen zu Europa sah er Deutschland und Frankreich, wie 150 Jahre später Charles de Gaulle und Konrad Adenauer, als Partner, ohne die der Gedanke Europa nicht Wirklichkeit werden könne. Der Rhein spielte nun bei seinen Überlegungen keine Rolle mehr als Urbild oder Ideengeber der Romantik, wie im Abschnitt „Rheinfahrt“ seiner Reise durch die Niederlande, Rheingegenden, die Schweiz und einen Theil von Frankreich („Für mich sind nur die Gegenden schön, welche man gewöhnlich rau und wild nennt.“). Der Rhein wurde jetzt zum Mittler und Bindeglied Europas, wobei er der deutschen Heimat im Geiste einen Vorteil verschaffte:

Nirgends werden die Erinnerungen an das, was die Deutschen einst waren, und was sie seyn könnten, so wahr als am Rhein. Der Anblick dieses königlichen Stromes muß jedes deutsche Herz mit Wehmut erfüllen. Wie er durch Felsen mit Riesenkraft mit ungeheurem Sturz herabfällt, dann mächtig seine breiten Wogen durch die fruchtreichsten Niederungen wälzt, um sich endlich in das flache Land zu verlieren; so ist er nur das zu treue Bild unseres Vaterlandes, unsrer Geschichte und unsres Charakters.

Hier wäre der Ort, wo eine Welt zusammenkommen und von hieraus übersehen und gedacht werden könnte, wenn nicht eine enge Barriere die sogenannte Hauptstadt umschränkte, sondern statt der unnatürlich natürlichen Grenze und der kläglich zerrißnen Einheit der Länder und Nationen, eine Kette von Burgen, Städten und Dörfern längst dem herrlichen Strome wiederum ein Ganzes und gleichsam eine größere Stadt bildeten, als würdigen Mittelpunkt eines glücklichen Welttheils.21


„Abbildung des am 14ten Febr. 1831 am Mausthurm ohnweit dem Binger-Loch gescheiterten Schiffes mit 2000 Malter Frucht beladen. Von einem Augenzeugen nach der Natur gezeichnet. Das Schiff die Stadt Mainz genannt gehörte Schiffer Reichert aus Mainz.“

Schon im Jahr 1803 bezog also Schlegel Position gegen die „unnatürlich“ „natürliche Grenze“, wie Napoleon in der Folge Dantons und Ludwigs XIV. den Rhein definiert und ideologisch aufgeladen hatte, und unternahm den politisch visionären Versuch, die Flecken und Burgen des Rheintals als Zentrum oder Hauptstadt, jedenfalls als Mittelpunkt Europas zu definieren. Womöglich ist Schlegel aber unsrer Zukunft doch voraus, da es natürlich keine Hauptstadt Europas im Sinne der Nationenkapitale geben kann. Übrigens war Friedrich Schlegel von 1815 bis 1818 Legationsrat an der österreichischen Gesandtschaft am Frankfurter Bundestag.

Auch Joseph von Eichendorff (1788–1857) reiste nach Paris, im Jahr 1808, und sah auf dieser Fahrt den Rhein wieder, an dessen Ufern er sich schon im Sommer 1807 aufgehalten hatte. Spuren der Erinnerung davon finden sich in seinem ersten Roman Ahnung und Gegenwart (fertiggestellt 1812, veröffentlicht 1815), der an der Donau und in einer Residenzstadt (Wien) spielt. Erstaunlicherweise machen die Freunde im zweiten Buch (Kap. 15) von der „Residenz“ aus einen Ausflug in die Rheingegenden, was aufgrund der damaligen Reisedistanzen nicht denkbar ist. Ursprünglich plante Eichendorff wohl, die Romanhandlung in Heidelberg und am Rhein zu verorten. Die Rheinkapitel bleiben geographisch im Ungefähren (ein Städtchen, Burgen, Schiffer, Jäger), und doch ist es eine rheinromantische Erzählung:

Als sie aus dem Wald auf einen hervorragenden Felsen heraustraten, sahen sie auf einmal aus wunderreicher Ferne von alten Burgen und ewigen Wäldern kommend den Strom vergangener Zeiten und unvergänglicher Begeisterung, den königlichen Rhein. Leontin sah lange still in Gedanken in die grüne Kühle hinunter, dann fieng er sich schnell an auszukleiden. Einige Fischer fuhren auf dem Rheine vorüber und sangen ihr Morgenlied, die Sonne gieng eben prächtig auf, da sprang er mit ausgebreiteten Armen in die kühlen Flammen hinab. 22

Am folgenden Tag verschwindet der Knabe Erwin nach einem Sprung vom Kahn in den Rhein in den Fluten. Dies erinnert an die Sage von der Loreley. Wie Schlegel verlieh Eichendorff dem Rhein in der oben zitierten Passage das Attribut „königlich“, als solle er der Herrscher Deutschlands sein. Er widmete dem Rhein auch in einer Reihe von Gedichten Dichterzeilen, so in seinen Werken Auf dem Rhein, Auf einer Burg und in seiner Lorelei. Letztere ist bis heute unvergessen dank der Vertonung durch Robert Schumann (1843). Die Liedvertonungen vieler romantischer Gedichte trugen übrigens zu einer langanhaltenden Aufnahme der deutschen Romantik in Deutschland und Europa bis in die heutige Epoche bei. Hier sei beispielsweise auch Ludwig Uhlands Gedicht „Es zogen drei Burschen wohl über den Rhein …“ (Der Wirtin Töchterlein) von 1809 erwähnt, das von Friedrich Silcher 1827 vertont wurde. Ludwig Uhland (1787–1862) folgte Schlegel, Kleist und Eichendorff nach Paris.23 Nach dem Abschluss seiner Studien in Jena fuhr er von Mai 1810 bis Februar 1811 in die französische Hauptstadtt und arbeitete an der Bibliothèque Nationale über französische und altdeutsche Schriften. Sein Reiseweg nahm die Stationen Karlsruhe, Frankfurt, Mainz, Koblenz, Luxemburg und Metz. In seinem Tagebuch spielt Bacharach eine besondere Rolle, da er hier einen unbekannten Mann Posthorn blasen hörte, dazu kam ein zweiter, der Flöte spielte. All dies auf einem Schiff, was ihn sehr an seine Ballade Das Schifflein erinnerte, die er drei Monate zuvor gedichtet hatte.24 Als ginge auch hier die Kunst der Wirklichkeit voraus:

Ein Schifflein ziehet leise Den Strom hin seine Gleise; Es schweigen, die drin wandern, Denn Keiner kennt den andern.

Was zieht hier aus dem Felle Der braune Waidgeselle? Ein Horn, das sanft erschallet; Das Ufer widerhallet.

Von seinem Wanderstabe Schraubt Jener Stift und Habe, Und mischt mit Flötentönen Sich in des Hornes Dröhnen. 25

Von Wetzlar her kommend unternahm der junge Goethe (1749–1832) 1772 eine Reise die Lahn abwärts, hielt sich bei der Familie La Roche in Ehrenbreitstein auf und fuhr den Rhein aufwärts, unterwegs sein zeichnerisches Talent erprobend. Auf einer 1774 organisierten gemeinsamen Lahntour mit Johann Caspar Lavater (1741–1801) diktiert er, inspiriert vom Anblick der Ruine Lahneck, ein Gedicht, in dessen Anfängen Themen der Rheinromantik, das Mittelalter und das Schiff als Sinnbild der Reise, schon vorausscheinen: „Hoch auf dem alten Turne [sic] steht,/Des Helden edler Geist,/Der, wie das Schiff vorüber geht,/Es wohl zu fahren heißt.“26 Im Sommer 1814 machte Goethe nach langer Unterbrechung wieder eine Reise in seine alte Heimat und besuchte erneut den Rhein. Es ist die Zeit nach Napoleons erstem Sturz, das linke Rheinufer ist wieder deutsch, wenn auch nach alter absolutistischer Manier. In Sankt-Rochus-Fest zu Bingen berichtet Goethe, wie er sich von Wiesbaden aus auf die Reise durch den Rheingau begab. Unterwegs begegneten ihm „Lustfuhren“ und „Lustwandler“, er kam über Elfeld (Eltville) und Östreich (Oestrich) nach Rüdesheim. Das Sankt-Rochus-Fest war politisch und religiös geprägt, wie Goethe festhält: Seit Jahren konnte das linksrheinische wie rechtsrheinische Volk wieder gemeinsam und frei der religiösen Überlieferung folgend die Wallfahrt zu Ehren des Schutzheiligen begehen. Zugleich mit diesem Fest wurde die von den Franzosen als Gefechtsstand benutzte Rochus-Kapelle wieder ihrer religiösen Bestimmung zugeführt. Unter den vielen kriegsbedingten Zerstörungen war auch der alte Kreuzweg betroffen, was Goethe, beeindruckt von der katholisch volkstümlichen und lebendigen Kultur, bemerken ließ: „Bei Erneuerung dieser [Stationen] könnte frommer Geist und redlicher Kunstsinn mitwirken, daß jeder, er sei wer er wolle, diesen Weg mit teilnehmender Erbauung zurücklegte.“ Nach so viel „wunderbaren“ Ereignissen suchte Goethe „das derbe Naturbad“:

Ein Kahn führte uns, flußabwärts die Strömungen. Über den Rest des alten Felsendammes, den Zeit und Kunst besiegten, glitten wir hinab, der märchenhafte Turm, auf unverwüstlichen Quarzgestein gebaut, blieb uns zur linken, die Ehrenburg rechts; bald aber kehrten wir für diesmal zurück, das Auge voll von jenen abschießenden graulichen Gebirgsschluchten, durch welche sich der Rhein seit ewigen Zeiten hindurch arbeitete. 27

Sein Aufenthalt bei den Brentanos in Winkel, die Erfahrung einer dort gepflegten katholisch geprägten Lebensfreude, hat den Weimarer wohl ebenso beeindruckt wie die Binger Wallfahrt, was ihn das romantisch geprägte Anliegen, die deutschen Altertümer zu retten und zu erhalten, aufgreifen ließ [→ Oestrich-Winkel]. Dieses Anliegen ist dokumentiert in seiner Schrift Über Kunst und Altertum in den Rhein- und Maingegenden. Näher als 1814 und 1815, als Goethe die Rheinreise wiederholte, stand er der Romantik nie.28

Johanna Schopenhauer (1766–1838), die Mutter des Philosophen Arthur Schopenhauer, zog, frisch verwitwet, im Jahr 1806 mit ihren Kindern nach Weimar. Dort gründete sie einen Salon, der unter anderem auch gerne von Goethe frequentiert wurde. Als ein Bankhaus bankrott machte, verlor sie einen Großteil ihres Vermögens und begann für ihren Lebensunterhalt zu schreiben. So entstand u.a. ihr Werk Ausflucht an den Rhein und dessen nächsten Umgebungen im Sommer des ersten friedlichen Jahres, das 1818, also zwei Jahre nach ihrer rund dreimonatigen Rheinreise, erschien. Der alles verheerende Sturm des Kriegs habe sich ausgetobt, sodass man wieder Pläne für die Zukunft schmieden und endlich, da der Rhein „wieder zwischen deutschen Ufern frei hinströmen würde“29, diese Reise antreten könne. Über die Etappen Hanau, Frankfurt, Schwalbach, Schlangenbad, die Bergstraße und Heidelberg gelangte sie nach Mainz, von wo aus sie mit dem Schiff weiterreiste. Ihre Reiseschilderungen wirken lebendig und frisch, sie enthalten Ausführungen zur Kunst, zu Sagen und zur Landschaft, wie hier kurz vor Heidelberg: „Hätte die Bergstraße auch keinen Zauber, als hier wo sie endet, dieser große überraschende Ausblick, er alleine würde die ganze Reise wirklich lohnen.“30 In einem weiteren Punkt kann Schopenhauer uns Auskunft geben über den Andrang der Reisenden auf die Schiffe, als sie in Bingenweiter fahren wollte: „Die Menge der Passagiere war so groß, als daß sie alle in der Jacht Platz gefunden hätten“. Es musste ein Beiboot an der Jacht festgemacht werden, bis die Fahrt weiterging. Ihre Reiseschilderungen sind im engeren Sinne kaum als romantische Literatur zu verstehen, verdeutlichen aber die politische Grundstimmung und die Bedeutung des Rheins nach 1814/15 sowie den hohen Stand des Rheintourismus.

Der Dichter Wilhelm Müller (1794–1827), bekannt vor allem durch die Vertonungen seiner Gedichtzyklen Die schöne Müllerin und Die Winterreise durch Schubert, stand von Dessau aus in Briefkontakt mit seinen romantischen Kollegen wie Ludwig Tieck und Gustav Schwab. Seine Freiheitsideen gaben ihm viel dichterischen Stoff gegen die Franzosen, später auch gegen die Türken, da er sich mit Byron für den Freiheitskampf der Griechen engagierte. Dies brachte ihm den Beinamen „Griechen-Müller“ ein. Aus gesundheitlichen Gründen machte er 1826 in Franzensbad einen Kuraufenthalt, wäre aber lieber schon auf eine Rheintour gegangen. Diese unternahm er Ende Juli 1827, kam am 3. August in Frankfurt an und besuchte dort Goethes Geburtshaus. Es folgte ein Ausflug nach Höchst, Königstein und Falkenstein. Sein Ziel am Rhein war Rüdesheim [→ Rüdesheim], was er von Mainz aus mit „einem kleinen zweirudrig Nachen mit Segel und bunter Flagge“ erreichte. Mit seiner Frau bewunderte er die Ausblicke nach Bingen hinüber, sah Flöße auf dem Rhein; vom Schloss Niederwald aus gingen die Blicke nach Bacharach und Lorch, er bemerkte das braune Wasser der Nahe, die grüne Farbe des Rheins und die blaue des Mains. Er sah ein Dampfschiff „vorbeifliegen“, nahm aber selbst ein Segelschiff Richtung Koblenz. Nach der Burg Rheinstein hielt er fest: „Das Tal wird nun immer enger, die Felsen schroffer u die dazwischen liegenden Täler u Städte u Dörfer immer romantischer; am Lurlei-Felsen wurde uns leider das Echo vom Winde verweht.“31 Auf dem Rückweg von Köln machte er Halt in Bingen, um am 19. August, dem Rochustag, die Wallfahrt zu erleben: „Ein junger Geistlicher gebärdet sich sehr lächerlich u hält eine gewöhnliche schlechte Rede.“32 Das Wort „romantisch“ liest man in Müllers Tagebuch wie ein Zitat aus alten Zeiten, den Sehenswürdigkeiten wird nicht mehr als die allernötigste Aufmerksamkeit zuteil, das Rochusfest ist, anders als bei Goethe, eine gewöhnliche Attraktion. Vielleicht sind seine trockenen Tagebuch-Einträge aber auch der Krankheit geschuldet, denn am 30. September des gleichen Jahres stirbt er, vermutlich infolge eines Nervenschlags. Wilhelm Müller hinterließ eine Reihe von Rhein- und Weingedichten.

Der Bonner Karl Simrock (1802–1876) studierte nach dem Besuch eines französischsprachigen Gymnasiums an der Universität seiner Heimatstadt Jura, aber auch Geschichte bei Ernst Moritz Arndt, um dann in Berlin bei August Wilhelm Schlegel Geschichte und Literatur zu studieren. Er übersetzte 1827 das Nibelungenlied ins Neuhochdeutsche und wurde 1830 wegen eines Lobgedichtes auf die französische Julirevolution aus dem Staatsdienst entlassen. Er veröffentlichte im Jahr 1837 den Band Rheinsagen aus dem Munde des Volks und deutscher Dichter. Für Schule, Haus und Wanderschaft. Sein bedeutendstes Werk ist aber der in Leipzig zwischen 1838 und 1840 erschienene Band Das malerische und romantische Rheinland. Mit sechzig Stahlstichen. In ihm versammelt Simrock eine geographische Beschreibung des Rheins von den Quellen bis Köln, die deutsche Geschichte, eine große Anzahl von Sagen und Auszüge aus Chroniken. Dieses Buch darf als Abschluss der deutschen Rheinromantik gesehen werden. Es fasst noch einmal die Bedeutung des Rheins für die Deutschen als „heiliger Strom“, als „Heimat aller Deutschen“ und als „die Mitte Deutschlands“ zusammen. Zur Erhellung des Konflikts zwischen deutschen und französischen Ansprüchen weist der Rheinländer Simrock auf die vom Rhein ausgehende „Germanisierung“ Galliens hin, es fließe also rheinländisches Blut in den Franzosen, nicht umgekehrt. Die „freie Gesinnung“ des Rheinländers existiere ganz unabhängig von französischem Einfluss, eben dies bürge dafür, „daß er die Fremdherrschaft wie jede andere Knechtschaft verabscheut“33.

Alle fuhren sie an und auf dem Rhein, dem Fluss der Freiheit, dem göttlichen, um sich zu bilden, in dieser anmutigen und wilden Natur sich selbst zu begegnen, die Geschichte anschaulich zu studieren, zu singen und zu trinken. Und über Frankfurt weiß Simrock nicht nur zu berichten, dass man zu seiner Zeit am besten mit der Eisenbahn nach Mainz fuhr. Er berichtet auch, dass diese Stadt über prächtige Gasthöfe verfüge und jährlich über 60.000 Durchreisende zähle, die zumindest eine Nacht dort verweilten. Dafür gebe es einen einfachen Grund, man müsse sich nur erinnern, „daß sich in dieser Stadt die Hauptstraßen Deutschlands, mithin der Welt, sowohl nach der Länge als nach der Breite durchkreuzen, und daher nicht leicht anderswo ein so bedeutender Reiseverkehr gefunden wird“34.

Mit der Einführung neuer Beförderungstechniken in den zwanziger, dreißiger und vierziger Jahren des 19. Jahrhunderts hatte sich das Reiseverhalten grundlegend verändert: Die Beschleunigung der Fortbewegung beendete nicht nur die beschauliche Landschaftserfahrung von einst, sondern leistete auch der Entstehung des modernen Massentourismus machtvoll Vorschub. Einen ersten, überaus wichtigen Einschnitt markiert hierbei das Aufkommen von Dampfschiffen auf dem Rhein. Als erstes Dampfschiff überhaupt erreichte der englische Schaufelraddampfer ‚Defiance‘ am 12. Juni 1816 Köln, im Folgejahr befuhr James Watt jr. mit der ‚Caledonia‘ von England kommend den Rhein sogar bis nach Koblenz, musste dabei aber mehrfach sogenannte Treidelpferde zu Hilfe nehmen. Kurze Zeit später, am 24. September 1822, wurde in der für die europäische Binnenschifffahrt so wichtigen Hafenstadt Rotterdam die erste Dampfschifffahrtsgesellschaft gegründet. Im Oktober 1824 folgte die Nederlandsche Stoomboot-Maatschappij, die den Lastentransport bis Köln sicherzustellen versuchte.


Johann Michael Eben: Prospect des Fürstl. taxischen Pallasts [Palais Thurn und Taxis], kolorierter Kupferstich, Mitte des 18. Jahrhunderts

Der Dampfer ‚Zeeuw‘ der Nederlandschen Stoomboot-Maatschappij, der am 26. September 1824 von Rotterdam aus unter der Leitung des Ingenieurs Gerhard Moritz Roentgen gestartet war, Holland rheinaufwärts durchquert hatte und am 3. November die mittelrheinische Schifferstadt Kaub erreichte, musste – weil die Strömung zu stark war – noch umkehren und nach Köln zurückfahren. Ein Jahr später dann gelang die fast vollständige Befahrung des Rheins mit der neuen Technik. Dem Dampfboot ‚De Rijn‘, das ebenfalls von Rotterdam aus aufgebrochen war, ließ Roentgen, als ab Kaub die Strömung für die Kraft der Dampfmaschine zu stark war, kurzerhand 20 Treidelpferde aus Assmannshausen vorspannen, die am 26. September 1825 das Schiff bis nach Bingen schleppten. Da im weiteren Verlauf rheinaufwärts die Strömung weniger heftig war, konnte ‚De Rijn‘ mit eigener Dampfkraft die Fahrt über Mainz und Mannheim bis nach Kehl fortsetzen. Damit war der Rhein für die Dampfschifffahrt prinzipiell erschlossen, zumal die Rückfahrt nach Köln stromabwärts wesentlich rascher vonstatten ging und problemlos zu bewältigen war. Ab Juli 1825 bestand ein fester Linienverkehr zwischen Köln und Rotterdam; die Fahrzeit, die zuvor bis zu sechs Wochen betragen hatte, verkürzte sich nun auf sechs Tage.

Die weitere Entwicklung vollzog sich Schlag auf Schlag. Schon am 22. September 1825 wurde in Karlsruhe die Großherzoglich Badische Rheindampfschiffahrtsgesellschaft gegründet, die den Personen- und Frachtverkehr zwischen Mannheim und Basel durchführen wollte. Allerdings wurde diese bald von der Dampfschiffahrtsgesellschaft von Rhein und Main in Mainz übernommen, die sich im selben Jahr konstituiert hatte. Am 11. Juni 1826 genehmigte der preußische Innenminister dann die Gründung der Preußisch-Rheinischen Dampfschiffahrtsgesellschaft in Köln (später: Köln-Düsseldorfer Dampfschiffahrtsgesellschaft), einer der ersten deutschen Aktiengesellschaften. Nachdem sich herausgestellt hatte, dass der Tiefgang der in den Niederlanden für den Verkehr zwischen Mainz und Mannheim und Mainz bis Frankfurt bestellten Schiffe ‚Concordia‘ und ‚Friedrich Wilhelm‘ zu groß war für die Fahrt oberhalb von Mainz, wurden beide an die Kölner Gesellschaft verkauft. Mit ihnen begann 1827 der Linienverkehr zwischen Köln und Mainz, wobei neben Passagieren und Frachtgütern auch Pferde und Reisewagen transportiert wurden. Fünf Jahre später übernahm die Preußisch-Rheinische die Mainzer Dampfschiffahrtsgesellschaft und weitete ihren Verkehr nach und nach bis nach Straßburg aus. „Zwischenstationen, wo Passagiere aus- und einsteigen können“, befanden sich „in […] St. Goar, Bingen, Eltville, Biberich“35. Parallel dazu entwickelte sich der Schiffsverkehr auf dem Main. Bereits 1826 hatten die Frankfurter Handelsunternehmen Bethmann und du Fay die Konzession für eine „Dampfschiffahrt-Gesellschaft vom Rhein und Main“ beantragt. Der Senat der Freien Stadt Frankfurt gewährte am 3. August die Genehmigung „für die Fahrt mit Dampfschiffen auf dem Main, von Mainz nach Frankfurt und aufwärts […] vorerst auf sechs Jahre“36. Im Zuge dieser Ausweitung des Warenverkehrs wurde Frankfurt 1831 sogar zum Freihafen erklärt. Auch die Fahrgastzahlen erhöhten sich sprunghaft: „Beim Beginn der Dampfschiffahrt, i. J. 1827, rechnete man 18.600 Reisende, 1839 an 400.000 und 1841 sogar über 600.000!“37

Neben der Dampfschifffahrt etablierte sich bald die Eisenbahn als weiteres neues Verkehrsmittel, und wieder spielte die Rhein-Main-Region eine wichtige Vorreiterrolle. Die sogenannte Taunusbahn jedenfalls ist eine der ältesten Bahnstrecken Deutschlands. Sie wurde in den Jahren 1837 und 1838 von der Stadt Frankfurt, dem Großherzogtum Hessen und dem Herzogtum Nassau konzessioniert und umfasste die Strecken von Frankfurt über Kastel nach Wiesbaden [→ Wiesbaden] und von Höchst nach Soden. Die Strecke zwischen Frankfurt und Hattersheim wurde 1839, die von Hattersheim bis Wiesbaden 1840 dem Betrieb übergeben. Es war daher nur konsequent, dass man schon vier Jahre darauf plante, am rechten Rheinufer eine Bahnstrecke von Biebrich über Oberlahnstein zu bauen, um damit Anschluss an das Kölner Netz zu erreichen. Doch bei diesem Projekt traten finanzielle und politische Schwierigkeiten auf, sodass erst 1853 der Herzog von Nassau die Konzession für die erste Teilstrecke bis Rüdesheim erteilte.

Die handels- und verkehrstechnische Vernetzung nach allen Seiten hin, von der um die Mitte des 19. Jahrhunderts nahezu die gesamte Region an Rhein und Main profitieren konnte, war fünfzig Jahre zuvor nur für den Mittelpunktsort Frankfurt gegeben. Goethe hat in seiner Autobiographie Dichtung und Wahrheit darauf hingewiesen, dass sich die Frankfurter „in einer wunderlichen Lage“ befänden: „immer sich kreuzende Fremde deuten nach allen Weltgegenden hin“38 und erwecken Reiselust. Diese besondere Situation wirkte sich auch auf die Kulturtopographie der Stadt an der Schwelle vom 18. zum 19. Jahrhundert aus. Auf Grund ihrer geographischen Lage und ihrer Bedeutung als verlegerischer Umschlagplatz war die Mainmetropole durchaus attraktiv für Intellektuelle, andererseits fehlten Institutionen wie eine Universität bzw. eine Akademie, um Gelehrte und Künstler in größerer Zahl und über einen längeren Zeitraum an sich zu binden,39 sodass Frankfurt „eine Stadt des Durchgangs“40 blieb. Die unabhängige Stellung der Freien Reichsstadt und ab 1815 der Freien Stadt innerhalb des Deutschen Bundes sorgte zwar für ein liberales politisches Klima, zugleich drohte aber die auf Handel und Ökonomie ausgerichtete Atmosphäre der „alten Gewerbstadt”41 stets, die Bedeutung der Kultur zu marginalisieren. Zudem vermochte eine bürgerliche Stadtrepublik mit Residenzen, in denen der Monarch eine systematische Kulturförderung betrieb (wie in Weimar, München oder Berlin), letztlich nicht zu konkurrieren. Insofern fehlten Frankfurt entscheidende Voraussetzungen dafür, um ein vollwertiges intellektuelles und künstlerisches Zentrum mit eigenem ästhetischen Profil auszubilden.

Es ist kein Zufall, dass Goethe bereits im Alter von 26 Jahren dem Ort seiner Geburt (dem er später in Dichtung und Wahrheit ein literarisches Denkmal setzte) den Rücken kehrte, um in das kleine Ilmstädtchen Weimar im Großherzogtum Sachsen-Weimar-Eisenach zu übersiedeln, wo er bis zu seinem Tod blieb. Ähnliches lässt sich eine Generation später bei zwei wichtigen Vertretern der Romantik beobachten: Clemens Brentano hielt sich nach seiner Heirat mit Sophie Mereau, geborene Schubart (1770–1806), im Jahr 1804 nur noch sporadisch in Frankfurt auf, und selbst Bettine Brentano (1785–1859) verließ – obwohl noch nicht volljährig – als 23-jährige unverheiratete Frau ihre Heimatstadt endgültig. Lediglich Karoline von Günderrode (1780–1806) blieb bis zum Ende ihres kurzen Lebens in der Mainmetropole, freilich genötigt durch ökonomische Zwänge. Der Wunsch dieser jungen Leute, Frankfurt zu verlassen, hing beileibe nicht nur mit den kulturtopographischen Besonderheiten der Stadt zusammen. Vielmehr ging es sowohl Goethe als auch den Brentano-Geschwistern vornehmlich darum, sich der väterlichen Obhut bzw. den Direktiven der als Vormund agierenden älteren Geschwister zu entziehen. Sowohl Clemens Brentano als auch seine Schwester Bettine kehrten jedenfalls immer wieder besuchsweise an den Heimatort zurück und blieben zeitlebens in mehr oder minder engem Kontakt zu den dort ansässigen Familienmitgliedern.

Sobald man darangeht, den Stellenwert Frankfurts für die Romantik einigermaßen präzise zu bestimmen, zeigt sich, dass man – um ein Gesamtbild entwerfen zu können – den Fokus über die Grenzen der Stadt ausweiten muss. Tut man dies, geraten zunächst einige unweit gelegene Nachbarorte in den Blick: In Hanau wurden Jacob (1785–1863) und Wilhelm Grimm (1786–1859) geboren, in Offenbach wuchs Karoline von Günderrode auf, und auch Bettine Brentano verbrachte hier fünf Jahre bei ihrer Großmutter Sophie von la Roche (1730–1807). Das nachrevolutionäre Mainz war eine wichtige, wenngleich kurze Etappe im Leben Caroline Böhmers, geborene Michaelis (1763–1809), die wenig später August Wilhelm Schlegel (1767–1845) heiratete und als „Madame Luzifer“42 in Jena Furore machte; das Handelshaus Brentano unterhielt in Mainz und Bingen Dependancen. Sowohl in Rödelheim [→ Rödelheim] als auch in Winkel am Rhein befanden sich Sommersitze der Brentanos, in letztgenanntem Ort nahm sich Karoline von Günderrode das Leben und fand ihre letzte Ruhestätte. Nach und nach schält sich so eine Kernregion an den Flüssen Rhein und Main heraus, deren Mittelpunkt Frankfurt bildet und deren Ortschaften durch gemeinsame oder aneinander angrenzende Infrastruktur, durch kulturellen Austausch und durch zahlreiche personelle Querverbindungen miteinander verknüpft sind. Außerhalb dieses Kernbereichs liegen weitere Städte, die in engem Konnex zur Metropole stehen: Koblenz bzw. Ehrenbreitstein als Geburtsorte von Joseph Görres (1776–1848) und Clemens Brentano, Marburg als Landesuniversität von Hessen-Kassel, Aschaffenburg als Wohnort von Christian (1784–1851) und Sterbeort Clemens Brentanos sowie Hofgut Trages als Familienbesitz Friedrich Carl von Savignys (1779–1861) [→ Trages], dem Schwager Clemens und Bettine Brentanos bzw. akademischen Lehrer Jacob und Wilhelm Grimms.

Das einigende Band zwischen den meisten dieser Orte waren die Flüsse Rhein und Main. Mainz, am Zusammenfluss beider gelegen, wirkte gewissermaßen als Scharnier; von hier aus waren es jeweils rund 90 Flusskilometer bis Koblenz in nordöstlicher und bis Aschaffenburg in südwestlicher Richtung. Frankfurt wiederum befand sich fast genau auf halber Strecke zwischen Mainz im Osten und Aschaffenburg im Westen. Mit Hilfe der regelmäßig verkehrenden Post- und später der Dampfschiffe waren alle am Wasser gelegenen Ortschaften bequem erreichbar. Aber auch die abseits von der Rhein-Main-Traverse im Landesinneren gelegenen Städte waren meist gut an die Hauptumschlagplätze an den Flüssen angebunden; selbst Marburg war von Frankfurt, das seit 1816 als Sitz der Zentrale der privat betriebenen, aber in vielen Ländern (darunter dem Großherzogtum Hessen und dem Herzogtum Nassau sowie der Freien Stadt Frankfurt) als Monopolist auftretenden Thurn- und Taxis-Post fungierte, nur eine Tagesreise mit der Postkutsche entfernt.

Das kulturell, religiös und politisch durchaus heterogene Rhein-Main-Gebiet war also durch seine sehr gute verkehrs- und handelstechnische Infrastruktur ein eng miteinander verwobener Raum, den eine akzelerierte Kommunikation kennzeichnete. Wer in nordsüdlicher Richtung auf dem Rhein reiste, konnte rasch einen Abstecher nach Frankfurt machen, und wer in der Maingegend ansässig war, nutzte gern das bevorzugte Klima des Rheingaus und die nahegelegenen Heilquellen in Wiesbaden sowie im Taunus. So erklärt sich im Übrigen, weshalb sich Franz Brentano als Geschäftsführer des Handelshauses Brentano in Winkel am Rhein eine pittoreske Sommerresidenz zulegte, die dann zum beliebten Urlaubs- und Ausflugsziel der Familie wurde. Die Region an Rhein und Main war bereits um 1800 ein Transitraum der besonderen Art. Grenznah gelegen war sie eine kulturelle Kontaktzone vor allem zwischen Frankreich und den deutschsprachigen Ländern, ein Kreuzungspunkt von Verkehr, Handel und Tourismus sowohl in nordsüdlicher als auch in westöstlicher Richtung und ein kultureller Schwellenbereich an der Grenze vom katholisch-sinnlich-bildfreudigen Südzum protestantisch geprägten, stärker asketisch ausgerichteten und der Schrift zugewandten Norddeutschland43. Johann Isaak Gerning beispielsweise bezeichnete Frankfurt als „Grenzort von Norden und Süden”44. Selbst Mitte des 19. Jahrhunderts bildete die „Mainlinie […] im Volkscharakter, in Sitte und Mundart noch immer” eine „scharfe Demarcationslinie zwischen Norddeutschland und Süddeutschland”45. Und genau die dadurch begründete Übergangsstellung machte das Gebiet um Frankfurt für Reisende und Besucher wie für Zugezogene so interessant.

Das gilt in besonderer Weise für die romantischen Intellektuellen. Die Romantik als literarische Bewegung weist ja mehrere, sukzessiv einander ablösende Zentren auf: Sie beginnt in Jena (mit Friedrich und August Wilhelm Schlegel, Ludwig Tieck, Friedrich Wilhelm Joseph Schelling, Caroline Michaelis-Böhmer-Schlegel, Dorothea Mendelssohn-Veit-Schlegel, Johann Wilhelm Ritter sowie dem korrespondierend teilnehmenden Friedrich von Hardenberg, genannt Novalis, und – in der späten Phase – Clemens Brentano),46 verlagert sich dann nach Heidelberg (mit Clemens Brentano, Achim von Arnim, Joseph Görres, Friedrich Creuzer und Joseph von Eichendorff)47 und weist schließlich einen markanten Schwerpunkt in Berlin (mit Ludwig Tieck, Wilhelm Heinrich Wackenroder, Friedrich Schlegel, Friedrich Daniel Ernst Schleiermacher, Clemens Brentano, Achim von Arnim, Bettine von Arnim, Friedrich de La Motte-Fouqué, E.T.A. Hoffmann, August Wilhelm Schlegel, Friedrich Wilhelm Joseph Schelling)48 auf. Daneben gibt es freilich weitere Zentren in Dresden (mit Caspar David Friedrich, Philipp Otto Runge, Gotthilf Heinrich Schubert, Adam Müller, E.T.A. Hoffmann, Friedrich Schlegel, Ludwig Tieck)49, Wien (mit Friedrich Schlegel, August Wilhelm Schlegel, Adam Müller, Joseph von Eichendorff und Clemens Brentano)50 und München (Ludwig Tieck, Friedrich Wilhelm Joseph Schelling, Bettine Brentano, Johann Wilhelm Ritter, Joseph Görres, Clemens Brentano)51.

Schon in der mittleren Phase der Romantik koexistierten verschiedene Zentren nebeneinander. Die Pluralisierung der Bewegung, die mit einer zunehmenden regionalen Differenzierung einherging – man kann deshalb mit Fug und Recht von einer „Romantik der Regionen“ sprechen52 –, macht es nötig, stärker als bisher nach Subzentren der Romantik Ausschau zu halten. Auf der Suche danach geraten diverse weitere Orte in den Blick, denen zwar kein vergleichbares Gewicht wie den bekannten Zentren zukommt, die aber zumindest Ansätze intellektueller Gruppenbildung aufweisen. Marburg etwa stellt fraglos ein solches romantisches Nebenzentrum dar53, ebenso das bayerische Landshut54. In anderen Städten wiederum gab es zwar gleichfalls Bemühungen um personelle Agglomeration und Vernetzung, allerdings blieben diese stecken, bevor ein regionales Subzentrum entstand. Als Anschauungsmodell für den gescheiterten Versuch, mit Hilfe strukturbildender Maßnahmen einen neuen personellen Schwerpunkt zu schaffen, kann beispielsweise Kassel dienen, wo trotz Clemens Brentanos Anstrengungen, befreundete Kollegen wie Achim von Arnim in die Stadt zu ziehen und einen Verleger für gemeinsame Publikationsprojekte zu finden, keine auch nur kurzzeitige Etablierung von Gruppenstrukturen gelang.55


„Uibersichtliche Darstellung sämtlicher zwischen Frankfurt a. M. einerseits und den bedeutenderen städten Deutschlands und der Nachbarstaaten andererseits bestehenden Eilwagen- und Fahrpost-Einrichtungen. Aufgestellt im Cours-Bureau der Fürstlich Thurn und Taxischen General-Post-Direction. April 1837.

Um die vielfältigen Phänomene regionaler Binnendifferenzierung vollständig beschreiben zu können, empfiehlt es sich zudem, das Augenmerk vermehrt auf topographische Strukturen jenseits klassischer städtischer Kristallisationskerne zu richten. Tut man dies, dann zeigt sich, dass das Rhein-Main-Gebiet als temporärer Aufenthaltsraum für erstaunlich viele Vertreter der Romantik fungierte und darüber hinaus zahlreiche weitere – wie etwa Ludwig Tieck, Achim von Arnim, Friedrich und August Wilhelm Schlegel – hier zumindest (meistens mehrfach) zu Besuch waren. Außerdem fällt auf, dass die Region um Frankfurt nicht nur in einer bestimmten Entwicklungsphase, sondern über die gesamte Dauer der Bewegung – also von den neunziger Jahren des 18. Jahrhunderts bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts – eine tragende Rolle gespielt hat. Zur Zeit der Frühromantik waren es vor allem Clemens Brentano und Karoline von Günderrode, die vor Ort prägend wirkten, zwischen 1815 und 1818 dann hatten Friedrich Schlegel und seine Frau Dorothea, geborene Mendelssohn, geschiedene Veit, ihren Lebensmittelpunkt in Frankfurt, wobei sie sich zwischenzeitlich auch in Aschaffenburg und Wiesbaden aufhielten, von 1829 an wohnte Dorothea Schlegel bis zu ihrem Tod 1839 in Frankfurt, Achim und Bettine von Arnims Töchter Maximiliane und Armgart wuchsen von 1829 bis 1834 bei ihrem Onkel Georg Brentano in Frankfurt und Rödelheim auf. Bettine von Arnim selbst stattete in den zwanziger, dreißiger und vierziger Jahren des 19. Jahrhunderts mehrfach ihren Verwandten in und um Frankfurt längere Besuche ab, und Clemens Brentano verbrachte, nachdem er schon im Herbst 1841 längere Zeit in Frankfurt gewesen war, im Juli 1842 seine letzten Lebenswochen in Aschaffenburg. Anders als beispielsweise in Jena und in Heidelberg kamen im Rhein-Main-Gebiet demnach auch wichtige Vertreter der Romantik zur Welt (Clemens Brentano und Joseph Görres in Koblenz, Bettine Brentano in Frankfurt, Jacob und Wilhelm Grimm in Hanau) oder starben dort (Dorothea Schlegel ist auf dem Frankfurter Hauptfriedhof beerdigt, Clemens Brentano liegt gemeinsam mit seinem Bruder Christian und weiteren Mitgliedern der Familie auf dem Aschaffenburger Altstadtfriedhof).

Schließlich gilt es im Blick zu behalten, dass die spezifisch romantische Entdeckung des oberen Mittelrheintals als mythisch-nationaler Geschichtslandschaft im Wesentlichen von Frankfurt aus erfolgte. Nachdem Clemens Brentano 1801 mit seinem Schwager Friedrich Carl von Savigny eine erste gemeinsame Tour unternommen hatte, fand im Jahr darauf mit dem Freund Achim von Arnim jene für die Literaturgeschichte folgenreiche und deshalb berühmt gewordene Rhein-Reise statt, die zur Entstehung zahlreicher Rhein-Gedichte, vor allem aber der berühmtesten Lyrikanthologie der Romantik, der dreibändigen Sammlung Des Knaben Wunderhorn (1805/08), führte.56 Friedrich Schlegel bereiste die Rheingegenden 1802 gemeinsam mit seiner späteren Frau Dorothea Veit, geborene Mendelssohn, auf dem Weg nach Paris und publizierte seine Eindrücke wenig später in dem Essay Reise nach Frankreich57. Bettine Brentano lernte das obere Mittelrheintal 1808 auf einer Flussfahrt nach Köln kennen, an der auch das Ehepaar Savigny und Achim von Arnim teilnahmen. Und Friedrich und August Wilhelm Schlegel, der kurz zuvor zum Professor für Indologie an der Universität Bonn ernannt worden war, erlebten 1818 den Rhein auf einer gemeinsam unternommenen Reise.

Es deutet also vieles darauf hin, dass es sich bei der Rhein-Main-Region in den Jahren nach 1800 nicht nur um einen Bereich akzelerierten Handels und ausgeprägter Infrastruktur, sondern um eine kulturelle Verdichtungszone handelt, welche von den Vertretern der Romantik, die hier beheimatet waren oder sie bereisten, als besonderer Erfahrungs- bzw. Begegnungsraum begriffen wurde. Auch wenn keiner der zuvor genannten Autoren hier lebenslang verblieb, kommt der Region doch eine Prägewirkung zu, welche die Anziehungskraft der meisten übrigen Zentren der Romantik mindestens erreicht, wenn nicht übersteigt. Dabei gehen die politischen Rahmenbedingungen mit den ökonomischen Spezifika und den kulturtopographischen Besonderheiten eine spannungsvolle, aber eben auch überaus produktive Verbindung ein. Das wird nicht zuletzt daran erkennbar, dass reale historisch-geographische Markierungen dieses Kulturraums in bislang nicht gekanntem Maß in literarische Texte der Romantik Eingang gefunden haben und so zu symbolischen Wegmarken einer imaginären Landschaft geworden sind.

Clemens Brentanos Roman Godwi (1801) spielt teilweise in Frankfurt und auf dem Ostein bei Rüdesheim [→ Niederwald und Ostein-Park], die darin eingelegte „Lureley“-Ballade ist zwischen den topographischen Koordinaten Bacharach und der berühmten Schieferfelsformation bei St. Goarshausen angesiedelt [→ Bacharach, St. Goarshausen und die Loreley], zahlreiche weitere Gedichte des Autors besingen den Rhein, die „Märchen vom Rhein“ haben Mainz, Biebrich und die Gegend um Rüdesheim zum Gegenstand, und im Märchen Gockel, Hinkel und Gackeleia (1838) begegnen uns die Ortsnamen Hanau [→ Hanau] und Gelnhausen [→ Gelnhausen und Meerholz]. E.T.A. Hoffmanns Märchen Meister Floh (1822) ist gleichfalls in Frankfurt lokalisiert; explizit erwähnt werden darin u.a. die Kalbächer Gasse und der Rossmarkt. Die ersten vier Buchpublikationen Bettine von Arnims – Goethe’s Briefwechsel mit einem Kinde (1835), Die Günderode (1840), Dies Buch gehört dem König (1843) und Clemens Brentano’s Frühlingskranz (1844) – schließlich sind durchzogen von Ortsmarkierungen aus dem Rhein-Main-Gebiet. Erwähnt seien hier nur Winkel, der Loreley-Felsen, Offenbach, Oberrad, Marburg sowie natürlich die Geburtsstadt Frankfurt mit der Katharinenkirche, der Leonhardskirche, dem Thurn-und-Taxis-Palais, dem Cronstetten-Stift und diversen anderen Lokalitäten.

Die Rhein-Main-Gegend zwischen Koblenz und Aschaffenburg im weiteren, zwischen Mainz und Hanau im engeren Sinn erweist sich damit als für die Entwicklung der romantischen Bewegung hochbedeutsame Region, die angesichts der bis heute andauernden Verengung der Wahrnehmung auf markante Städtenamen wie Jena, Heidelberg, Dresden, Berlin, Wien und München neu bzw. wiederzuentdecken ist. Frankfurt in seiner charakteristischen „Doppelfunktion als Handels- oder Verkehrszentrum einerseits und als kultureller Knotenpunkt, Ort der Wissensvermittlung und des geistigen Austauschs andererseits“58 bildet dabei nicht einfach ein weiteres Zentrum der Romantik, wohl aber den eigentlichen Mittelpunkt der Region und erweist sich so als Gravitationskern eines allzu lange marginalisierten Kulturraums. Die kulturelle Landkarte des frühen 19. Jahrhunderts muss demnach verfeinert und erweitert werden. Und die Topographie der Romantik erhält Zuwachs durch einen neuen, vielgestaltigen Raum, der sich im doppelten Wortsinn als literarische Landschaft herausstellt.

1 Georg Büchner: Dichtungen. Hrsg. von Henri Poschmann. Frankfurt am Main 2006, S. 111f.

2 Ernst Moritz Arndt: Der Rhein, Teutschlands Strom, aber nicht Teutschlands Gränze. Leipzig 1813, S. 69.

3 Dorothea v. Schlegel, geborene Mendelssohn, und deren Söhne Johannes und Philipp Veit. Briefwechsel. Hrsg. von J. M. Raich. Bd. 2. Mainz 1881, S. 372f.

4 Aus dem Nachlaß Varnhagen von Ense’s. Tagebücher von K. A. Varnhagen von Ense. Bd. 3. Leipzig 1862, S. 376.

5 [Johann Konrad Friederich:] 1830–1845. Noch 15 Jahre aus dem Leben eines Todten. Tübingen 1854, S. 38.

6 [Johann Mathäus Hassencamp:] Hanau und Wilhelmsbad, aus dem Briefe eines Reisenden. In: Der Teutsche Merkur 13 (1785), 3. Vierteljahr, S. 246–258, hier: S. 247.

7 Johann Goldfriedrich: Geschichte des Deutschen Buchhandels. Bd. 3. Leipzig 1909, S. 499.

8 August von Kotzebue: Erinnerungen aus Paris im Jahre 1804. 3. unveränd. Auflage. Berlin 1804, S. 10.

9 [Heinrich August Ottokar] Reichard’s Passagier auf der Reise in Deutschland und der Schweiz […]. Mit besonderer Berücksichtigung der vorzüglichsten Badeörter und Gebirgsreisen, der Donau- und Rheinfahrt. […] Zwölfte Auflage. Von Neuem durchgesehen, berichtigt und ergänzt von F.[riedrich] A.[ugust] Herbig. Berlin 1843, S. 136.

10 J. J. von Gerning: Die Lahn- und Main-Gegenden, von Embs bis Frankfurt; antiquarisch und historisch. Wiesbaden 1821, S. 211f.

11 Johann Kaspar Riesbeck: Briefe eines Reisenden Franzosen. Hrsg. von Heiner Boehncke und Hans Sarkowicz. Berlin 2013, S. 511.

12 Georg Christoph Lichtenberg: Schriften und Briefe. Hrsg. von Wolfgang Promies. Bd. 1. München 1968, S. 474 (Sudelbücher, Heft F 96).

13 Ludwig Börne: Sämtliche Schriften. Hrsg. von Inge und Peter Rippmann. Bd. 1. Düsseldorf 1964, S. 640.

14 Vgl. Leonie und Joachim Berger: Anna Amalia von Weimar. Eine Biographie. München 2006, S. 132f.

15 Riesbeck, S. 524.

16 Ebd., S. 558f.

17 Heinrich von Kleist. Sämtliche Werke. Brandenburger Ausgabe. Hrsg. von Roland Reuß und Peter Staengle. Bd. IV. 2. Frankfurt am Main/Basel 1999, S. 73.

18 Ebd., S. 48 und 64.

19 Friedrich Hölderlin: Sämtliche Werke und Briefe. Hrsg. von Günter Mieth. 2. Aufl., fotomechanischer Nachdr. der 1. Aufl. 1970. Bd. 1: Gedichte. Berlin 1995, S. 396 (Der Wanderer – Zweite Fassung).

20 Europa. Eine Zeitschrift. Hrsg. von Friedrich Schlegel. Erster Band. Frankfurt am Main 1803, S. 3.

21 Ebd., S. 15.

22 Sämtliche Werke des Freiherrn Joseph von Eichendorff. Historisch-kritische Ausgabe. Bd. 3: Ahnung und Gegenwart. Stuttgart/Berlin/Köln/Mainz 1984, S. 196.

23 Die französische Revolution hatte einen bedeutenden Anteil an der Hervorbringung wie Ausprägung der deutschen Romantik. Bekanntermaßen errichteten Hölderlin, Hegel und Schelling in Tübingen einen Freiheitsbaum, Ludwig Tieck wollte ein Franzose sein, Schlegel schrieb 1796 seinen Versuch über den Begriff des Republikanismus, Novalis war begeistert von der Revolution. Doch der in Paris herrschende Terror der Vernunft schreckte die Begeisterten und Schelling reagierte im Jahr 1795: „Es ist ein kühnes Wagestück der Vernunft, die Menschheit freizulassen und den Schrecken der objektiven Welt zu entziehen.“ Er fordert, die Revolution solle vom Bewusstsein seines Wesens ausgehen. (Vom Ich als Prinzip der Philosophie. Vorrede zur ersten Auflage).

24 Ludwig Uhland: Tagebuch 1810–1820. Stuttgart 1898, S. 11.

25 Gedichte von Ludwig Uhland. Neueste Auflage. Stuttgart/Tübingen 1841, S. 296.

26 Goethe, MA, Bd. 1.1, S. 248.

27 Goethe, MA, Bd. 11.2, S. 115.

28 Auch Friedrich Rückert besuchte auf seiner Rheinreise 1829 Brentano in Winkel.

29 Johanna Schopenhauer: Sämtliche Schriften. Bd. 3. Leipzig/Frankfurt a. M. 1830, S. 5.

30 Ebd., S. 111.

31 Wilhelm Müller: Werke. Bd. 5: Tagebuch der Rheinreise von 1822. Berlin 1994, S. 75 und S. 79. Von Karl Simrock wissen wir, dass die Kölner Schifffahrtsgesellschaft einen „Troglodyten“ besoldete, der für das Echo sorgte; ebd., S. 362.

32 Ebd., S. 85.

33 Karl Simrock: Das malerische und romantische Rheinland. Leipzig [o. J.], S. 13.

34 Ebd., S. 208f.

35 [Heinrich August Ottokar] Reichard’s Passagier auf der Reise in Deutschland und der Schweiz, S. 530.

36 Allgemeine Zeitung, Nr. 291, 18.10.1826, S. 1163.

37 [Heinrich August Ottokar] Reichard’s Passagier auf der Reise in Deutschland und der Schweiz, S. 529.

38 Goethe, MA, Bd. 16, S. 765.

39 Ziolkowski hat darauf hingewiesen, dass für die Zeit um 1800 die Universität nicht nur „ein gemeinsamer Erfahrungshintergrund fast aller Schriftsteller der Epoche war“, sondern dass viele Vertreter bzw. Impulsgeber der romantischen Bewegung sogar an Universitäten lehrten; Theodore Ziolkowski: Das Amt der Poeten. Die deutsche Romantik und ihre Institutionen. Aus dem Amerikanischen übersetzt von Lothar Müller. Stuttgart 1992, S. 353. Es ist daher kein Zufall, dass – mit einer Ausnahme – jeweils Universitätsstädte Zentren der Romantik waren. Lediglich Dresden schaffte es, auch ohne Hochschule Literaten dauerhaft zu binden.

40 Wolfgang Frühwald: Brentano und Frankfurt. Zu zeittypischen und zeitkritischen Aspekten im Werke des romantischen Dichters. In: Jahrbuch des Freien Deutschen Hochstifts 1970, S. 226–243, hier: S. 230.

41 Goethe, MA, Bd. 16, S. 20.

42 Diese bald zum geflügelten Wort gewordene Bezeichnung findet sich etwa in einem Brief von Karoline Paulus an Charlotte Schiller vom 11. März 1804; Charlotte Schiller und ihre Freunde. [Hrsg. von Ludwig Urlichs.] Bd. 3. Stuttgart 1865, S. 187.

43 Schmidt hat auf die im kulturtopographischen Diskurs seit dem 18. Jahrhundert weithin verbreitete „Geist-Körper-Dichotomie von Nord- und Süddeutschland“ hingewiesen; Harald Schmidt: Umlauf der Sprache, Umlauf des Geistes. Nationalromantische Zirkulationsmodelle als integrative Kulturkonzepte. In: Kulturtopographie deutschsprachiger Literaturen. Perspektivierungen im Spannungsfeld von Integration und Differenz. Hrsg. von Michael Böhler und Hans Otto Horch. Tübingen 2002, S. 45–70, hier: S. 53.

44 Gerning 1821, S. 211.

45 Franz Dingelstedt’s Sämmtliche Werke. Erste Gesammt-Ausgabe in 12 Bänden. Erste Abtheilung: Erzählende Dichtungen. Bd. 5: Wanderbuch. Berlin 1877, S. 8.

46 Neben den kaum mehr zu überblickenden Untersuchungen zur Frühromantik gibt es nur relativ wenige biographische und kulturtopographische Arbeiten. Eine erste Orientierung kann der Sammelband bieten: Befreundet mit diesem romantischen Tal. Beiträge zum Romantikerkreis in Jena. Jena 1993; ergänzend vgl. Joachim Rieder: Offenbarung und Einbildungskraft. Studien zum Bildungsgang der Jenaer Frühromantiker. Pfaffenweiler 1990 (= Reihe Sprach- und Literaturwissenschaft 19).

47 Siehe vor allem Herbert Levin: Die Heidelberger Romantik. Preisschrift der Corps-Suevia-Stiftung der Universität Heidelberg. München 1922; Armin Schlechter: Die Romantik in Heidelberg. Brentano, Arnim und Görres am Neckar. Heidelberg 2007 und Theodore Ziolkowski: Heidelberger Romantik. Mythos und Symbol. Heidelberg 2009.

48 Hierzu liegen nur wenige monographische Publikationen vor, darunter die ältere, teilweise tendenziöse Studie von Josef Nadler: Die Berliner Romantik 1800–1814. Ein Beitrag zur gemeinvölkischen Frage: Renaissance, Romantik, Restauration. Berlin 1920.

49 Vgl. besonders Theodore Ziolkowski: Dresdner Romantik. Politik und Harmonie. Heidelberg 2010, die Sammelpublikation: Dresden und die Anfänge der Romantik. Dresden 1999 (= Dresdner Hefte 58), und den Band von Klaus Günzel: Romantik in Dresden. Gestalten und Begegnungen. Frankfurt am Main/Leipzig 1997.

50 Siehe etwa Bianca Turtur: „Wien ist schön“. Situation der deutschen Romantiker in Wien – eine feldtheoretische Untersuchung. Berlin 2001 (= Tenea Wissenschaft) und Christian Aspalter/Wolfgang Müller-Funk/Edith Saurer/Wendelin Schmidt-Dengler/Anton Tantner (Hrsg.): Paradoxien der Romantik. Gesellschaft, Kultur und Wissenschaft in Wien im frühen 19. Jahrhundert. Wien 2006.

51 Von der Aufklärung zur Romantik. Geistige Strömungen in München. Ausstellung München, 26.6.–24.8.1984. Hrsg. von Sigrid von Moisy. Regensburg 1984.

52 Günter Oesterles auf der von der Evangelischen Akademie Hofgeismar veranstalteten Tagung „Romantik in Nordhessen“ (24. bis 26. Mai 2013) gehaltener Vortrag trug den Titel „Romantik der Regionen. Spurensuche in Hessen“; das Tagungsprogramm ist einsehbar auf der website: http://cloud.akademiehofgeismar.de/2013/109665.pdf.

53 Siehe etwa Marita Metz-Becker: Marburger Romantik um 1800. Portraits einer bewegten Generation. Marburg 2004 und Rotraut Fischer: Recht, Poesie, Geschichte. Friedrich Carl von Savigny und der Kreis Marburger Romantiker. In: Aurora 61 (2001), S. 67–82.

54 Siehe Wolfgang Bunzel: Patriotismus und Geselligkeit. Bettine Brentanos Umgang und Briefwechsel mit Studenten der Universität Landshut. In: „Der Geist muß Freiheit genießen …!” Studien zu Werk und Bildungsprogramm Bettine von Arnims. Bettine-Kolloquium vom 6. bis 9. Juli 1989 in München. Hrsg. von Walter Schmitz und Sibylle von Steinsdorff. Berlin 1992 (= Bettina von Arnim-Studien, Bd. 2), S. 26–47.

55 Vgl. Wolfgang Bunzel: Kassel – ein Zentrum der Romantik? In: Anstöße 60 (2013), Heft 1, S. 7–10.

56 Siehe hierzu die 2010 während des Koblenzer Brentano-Kolloquiums „Rhein – Reise – Romantik“ gehaltenen Vorträge von Wolfgang Bunzel („Die Erfindung der Rhein-Romantik. Achim von Arnims und Clemens Brentanos Rhein-Reise [1802] – Voraussetzungen, Hintergründe, Kontexte“), Susanne Kiewitz („Der Rhein in der Literatur um 1800. Clemens Brentano und die Erfindung eines nationalen Symbols”), Armin Schlechter („Zwischen Politik, Philologie und Dichtung. Editorische Positionen Arnims und Brentanos und die Liedersammlung Des Knaben Wunderhorn“) und Holger Schwinn („Zwischen Freundschaftsbund und Produktionsgemeinschaft. Die ‚Liederbrüder‘ Clemens Brentano und Ludwig Achim von Arnim“), die in Bd. 24/25 (2012/13) des Internationalen Jahrbuchs der Bettina-von-Arnim-Gesellschaft publiziert wurden.

57 [Friedrich Schlegel:] Reise nach Frankreich. In: Europa. Eine Zeitschrift. Hrsg. von F. S. Ersten Bandes Erstes Heft. Frankfurt am Main 1803, S. 5–40.

58 Margrit Vogt: Von Kunstworten und -werten. Die Entstehung der deutschen Kunstkritik in Periodika der Aufklärung. Berlin/New York 2010 (= Wolfenbütteler Studien zur Aufklärung 32), S. 123.

Romantik an Rhein und Main

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