Читать книгу Frau mit Grill sucht Mann mit Kohle - Sabine Ibing - Страница 8
FRANKFURT
Оглавление(Sophie Barradon: Montag ist gar nicht so schlimm, wenn man ein Paar neue Schuhe kauft!)
Sechs Mal hatte Sophie bereits bei Karl angerufen, der sich immer noch in einer Sitzung befand. Jeden Tag verlangte sie mehrmals nach Liebesbeweisen, ganz gleich, ob er sich in Kundengespräch befand oder mit dem Auto unterwegs war.
In der Mittagspause lud er die BroApp herunter. Er tippte die Telefonnummer von Sophie ein, ihren Namen und wählte fünfzig verschiedene Nachrichten aus, die er mit einem Haken versah. Damit hatte die Software verstanden, wie seine SMS aussehen sollten. Er stellte ein: Senden Montag bis Freitag, alle zwei Stunden bis achtzehn Uhr. Und schon ging die erste Message hinaus: »Schatz! Ich mache gerade Pause und muss so sehr an dich denken! Ich wünsche dir einen tollen Tag!« Er grinste. Die folgende SMS würde lauten: «Wo bist du bloß? Küsschen, Küsschen, Küsschen ...« Die BroApp würde registrieren, sobald er mit Sophie telefonierte oder selbst eine SMS geschrieben hatte. In diesem Fall wartete der Bro etwas ab, bis eine »Ich vermisse dich!« - SMS wieder Sinn ergab. Außerdem erkannte die Software, wenn sein Mobil und das von Sophie sich im gleichen Netzwerk befanden. In dieser Zeit stoppte sie ihren Dienst. Es gab tolle Erfindungen für Männer.
Sophie kam von ihrem ausgiebigen Einkaufsbummel zurück. Der Winter würde nicht mehr lange auf sich warten lassen. Sie packte ihre Tüten aus. Fünf Kaschmirpullover, drei Kaschmirjacken, Seidenunterwäsche, Designer-Jeans, passende Weste. Die Cordröhre von Citizens of Humanity zog sie sofort an. Oder sollte sie lieber Leggins tragen? Sie wühlte in der Joop-Tüte: das blaue Etuikleid, die zwei Halstücher. Richtig, sie hatte in dem Laden zwei Taschen erhalten. In der anderen waren der Nadelstreifenblaser und die Bluse und auch die graue Lammfellweste, glockig geschnitten, mit gekämmtem Langhaar. Einen Mantel hatte sie noch nicht gefunden, alles nur Tand in einer Qualität, die nicht ihre war. Sie räumte die Sachen in den Schrank, ebenso die neuen Schuhe und die Handtasche.
Gelangweilt griff Sophie zum Telefon, verabredete Friseurbesuche - jeden Dienstag und Freitag. Darauf folgten Kosmetikstudio, Nagelstudio, Fußpflege und Massage. Vor der Eingangstür hörte sie Stimmen. Karl kam mit Amelie herein, sie hatten Kuchen mitgebracht.
»Ihr beide kennt euch bereits. Ich dachte, wir könnten ein bisschen klönen, damit ihr miteinander warm werdet.« Karl verschwand hinter der Küchenzeile und hantierte an der Kaffeemaschine, während Amelie das Papier des Kuchenpakets abstreifte. Sie stellte den Kuchen auf den Esstisch.
»Kind, mach doch bitte die Pappe ab, das sieht ja scheußlich aus!«, sagte Sophie mit kritischem Blick auf den Kuchen.
»Findest du? Das Papier hat sogar Spitze dran«, gab Amelie mürrisch zurück und bugsierte die Tortenstücke mürrisch auf einen Kuchenteller, wobei eines umfiel.
»Das nehme ich«, rief Karl. »Meine Schwiegermutter ist schon tot.« Niemand lachte. »Wir haben Sahnejoghurt mit Erdbeere, Nusstorte und Schwarzwälder Kirsch. Was möchtest du Sophie?«
»Karl, wärest du so lieb, Champagner zu öffnen?«, bat Sophie. Zu Amelie gewandt, mit einem scharfen Blick auf ihre Hüften, meinte sie: »Ich esse niemals Kuchen. Schau mich an! Das würde ich dir auch empfehlen.«
Im Inneren von Amelie brodelte es, sie wollte eine freche Antwort geben, riss sich aber zusammen. Zumindest für dreißig Sekunden. Dann schaute sie ostentativ an Sophie herunter. »Ich weiß, genau wie Schneewittchen, kein Arsch und kein Tittchen.«
Karl hielt die Luft an, atmete tief durch und entkorkte die Flasche. »So meine Damen, ein Prickelchen am Nachmittag.«
Amelie wollte sich auf einen der Sessel setzen, doch Sophie sprang auf und rief: »Moment, erst ein Handtuch. Du ruinierst mir mit der Jeans den weißen Seidenbezug!«
Amelie sah Karl Hilfe suchend an, der zuckte mit gesenktem Kopf die Schultern. Nachdem die Torte verspeist war, meinte Karl, man könne sich bequemerweise auf dem Sofa niederlassen. Sophie war entsetzt und wies auf die Terrasse. Jeans würden den Rohseidenbezug nicht nur beschmutzen, sondern auch abreiben. Draußen war es ungemütlich, der Wind pfiff vom Hafen her.
»Du solltest wirklich mehr auf deine Figur achten!«, tadelte Sophie Amelie mit einem Blick auf deren Unterleib.
»Echte Männer lieben Kurven, nur Hunde mögen Knochen!«, antwortete Amelie spitz. Sie verabschiedete sich schnell, da sie noch lernen müsse, drückte Karl, gab ihm einen Kuss auf die Wange. »Danke für die tolle Winterjacke!«
Karl begleitete Amelie zur Tür und Sophie folgte ihm mit einem gewissen Abstand. Nachdem die Wohnungstür geschlossen war, drehte er sich um und blickte in ein zorniges Gesicht. »Diesem frechen Luder hast du eine Jacke gekauft?«
»Sophie«, flehte Karl, »für Sie ist es schwer, die Trennung nimmt sie mit.«
»Sie ist erwachsen und sie ist nicht deine Tochter«, gab sie beleidigt als Antwort.
»Ist sie doch. Alex war damals im sechsten Monat, als ihr Mann bei einem Autounfall starb. Trotz Kind hat sie die Firma weitergeführt und dem Vater auf dem Weingut geholfen, ihr Bruder war zu dieser Zeit sechzehn. Ich habe Alex kennengelernt, als Amelie zwei Monate alt war. Und damit ist sie meine Tochter«, Karls Tonfall war ärgerlich geworden, er rieb sich an der Nase.
»Sie ist nicht von deinem Blut, du hast ihr gegenüber keine Verpflichtung. Und sie war sehr ausfallend!«
Traurig blickend nahm Karl Sophie in den Arm, hob ihr Kinn zu sich hoch. Seine Stimme wirkte müde. »Es wird schon werden, lass ihr Zeit.«
Sophie drehte sich aus der Umarmung und schmollte mit vorgeschobener Unterlippe. »Sie arbeitet und kann sich selbst Kleidung kaufen.«
»Sie ist Studentin und hat einen Teilzeitjob in der Firma. Wir standen auf der Zeil und sie brauchte eine Winterjacke. Es gab eine, die ihr gefiel, aber die war ihr zu teuer. Es hat mir Freude gemacht, meiner Tochter die Jacke zu schenken. Basta.«
»Ich brauche dringend einen Mantel, mit mir gehst du nicht in die Stadt«, jammerte Sophie.
Karl verdrehte die Augen und stöhnte. »Also gut, wir gehen jetzt in die City und holen dir einen Mantel. Bist du dann zufrieden?«
Sophies Laune war wie gewandelt. Sie erzählte von ihrem Anwaltsbesuch. Hugo müsse Unterhalt zahlen. Ihr ganzes Geld habe sie ihm damals geliehen für die Firma, 150.000 Euro. Ein wenig sei schon zurückbezahlt, er sei nun verpflichtet, die Raten weiterzuzahlen. Als Ehefrau sei sie Mitinhaberin der Firma, da solle Hugo auch abdrücken. Der Anwalt leite die Scheidung ein. »Was habe ich mich früher krumm gemacht«, erklärte Sophie. »Ich habe seine Eltern lange gepflegt vor deren Tod, einer dement, einer bettlägerig. Nebenbei war ich in der Firma Sekretärin und Einkäuferin, habe Hugo den Rücken freigehalten. Ich putzte das Haus, pflegte den Garten, kaufte ein, kochte. Mein Tag hatte vierzehn Stunden an sieben Tagen. Und Hugo? Meinen Einsatz hat er nie gewürdigt, hat mich mit einer unterbezahlten Teilzeitstelle abgefüttert. Ich musste sämtliche Bons nachweisen, er hat sich aufgeregt über jedes Teil, das ich gekauft habe, Essen, Kleidung und so weiter. Wenn er nach Hause kam, hat er gesoffen und manchmal hat er mich geschlagen. Tränen standen ihr in den Augen.
Karl nahm sie zärtlich in den Arm. »Jetzt bist du bei mir und alles ist gut. Ich lasse dich nicht verhungern.« Er lächelte sanft. »Und nun gehen wir einen Wintermantel kaufen, damit du nicht erfrierst. Am Wochenende fahren wir nach Sylt. Ein Kunde von mir möchte sich von seinem Ferienhaus trennen. Wir sind eingeladen, um das Haus kennenzulernen.«