Читать книгу Love between us - Sarah Glicker - Страница 6
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Оглавление„Meine Güte, Schwesterherz. Du hast uns einen riesigen Schrecken eingejagt. Jax war nicht mehr zu gebrauchen und Mom hat ständig angerufen, wann wir endlich da sind. Du kannst dir vielleicht vorstellen, dass es nicht gerade hilfreich ist, zwei Personen beruhigen zu müssen, wenn man mit 250 Sachen eine Landstraße entlang brettert“, verkündet Mason lauthals, als er am nächsten Tag ins Zimmer kommt, nachdem der Arzt verschwunden ist.
Aus einem Reflex heraus will ich mich aufrichten und Abstand zwischen Jax und mich bringen. Er liegt neben mir, sodass eigentlich überhaupt kein Zweifel daran besteht, dass wir ein Paar sind. Doch Jax hält mich fest und hindert mich so daran, mich zu schnell zu bewegen. Und ich bin froh darüber. Erst vor wenigen Minuten habe ich nämlich gemerkt, dass ich genau das noch nicht machen sollte.
Denn auch wenn ich dem Arzt vorhin versichert habe, dass es mir den Umständen entsprechend gut geht und ich bald wieder fit bin, habe ich noch immer Schmerzen, wenn ich mich zu schnell bewege. Aber wenigstens haben sich meine Kopfschmerzen reduziert, nachdem ich in der letzten Nacht wieder eingeschlafen bin, sodass ich mich nun wieder besser konzentrieren kann. Da ich aber eine Gehirnerschütterung habe, werden sie noch ein wenig Teil meines Lebens sein.
„Ich habe es mir nicht ausgesucht“, gebe ich zurück. „Je mehr ich darüber nachdenke, umso mehr kommt es mir sogar so vor, als hätte der Typ auf mich gewartet. Mir ist aber niemand aufgefallen, der mir gefolgt ist.“
Ich weiß, dass diese Vermutung sehr weit hergeholt ist. Und die meisten würden mich wahrscheinlich schon für bekloppt erklären, weil ich überhaupt daran gedacht habe. Das machen die beiden nicht.
Der Mann hatte eine Maske auf, sodass ich sein Gesicht nicht erkennen konnte. Jeder andere hätte abgebremst und wäre da geblieben, um zu helfen. Bei diesem Mann war es das genaue Gegenteil. Jeder andere wäre auch nicht weiter gefahren, sondern selber stehen geblieben.
„Bist du dir sicher?“, erkundigt sich Mason. Nachdenklich sieht er von Jax zu mir und wieder zurück.
„Nein, es ist eine Vermutung.“
Seufzend zucke ich mit den Schultern. Ich weiß, dass die Polizei noch mit mir sprechen will. Doch ehrlich gesagt kann ich ihnen auch nicht mehr sagen, als den Jungs. Und das ist nicht viel. Ich bezweifle, dass es ihnen helfen wird, den Typen zu fassen, oder ihm auf die Spur zu kommen.
„Die Hauptsache ist, dass dir nichts passiert ist“, stellt Mason fest, nachdem er eine Weile geschwiegen hat.
„Das ist relativ.“
Ich verziehe ein wenig das Gesicht und mache so auf meine zahlreichen blauen Flecken und Beulen aufmerksam, die ich nicht nur im Gesicht habe. Sie sind über meinen gesamten Körper verteilt, wobei die im Gesicht die schlimmsten sind.
„Okay, lasst uns über etwas anderes sprechen“, verkündet er und setzt sich auf einen der Stühle, die neben dem Bett stehen. „Mom und Dad sind auf dem Weg. Oder besser gesagt, sie suchen gerade einen Parkplatz. Ich habe einen vor ihnen gefunden und hatte keine Lust auf sie zu warten.“
„Wieso seit ihr mit zwei Autos gefahren?“, fragt nun Jax. „Wäre eines nicht viel einfacher gewesen?“
„Wenn ich schon wieder in der Stadt bin, dann kann ich mich auch noch um einige Dinge kümmern. Schließlich kann ich ja nicht ständig neben euch sitzen und eure Hand halten. Ich werde gleich weiterfahren.“
Nachdenklich sieht er uns an. Jax hat noch immer seinen Arm um mich geschlungen und hält mich fest, als würde er Angst haben, dass ich aus dem Bett falle.
Zugegeben, soviel Platz haben wir zu zweit nicht hier drin, aber es reicht aus.
Ich ahne, was als Nächstes kommen wird. Deswegen beschwöre ich meine Eltern, endlich hereinzukommen, auch wenn die Unterhaltung mit ihnen sicherlich auch nicht einfach werden wird.
„Ich muss mich erst an diesen Anblick gewöhnen, auch wenn ich es sofort wusste“, stellt Mason sofort fest. „Er ist gut, dennoch ungewohnt.“
„Wann wusstest du es?“, erkundige ich mich vorsichtig.
„Wahrscheinlich noch bevor ihr es wusstet. Ich habe Augen im Kopf und habe bei eurem ersten Treffen bereits mitbekommen, dass da etwas im Busch ist.“
Ich schlucke. Etwas anderes kann ich gerade nicht machen. Am liebsten würde ich im Boden versinken, als ich mich an den Moment erinnere, in dem ich Jax das erste Mal begegnet bin. Ich habe damals versucht es für mich zu behalten, anscheinend aber nicht schnell genug.
„Ich bin mir sicher, dass du dich schnell daran gewöhnen wirst. Du wirst uns nämlich nicht mehr anders zu Gesicht bekommen. Das Versteckspiel hat offiziell ein Ende“, erwidert Jax gelassen.
Die Erklärung meines Bruders stört ihn nicht. Ich wünsche mir, dass es mir auch so geht. Doch mich hat es ein wenig aus der Bahn gerissen, dass Mason es genau bemerkt hat.
Kurz schaue ich Jax an. Ich kann das Grinsen in seinem Gesicht erkennen, mit dem er seinen Freund bedenkt. Ich bin mir nicht sicher, ob die beiden darauf warten, dass ich auch etwas sage. Aus diesem Grund sage ich am besten nichts. Ich wüsste auch gar nicht, was ich von mir geben sollte.
Doch, um genau zu sein, gibt es da eine Frage, die mir auf der Seele brennt.
„Wieso hast du eigentlich überhaupt nichts gesagt?“
„Das ich über euch genau Bescheid weiß?“
Als Antwort nicke ich nur.
„So war es doch viel lustiger. Wie ihr euch Mühe gegeben habt, es vor mir zu verheimlichen. Das werde ich so schnell nicht vergessen. Darum habe ich euch auf das Date gehen lassen. War eher eine spontane Idee. Ich muss zugeben, dass ich nicht damit gerechnet habe, dass ihr direkt heiraten werdet. Obwohl es mich eigentlich nicht wundern dürfte.“
„War auch eine spontane Idee“, gibt Jax zu und grinst frech.
Ich hingegen verdrehe nur die Augen und seufze leise.
„Das sind die besten“, stimmt mein Bruder ihm zu und hat den gleichen Gesichtsausdruck.
Es kommt mir so vor, als würden die beiden mich gar nicht mehr wahrnehmen. Doch eigentlich ist mir das ganz recht. So geben sie mir nämlich die Möglichkeit zu verarbeiten, dass Mason es von der ersten Sekunde an wusste. Hätte ich es eher gewusst, hätte ich mir überhaupt keine Mühe mehr gegeben, es für mich zu behalten. Auf jeden Fall, nachdem wir das erste Mal miteinander geschlafen haben.
„Wieso hast du dann …“, beginne ich, halte aber sofort wieder den Mund.
Eigentlich will ich mich mit diesem Thema überhaupt nicht auseinandersetzen. Doch nun ist mir der geeignete Zeitpunkt, um wenigstens das in Erfahrung zu bringen.
„Wieso ich Jax auf Ramona angesprochen habe?“
Ich sage nichts und bewege mich auch nicht. Dennoch weiß ich, dass mein Bruder es auch so weiß.
„Nennen wir es mal einen kleinen Test. Und ich weiß noch nicht, ob er ihn bestanden hat oder nicht. Schließlich hatte er spätestens da die Chance, mir davon zu berichten, dass ich einen Schwager habe.“
Würde ich nicht schon liegen, würde ich mich jetzt nach hinten fallen lassen. So kann ich nur noch meine Augen schließen und mir all die Worte denken, die ich ihm gerade an den Kopf werfen möchte. Doch das befördert nur wieder die Unterhaltung der beiden Männer in mein Gedächtnis, die sich nicht verdrängen lässt. In den letzten Wochen hat sie sich wie eine endlos Schleife in meinem Gedächtnis abgespielt. Ich bin davon ausgegangen, dass sie verschwindet, sobald er bei mir ist. Gerade wird mir aber klar, dass es leider nicht so ist, wie ich es mir gewünscht habe. Auch dann nicht, als Jax meine Hand drückt und mir so zeigt, dass er bei mir ist.
„Aber darüber wollte ich eigentlich auch nicht mit euch sprechen“, fährt mein Bruder fort.
Man müsste schon doof sein, um nicht zu merken, dass ihm etwas auf dem Herzen liegt. Ich richte mich so weit auf, wie es geht. Ich bin neugierig. Vor allem, weil er sonst nicht so ist.
„Was liegt dir dann auf dem Herzen, Bruderherz?“, frage ich ihn, als er auch nach einer Ewigkeit keine Anstalten gemacht hat, etwas zu sagen.
Doch bevor er etwas sagen kann geht die Tür auf und unsere Eltern erscheinen auf der Bildfläche. Vorhin habe ich mir noch gewünscht, dass sie so schnell wie möglich kommen, damit wir uns nicht über die Beziehung von Jax und mir unterhalten können. Nun verfluche ich sie aber dafür, dass sie schon hier sind und würde ihnen am liebsten sagen, dass sie wieder verschwinden sollen. Ich möchte wissen, was mein Bruder sagen wollte. Es ist jedoch nicht das Beste, ihn in Gegenwart unserer Eltern danach zu fragen, geschweige denn meinen Eltern zu sagen, dass sie das Zimmer wieder verlassen sollen.
Ich nehme mir vor, dass ich ihn noch danach fragen werde, sobald ich die Möglichkeit dazu habe. Vielleicht geht es mir dann auch wieder besser.
„Cady“, ruft meine Mom und kommt zu mir, um mich für eine feste Umarmung an sich zu ziehen.
Schmerzen durchfahren meinen Körper, die ich mir aber nicht anmerken lasse. Sie würde sich sonst noch mehr Sorgen machen und das möchte ich umgehen. Ich kenne meine Mom und weiß, dass sie sich seit dem Unfall mehr als genug davon gemacht hat.
Jax kann ich nichts vormachen. Er weicht mir nicht von der Seite.
„Mir geht es gut“, versichere ich ihr energisch.
„Ich würde jetzt doch ganz gerne erfahren, wie das passieren konnte“, erkundigt sich mein Vater.
„Die Kurzfassung ist, dass ich es nicht weiß.“
Ich zucke mit den Schultern und will keine weiteren Fragen aus seinem Mund hören. Zum einen bin ich mir sicher, dass ich sie eh nicht beantworten kann. Zum anderen reicht es mir zu wissen, dass nachher auch noch die Polizei meine Aussage aufnehmen wird.
Ich sehe meinem Vater an, dass es das eine oder andere gibt, was er unbedingt loswerden will. Doch er hält den Mund, auch wenn ich ihn gut genug kenne um zu wissen, dass es ihm schwerfällt. Woraus er aber kein Geheimnis macht ist, dass er wütend ist. Da kann er sich aber in eine lange Schlange einreihen.
„Nimmt es mir nicht übel. Ich würde schon gerne wissen, wieso weshalb und warum. Schließlich geht es hierbei um mich. Aber gerade habe ich keine Nerven dafür, mich damit auseinanderzusetzen“, erkläre ich. Doch es ist die Wahrheit.
„Na gut, dann lenke ich das Thema mal in eine andere Richtung und würde gerne wissen, wieso ihr nichts von eurer Hochzeit gesagt habe? Oder der Tatsache, dass ihr zusammen seit?“, erkundigt sich mein Vater.
„Das ist eine lange Geschichte“, weiche ich aus und kann gerade noch so ein Seufzen für mich behalten. Wenn es etwas gibt, über das ich mich noch weniger unterhalten will, ist es das. Auch wenn ich weiß, dass ich ihnen nicht ewig ausweichen kann.
Doch es ist noch so ein Thema, über das in den nächsten Tagen und wahrscheinlich auch Wochen, eindeutig öfter gesprochen wird. Da kann ich es auch noch ein wenig vor mir herschieben.
Es kommt mir alles so vor, als würde es mir zu viel werden. Noch nie ging es mir so, doch all das wächst mir über den Kopf und ich kann nichts dagegen unternehmen. Ich kann die Neugierde meiner Familie verstehen. Würde einer von ihnen hier liegen würde es mir auch so gehen.
Doch nach allem was geschehen ist und über das Jax und ich noch sprechen müssen, steht es eindeutig auf der Liste der Dinge, über die ich mich nicht unterhalten will. Um ehrlich zu sein, will ich diesen Besuch nur hinter mich bringen und mich weiter ausruhen.
Meine Mutter unternimmt noch ein paar Versuche mehr aus mir herauszubekommen, aber ich höre ihr gar nicht mehr richtig zu. Und es dauert nicht lange, bis sie genau das anscheinend auch merkt. Meine Liste der Dinge, die ich unbedingt machen muss, erweitere ich um den Punkt, dass ich ihr Rede und Antwort stehen werde.
„Ich muss jetzt los, sonst komme ich zu spät“, verkündet Mason. „Schwesterherz, wir reden später. Und bevor ich es wieder vergesse. Lana hat mich angerufen. Sie hat von dem Unfall gehört und würde am liebsten sofort wieder nach Hause kommen, um bei dir zu sein.“
„Das braucht sie nicht“, erwidere ich schnell. „Sie soll die Zeit mit ihrer Familie genießen und ich habe ja schließlich euch hier. Außerdem ist sie ja nur ein paar Tage weg und ich bin mir sicher, dass ich auch bald wieder hier raus kann. Wenn ich entlassen wurde, können wir uns immer noch unterhalten.“
„Das habe ich ihr auch mitgeteilt“, sagt Mason nur und verschwindet dann.
„Müsst ihr nicht auch langsam los?“, wende ich mich an meine Eltern. Die beiden sitzen neben meinem Bett. Vor allem meine Mom macht den Eindruck auf mich, als würde sie hier einziehen wollen, wenn ich nichts unternehme.
Dennoch versuche ich es mir nicht zu sehr anmerken zu lassen, dass ich meine Ruhe haben will. Ich bin müde und habe nur noch den Wunsch ein wenig zu schlafen, bevor die Polizei mir noch auf die Nerven gehen wird.
„Ruh dich aus, Jax ist ja bei dir. Bis Morgen“, verkündet mein Dad.
Ich weiß, dass er eigentlich noch bleiben will. Dennoch bin ich froh darüber, dass auch sie endlich verschwinden.
„Pass gut auf sie auf“, weist er Jax noch an, als würde er das wirklich machen müssen. Ich kann mir beim besten Willen nicht vorstellen, dass Jax irgendwen in meine Nähe lassen wird, bei dem er ein seltsames Gefühl hat.
Und genau das ist der Punkt, der mich dazu bringt darüber nachzudenken, ob dieser Unfall geschehen wäre, wenn er bei mir gewesen wäre. Doch ich kann es nicht sagen. Vor allem deswegen nicht, weil ich nicht weiß, wer derjenige war, oder was er von mir wollte. Nur er wird Licht ins Dunkel bringen können.
Ich sehe meiner Mutter an, dass sie noch nicht verschwinden will. Erst, als mein Vater sie darauf hinweist, dass ich mich ausruhen muss, um schnell wieder fit zu sein, lässt sie sich von ihm aus dem Zimmer ziehen. Mir fällt aber auf, dass sie kaum ein Wort gesprochen hat.
„Oh Mann“, entfährt es mir, nachdem sie verschwunden sind. Ich lasse mich vorsichtig in die Kissen sinken und schließe die Augen. Jax streicht mir sanft über den Bauch und sorgt dafür, dass ich mich langsam entspanne.
„Mason meint zwar, dass er sich nicht sicher ist, ob ich den Test bestanden habe, oder nicht. Doch ich weiß es. Ich bin total durchgefallen. Noch mehr würde es gar nicht gehen.“
Überrascht über seine Worte schaue ich ihn an. Ich kann nicht für mich behalten, dass ich nicht erwartet habe, dass er jetzt damit anfängt. Doch ich erkenne den belustigten Unterton in seiner Stimme.
„Und wieso meinst du das?“, erkundige ich mich. Langsam drehe ich mich so, dass ich ihn besser betrachten kann.
„Ich hätte es ihm einfach sagen sollen. Ich hätte einfach sagen sollen, dass ich seine Schwester liebe und sogar mit ihr verheiratet bin. Das habe ich dann ja mal richtig versaut.“
„Das sagst du nur, weil du jetzt weißt, dass er es da bereits wusste.“ Ich lache leise und knuffe ihn in den Bauch.
„Vielleicht ein wenig“, gibt Jax zurück. Er hält den Daumen und den Zeigefinger ein Stück auseinander.
Glücklich kuschle ich mich an ihn. Von Anfang an hat er es geschafft, dass ich mich nur noch auf ihn konzentriere und alles nicht mehr so trostlos aussieht. Und ich bin froh, dass er auch jetzt diese Wirkung auf mich hat.
„Lass uns nicht hier darüber sprechen. Mit den Kopfschmerzen bin ich gerade nicht in der Lage dazu. Aber ich kann dir sagen, dass du bei meinem Bruder vielleicht durchgefallen bist, bei mir aber nicht, auch wenn es vielleicht so aussah. Doch du hast ja versprochen, dass du ihm nicht sagen wirst, wenn ich nicht bin.“
Doch das ist nur die halbe Wahrheit. Die andere Hälfte sieht so aus, dass ich mich nicht im Krankenhaus darüber unterhalten will. Das habe ich nämlich bereits für mich beschlossen. Dennoch soll er nicht der Meinung sein, durchgefallen zu sein.
„Ich will nur, dass du weißt, dass ich dich liebe. Das sollst du nie vergessen.“ Jax legt sich wieder neben mich und zieht mich an sich. Seine sanften Berührungen vertreiben die Schmerzen, sodass es mir bald schon besser geht. Wenigstens etwas.
Ich weiß nicht, was alles noch kommen wird, aber ich glaube kaum, dass es noch schlimmer werden kann, als dieser Unfall.