Читать книгу Love between us - Sarah Glicker - Страница 7
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Оглавление„Mrs. Hunter?“, fragt eine männliche Person, die mein Krankenzimmer betritt. Da ich gerade dabei war, ein paar Nachrichten meiner Freundinnen zu beantworten, habe ich nicht mitbekommen, dass jemand in das Zimmer gekommen ist. Nun hebe ich jedoch meinen Kopf und schaue die Person an.
Der Mann ist groß und breit gebaut. Müsste ich raten würde ich sagen, dass er Mitte dreißig ist. Doch ich war schon immer schlecht darin, das Alter von jemandem zu schätzen.
Abwartend sieht er mich an, bis ich merke, dass ich noch nichts gesagt habe.
„Ja, die bin ich“, erwidere ich, nachdem ich mich hingesetzt habe.
Erst jetzt fällt mir auf, die ungewohnt es noch für mich ist, mit dem Nachnamen von Jax angesprochen zu werden. Auch, wenn es seit unserer Hochzeit auch meiner ist.
„Sie sind von der Polizei“, stelle ich fest, noch bevor er etwas gesagt hat. Ich wüsste auch nicht, wer er sonst sein sollte. Wie ein Arzt sieht er nicht gerade aus.
„Ja, ich bin Detective Smith“, stellt er sich mir vor. „Ich wollte Ihre Aussage aufnehmen.“ Mit diesen Worten kommt er ein wenig näher und bleibt neben meinem Bett stehen, sodass er mir die Hand reichen kann.
Kaum berühren wir uns macht sich ein merkwürdiges Gefühl in mir breit. Ich kann es nicht beschreiben. Ich kann nicht einmal sagen, wo es herkommt. Aber ich weiß, dass es mich vorsichtig werden lässt, was mir überhaupt nicht gefällt.
„Ich glaube, da werden wir schnell durch sein“, erkläre ich ihm.
„Jedes noch so kleine Detail könnte uns helfen, den Unfallverursacher zu fassen.“
„Ich habe keine Ahnung, wer es war. Ich kann nicht einmal den Wagen genau beschreiben. Ich bin wirklich keine sehr große Hilfe“, erwidere ich und zucke mit den Schultern.
Aus dem Augenwinkel sehe ich Jax fragenden Gesichtsausdruck. Doch ich hoffe, dass er nichts dazu sagt, dass er einfach den Mund hält. Und zu meiner Verwunderung macht er genau das.
Der Polizist sieht mich an, als würde er abwägen wollen, ob ich die Wahrheit sage oder nicht. Eigentlich bin ich keine gute Schauspielerin. Deswegen habe ich auch die Befürchtung, dass er mich durchschaut.
Mir kommt es wahrscheinlich zugute, dass ich und Jax unsere Beziehung geheim gehalten haben, wenigstens vor manchen. Man könnte auch sagen, dass ich mittlerweile geübt darin bin, die Wahrheit für mich zu behalten.
„Autofarbe? Kennzeichen? Marke?“, startet er dennoch einen weiteren Versuch, etwas von mir zu erfahren.
Mir ist bewusst, dass er das machen muss, es ist schließlich sein Job. Und am liebsten würde ich ihm auch die Wahrheit sagen. Es will aus mir heraus, dass ich das Gefühl hatte, als hätte er auf mich gewartet. Doch es kommt mir so vor, als müsse ich es vor ihm verheimlichen, was ich beobachtet habe, auch wenn es sicherlich nicht viel ist.
„Es tut mir leid, Sie enttäuschen zu müssen. Aber ich kann mich nicht mehr an viel erinnern“, antworte ich.
Mir ist klar, dass er es mir nicht abkaufen wird, wenn ich sage, dass ich mich an nichts mehr erinnere. Deswegen berichte ich ihm von den wenigen Punkten, die ich noch weiß und die harmlos sind.
Wieder sieht er mich nachdenklich an. Ich kann nicht genau sagen, ob er froh über meine Aussage ist oder nicht. Dafür sind meine Kopfschmerzen noch zu präsent. Und selbst wenn es nicht so wäre, wäre ich mir nicht sicher, ob ich mich nicht irre.
„Meine Frau wird sich sofort melden, wenn ihr noch etwas einfällt. Doch nun braucht sie Ruhe“, geht Jax dazwischen, wofür ich ihm dankbar bin. Ich selbst wüsste nämlich nicht, wie ich ihn wieder loswerden könnte.
Dieses Mal kann ich mit Gewissheit sagen, dass der Polizist nicht froh darüber ist, dass Jax sich einmischt. Seine Kiefer sind angespannt, während er Jax betrachtet. Mein Mann hingegen lässt sich nicht aus der Ruhe bringen.
„Es ist wirklich wichtig, dass Sie noch einmal darüber nachdenken und mir alles mitteilen, was Ihnen noch einfällt. Auch, wenn es Ihnen vielleicht unwichtig erscheint.“
„Werde ich machen“, versichere ich ihm.
Etwas bleibt er noch stehen, bevor er nickt.
„Unter dieser Nummer bin ich immer erreichbar“, sagt er und reicht mir seine Karte.
„Ich melde mich“, versichere ich ihm noch einmal.
Er sieht uns ein letztes Mal an, bevor er genauso schnell verschwindet, wie er gekommen ist. Kurz bleibe ich noch sitzen und schaue ihm nach. Man könnte auch sagen, dass ich mich darüber vergewissere, dass er nicht wieder zurückkommt.
„Der Polizist war merkwürdig“, stellt Jax leise fest.
„Falls er einer war“, erwidere ich genauso leise.
„Was meinst du damit?“ Ich spüre, dass Jax mit dieser Situation genauso überfordert ist, wie ich es auch bin.
„Keine Ahnung, aber er hat sich nicht wie ein Polizist verhalten.“
„Wieder so ein Gefühl, wie, dass der Typ auf dich gewartet hat?“
„Ja, so kann man das auch nennen“, antworte ich vorsichtig.
Ich sehe Jax an, dass ihm das überhaupt nicht gefällt und mir passt es auch nicht. Wieder einmal frage ich mich, wo ich da hinein geraten bin. Unwissentlich wohl gemerkt. Oder ob ich mich vielleicht irre und ich einfach zur falschen Zeit am falschen Ort war, was auch möglich ist. Doch es ist egal, wie sehr ich mir den Kopf darüber zerbreche, ich weiß es nicht. Schließlich habe ich nichts gemacht, außer mir in den letzten zwei Wochen die Augen wund zu weinen. Wenn ich das Haus verlassen habe, dann nur um morgens die Zeitung zu holen.
„Mir gefällt das alles überhaupt nicht. Am liebsten würde ich dich sofort nach Hause bringen, damit ich weiß, dass du wirklich in Sicherheit bist. Da habe ich wenigstens alles im Griff. Wenn es nach mir geht, würde ich dich sogar mit nach Phoenix nehmen. Doch ich glaube, da würde ich ein wenig Ärger mit deinen Eltern bekommen.“
„Na ja, ich könnte mich selber entlassen“, überlege ich.
Mir ist bewusst, dass das wahrscheinlich keine gute Idee ist. Nach so einem Unfall sollte man ein paar Tage im Krankenhaus bleiben. Alleine schon wegen der möglichen Komplikationen, auch wenn ich mir wünsche, dass ich keinen Rückschlag haben werde.
„Nein“, sagt Jax entschieden. „Du kannst dich kaum bewegen. Ich werde bei dir bleiben und auch Mason benachrichtigen. Ich kann mir nicht vorstellen, dass sie hier einen Versuch starten, um noch einmal an dich heranzukommen, falls man es wirklich auf dich abgesehen hat. Das Krankenhaus ist voll und ich gehe mal davon aus, dass die Angestellten sich untereinander kennen. Außerdem bin ich hier und werde sofort eingreifen, wenn mir etwas merkwürdig vorkommt.“
Seine Muskeln sind angespannt. Ich greife nach seiner Hand, um ihn zu beruhigen. Doch das ist nicht der Fall. Um genau zu sein ist es so lange nicht der Fall, bis ich nach einigen Tagen entlassen werde.
Es ist egal, wer das Zimmer betritt, Jax bedenkt ihn mit einem argwöhnischen Blick. Da ich damit beschäftigt bin, endlich wieder fit zu werden bin ich ganz froh darüber, dass Jax auf mich aufpasst. Auch, wenn das den Schwestern und Ärzten nicht immer passt.
„Irgendwie ist es merkwürdig, nach diesem Unfall wieder in einem Auto zu sitzen“, stelle ich fest.
„Das kann ich mir vorstellen. Aber ich verspreche dir, dass ich keinen Unfall bauen werde.“ Jax grinst mich frech an, sodass ich nur die Augen verdrehen kann.
Innerlich versuche ich mir aber nicht anmerken zu lassen, wie nervös es mich macht. Vor allem, weil ich noch immer das Gespräch mit dem Polizisten im Kopf habe. Es hat sich kein anderer gemeldet, sodass ich davon ausgehe, dass ich mich geirrt habe und er wirklich ein Cop ist. Dennoch kommt es mir merkwürdig vor. Doch das behalte ich besser für mich. Ich will nicht, dass Jax sich noch mehr Sorgen macht, als es eh schon der Fall ist.
Und genau die macht er sich. Er sagt es zwar nicht. Doch ich spüre es. Und das reicht mir schon.
Um ihn und auch mich zu beruhigen, greife ich nach seiner Hand, nachdem er den Motor gestartet hat. Aufmunternd lächelt er mich noch einmal an und fährt dann an.
Während der Fahrt versuche ich mich auf etwas anderes zu konzentrieren. Als würde Jax spüren, wie es in mir drin aussieht, redet er ununterbrochen. Doch all das kann nicht verhindern, dass ich mich immer wieder umsehe. Ich weiß, dass ich Ausschau nach dem Geländewagen halte. Eigentlich kann ich es nicht einmal als unbewusst bezeichnen.
Als ich ihn auch nach der Hälfte der Fahrt nicht entdeckt habe halte ich mir vor Augen, dass es eher unwahrscheinlich ist, dass er sich noch auf den Straßen von Los Angeles befindet. Schließlich wird auch er nach diesem Zusammenstoß, falls man es so bezeichnen kann, nicht gerade mehr in einem Zustand sein, in dem man ihn fahren kann. Und sollte es doch der Fall sein, würde er jedem auffallen, der an ihm vorbeigeht.
Das ändert aber nichts daran, dass ich erleichtert durchatme, als endlich das Haus meiner Eltern vor uns auftaucht. Doch das ist nur die eine Seite. Die andere sieht so aus, dass es beinahe ein wenig merkwürdig ist, wieder hier zu sein. Ich kann selber nicht einmal sagen, wieso es überhaupt so ist.
Vielleicht liegt es aber auch daran, dass ich das letzte Mal, als ich hier war, davon ausgegangen bin, dass ich das mit Jax in den Sand gesetzt habe.
Und nun fahren wir gemeinsam her.
Ganz zu schweigen davon, dass ich nicht einschätzen kann, was unsere Nachbarn wissen. Schließlich wird es kein Geheimnis gewesen sein, dass ich nur ein paar Straßen entfernt diesen Unfall hatte. Und ich habe nicht auch noch Lust ihnen Rede und Antwort stehen zu müssen.
„Ich weiß, was du gerade denkst. Aber ich glaube, dass ich dich beruhigen kann. Ich werde dich hineinschmuggeln, sodass niemand etwas mitbekommt. Mason hat mir heute Morgen noch eine Nachricht geschrieben, dass sie zwar wissen wollen, wie es dir geht, aber sie verstehen es, dass du nicht sofort belagert werden möchtest.“
„Danke“, erwidere ich. Und das meine ich genauso, wie ich es gesagt habe. Ich bin froh darüber.
„Bedanke dich nicht zu früh bei mir. Sie wissen, dass wir geheiratet haben. Das heißt, dass die Feier noch größer geworden ist.“ Frech grinst Jax mich an.
„Oh Mann“, murmle ich und fahre mir müde über das Gesicht. „Ich hoffe du bist nicht sauer auf mich, wenn ich dir sage, dass mir das ein wenig zu viel wird.“
„Das ist kein Problem.“
Jax lehnt sich über die Mittelkonsole zu mir und küsst mich sanft. So schafft er es, dass wenigstens die Schmerzen weniger werden, die sich in den letzten Tagen deutlich abgeschwächt haben. Wenn schon nicht meine Gedanken komplett verschwinden.
„Wir müssen dringend über alles sprechen“, murmle ich dicht an seinen Lippen.
Es fällt mir schwer diese Worte auszusprechen. Doch sie stimmen. Ich will ihm mein Verhalten in den letzten Wochen erklären, auch wenn ich nicht weiß, wie ich das machen soll.
„Ja, aber dafür haben wir in den nächsten Tagen noch genug Chancen. Denn du kannst mir glauben, dass ich dich so schnell nicht mehr aus den Augen lassen werde. Ich werde wie ein Schatten an dir kleben. Zum einen will ich sicher gehen, dass nicht doch noch etwas passiert.“
„Und was ist der andere Grund?“
„Ich habe dich so lange nicht gesehen und nicht mit dir gesprochen, dass ich eindeutig Nachholbedarf habe.“
„Ich liebe dich“, flüstere ich. Seine Erklärung erwärmt mir das Herz.
Einen Moment schaue ich ihn noch an. Doch dann öffne ich die Tür und steige aus. Ich war noch nie gut in diesen emotionalen Dingen. Um genau zu sein habe ich immer einen riesigen Bogen darum gemacht. Doch das liegt nicht daran, dass ich Angst davor hatte. Nein, es war viel eher so, dass ich Angst davor hatte, verletzt zu werden.
„Cady“, werde ich von Liana und Savannah begrüßt, nachdem ich das Haus betreten habe. Schnell kommen sie zu mir, sobald die Haustür hinter mir ins Schloss gefallen ist, und umarmen mich.
„Wir sind so froh, dass dir nichts passiert ist“, erklärt Liana und sieht mich von oben bis unten an. „Wenn man mal von den blauen Flecken und Prellungen absieht“, fügt sie schnell noch hinzu.
„Und der Gehirnerschütterung“, erkläre ich.
„Und der. Doch es hätte schlimmer ausgehen können“, stellt sie fest.
„Aber wie bitte schön konnte das passieren? Ich kenne keinen anderen Autofahrer, der so sehr auf den Verkehr achtet, wie du.“ Liana sieht ein wenig hilflos aus. Doch das bin ich auch. Nur zu gerne würde ich endlich erfahren, was hier los ist. Doch wie ich mein Glück kenne, wird das entweder noch eine Ewigkeit dauern, falls es überhaupt jemals eintreffen wird.
„Anscheinend nicht genug“, erwidere ich.
„Jetzt gib dir nicht die Schuld daran. Die hast du nämlich nicht. Die hat alleine dieser Spinner, der anscheinend nicht Auto fahren kann.“
Mein Mund öffnet sich. Bevor ich ihnen von meiner Vermutung erzählen kann, schließe ich ihn jedoch wieder. Allerdings wüsste ich aber auch gar nicht, was das bringen sollte. Schließlich können sie ja doch nichts daran ändern.
Ich setze mich aufs Sofa und bedeute meinen Freundinnen, dass sie sich ebenfalls setzen sollen.
„Jetzt erzählt ihr mir doch mal, was ich verpasst habe?“, fordere ich die beiden auf.
Mason hatte zwischendurch mal ein wenig etwas berichtet, wenn er mich besucht hat, doch das betraf mehr ihn. Leider ist er aber nicht mehr auf das Thema zu sprechen gekommen, was er an meinem ersten Tag dort angesprochen hatte.
Aber da ich Liana und Savannah kenne, weiß ich, dass es nicht sein kann, dass mehrere Tage bei ihnen ruhig verlaufen.
„Nichts“, sagt Liana dennoch. Sie weicht mir aus, sodass ich ihr kein Wort glaube.
„Falls ich das mal so sagen darf, aber du bist genauso eine schlechte Lügnerin wie Cady“, stellt Jax fest, der hinter mir sitzt und seine Arme um mich geschlungen hat.
„Ich bin keine schlechte Lügnerin“, verteidige ich mich sofort.
Meine Freundinnen werfen mir einen Blick zu, den ich nur zu gut kenne. Er bedeutet, dass sie meine Meinung nicht teilen.
„Meine Eltern haben nichts von der Hochzeit erfahren“, werfe ich ein. „Also bin ich wohl doch nicht so eine schlechte Schauspielerin.“ Es ist nur ein halbherziger Versuch und das wissen die anderen auch ganz genau.
„Sie haben es nur nicht erfahren, weil sie so einiges von uns beiden nicht mitbekommen haben. Sonst wäre ihnen sicherlich der riesige Ring aufgefallen.“ Mit diesen Worten zeigt Jax auf meinen Ringfinger.
Auch wenn es vielleicht total bescheuert klingt, schließlich gibt es nach einem so schweren Unfall sicher wichtigeres, so habe ich mir doch Sorgen gemacht, als ich gemerkt habe, dass ich ihn nicht mehr trage. Jax hatte sich einen kleinen Spaß erlaubt, bis er endlich mit der Sprache herausgerückt ist und ihn mir wieder gegeben hat.
Nach seiner Ankunft hatte man ihm den Ring ausgehändigt.
„Das glaube ich aber auch. Der ist ja überhaupt nicht zu übersehen. Ich muss sagen, dass ich ein wenig eifersüchtig bin.“ Savannah begutachtet ihn ganz genau.
„Ich bin mir sicher, dass wir auch irgendwann einen Mann finden werden, von dem wir so einen Ring an den Finger gesteckt bekommen“, stellt Liana fest.
Ich hingegen verdrehe nur die Augen und kuschle mich noch näher an Jax heran. Seine starken Arme umfangen mich und geben mir Halt. Doch nicht nur er schafft es, das ich mich wohlfühle. Auch zwei meiner besten Freundinnen um mich zu haben, sorgt dafür, dass ich gar nicht merke, wie schnell es immer später wird.