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Alicia

Ich bin noch nicht einmal aufgestanden, da erkenne ich auf meinem Handy schon eine eingegangene Nachricht von Connor. Als sein Name mir entgegenspringt, fängt mein Herz wie verrückt an zu schlagen. Ich versuche meine Reaktion auf ihn unter Kontrolle zu bekommen, doch das ist nicht so einfach. Aus irgendeinem Grund, den ich mir selber nicht genau erklären kann, kann ich seinen durchdringenden Blick nicht vergessen. Von der ersten Sekunde an, hatte er eine Wirkung auf mich, der ich mich nicht entziehen konnte.

Ich hatte in der Vergangenheit ein paar Beziehungen, doch bis jetzt hat es kein Mann geschafft, dass es mir so geht. Und daher wusste ich gestern auch nicht so wirklich, wie ich damit umgehen sollte. Aus diesem Grund hatte ich nur das Ziel, möglichst schnell wieder zu verschwinden.

Während ich sie öffne, habe ich wieder sein Gesicht vor Augen. Aufmerksam hat er mich angesehen. Nichts ist ihm entgangen. Ein wenig kam es mir so vor, als würde er mich ganz genau beobachten wollen.

Und das war es, womit er es geschafft hatte, dass mein Verstand mich angeschrien hat, dass ich verschwinden soll.

Meghan habe ich nichts von der kurzen Unterhaltung mit ihm erzählt, als ich sie ein paar Minuten später endlich gefunden habe. Auf jeden Fall nicht sofort. Erstmal wollte ich mich wenigstens einigermaßen wieder unter Kontrolle bekommen. Dennoch hat es nichts daran geändert, dass ich mich immer wieder nach ihm umgesehen habe. Allerdings konnte ich ihn nicht mehr sehen, da er sich entweder in einem anderen Teil der Bar aufgehalten hatte, oder er war bereits gegangen.

Als wir mitten in der Nacht wieder nach Hause gekommen sind, habe ich schon nicht mehr daran geglaubt, dass er sich wirklich bei mir meldet. Und dies unter anderem auch deswegen, weil ich der festen Überzeugung war, dass ein Mann wie er jede haben kann.

Dennoch stehe ich einige Stunden später nun vor meinem geöffneten Koffer, der neben meiner Freundin auf dem Bett liegt, und inspiziere den Inhalt.

Grinsend sieht sie mich an und zeigt mir so, dass ich ihr nicht ausweichen kann.

„Ich gebe zu, dass ich wirklich immer auf alles gefasst bin. Das hätte ich aber wirklich nicht gedacht“, stellt sie fest. Dabei lehnt sie sich ein Stück nach vorne, als würde sie mich so besser erkennen können.

„Was?“ Ich bin mir nicht sicher, ob ich die Antwort darauf wirklich wissen will, doch ich weiß auch, dass ich keine Chance habe. Wenn sie sich einmal etwas in den Kopf gesetzt hat, dann zieht sie das auch durch. Und in diesem Fall ist es anscheinend die Unterhaltung über Connor und mich.

„Dass du dich einfach mit einem Typen verabredest, mit dem du am Vorabend gerade einmal ein paar Minuten gesprochen hast. Und dann hast du mir noch nicht einmal von diesem Gespräch berichtet. Wahrscheinlich sollte ich nun beleidigt sein.“

Sie verzieht ein wenig das Gesicht, als würde sie schmollen. Allerdings kenne ich sie und weiß deshalb, dass sie es nicht wirklich ist. Unter anderem verrät mir das auch das freche Funkeln in ihren Augen. Daher gehe ich nicht näher darauf ein.

„Und jetzt höre auf es so spannend zu machen und erzähle endlich ein wenig von ihm“, fordert sie mich auf. „Wie ist er? Sieht er gut aus?“

Kurz überlege ich, was ich darauf am besten antworten kann. Doch so wirklich weiß ich es nicht, da ich selber nichts von ihm weiß, außer seinen Namen.

Ja, wahrscheinlich hat sie recht. Normalerweise weiß ich mehr von einem Mann, als nur seinen Namen, wenn ich mich mit ihm treffe. Bis jetzt habe ich mich aber auch noch nie so schnell verabredet. Klar, ich hätte ihm heute Morgen schreiben können, dass es keine gute Idee ist, wenn wir uns treffen. Aber mir ist diese Möglichkeit nicht einmal in den Kopf gekommen, da ich zugeben muss, dass ich mich schon ein wenig über seine Nachricht gefreut habe.

„Nett“, murmle ich also und zucke mit den Schultern.

„Nett?“ Mit einem ungläubigen Gesichtsausdruck sieht meine Freundin mich an, als würde sie mich fragen wollen, ob ich sie noch alle habe. „Nur nett? Mehr nicht?“

„Was willst du denn wissen?“

„Wie sieht er aus? Hat es zwischen euch gefunkt? Über was zum Teufel habt ihr euch unterhalten?“

„Von seinem Aussehen kannst du dich nachher selber überzeugen“, weiche ich ihr aus. „Schließlich holt er mich ab.“

„Du kannst dich darauf verlassen, dass ich das auf jeden Fall werde. Und was ist mit der zweiten Frage?“

„Ich bin mir nicht sicher, dass man das nach den wenigen Minuten behaupten kann.“

Ich verziehe ein wenig das Gesicht, während ich darüber nachdenke. Doch die Wahrheit ist, dass ich nur nach außen die Coole gebe. Wir haben uns wirklich nur wenige Minuten unterhalten, dennoch hat er es geschafft, die Schmetterlinge in meinem Bauch zu wecken. Daher kann ich mit Gewissheit behaupten, dass es zumindest bei mir gefunkt hat. Wie es bei ihm aussieht weiß ich nicht. Und das lässt mich ein wenig nervös werden.

Ich weiß nicht, wieso es so ist. Doch ich hoffe, dass ich es an diesem Abend erfahren werde.

„Was habt ihr denn vor?“

„So genau weiß ich das nicht. Connor hatte nur gesagt, dass er mir ein wenig von der Stadt zeigen will.“

Ich zucke mit den Schultern.

„Du scheinst nicht sehr viel zu wissen“, stellt sie lachend fest.

Als Antwort strecke ich ihr nur die Zunge hinaus.

„Ich finde das super, wirklich. Du kannst dir überhaupt nicht vorstellen, wie sehr ich mich für dich freue. In dieser kurzen Zeit scheint er etwas in dir bewegt zu haben.“

„Woher willst du das wissen?“

„Ich kenne dich, auch wenn ich dich schon seit einer Ewigkeit nicht mehr gesehen habe. Doch du hast ein Leuchten in den Augen, was ich so noch nie an dir gesehen habe. Und auch der Ton deiner Stimme hat sich verändert.“

Skeptisch sehe ich meine Freundin an. Am liebsten würde ich sie fragen, woher sie diesen Unsinn hat, doch eigentlich will ich die Antwort darauf überhaupt nicht wissen. Deswegen ziehe ich es vor, die Worte für mich zu behalten.

„Hast du überhaupt etwas mit, was du auf ein Date anziehen kannst?“, erkundigt sie sich als Nächstes.

„Ich dachte, ich trage das blaue Kleid, was mir bis zu den Knien geht“, erwidere ich, bin mir jedoch nicht sicher, ob es die richtige Antwort ist.

Gleichzeitig ziehe ich es aus meinem Koffer, um es ihr zu zeigen.

Meghan verzieht die Nase und signalisiert mir so, dass sie kein Fan davon ist.

„Dieses Kleid ist höchstens geeignet, wenn du deinen Mann zu einem langweiligen Geschäftsessen begleitest, oder zu seinen Eltern. Das ist aber nichts, womit man einem Typen den Kopf verdreht und ihn für sich gewinnt. Komm mit.“

Mit diesen Worten steht sie auf, greift nach meiner Hand und zieht mich hinter sich her in ihr Schlafzimmer, wo sie ihren Schrank öffnet. Einen Moment betrachtet sie den Inhalt. Sie inspiziert ein paar Kleider, verzieht bei jedem allerdings das Gesicht. Es dauert dennoch nicht lange, bis ich einen kurzen Jeansrock und ein enges schwarzes Top in den Händen halte.

„Gut, dass wir die gleiche Schuhgröße haben“, erklärt sie und zieht noch ein Paar Sandalen heraus, welche sie mir reicht.

Mit einem Nicken in die Richtung des Badezimmers bedeutet sie mir, dass ich mich umziehen soll. Dankbar lächle ich sie an und verschwinde.

„Perfekt“, ruft meine Freundin begeistert aus, als ich einige Minuten später vor ihr stehe. „Er wird sich überhaupt nicht von dir abwenden können, da bin ich mir sicher. Er wäre total dämlich, wenn er es nicht wäre. Und ich weiß, dass dich das nicht kaltlassen würde.“

„Woher willst du eigentlich wissen, dass ich es darauf angelegt habe?“

Kaum habe ich ausgesprochen, tönt der schrille Ton der Klingel durch die Wohnung. Erschrocken zucke ich zusammen, habe mich aber schnell wieder unter Kontrolle. Dennoch bin ich nervös, dass kann ich einfach nicht vor Meghan für mich behalten.

„Sonst hättest du dich wohl kaum auf eine Verabredung mit ihm eingelassen“, ruft Meghan mir über ihre Schulter hinweg zu, während sie zur Tür geht und sie öffnet.

Es dauert nur wenige Sekunden, bis Connor in meinem Sichtfeld auftaucht. Doch im selben Augenblick spüre ich, wie mein Herz beginnt zu rasen und mein Mund trocken wird. Und wenn ich den Gesichtsausdruck meiner Freundin richtig deute gehe ich davon aus, dass es ihr auch so geht.

Allerdings muss ich aber auch sagen, dass er in seinem weiten Shirt, was sich eng um seine Arme spannt und seiner tief sitzenden Hose wirklich gut aussieht. Wie auch gestern erkenne ich jeden Muskel. Sein Aussehen verrät mir, dass er mehr als eine Stunde in der Woche im Fitnessstudio verbringt. Wahrscheinlich sogar mehr als eine Stunde am Tag.

So unauffällig wie möglich atme ich tief durch.

Schnell rufe ich mir in Erinnerung, dass ich mich beherrschen muss, wenn ich diesen Abend ohne Peinlichkeiten hinter mich bringen will.

„Hi“, begrüße ich ihn, als ich mir sicher bin, dass ich mich nicht mehr wie ein kleines Schuldkind anhöre.

„Wow, du siehst wundervoll aus“, murmelt er anerkennend und lässt seinen Blick über meinen Körper wandern. Dabei kommt er ein paar Schritte näher.

Hinter ihm kann ich meine Freundin erkennen, die beide Daumen nach oben streckt, als würde sie mir mitteilen wollen, dass sie es doch gewusst hat. In letzter Sekunde kann ich es mir gerade noch verkneifen die Augen zu verdrehen und ihr wiederum zu zeigen, dass ich genervt bin. Stattdessen konzentriere ich mich auf ihn.

„Ich hatte keine Ahnung, was ich anziehen sollte“, erkläre ich und zucke mit den Schultern.

„Keine Sorge, das passt perfekt für das, was ich geplant habe.“

„Darf ich dir Meghan vorstellen?“, frage ich ihn, und zeige dabei auf meine Freundin. „Sie ist diejenige, die ich gestern nicht finden konnte“, kläre ich ihn auf.

„Freut mich.“

Er dreht sich zu ihr und schenkt ihr ein breites Lächeln, welches sie sofort erwidert.

„Dann wünsche ich euch heute Abend viel Spaß. Und pass gut auf meine Freundin auf. Sonst bekommst du eine Menge Ärger.“ Streng sieht sie ihn an, sodass sie mich für einen kurzen Moment an meine Mutter erinnert. Aber auch nur für einen Moment, denn im nächsten grinst sie wieder frech.

Kaum ist ihre Ansprache bei mir angekommen, bekomme ich jedoch große Augen. Am liebsten würde ich sie fragen, wieso sie das von sich gegeben hat, doch das kann ich mir gerade noch verkneifen. Es muss warten, bis wir alleine sind. Fürs Erste muss es genügen, dass ich ihr einen bösen Blick zuwerfe.

Connor scheint es jedoch mit Humor zu nehmen, wenn ich sein Lachen richtig deute.

„Keine Sorge, bei mir ist sie in sicheren Hände. Ich bin im Sicherheitsgewerbe tätig, da kann man sich und andere in der Regel verteidigen.“

Mein Mund öffnet sich. Bevor ich allerdings etwas von mir geben kann, und ich bin mir sicher, dass das passiert wäre, schließe ich ihn schnell wieder.

„Dann brauche ich mir ja keine Sorgen zu machen“, stellt Meghan fest und zwinkert mir zu, was Connor zum Glück nicht mitbekommt, da er mich wieder ansieht.

„Wollen wir?“, erkundigt er sich.

Connor kann sich überhaupt nicht vorstellen, wie froh ich bin, dass ich diese Wohnung endlich verlassen kann. Deswegen hänge ich mir meine Tasche um und gehe an ihm vorbei. Kurz verabschieden wir uns von Meghan, bevor wir uns endlich auf den Weg machen.

„Ich muss sagen, dass du eine sehr interessante Freundin hast“, stellt er fest, nachdem sich die Tür hinter uns geschlossen hat. „Bis jetzt habe ich dieses Verhalten nur bei Müttern gesehen.“

„Ich würde eigentlich nicht sagen, dass sie sich Sorgen macht“, flüstere ich mehr zu mir selber als zu ihm.

„Und was ist es dann?“

Einen Moment stocke ich. Ich war nicht darauf vorbereitet, dass er meine Worte hört.

„Meine letzten Verabredungen lief nicht sonderlich gut“, weiche ich ihm stattdessen aus.

„Darf ich fragen wieso?“, erkundigt er sich und führt mich auf einen schwarzen Geländewagen zu, der ein wenig abseits steht.

Dies ist genau das Auto, was ich bei ihm erwartet habe. Ich weiß nicht wieso, doch nachdem ich nun weiß, dass er im Sicherheitsgewerbe arbeitet, muss ich sagen, dass es das einzige Auto ist, was zu ihm passt.

„Eigentlich gab es dafür keinen besonderen Grund. Wir haben uns einfach nicht verstanden und verschiedene Interessen gehabt.“

Kurz betrachte ich ihn und hoffe, dass er es mir glaubt. Aber wenigstens teilweise ist es nicht gelogen. Die andere Hälfte sieht aber so aus, dass er von seinem Leben etwas anderes erwartet hat, als ich von meinem. Er ist ein Clubbesitzer und dementsprechend steht für ihn nur Spaß an erster Stelle. Man kann mich als altmodisch bezeichnen, doch ich will an erster Stelle für einen Mann stehen, mit dem ich eine Beziehung führe.

„Dann hoffe ich mal, dass es mit mir besser läuft.“

Plötzlich steht er so dicht vor mir, dass ich seine Wärme spüren kann. Auf diese Weise nimmt er mir den Atem. Ich muss meinen Kopf ein Stück in den Nacken legen, um ihn ansehen zu können.

„Das werden wir sehen“, erkläre ich, als ich meine Sprache wieder gefunden habe.

Sein leises Lachen dringt an meine Ohren, während er mir die Wagentür öffnet.

Wie sich herausstellt, bringt er mich nach Little Havana.

„Dieses Viertel solltest du nicht verpasst haben. Hier befindet sich die beste Bar in der ganzen Stadt. Sie verkaufen die besten Tacos und Burger, die du jemals gegessen hast. Danach willst du keine anderen mehr.“

Mit diesen Worten grinst er mich frech an, bevor er aussteigt und um den Wagen herum geht. In der nächsten Sekunde öffnet er die Beifahrertür und reicht mir seine Hand.

Als ich sie ergreife, spüre ich die Wärme, die von ihm ausgeht. Automatisch melden sich wieder die Schmetterlinge, die meinen Puls in die Höhe treiben.

Wir haben einen wunderschönen Abend zusammen. Unter anderem erfahre ich, dass er mit seinen zwei Brüdern ein Sicherheitsunternehmen leitet und berichte ihm davon, dass ich Einzelkind bin und studiere.

Ich bin froh, dass ich mich auf dieses Date eingelassen habe. Er bringt mich zum Lachen und scheint eine offene Art zu haben. Auf mich macht er den Eindruck, als wäre er wirklich an mir interessiert und nicht daran, mich möglichst schnell ins Bett zu bekommen.

Ich gebe zu, dass ich am Anfang gedacht habe, dass er ein typischer Draufgänger ist. Zumindest hat er diesen Eindruck auf mich gemacht. Allerdings muss ich jetzt zugeben, dass er überhaupt nicht so ist.

Leider geht der Abend viel zu schnell vorbei. Als wir wieder zu seinem Wagen gehen, greift er nach meiner Hand und hält sie fest. In dem Moment, in dem ich mich ihm zuwenden will, höre ich einen lauten Knall direkt neben uns.

Automatisch drehe ich mich in die entsprechende Richtung und sehe, dass drei riesige Männer plötzlich neben uns stehen. Connor hat mich so eingenommen, dass ich nicht bemerkt habe, dass wir nicht mehr alleine sind.

Sie bedenken uns mit einem hinterhältigen Gesichtsausdruck, sodass mir schlagartig schlecht wird.

„Wir haben schon auf euch gewartet“, sagt einer von ihnen und entblößt dabei eine Reihe kaputter Zähne. Gleichzeitig schlägt mir der beißende Geruch von Alkohol entgegen, der dafür sorgt, dass mir schlecht wird.

Bevor ich wirklich realisieren kann, was hier gerade geschieht, hat Connor sich schon zwischen uns gedrängt und drückt mir seinen Autoschlüssel in die Hand.

„Steig in den Wagen“, weist er mich knapp an.

Einen Moment sehe ich ihn noch an. Doch er scheint mich überhaupt nicht mehr zu beachten. Mit einem grimmigen Gesichtsausdruck lässt er die Männer nicht aus den Augen.

So schnell wie möglich renne ich zu seinem Auto und schließe mich darin ein. Dabei lasse ich ihn jedoch nicht aus den Augen.

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