Читать книгу Lese-Paket 1 für den Strand: Romane und Erzählungen zur Unterhaltung: 1000 Seiten Liebe, Schicksal, Humor, Spannung - Sandy Palmer - Страница 70

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Er hatte den ganzen Tag über die Wohnung gesäubert, seine Sachen in Ordnung gebracht und geschuftet. Jetzt war er völlig erschöpft, aber glücklich über seine Leistung. Er hatte die Post durchgesehen und mit Schrecken entdeckt, dass die Telefonrechnung nicht bezahlt war. Und nun öffnete er den Brief, dieses weiße Kuvert mit der schönen Handschrift. Er riss ihn auf, zog den Brief heraus und las:

„Geliebter, ich habe dich gefunden, ich möchte mit dir sprechen. Ich weiß, was du erlebt hast, habe alles erfahren. Ich möchte dir helfen, ich möchte für dich da sein. Ich liebe dich! Ich liebe dich! Ich liebe dich! Auf der Rückseite steht die Adresse, wo du mich erreichen kannst. Deine Heidi.“

Er spürte wieder, wie er zitterte. Aber es war anders. Es war nicht mehr das Zittern der Verzweiflung, oder die Folgen des Alkohols. Jetzt war es Freude. Und es verging auch ganz schnell.

Ich habe es geahnt! Ich habe es gewusst! Mein Gott, wie alt ist dieser Brief? Ich muss mich sofort an sie wenden. Ich muss sofort zu ihr fahren. Wo ist das? Frankfurt. Ich muss sofort nach Frankfurt. Wieso, das ist doch die Adresse von Dr. Gstaad. Wie kommt sie denn an den? Das versteh ich nicht. Was hat sie mit Dr. Gstaad zu tun? Was steht hier? Heidi Pechner. Pechner, das ist doch dieser Chemiker, der zu Dr. Gstaads Leuten gehört. Vor ein paar Wochen habe ich noch gehört, dass er weggegangen ist, dass er irgendwo in Hamburg arbeitet und dort mit einer anderen Frau zusammen lebt. Verdammt noch mal, mit einer anderen Frau. Und ich bin nie darauf gekommen, dass er der Mann von Heidi ist! Natürlich ist er ihr Mann. Die Verbindung, Dr. Gstaad, Heidi Pechner, Dieter Pechner. Ich werde sofort anrufen.

Aber das Telefon war gestört. Noch war es gesperrt.

Aus dem Haus gehe ich nicht. Ich habe zu tun.

Er trat vor den Spiegel, blickte sich an und erschrak vor sich selbst. Dann beschloss er zu duschen, sich zu rasieren und richtig anzuziehen.

Es war schon dunkel, und er ging ins Badezimmer. Infolge des Entlüftungsschachts, der sich dort befand, konnte er oft unfreiwillig mitanhören, was vom Erdgeschoss bis hier heraufdrang. Er hörte Weihnachtslieder. Eines der Kinder unten saß in der Badewanne und sang eine Melodie mit, die im Radio ertönte.

Hans lauschte, und er entsann sich seiner Kindheit. Ihm wurde erst mal jetzt bewusst, dass bald Weihnachten war. Wenige Tage nur noch. Weihnachten! Mein Gott, wie lange habe ich nicht mehr richtig Weihnachten gefeiert? Ingrid hat es nie etwas bedeutet.

Er duschte, rasierte und kämmte sich, kleidete sich an und beschloss, in die Stadt zu fahren, irgendwo vernünftig zu essen und von da aus die Telefonnummer in Frankfurt anzurufen, die auf dem Brief stand. Er zog sich gerade das Jackett über, prüfte noch einmal den Sitz seiner Krawatte, da schellte es. Etwas überrascht ging er in den Korridor, wollte die Sprechanlage betätigen. Aber da hörte er ein Räuspern dicht vor der Tür. Der Besucher war also schon da.

Er öffnete. Draußen stand, vom grellen Treppenhauslicht angestrahlt, eine Frau. Das Gesicht lag im Schatten; er erkannte es nicht sofort. Aber irgendwie ahnte er es in diesem Augenblick schon. Ahnte, dass diese Frau im silbergrauen Pelzmantel Heidi sein musste. Und da hörte er sie mit einer Stimme sagen, die er unter Tausenden herausgehört hätte und nie vergessen würde: „Hans! Du bist ja da, Hans!“

Er wollte „Heidi“ schreien, aber die Stimme versagte ihm den Dienst, und es kam nur ein Krächzen heraus. Doch da flog sie ihm schon entgegen. Er riss sie an sich, und wie von selbst fanden seine Lippen ihren Mund. Es war, als würden sie beide ineinander aufgehen, als würden sie eins. Sie standen dort, Raum und Zeit schienen um sie zu versinken. Doch dann gab er sie frei, und sie meinte ein wenig atemlos: „Liebster, ich bin nicht allein. Unten wartet eine Freundin, die Frau von Dr. Gstaad. Ich möchte ihr Bescheid sagen, aber ich komme gleich zurück.“

„Ich gehe mit dir“, erklärte er fest. Jetzt erst blickte sie auf seine Hand und sagte: „Du kannst den Arm ja bewegen? Ich dachte, er wäre steif.“

„Nur die Hand. Aber das ist schlimm genug. Doch reden wir nicht davon. Jetzt hab ich ja dich. Und deine Liebe gibt mir wieder Hoffnung.“

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