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Remineralisierung

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Unter Remineralisierung versteht man den Prozess, bei dem sich Kalzium- und Phosphationen, die von einer Quelle außerhalb des Zahnes stammen, in den Lücken der kristallinen Struktur des demineralisierten Schmelzes ablagern und das Kristallgitter auffüllen.32 Diesen Prozess erzielt man in erster Linie durch die Erziehung des Patienten zu einem kariesvorbeugenden Verhalten,33,34 durch die konstante Entfernung des Biofilms von den Zahnflächen34–36 und durch die Zufuhr remineralisierender Moleküle (Abb. 48).37 Die Remineralisierung sollte als Mittel der Wahl für die Behandlung kariös bedingter, nicht kavitierter White Spots (WSL) betrachtet werden.38


Abb. 48 Verhaltenskaskade von Zahnarzt und Patient beim Remineralisierungsprozesses.


Abb. 49 Aktiver White Spot auf der Labialfläche des Eckzahnes. Bei der Untersuchung mit der kariologischen Sonde fühlt sich die Läsion rau an.


Abb. 50 Derselbe White Spot, mittlerweile nicht mehr aktiv, nach 6 Monaten remineralisierender Maßnahmen.

Wie bereits erwähnt steht das Erscheinungsbild der WSL in engem Zusammenhang mit ihrer Aktivität. Folglich kann das positive Ergebnis des Remineralisierungsprozesses klinisch sichtbar werden, wenn sich eine matte, raue Oberfläche („aktiver“ White Spot) in eine helle und glatte Oberfläche („inaktiver“ White Spot) umwandelt, die im Laufe der Zeit auch bräunliche Pigmente einlagern kann.14,39 Obwohl White Spots auf ganz natürliche Weise wieder verschwinden40,41 oder mechanisch von der demineralisierten Fläche entfernt werden können,39,40 kommt es sehr selten vor, dass sie vollständig verschwinden.39 Da die Remineralisierung zunächst und vor allem in den obersten Schichten des Schmelzes stattfindet, wird es für die Mineralien schwierig, in die tieferen Schichten unter der Oberfläche zu gelangen, sodass es in diesen Bereichen meist zu einer unvollständigen Remineralisierung kommt (Abb. 49, 50).

Die remineralisierte Schmelzoberfläche verhält sich wie ein Glas, das keine Ionen durchlässt; dadurch erschwert sie die Remineralisierung der tieferen Schichten, sodass die weißlichen Bereiche unter der Oberfläche bestehen bleiben.42–45 Fluorid ist der meistverwendete remineralisierende Wirkstoff, und seine positive Wirkung wurde weithin nachgewiesen.46–48

Es bildet in Kombination mit Kalzium und Phosphat auf der Oberfläche der verbliebenen Kristalle eine Fluorapatitschicht, die nicht nur als Ersatz für die mit der Demineralisation verloren gegangenen Mineralien dient, sondern auch wesentlich resistenter gegen die späteren Säureangriffe ist.36,49

Eine weitere nützliche Strategie für eine zusätzliche Mineralzufuhr sind CPP-ACP-Pasten. Casein Phosphopeptid hat die bemerkenswerte Fähigkeit, die in gelöster Form vorhandenen Kalzium- und Phosphationen zu stabilisieren, indem es den CPP-ACP-Komplex bildet.50,51 Dieser Komplex erhöht den Gehalt an verfügbarem Kalzium und Phosphat und fördert den Prozess der Remineralisierung.51 CPP-ACP ist nicht nur bei der Behandlung von WSL nützlich, sondern auch bei anderen Formen von Hypomineralisierung, wie Fluorose und Molaren-Inzisiven-Hypomineralisation (MIH), sowie bei Zahnempfindlichkeit und zur Prävention von White Spots, die durch kieferorthopädische Behandlungen auftreten können.50

Zudem kommt die Remineralisierung häufig nach minimalinvasiven Verfahren wie Zahnaufhellung52,53 und Mikroabrasion zur Anwendung.54 Patienten, die mit einer Remineralisierung behandelt werden, müssen darüber informiert werden, dass dieser Prozess Zeit, Engagement und Ausdauer erfordert51 und dass eine Behandlung, die eigens aus ästhetischen Gründen vorgenommen wird, nur schwerlich bewirken kann, dass die verfärbten Bereiche vollkommen verschwinden. Die remineralisierenden Wirkstoffe können auch mithilfe von Zahnseide in die Approximalräume eingebracht werden.

Tabelle 2 zeigt ein beispielhaftes Schema für eine Hygiene-/Remineralisierungstherapie, die auf dem Kariesrisiko des Patienten basiert. Dieser Ansatz wird in jedem Fall empfohlen, wenn kavitierte und/oder nicht kavitierte Läsionen vorliegen.

Tabelle 2 Auf dem Kariesrisiko des Patienten basierendes Schema für Hygiene-/Remineralisierungsmaßnahmen

Step 1Hygiene-/Remineralisierungs-Basistherapie (­Patienten ohne Kariesrisiko)1. 2-mal täglich mindestens 2 Minuten lang Zähneputzen mit einer fluoridhaltigen Zahnpasta.2. Effiziente Anwendung von Zahnseide vor dem abendlichen Zähneputzen.
Step 2(Patienten mit moderatem Kariesrisiko)1. 3-mal täglich mindestens 2 Minuten lang Zähneputzen mit einer elektrischen Zahnbürste.2. Effiziente Anwendung von Zahnseide 2-mal täglich:a) vor dem abendlichen Zähneputzen, um den Biofilm zu entfernen;b) nach dem abendlichen Zähneputzen als Träger für fluoridierte oder CPP-ACP-haltige Produkte.3. Spülung mit fluoridhaltigem Mundwasser vor dem Schlafengehen.4. Zahnärztliche Kontrollen im Rahmen eines Recall-Programms mit Sichtbar­machung der Biofilm-Ablagerungen (3–4 Monate).
Step 3Patienten mit hohen und/oder temporärem (kieferorthopä­dische Behandlung) Risiko1. Anwendung einer fluoridhaltigen Zahnpasta 3-mal täglich mindestens 3 Minuten lang unter Verwendung einer elektrischen Zahnbürste.2. Effiziente Anwendung von Zahnseide 2-mal täglich:a) vor dem abendlichen Zähneputzen, um den Biofilm zu entfernen;b) vor dem Schlafengehen als Träger für fluoridierte oder CPP-ACP-haltige ­Produkte.3. Verwendung fluorid- und/oder CPP-ACP-haltiger Mundspülung tagsüber4. Häufige Routine-Kontrolluntersuchungen beim Zahnarzt (1–3 Monate):a) Sichtbarmachung der Bereiche mit Biofilm-Ablagerungen;b) Entfernung des Biofilms;c) professionelle lokale Anwendung remineralisierender Mittel (Gel, Lack, Spray, Schaum, Mousse, Paste).
Direkte Restaurationen im Seitenzahnbereich

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