Читать книгу Frau mit Grill sucht Mann mit Kohle - Sabine Ibing - Страница 12

BAD HOMBURG

Оглавление

(Alexandra Brand: In Diskussionen gewinnt man immer, wenn man ruhig und sachlich bleibt und eine Pistole vor sich auf den Tisch legt.)

Karl betrat sein Büro und Alex folgte ihm mit ernstem Gesicht. Sie schloss die Tür. Das bedeutete: Gewitter im Anmarsch.

»Lass uns setzen, ich möchte etwas mit dir besprechen.« Alex setzte sich auf einen Stuhl, der an dem kleinen Besprechungstisch stand.

»Haben wir ein Problem bei einem Objekt?«, fragte Karl.

»Das problematische Objekt nennt sich Ehe.«

»Alex du kommst nicht klar mit deiner eigenen Argumentation! Du bist eifersüchtig, nenn es beim Namen! Doch ich gebe dir recht, wir sollten einen Cut machen.«

»Mir ist ziemlich egal, wie du lebst, mit wem du zusammenwohnst. Ich glaube zwar, dass dir Sophie nicht gut tut. Aber das ist dein Ding.«

Karl knurrte leise, hob den Kopf, schaute ihr ins Gesicht. Ihre schwarzen kurzen Haare, der olivfarbige Teint, die blitzenden dunklen Augen und die elegant geschwungene Nase ließen sie jünger wirken. In den letzten Jahren hatte Alex ein paar Kilo auf den Hüften zugelegt, was sie jedoch nicht unattraktiver machte. Ihre vollen sinnlichen Lippen waren noch immer makellos. Abgesehen davon schienen Falten einen Bogen um ihr Gesicht zu schlagen. Eine reizvolle dynamische Frau ging es Karl durch den Sinn. Eine, die mit allen Wassern gewaschen war. »Mir ist ziemlich egal, was du machst, mit wem du zusammenwohnst«, äffte er sie nach, denn sie führte etwas im Schilde.

»Ja, korrekt. Dessen ungeachtet: Was du mit unserem Geld veranstaltest, ist mir nicht einerlei. Dein Gehaltskonto tendiert gegen Minus am Ende des Monats. Auch das interessiert mich nicht, allerdings laufen erhebliche Beträge von unserem Sparbuch zusätzlich auf dein Konto. Das geht nicht so weiter!«

»Wie du sagtest: unser Konto. Ich brauchte etwas, als ich die Wohnung bezogen habe. Du hast das Haus für dich allein behalten«, gab Karl spitz zurück.

Die Augen von Alex zogen sich zu Schlitzen zusammen, die Stirn kräuselte sich. »Bisschen was? Deine Auszüge kommen noch immer zu mir nach Hause. Du hältst es ja nicht für nötig, sie abzuholen. Ich habe sie kontrolliert, nicht, dass bei der Bank Fehler unterlaufen und niemand merkt etwas.« Alex gab sich nicht einmal den Anschein von Höflichkeit.

»Du hast was?«, Karl schien sichtlich erstaunt. »Du hast meine Post geöffnet?« Sein Oberkörper streckte sich, als wollte er aufspringen.

»Karl bleib ruhig! Ich meine es gut mit dir. Ich bin nicht neugierig. Ich möchte dich schützen!«

»Vor Vampiren und Werwölfen oder vor wem?«

»Vor Blutsaugern!« Alex beugte sich über den Tisch. »Karl, Sophie nimmt dich aus!«

»Du mutierst zu einer eifersüchtigen Vettel, Alex. Das hast du nicht nötig!«, brauste Karl auf.

»Sie geht zwei Mal in der Woche zum Friseur und hat sonstige Termine. Sie verprasst im Monat circa zwanzigtausend für Bekleidung. Für Kosmetik gibt sie monatlich mehr aus, als ich in drei Jahren! Das sehe ich auf ihrer Partnercard. Ihr besucht ständig Sternelokale, du machst ihr teure Geschenke, zahlst ihr den Umzug und den Anwalt. Weißt du eigentlich, welche Summen im Monat zusammenkommen?«

»Du schnüffelst also hinter mir her! Sehr detailliert sogar! Ich fasse es nicht!«, schrie Karl. Er stand schwungvoll von seinem Stuhl auf, fing an, durch den Raum zu gehen, erinnerte dabei an einen eingesperrten Tiger in seinem Käfig.

»Ich bin gereizt und mir ist heiß!« Alex Gesicht erstarrte zu einer Mine, aus der man nicht lesen konnte, ob Enttäuschung oder Wut den Vorrang hatten.

Karl machte eine abwehrende Handbewegung und starrte sie wütend an. Sie klatschte ihm seine Post auf den Schreibtisch und er zuckte zusammen.

»Mich interessierte, woher Madame kommt.« Alex Tonfall war leise geworden, schnitt jedoch scharf wie ein Messer die Luft. «Ich habe gegoogelt und ihren Mann gefunden, den Stromunternehmer. Er ist Elektrikermeister, hat sich auf Solaranlagen spezialisiert. Soviel zum Großunternehmer. Ich bin dann wohl Kraftwerkbesitzer, weil ich auf dem Dach Solarzellen habe?« Alex lachte theatralisch, verdrehte dabei die Augen.

Karl bemühte sich, seine Wut zu zähmen. »Alexandra! Was ist in dich gefahren?«, presste er heraus. »Überlege genau, was du sagst und tust! Zerstör nicht den Rest, der geblieben ist!« Seine Fäuste ballten sich. Er machte eine kurze Pause und überlegte, wie er weiter vorgehen sollte.

»Ich habe den Kerl sogar angerufen. Deine Madam ist die Tochter eines Schweinehirten, so sein Originalton. Er hat sie aus einem kleinen Dorf hinter der Wursttheke eines Edekamarktes hervorgezogen und mit nach Berlin genommen. Sie hat den armen Mann abgerippt, ist mit seinem gesamten Vermögen verschwunden. Willst du die Story hören?« Ihre Stimme hatte sich zu einem schrillen Staccato gesteigert.

Während Karl sich mit eiligen Schritten zur Tür aufmachte, rief Alex ihm hinterher: »Karl, lass uns vernünftig reden!« Er stürmte aus dem Büro und knallte die Tür zu. Sie hörte ihn laut auf dem Gang fluchen, vernahm Wortfetzen wie: »Das macht sie mir nicht kaputt, lieber mache ich sie fertig.«

Karl lief hektisch die Treppe hinunter und setzte sich in seinen Wagen. Es trieb ihn weg von diesem Ort. Alex spionierte ihm hinterher und erzählte Lügen. Sophie hatte recht. Alex wollte Sophie demontieren, fertigmachen. Sie würde schon sehen, wie er die Rechnung quittierte. Jetzt brauchte er einen klaren Kopf. Auch hier lag Sophie richtig. Er musste sich von seinem alten Leben lösen. Alex konnte dabei nur verlieren.

Alexandra bemerkte, wie die Hitze sich in ihr ausbreitete, ihr Kopf fühlte sich an, als läge sie auf einer Sonnenterrasse. Ihr Hals war schweißnass, die Tropfen rannen ihr über Rücken und Brust, sie schnappte nach Luft. Gern hätte sie Karl diese Attacke ihrer Wechseljahre übergestreift. Sie spürte, wie Wut und Enttäuschung Besitz von ihr nahmen. Sie griff zum Telefon und wählte die Nummer der Dependance in Marbella, gab den Auftrag, lohnende günstige Liegenschaften zu suchen, die vorteilhaft einzukaufen waren. Irritiert meinte der Mitarbeiter, man würde sie derzeit schwer verkaufen können. Das sei ihr egal, entgegnete Alex, der Handel erhole sich und später könne man umso größeren Gewinn herausschlagen. Das Gleiche wiederholte sie mit dem Büro auf Mallorca. Dann packte sie ein paar Unterlagen zusammen und machte sich auf den Weg zum väterlichen Weingut ins Rheingau.

»Nein Alex, das kann ich nicht annehmen. Ich hatte dich letzte Woche darum gebeten, dass du mir ein paar Aktien abkaufst, um das Gut zu erweitern. Aber du solltest nicht als Teilhaber in die Firma einsteigen. Wenn etwas schiefgeht, bist du dein gesamtes Vermögen los!«

»Andy, mir ist sehr bewusst, wie gut du Vaters Geschäft weiterführst. Immer mit Herzblut und unternehmerischem Verstand. Bisher hast du das Gut nicht nur halten können, du konntest es sogar ausbauen. Dein Wein ist exzellent. Du besitzt jederzeit Instinkt, wo man investieren muss, wann die Zeit zum Umdenken geschlagen hat. Ich vertraue dir und deinen Ideen.« Alexandra versprühte enorme Energie. Sie zappelte auf dem Stuhl, bereit jeden Moment aufzuspringen.

Andreas goss Weißwein aus der gekühlten Karaffe nach. Er schob die ausgebreiteten Papiere zu einem Stapel zusammen, während Alex weiterredete.

»Wozu eine Aktiengesellschaft gründen? Ich biete dir einen Deal an. Einen Teil des Geldes schenke ich dir offiziell, wir schreiben es irgendwann um in Geschäftsanteile. Außerdem gebe ich dir ein zinsloses Darlehn, das du mir später zurückzahlst. Einen anderen Teil überlasse ich Papa zu gleichen Bedingungen. Mit dem Grundstock borgst du dir das fehlende Kapital bei der Bank, ihr habt damit genug Eigenkapital. Keine Aktionäre, die Ausschüttungen verlangen, keine langen formalistischen Wege. Sobald das Objekt läuft, kannst mich als stillen Teilhaber eintragen.«

»Bist du irre? Geht die Sache schief, erschlägst du mich!« Andreas sah seine Schwester ungläubig an, blickte nachdenklich aus dem Fenster in die Weinberge. »Ich kenne dich. Es steckt mehr dahinter!«

»Lieber gehe ich mit dir unter, als wenn der Arsch auch nur einen Cent bekommt!«, zischte Alex.

Einen Augenblick schaute Andreas sie erstaunt an. Dann lachte er schallend los. »Du denkst also doch an Scheidung!«

In diesem Moment klingelte Alex‘ Handy. Amelie war in der Leitung. »Mama, erkläre mir, was das soll? Ich habe gerade einen Schreck bekommen, als ich auf meinen Kontoauszug sah. Du hast mir 400.000 Euro überwiesen!«

»Freu dich! Du erbst sowieso alles. So viel ist für dich steuerfrei als Schenkung an Kinder. Ob es auf deinem oder meinem Konto liegt, ist egal. Das kann ich alle zehn Jahre machen, es spart dir später die Erbschaftssteuern. Leg es gut an!« Alex drückte auf die Unterbrechungstaste, ohne dass Amelie die Chance hatte, etwas zu erwidern. Sie stand auf. Andreas sah sie fragend an. Er sagte kein Wort, denn wenn sich Alex eine Sache in den Kopf gesetzt hatte, war sie nicht davon abzubringen.

»Die Zahlung habe ich bereits angewiesen, mein Notar legt das schriftlich nieder. Und nun auf, ich erwarte Gewinne! Bau das alte Gut von Willy in ein Hotel mit Wirtschaft aus. Ich finde die Idee klasse.« Aus Alex‘ Worten sprühte Energie.

»Der Notar soll bitte einen Vertrag machen, in dem er festhält, dass ich dich weder gezwungen noch unter Drogen gestellt habe, falls der Deal mit der Übernahme vom Weingut Schaub wirklich klappt!«

»Lieber in Rosinen investieren, als in Pelze von roten Muschis!«, sagte Alex und schnappte hektisch ihre Handtasche. »Ich habe einiges zu tun in der Angelegenheit, die Sache brennt. Wir sehen uns am Wochenende.«

»Alex«, Andy hielt sie am Arm fest, »verbrenn’ dir nicht die Finger! Man kann nicht in den Krieg ziehen, ohne Schuld auf sich zu laden.«

Sie gab ihm einen Kuss auf die Wange. »Du kennst mich. Nattern reiße ich die Haut ab!«

»Eben, eben«, warf ihr Andreas hinterher, »bitte vergreif dich nicht an ihr!«

Im Auto zückte sie ihr Handy und rief Karl an.

»Was willst du?« Ein wütender Unterton lag in seiner Stimme.

»Mich entschuldigen.« Einige Sekunden herrschte Ruhe.

»Sieht dir nicht ähnlich. Aber o.k. Nichtsdestoweniger, ich fasse es nicht! Du spionierst mir nach! Wie konntest du das machen?«

Alex beherrschte sich, war froh, dass Karl ihr nicht ins Gesicht sah. Sie atmete tief durch, verkniff sich die sarkastische Antwort, die ihr auf der Zunge lag. Nach den Abgängen vom gemeinsamen Sparkonto war Alex nicht weiter in der Lage, zuzusehen, wie Karl das Geld verschleuderte. Sie hatte keine andere Wahl, als zu handeln. Die Wahrheit wollte er nicht hören, wollte seine Hormone nicht steuern. Das passte wohl nicht in seine derzeitige Midlife-Crisis.

»Wir hatten gedacht, wir wären alt genug, verheiratet jeder seiner Wege gehen zu können. Ich packe es nicht. Tut mir leid. Vielleicht sollten wir doch einen korrekten Schnitt machen.« Ihre Stimme klang ungewohnt demütig.

»Ich habe bereits einen Termin bei einem Anwalt vereinbart.«

»Darf ich dich um einen letzten Gefallen bitten, Karl?«

»Alex, ich respektiere dich und fühle immer noch so etwas wie ...«, er stockte, »wie ein Zusammengehörigkeitsgefühl, tiefe Freundschaft. Bitte mich, worum du willst.«

»Können wir uns einigen, den Trennungstermin zum Jahresende zu legen. In der Zwischenzeit kümmern wir uns um eine saubere Gütertrennung. Ende des Jahres wäre ein guter Schlussstrich, rein geschäftlich. Du hast ja nicht einmal deinen Wohnsitz geändert. Ich habe am Nachmittag einen Termin bei unserem Hausnotar. Dort können wir juristisch einwandfrei eine Trennungsabsicht festlegen.«

»Ob heute, oder im Dezember, wo ist der Unterschied?«, Karls Stimme klang lauernd.

Ein Lächeln umspielte ihre Lippen. Sie hatte ihn am Haken. »Wenn wir uns mit der Aufteilung vorher gütlich einigen, kosten die Anwälte nicht so viel Geld.« Sie beherrschte sich. Ein Pelz weniger für Sophie lag ihr auf der Zunge. »Die Berechnung lässt sich einfacher mit Jahresabschluss erstellen.«

»O.k. Das geht in Ordnung, das ist wirklich bequemer. Ich blase den Termin mit dem Anwalt ab und komme zum Notar, versprochen.« Karls Stimme hatte wieder den gewohnt samtig grauen Klang, den Alex an ihm liebte.

»Es ist schade, dass es so endet. Natürlich habe ich dich damals aus Liebe geheiratet. Ich weiß aber auch, es wartet heute auf mich keine liebende Frau, die darauf hofft, dass ich zurückkomme. So ist es nicht mehr zwischen uns. Der Grund unserer Krise ist das klassische Auseinanderleben ohne jegliche verbleibende Gemeinsamkeit, oder?«

»Das gilt für dich wie für mich! Wir fangen hier einen Streit an, den niemand will. Lass es uns unblutig beenden«, bat Alex.

»Mit einer dauerhaften Trennung sind wir gescheitert. Jetzt sind wir beide so weit, dass eine Scheidung unvermeidbar ist. Es ist schon komisch, dass ich mir plötzlich nichts sehnlicher herbeisehne.«

»George Bernard Shaw sagte einmal: ’Wenn du damit beginnst, dich denen aufzuopfern die du liebst, wirst du damit enden, die zu hassen, für die du dich aufgeopfert hast.’ Und mir liegt fern, dich zu verachten.« Alex hielt inne. »Vorsicht, es ist nicht immer zum Vorteil, wenn Wünsche in Erfüllung gehen!«

Am Abend machte Karl den Vorschlag, eine Pizza beim Italiener zu essen. Sophie lehnte das kategorisch ab. Sie meinte bissig, sie würde sich nicht mit Kohlenhydraten vollstopfen, denn dann sähe sie bald aus wie Karls Ex. Die Wut über Alex kochte noch in ihm, so ließ er sich überreden, wieder in die Villa zu fahren.

In Gedanken versunken starrte Karl das Besteck an. Sophie fragte, was ihn beschäftigte und er berichtete von dem Gespräch mit Alexandra, wobei er wegließ, dass sie sein Konto eingesehen hatte; auch die anzüglichen Kommentare über Sophie verkniff er sich. Er wollte schlicht seine Ruhe haben.

Der Kellner servierte die Vorspeise. Für Sophie die marinierten Flusskrebse mit gerösteten Bucheckern, Gelee mit Schmand, drapiert mit hagebuttenähnlichen Hundsrosen, dazu in Bucheckernöl geschwenkte Keimblätter der Rotbuche. Karl hatte sich für den Handkäs mit Musik entschieden, endlich einmal etwas nach seinem Geschmack. Er schaute auf den Teller, suchte den Käse. Während der Ober Wein nachgoss, räusperte sich Karl kurz und flüsterte: »Sie haben den Handkäs vergessen.«

Die Bedienung bückte sich tief, schenkte ein, wobei er noch leiser hauchte: »Das sind flüssigfeste Essigkugeln mit einem Hauch Kümmel im Inneren, Apfeldrops, angeröstete Brotwürfel, feine Zwiebelringchen auf schaumig sämiger Handkäscreme.«

»Aha ...« Karl blickte verwundert den Kellner an, der sich verbeugte und dann grinsend zurückzog.

»Ist etwas nicht in Ordnung, Schatz?«, fragte Sophie, die an ihrem kurzen Rock zupfte.

»Alles wunderbar«, meinte Karl.

Nach der Vorspeise fing Sophie wieder an, Alexandra zu kritisieren. Sie war der Meinung, Karl sei ihr völlig schnuppe, sie habe ihn nie geliebt. »Egoismus pur. Sie hat dich nie respektiert, sonst hätte sie dir nicht das Recht auf eine Frau genommen, die dich ernsthaft vergöttert, so wie ich. Bestimmt hackt sie auf mir herum und ist eifersüchtig. Und du hältst diese Show auch noch aufrecht, obwohl du weißt, dass sie Hoffnungen hegt. Sie will dich zurück, glaubt, du bist ihr Eigentum. Du bist jetzt interessant, da du etwas Besseres abbekommen hast! Ich habe meine besten Jahre an dich verschwendet, jammert sie garantiert. Hör auf! Wenn du wirklich Achtung vor ihr hast, gib wenigstens du sie frei. Lass dich endlich scheiden! Ihr beide eiert daher wie Enten auf Glatteis!« Sophies Stimme klang wie Eis.

»Wir haben das in die Wege geleitet! Das ist abgesprochen.« Die Appetitlüstlinge wurden serviert: Sorbet am Spieß aus herrschaftsgespritztem Apfelschaumwein mit Zitronenverbene.

Sophie lutschte an ihrem Stiel. »Warum nicht sofort, was soll das?«

»Du verstehst das nicht. Es geht um die Firma. Ein Jahresabschluss ist eine saubere Sache. Und jetzt Schluss damit. Es läuft doch!« Der Ärger stand Karl ins Gesicht geschrieben.

Die Hauptspeise wurde kredenzt: Lammsattel mariniert in Knoblauchrauke, Senf und Joghurt, geköchelt mit Speckkruste an Soße aus Rehjus, Honig, Blütenpollen, Wacholder und Fichtensprossen mit einer im Vakuum gegarten Karotte.

Sophie zeigte durch ihre Körperhaltung wie beleidigt sie war, strafte Karl mit Wortlosigkeit und missachtendem Ausdruck.

Unruhig rutschte er auf seinem Stuhl herum. »Du weißt, ich möchte nur mit dir zusammen sein. Und wir werden heiraten, sobald ich geschieden bin. Das habe ich dir versprochen.«

Sophie strich nun zart über Karls Handrücken. Ein kaum wahrnehmbares Lächeln umspielte ihre Mundwinkel, während sie seinem Blick standhielt. »Deine Liebe ist mir wichtiger als eine Hochzeit. Aber du hast recht, in der heutigen Zeit muss man sich absichern. Die hacken doch sonst wie die Geier auf mich ein, deine Weiber!«

Sophie verzichtete auf ein Dessert und Karl bestellte sich einen gefrorenen Rhabarbersaft mit Honig, Fenchel und Abendmilch. Nun würde sich aller Ärger legen und die Streitereien mit seiner Ex lösten sich für den Moment in Luft auf. Genüsslich griff er in die Schmuckdose auf dem Tisch, holte sich unter strenger Miene von Sophie drei Stück Kirschbaumblütenzucker heraus. Mit einem Hochziehen der Augenbrauen legte er eins wieder zurück, bevor er die anderen in den Espresso gleiten ließ.

Frau mit Grill sucht Mann mit Kohle

Подняться наверх