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Das Versteck

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Partu, Daamien und Andal schafften es, ihre Verfolger durch den mehrmaligen Wechsel ihres Fluchtfahrzeuges abzuhängen und in einem Hotel unterzutauchen.

»Es sieht so aus, als wären wir endlich allein«, stellte Partu fest, während er den schweren Vorhang zur Seite schob, um besser nach draußen sehen zu können.

»Wo sind wir eigentlich?«, fragte Andal ihn und packte eine Karte, die er im letzten Wagen gefunden hatte, aus. Partu ließ den Vorhang los und trat an Andal heran: »Hier.« Er deutete auf ein kleines Dorf an der Grenze von Tschechien nach Österreich.

»Okay. Soweit südlich. Wieso sind wir nicht direkt Richtung deutsche Grenze gefahren? Hat sie etwa noch so eine Aufgabe für uns?«, hakte Andal mürrisch nach. »Andal, lass es gut sein«, maßregelte Daamien ihn. »Partu? Hast sie dir gesagt, ob wir irgendwo hinkommen sollen?« Partu schüttelte den Kopf: »Ihr Brief war eindeutig. Verlasst die Kirche durch den Hinterausgang und erregt dabei Garushins Aufmerksamkeit. Flieht und verschafft uns Zeit.«

»Zeit?« grübelte Daamien: »Für was?«

Er lief im Zimmer auf und ab: »Zeit ... Vermutlich, um etwas zu erledigen ... Aber was? ... Mit wem? Chris ist bei ihr. Vielleicht weil sie Chris für etwas Bestimmtes braucht ... Hm ... Chris könnte Kontakt zu Varush herstellen ... Varush ist, dank ihr ... auf Gough. Das ist es.«

»Gough?«, murmelte Andal: »Das ist doch nicht ihr Ernst? Sie wollen doch nicht etwa die Insel stürmen?« »Wenn sie das nicht schon getan haben!«, antwortete Daamien nachdenklich.

»Und dann?«, fragte Andal erneut: »Abhauen? Wohin, wenn alle Schergen der Welt hinter ihnen her sind?« »Oder bleiben«, fügte Partu mit ruhiger Stimme hinzu. »Wofür?«, wollte Andal daraufhin von ihm wissen. »Was sollte jemanden freiwillig auf dieser gottverlassenen Insel halten?«

»Sie ist schwer einzunehmen und damit gut zu verteidigen. Vorausgesetzt man hat die Lufttrolle und ein paar Wassertrolle auf seiner Seite«, erwiderte Daamien. »Aber damit fordert sie ihn direkt heraus. Das kann auch gewaltig schief gehen.«

Partu nickte zustimmend: »Sie könnten vermutlich unsere Hilfe gebrauchen?«

»Das denke ich auch«, entgegnete Daamien. »Aber wie kommen wir auf diese verdammte Insel, ohne das uns jemand bemerkt. Sobald wir in ein Flugzeug steigen, wird Garushin wissen, wo wir hinwollen. Wir brauchen unseren Privatjet.«

»Ihr habt einen Privatjet?«, fragte Partu ihn verwundert. »Ja«, antwortete Daamien. »Haben das nicht mittlerweile alle Unsterblichen. Es kommt doch keiner mehr von uns durch die normalen Einreisekontrollen.«

»Und wo steht euer Flieger?«, hakte Partu nach.

»Moment mal! Was ist mit Aura und Nerifteri?«, grummelte Andal. »Willst du wirklich deine schwangere Frau in so eine Gefahr bringen?«

»Von wollen kann nicht die Rede sein«, versuchte Daamien ihn zu beruhigen. »Aber Partu hat recht, wenn sie die Insel tatsächlich eingenommen haben, ist sie der sicherste Ort, den es für uns gibt.«

»Soll das bedeuten, dass du nun ganz offen gegen Garushin kämpfen willst? Nach all den Jahren?«, hakte Andal aufgebracht nach: »Du hast so viel getan, damit wir dieses Leben führen konnten. Willst du deine ganze harte Arbeit über den Haufen werfen?«

»Wer sagt denn, dass ich nicht hierfür gearbeitet habe?«, ermahnte Daamien ihn. »Ja, ich weiß. Es ist verrückt. Aber überleg doch mal. Wenn sie es tatsächlich geschafft haben, die Insel einzunehmen, was sie mit unserer Hilfe noch alles erreichen können? Das ist das erste Mal in meinem Leben, dass ich eine echte Chance für uns sehe, meinen Vater zu rächen.«

»Ich hoffe für dich, dass du sie nicht überschätzt«, murmelte Andal.

»Das tut er nicht«, erklärte ihm Partu daraufhin. »Also, wo steht euer Flugzeug und wie kommen wir dahin?« Daamien grübelte einen Moment: »Das Flugzeug ist in Prag. Wir mussten ja irgendwie zur Hochzeit kommen.« »Das heißt, wir müssen zurück. Wie kommen wir jetzt nach Prag, ohne dass einer uns bemerkt?«, wollte Andal wissen. Seine Stimme triefte vor Sarkasmus. Man konnte ihm seinen Ärger an der Nasenspitze ablesen. »Vielleicht haben sie unser Flugzeug auch schon umzingelt.«

Partu machte eine kurze Handbewegung, als wollte er sagen Moment, dann lief er aus dem Zimmer und blieb eine Weile verschwunden. Daamien und Andal nutzten die Zeit, um noch einmal unter vier Augen zu reden.

»Du hältst das ganze wirklich für eine gute Idee?«, fragte

Andal Daamien leise.

»Gut nicht. Aber wir werden sie nicht mehr aufhalten können. Das einzige, was wir also noch tun können, ist ihnen zu helfen« antwortete Daamien. »Außerdem sind Chris und Varush bei ihr. Ich werde nicht noch einmal zu sehen, wie Garushin ein Familienmitglied tötet.«

»Das kannst du nicht beweisen!«, wisperte Andal. »Deshalb solltest du das vielleicht auch nicht so laut aussprechen.«

»Ich weiß, was ich an dem Tag gesehen habe«, rügte Daamien ihn. »Er hat meinen Vater hinterrücks ermordet und es so aussehen lassen, als wäre es Notwehr gewesen. Dieses Biest wird mich noch kennenlernen. Das schwöre ich dir, so wahr ich Anzuls Sohn bin, werde ich ihn rächen und unsere Ehre wiederherstellen.«

Andal vermochte für den Moment nichts weiter zu sagen. Er spürte, wie die Wut in Daamien aufstieg, als er sich an jenen Tag erinnerte. Was kaum einer wusste, Daamien stand am Fuße der Burg und konnte die gesamte absurde Szene mitansehen. Er sah, wie sein Vater starb und er sah das höllische Grinsen in Garushins Gesicht. Er würde es nie wieder soweit kommen lassen, dass dieses Monster ihm oder seiner Familie Schaden zu fügen könnte. Einen Augenblick später trat Partu zurück ins Zimmer. Er konnte die seltsame Anspannung spüren, aber er wollte nicht unhöflich sein und beließ es dabei.

»Und wie sieht es aus?«, wandte sich Daamien daraufhin an ihn, um von der Anspannung abzulenken. Partu breitete erneut die Karte auf dem Bett aus und deutete auf ein kleines Dorf Namens Ohrobec.

»Ich habe einen guten alten Freund angerufen, der versprochen hat, uns zu helfen. Ihm gehört ein großes Stück Land in der kleinen Stadt Ohrobec. Das ist ein paar Kilometer außerhalb von Prag. Auf einem seiner Felder gibt es eine alte Landebahn. Er wird euer Flugzeug in Prag abholen und es zu sich bringen.«

»Und du bist dir sicher, dass man ihn nicht aufhalten wird?«, fragte Andal misstrauisch: »Was ist, wenn ihm jemand folgt.«

»Keine Sorge. Er ist kein geselliger Typ. Wenn man sich auf keinem Fall mit jemand anlegen sollte, dann mit ihm. Er kennt die Arbeiter des Prager Flughafens von früher. Es sollte ihm also keine Schwierigkeiten bereiten. Was die Verfolgung angeht, sollte jedem geraten sein, Ohrobec nicht ohne Erlaubnis zu betreten. Die Einwohner sind nicht gerade zimperlich«, antwortete Partu schmunzelnd. Daamien nickte zustimmend: »Dann hoffe ich, dass dein Freund uns angemeldet hat.«

Partu lachte: »Das hoffe ich auch.«

Kind der Drachen - Vergangenheit oder Zukunft?

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