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5. Kapitel

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Vor Schreck hätte sie beinahe geschrien. Was hatte sie verbrochen, dass ihre Gebete nicht erhört wurden?

»Wie ich annehme, ist es keine unschuldige Neugier, die Euch veranlasst, meinen Körper so intim zu erforschen«, meinte Cameron gedehnt, und Merediths Angst wurde von hellem Zorn verdrängt. Musste der arrogante Schuft sie auch noch verspotten?

Am liebsten hätte sie das höhnische Grinsen aus seinem Gesicht geschlagen; es juckte sie gewaltig in den Fingern ...

Aber dann führte die riskante Suche nach dem Kruzifix zu einem Lohn, den sie nicht erwartet hatte.

Ihre Hand streifte glattes Metall – den Griff seines Dolchs. Der einfachste Weg in die Freiheit, in ihrer Reichweite ... Ohne lange zu überlegen, riss sie die Klinge aus der Scheide und richtete die scharfe Spitze auf Camerons Brust.

Wenn sie auch über ihre eigene Kühnheit erschrak – endlich hatte sie die Oberhand gewonnen, und es wäre töricht, den Vorteil nicht zu nutzen. »Bewegt Euch nicht, Sir! Sonst bringe ich Euch eine Wunde bei, die zu Eurer anderen passt.« Deutlich erinnerte sie sich an die gezackte Narbe an seinem Rücken.

Sein Lächeln vertiefte sich. »Wollt Ihr meine eigene Waffe gegen mich richten?«

»Aye!«

»Dafür seid Ihr zu feige.«

»Ihr irrt Euch!«

»Möchtet Ihr meine Kehle durchschneiden? Lasst Euch warnen, Mädchen, das könnte ziemlich unangenehm werden. Wenn Ihr nicht blitzschnell zustecht, wird mein Blut Eure Hände und Euer Kleid bespritzen.«

Meredith erblasste.

»Manchen Leuten macht so etwas nichts aus«, fuhr er fort. »Aber frisches Blut ist feucht und furchtbar klebrig. Wenigstens tritt der Tod sehr schnell ein. Das habe ich schon öfter gehört.«

Offensichtlich versuchte er, sie zu ärgern, und Meredith rang um ihre Entschlusskraft. Möge seine Seele in der Hölle schmoren, dachte sie wütend. Einen anderen Ausweg gab es nicht. Irgendwie musste sie ihre Freiheit erkämpfen. Camerons Gelassenheit zerrte an ihren Nerven. »Seid doch still!«

Ohne die Mahnung zu beachten, fügte er hinzu: »Am besten durchbohrt Ihr mein Herz. Wenn Ihr Euer Ziel verfehlt, könnte ich am Leben bleiben. Und Ihr müsst aufpassen, damit die Klinge nicht von einer Rippe abprallt. Umfasst den Griff ganz fest. Aber falls ich langsam und qualvoll sterben soll, entscheidet Euch lieber für eine Bauchwunde. Aye, die wäre besonders schmerzhaft. Wenn Ihr den Dolch herumdreht, werdet Ihr spüren, wie der Stahl mein Fleisch zerfetzt ...«

All die grausigen Einzelheiten drehten ihr den Magen um. Plötzlich zitterte sie am ganzen Körper. Wäre sie fähig, einen Menschen zu töten? Nur eine einzige Bewegung ihres Handgelenks, und der Dolch würde sich in Camerons Brust bohren ... An seinem Hals sah sie seinen Puls. Wenn das Pochen seines Lebensbluts langsam verebbte – würde sie den Anblick ertragen?

Dieses beklemmende Fantasiebild gab den Ausschlag: Nein, sie könnte es nicht tun, und sie verachtete sich sogar, weil sie geglaubt hatte, der Mord würde ihr gelingen.

Zögernd und schuldbewusst richtete sie sich auf. Eine Sekunde später wurde ihr die Waffe aus der Hand geschlagen, und sie lag hilflos auf dem Rücken. Sie vermochte nicht einmal zu atmen, denn das Gewicht des Mannes, der sich auf sie geworfen hatte, presste ihr sämtliche Luft aus den Lungen.

In wachsender Panik versuchte sie sich zu befreien, ohne Erfolg. Eisenharte Arme und Beine hielten sie fest. Schließlich erlahmte ihre Gegenwehr. Von ihrem sinnlosen Kampf erschöpft, rührte sie sich nicht mehr.

Den wilden Feuersturm, in dem sie jetzt gefangen war, hatte sie selbst entfacht. Cameron verhehlte seinen Zorn nicht. Was er empfand, spürte sie in seinen angespannten Muskeln, und sie las es in der dunklen Glut seiner Augen.

»Bei Gott, nun sollte ich Euch töten!«, stieß er hervor. Auf seine Ellbogen gestützt, verringerte er den Druck seines schweren Körpers, und Meredith rang nach Atem.

»Dann tut es doch!«, schrie sie in blinder Verzweiflung. »Bringt es hinter Euch! Oder seid Ihr zu feige?«

Zu spät bereute sie die Herausforderung. Sein Gesicht verzerrte sich. Wie Staub fühlte sich die Todesangst in ihrem Mund an. Ja – jetzt würde er sie beim Wort nehmen.

»Ein Wunder, dass ich Euch nicht schon längst ins Jenseits befördert habe«, erwiderte er mit heiserer Stimme. »Also hört auf, mich in Versuchung zu führen. Wäre ich nicht so gutmütig, würden wir sehen, wer hier der Feigling ist.«

Natürlich, ihre Kühnheit war nur das Aufbegehren einer Närrin. An ihrer Feigheit gab es keinen Zweifel.

Endlich ließ er los und stand auf. »Wie Ihr mir mein Vertrauen vergolten habt, werde ich nicht so bald vergessen. An Eurer Stelle würde ich stets daran denken.«

In ihrer Kehle brannten Tränen, die sie energisch hinunterschluckte. Nein, er sollte sie nicht weinen sehen. Sie hatte ihm den Fehdehandschuh hingeworfen – und verloren. Dafür musste sie nun den Preis bezahlen, und sie gedachte, sich möglichst würdevoll in ihr Schicksal zu fügen.

Als er einen leisen Pfiff ausstieß, trottete Fortune gehorsam heran. Reglos saß Meredith am Boden und beobachtete, wie er das Pferd sattelte. Dann winkte er sie zu sich, und sie folgte dem stummen Befehl. Schweigend streckte sie die Hände aus.

Bis er die Geste verstand, dauerte es eine Weile – sie erwartete, er werde sie fesseln. Das tat er nicht, obwohl es ihn dazu drängte. Aber dann würde sie ihn erneut einen Feigling nennen. Nein, einen weiteren Grund für die Behauptung, sein männliches Geschlecht würde nicht ausreichen, um sie zu bändigen, wollte er ihr keinesfalls liefern.

Die Stirn gerunzelt, umfasste er ihre schmale Taille, hob sie auf den Rappen und schwang sich hinter ihr in den Sattel. Er spürte ihren steifen Rücken, ihr Bestreben, eine Berührung zu vermeiden. Erbost zog er sie an seine Brust.

Obwohl sie seine Geduld und seine Selbstkontrolle auf eine so harte Probe stellte, konnte er eine gewisse Bewunderung nicht verdrängen. Schon dreimal hatte sie ihn aufgefordert, sie zu töten. In der Nacht ihrer Entführung hatte sie weder geschrien noch geweint oder um Gnade gefleht. Stattdessen war sie bereit gewesen, das vermeintliche Ende ihres Lebens hinzunehmen. Stets hatte sie ihren Stolz bewahrt. Um ihre Tapferkeit musste sie so mancher Mann beneiden.

Was hatte sie gesagt? Bewegt Euch nicht, Sir! Sonst bringe ich Euch eine Wunde bei, die zu Eurer anderen passt. Wäre diese Drohung nicht so ungeheuerlich gewesen, hätte er darüber gelacht. Erkennt sie inzwischen, dass sie den Dolch nur so lange festhielt, wie es mir gefiel?, überlegte er. Jedenfalls vermochte ihn die Dreistigkeit der Lady erst jetzt zu belustigen. In jenem Augenblick war seine Stimmung ziemlich düster gewesen.

Die Stunden verstrichen. Am späten Nachmittag begann Merediths Rücken endlich zu erschlaffen. Da sie es nicht gewohnt war, so lange im Sattel zu sitzen, vermutete Cameron, müssten mittlerweile all ihre Knochen schmerzen. Wäre er bereit, Rast zu machen, wenn sie ihn darum bäte? Das wusste er nicht. Wie auch immer, sie äußerte diesen Wunsch nicht, und nach den Ereignissen dieses Morgens wollte er ihr von sich aus keine Ruhepause anbieten.

Im warmen Sonnenschein entdeckte er einen Kleinpächter und junge Burschen, die auf einem Feld Steine einsammelten. Etwas weiter entfernt sah er ein Cottage.

Während Cameron näher herankam, musterte er die aufgehäuften Steine an Feldrand. Die Jungen schleppten sie jetzt zu einem Wall, der sich bis in die Hügel hinauf erstreckte. Dieser Anblick erinnerte ihn an die Kindheit. Solche Aufgaben hatte sein Vater den Brüdern und ihm selbst oft anvertraut.

Von widersprüchlichen Gefühlen erfüllt, ritt er mit seiner Gefangenen weiter. Einerseits sehnte er sich nach seinem Zuhause, andererseits bedrückte ihn die Gewissheit, dass er seine Familie nicht antreffen würde ... Nun trug er ganz allein die Verantwortung für die Sicherheit und das Wohl seines Clans – eine schwere Last.

Ein freundlicher Zuruf riss ihn aus seinen Gedanken. Lächelnd winkte er dem Pächter und den Burschen zu, die ihn begrüßten. Auch Meredith schaute zu den Leuten hinüber, und er spürte, wie sie tief Atem holte.

Sofort erlosch sein Lächeln. Sollte er ihr mit seinen starken Armen die Luft abschnüren? Damit würde er sie zweifellos von ihrem Plan abbringen. Aber er beugte sich nur vor, sein Atem ließ das rotblonde Haar an ihrer Schläfe auffliegen, sein Mund berührte unglaublich weiche Haut, und es ärgerte ihn, dass er solche Dinge bemerkte. »Ruft bloß nicht um Hilfe«, fauchte er.

Die Lippen verkniffen, richtete sie sich wieder kerzengerade auf, und das Schweigen, das seit dem Morgen geherrscht hatte, wurde fortgesetzt.

Über den grünen Wipfeln färbte die sinkende Sonne den Himmel rosig und goldgelb. Stets auf seine Gefangene bedacht, fühlte Cameron, wie sich ihr Körper entspannte. Schlief sie? Noch während ihm diese Frage durch den Sinn ging, sank sie in sich zusammen, nur um wenig später hochzuschrecken. Jetzt erwachte sein Mitleid. Neben einem plätschernden Bach zügelte er Fortune. Das saftige, duftende Gras, das am Ufer wuchs, würde dem Hengst sicher schmecken.

»Hier übernachten wir.« Cameron stieg ab und wollte Meredith seine Hand reichen, doch sie war bereits aus dem Sattel geglitten. Als sie taumelte, nahm seine Miene einen grimmigen Ausdruck an.

Aber er verzichtete auf einen Tadel und sah sie in den Schatten eines Baums hinken. Dort setzte sie sich jedoch nicht, wie er erwartet hatte, sondern kniete im Moos nieder. Den Kopf tief gesenkt, faltete sie die Hände.

Cameron seufzte ärgerlich. Nur aus Ehrfurcht vor einer höheren Macht ignorierte er Meredith.

Eine Viertelstunde später kniete sie immer noch unter dem Baum. Lautlos bewegte sie die Lippen. Da verlor er die Geduld. Zum zweiten Mal im Verlauf dieser Reise zog er sie unsanft auf die Beine. »Worum betet Ihr so inbrünstig?«

Sie starrte einen Punkt über seiner Schulter an. »Das kann ich Euch unmöglich mitteilen, Sir, denn Ihr seid nicht mein Beichtvater.«

»Nein, Euer Entführer, und Ihr befindet Euch in meiner Gewalt. Sagt es mir!« Nach wie vor weigerte sie sich, ihn anzuschauen. »Also, worum betet Ihr? Nein, lasst mich raten«, verlangte er spöttisch. »Um meinen Tod?«

»Nein«, würgte sie hervor.

Verwirrt, aber entschlossen bedrängte er sie: »Worum dann?«

Fast unmerklich schüttelte sie den Kopf. »Das würdet Ihr nicht verstehen.«

»Erklärt es mir.« Einen Finger unter ihrem Kinn, zwang er sie, seinen Blick zu erwidern, und glaubte, das inzwischen vertraute Aufbegehren in ihren Augen zu lesen. Stattdessen sah er etwas ganz anderes – Schuldgefühle, tiefen Kummer. Bestürzt blinzelte er. »Sagt es mir«, forderte er in etwas sanfterem Ton.

»Ich hielt ein Messer an Eure Brust«, wisperte sie kaum hörbar. »In meinen Händen lag die Waffe, die Euch das Leben rauben sollte, und ...« Unfähig, den Satz zu beenden, verstummte sie.

»Und Ihr wolltet mich erstechen«, vollendete er den Satz.

Ihre Lippen zitterten. »Das hätte ich niemals übers Herz gebracht. Aber – für ein paar Sekunden kam mir dieser Gedanke.«

Seltsamerweise verstand er, was sie bewegte. Genau so war ihm zumute gewesen, als er zum ersten Mal einen Mann getötet hatte. Er war angegriffen worden, und hätte er sein Schwert nicht geschwungen, würde er diesen Tag nicht erleben. Deshalb empfand er kein Bedauern. Es lag ihm auf der Zunge, ihr zu versichern, dass er selbst nicht zögern würde, wäre er ein Gefangener und im Besitz eines Dolchs.

»Wie schrecklich ich mich jetzt schäme, ahnt Ihr nicht ...« Merediths Stimme drohte zu brechen. »Das werde ich mir niemals verzeihen.«

Darauf wusste er keine Antwort. Er glaubte an den Allmächtigen. Hin und wieder besuchte er den Gottesdienst. Und manchmal betete er sogar – nicht so inbrünstig wie die Lady, aber in gewissen Situationen bat er um himmlischen Segen und Beistand. Warum Meredith sich so quälte, erschien ihm rätselhaft. Vielleicht, weil sie eine Frau war, eine ehemalige Novizin, und er ein Mann. Und darin lag wohl ein göttliches Gesetz.

Gelegentlich verlangt ein Instinkt, dass man jemanden tötet, dachte er, um sich selbst oder geliebte Menschen zu retten. Mord ist etwas anderes ...

Wie schon so oft verdunkelte bitterer Zorn seine Seele. Würde er es jemals ertragen, die Sonne aufgehen zu sehen? Verzweifelt dachte er an seine Familie, die nichts getan hatte, was jenes Gemetzel irgendwie rechtfertigen würde. Kein einziges Mal hatte der junge Thomas ein Schwert gegen den Munro-Clan erhoben.

Meredith schlang ihre Finger ineinander. »Darf ich mich entfernen? Nur für ein paar Minuten ...«

»Wozu?«

»Das wisst Ihr«, antwortete sie errötend.

Ja, er wusste es. Aber nachdem sie sein Vertrauen missbraucht hatte, sah er keinen Grund, sich großmütig zu zeigen. »Ohne mich geht Ihr nirgendwohin.«

Verlegen zupfte sie an ihrem Kleid. »Bitte ... Natürlich verstehe ich Euren Argwohn. Aber ich schwöre Euch, ich werde Euch bestimmt keinen Ärger mehr bereiten.«

Beinah hätte er ihr Ansinnen erneut abgelehnt. Doch dann sah er die brennende Scham in ihren Augen. Verdammt, schon wieder wurde er schwach. Zum Teufel mit dieser Frau ... Warum brachte sie ihn unentwegt von seinen Entschlüssen ab? »Also gut, ich werde Euch nicht beobachten und mich sogar abwenden. Geht dort hinüber!« Er zeigte zu einer hohen Hecke. »Keinen Schritt weiter!«

Wortlos verschwand sie hinter den Büschen.

Während er auf ihre Rückkehr wartete, entzündete er ein Feuer. Und dann wartete er – und wartete. Fluchend sprang er auf.

Das hätte er wissen müssen. Sie war kein Engel, sondern eine tückische Hexe! Ich schwöre Euch, ich werde Euch keinen Ärger mehr bereiten. Eine gemeine Lüge, uni ihm zu entrinnen! Und ihre Schuldgefühle? Reine Heuchelei! Nun hatte er sich schon zweimal von ihrer süßen weiblichen Schwäche täuschen lassen, von der Fassade ihrer Unschuld. Welch ein Narr war er gewesen! Ein drittes Mal würde ihr das nicht gelingen. Erbost fuhr er herum, stürmte zu der Hecke – und hielt abrupt inne.

Meredith kam ihm entgegen. Doch sie war nicht allein.

An ihrer Seite sah er einen großen bärtigen Mann in einem fadenscheinigen, schmutzigen Kilt. Fettiges Haar hing auf seine Schultern herab.

Von untrüglichen Instinkten gewarnt, trat Cameron vor. In diesem Moment tauchte ein zweiter Mann auf, stämmig gebaut, mit einem Doppelkinn. Jeder der beiden trug einen Dolch an der Hüfte.

Mit schmalen Augen musterte Cameron die schmutzigen Finger des bärtigen Halunken, die Besitz ergreifend Merediths Ellbogen umfassten. Dann schaute er in ihre angstvollen Augen.

»Ist das Euer Ehemann, Mädchen?«, fragte ihr Peiniger.

»Nein«, erwiderte sie hastig, »mein Bruder.«

Ihr Bruder! Was sollte das nun wieder bedeuten? Cameron unterdrückte ein Stöhnen. Offensichtlich hatte er sie falsch eingeschätzt – sie war keine tückische, sondern eine miserable Lügnerin.

»Erzählt mir keinen Unsinn!«, zischte der Bärtige prompt und umklammerte ihren Arm noch fester. Cameron hörte, wie sie nach Luft schnappte. Aber sie schrie nicht.

In diesem Augenblick war das Schicksal des Kerls besiegelt. Der stirbt als Erster, entschied Cameron und ballte die Hände. Das gefährliche Glitzern in seinen Augen wussten die beiden Gauner offenbar nicht zu deuten. »Ich bin weder ihr Ehemann noch ihr Bruder«, erklärte er kühl. »Und was ich bin, geht Euch nichts an.«

»Oh, doch. Dieses nette Mädchen habt Ihr allein gelassen. Jedem, der des Weges kam, hilflos ausgeliefert ...«

»In der Tat, ein sehr nettes Mädchen«, stimmte sein dicker Gefährte zu und grinste lüstern. Seine stechenden Augen musterten Meredith vom Scheitel bis zur Sohle. Dann schlenderte er zu ihr und kniff in eine ihrer Brüste. »Eigentlich sind mir üppige Titten lieber. Aber das macht nichts. Sag mal, Davis, wenn er weder ihr Mann noch ihr Bruder ist, wird er uns sicher gern zuschauen, wenn wir sie nacheinander besteigen. Oder beide zugleich?«

Mit seiner anderen Hand griff er zwischen seine Schenkel. »Ziemlich groß, der Bursche, was, Davis? Aber ich wette, er hat keinen größeren Schwanz als ich. Und vielleicht gönnen wir ihm später noch ein bisschen Spaß in ihrem warmen Honig. Mal sehen ...«

Leichenblass starrte Meredith ins Leere.

Alle Muskeln angespannt, wippte Cameron sprungbereit auf den Zehenballen und wartete den richtigen Zeitpunkt ab. »Ich warne Euch nur ein einziges Mal. Lasst sie in Ruhe.«

»Und warum sollten wir?«, höhnte Davis. »Ihr seid auf Euch allein gestellt. Und wir sind zu zweit. Hast du das gehört, Monty? Er glaubt, er kann’s mit uns aufnehmen!«

Mit diesen Worten riss er Meredith an sich. Verzweifelt bekämpfte sie ihn. Da schlug er auf ihren Kopf und lachte heiser. Seine feuchten Lippen glitten über ihren weißen Hals.

Vor Camerons Augen schienen feurige Punkte zu tanzen. Jetzt wartete er nicht länger. Ein dumpfes Geräusch erklang, als sein Ellbogen Montys Gesicht rammte. Lautlos fiel der Mann vornüber.

Den Arm um Merediths Taille geschlungen, zerrte Cameron sie zur Seite. Verwirrt hob Davis den Kopf. Ein kraftvoller Schwertstreich streckte ihn nieder, und als sein Herz ein letztes Mal schlug, drückte seine Miene maßloses Staunen aus.

Inzwischen hatte sich Monty taumelnd erhoben.

Blut quoll zwischen seinen wulstigen Lippen hervor, in seinen Augen funkelte wilder Zorn. Das Gesicht zu einer hässlichen Grimasse verzerrt, riss er seinen Dolch aus der Scheide und sprang vor.

Das bemerkte Cameron nicht, denn er drehte sich eben erst um.

»Nein!« Ein halb erstickter Schrei ...

Alles Weitere geschah blitzschnell. Hoch erhobene Arme, langes, seidiges Haar, das wie eine kupferrote Fahne flatterte ... Ein Dolchstoß, ein Stöhnen – dann nichts mehr.

Mitten in der Bewegung hielt Meredith inne und schwankte wie eine zerbrechliche Weide im Wind.

Monty wich zurück, und sein Blick glitt von seiner blutigen Klinge zu Camerons Gesicht. Was er sah, verschlug ihm beinahe die Sprache. »Jesus, Mann – nein!«, stammelte er. »Ich – ich habe sie nicht gesehen. Euch wollte ich angreifen – nicht sie, und ich ...«

Der Rest des Satzes blieb unausgesprochen. Die Augen weit aufgerissen, starb er, seine eigene Klinge bis zum Heft in der Kehle.

Schwur des Schicksals

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