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Die Erforschung meiner Möglichkeiten – und wo war ich?
ОглавлениеMeine Eltern empfanden mich als Kind als pflegeleicht und ausgeglichen. Nach außen war ich das auch, denn ich hatte mir – damals noch unbewusst – die Verantwortung auferlegt, meinen Eltern, die mit ihrer Scheidung schon genug zu tun hatten, keine Sorgen zu machen. Also machte ich die Dinge, die mich beschäftigten, mit mir selbst aus. In meiner Jugend erforschte ich weitere Möglichkeiten. Ich geriet hier und da auf Abwege, die ich rückblickend jedoch als äußerst wertvoll ansehe. Ich wurde innerlich zu einer Querdenkerin, was sicherlich einen Teil Selbstschutz beinhaltete, aber auch Ergebnis meiner Beobachtungen war, nämlich dass sogenannte Autoritätspersonen nicht immer recht hatten und es sich lohnte, vorgefertigte »Wahrheiten« infrage zu stellen. So kam es, dass ich die Grenzen, an die ich stieß, in alle Richtungen ausloten wollte. Ich machte Erfahrungen vielerlei Art mit sehr unterschiedlichen Menschen: ob Intellektuelle, Alternative, viel jüngere oder viel ältere Menschen oder auch völlig oberflächliche Menschen – ich war für alle offen und beobachtete unterschiedlichste Muster und Verhaltensweisen. Ich ging einem »normalen« Leben mit Schule und Ausbildung nach, experimentierte aber auch mit bewusstseinserweiternden Substanzen, machte die Nacht zum Tag und wirkte sicher auf die meisten Menschen ziemlich selbstbewusst. Doch unter dieser Schutzschicht war ich sehr sensibel und auch hilflos und ängstlich. Ich lebte viele Paradoxe aus, die mir irgendwie alle »wahr« erschienen. Dabei war ich ehrlich und habe gelogen, war treu und habe betrogen, bin Scheinheiligen und Erleuchteten begegnet und fand mich immer wieder in Einbahnstraßen wieder, die mich auf meist sehr schmerzhafte Weise zur Umkehr zwangen. In dem ganzen Tumult der Gegensätzlichkeiten hatte ich mich längst verloren. Ich war ein Mix aus unterschiedlichsten Persönlichkeiten, die mir zwar mannigfache Erfahrungen gewährten, aber nicht wirklich miteinander vereinbar waren. Das zeigte sich darin, dass ich mich jedem Menschen gegenüber anders verhielt. Da ich nicht wusste, welche dieser Scheinpersönlichkeiten ich wirklich war, tendierte ich dazu, die vermeintlich »schwachen« Anteile in mir zu überspielen. So war ich dem Leben und den Leuten zumindest nach außen hin gewachsen, und das gab mir eine gewisse Sicherheit. Ich hatte mir ein Konstrukt aufgebaut, das mir dienlich war. Doch gleichzeitig war ich auch Sklavin dieses Konstrukts. Die Schleier der Wahrnehmung waren sehr dicht, und das Bild, mit dem ich die Welt und meine Beziehung zu ihr betrachtete, war verzerrt. Und so könnte man »eine gewisse Orientierungslosigkeit« als Überschrift über diese Zeit setzen, obwohl ich immer viel Halt durch die Liebe meiner Familie erfuhr. Doch ich spürte, dass da noch etwas anderes war, dass es da vielleicht eine Bestimmung in meinem Leben gab, eine Art zu leben, die ganz meine war und die sich richtig anfühlte und die ich irgendwie finden musste. Vielleicht kennst du das: Diese innere Gewissheit hat eine manchmal fast nicht auszuhaltende Kraft. Sie treibt dich voran und lässt nicht locker, bis du dahintergekommen bist, wie du deinem Leben Sinn und Klarheit verleihen kannst.