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JETZT NOCH EIN KIND?

UTE LEMPER, BRIGITTE NIELSEN, CAROLINE BEIL, JANET JACKSON – in der Welt der Promis sind sie mal bestaunte, mal kritisierte Phänomene: Frauen, die über 40 oder gar erst mit 50 ein Kind bekommen.

Was die Klatschpresse gerne reißerisch auf ihre Titelseiten setzt, ist bei Frau Normalverbraucherin schon längst Realität: späte Schwangerschaften. In den 1970er Jahren, als unsere Mütter uns bekamen, war die erste Schwangerschaft mit Anfang 20 normal. Mit 28 Jahren galt man damals als »spätgebärend«. Dies hat sich mittlerweile grundlegend geändert. Statistisch gesehen, bekommt eine deutsche Frau heute im Alter von 29 Jahren – eine Spanierin sogar erst mit 34 – ihr erstes Kind. Immer mehr Frauen werden sogar erst im fünften Lebensjahrzehnt das erste Mal Mutter. Seit 1990 hat sich die Zahl dieser späten Erstmütter vervierfacht.

Im Jahr 2018 kamen in Deutschland 42.800 Babys zur Welt, deren Mütter schon den 40. Geburtstag hinter sich hatten – davon waren 9.210 Erstgeburten.

Und was ist mit den Herren der Schöpfung?

DIETER BOHLEN, PETER MAFFAY, ULRICH WICKERT, HERBERT GRÖNEMEYER – alles späte Väter, die Fruchtbarkeit bis ins Rentenalter suggerieren – ein Mythos im Übrigen, wie wir später noch sehen werden. Sie stellen zwar nicht die Mehrheit dar, aber immerhin werden sechs Prozent der deutschen Männer noch mit über 45 Jahren Vater.

Wer sich erst mit über 40 für ein Kind entscheidet, liegt im Trend

Längere Ausbildungszeiten, ein starkes berufliches Engagement oder ein fehlender dauerhafter Partner – es gibt genug Gründe, warum die Entscheidung zur Familiengründung erst einmal vertagt wird. Und wie schnell vergehen die Jahre. Plötzlich sind wir 40! Wo ist die Zeit bloß geblieben?

Der 40. Geburtstag ist für viele ein Zeitpunkt, um Bilanz zu ziehen und zurückzuschauen:

• Die Partyzeit ist schon lange vorbei. Viele Freunde aus den wilden 20ern und den nicht mehr ganz so wilden 30ern haben mittlerweile selbst eine eigene Familie.

• Die große Karriere ist entweder schon in sicheren Tüchern oder es hat die nüchterne Erkenntnis eingesetzt, dass einige berufliche Ziele in diesem Leben wohl nicht mehr erreichbar sind.

• Traumreisen wurden schon gemacht.

• Viele Jahre beruflicher Erfahrung zahlen sich nun merklich aus.

• Der Lebenspartner ist gefunden.

All dies sind positive Punkte, die für eine späte Familiengründung sprechen.

Aber mit 40 tickt die biologische Uhr doch hörbar lauter. Spätestens ab diesem Zeitpunkt fragen sich viele:

Und jetzt noch ein Kind?

Wir sind beide Eltern geworden, als wir die 40 bereits erreicht bzw. überschritten hatten. Hier sind unsere Erfahrungen zu der Zeit nach der Geburt:

Sascha: »Der Schlafmangel in den ersten Jahren hat mich sehr belastet. Seit die Kinder auf der Welt sind, schlafe ich nicht mehr so tief wie früher. Ich wache von jedem kleinen Geräusch auf. In der ersten Zeit war es für mich zudem eine große Umstellung, meine Bedürfnisse hintanzustellen. Sport, Kino, Freunde treffen – all das war erst einmal für mehrere Jahre gestrichen. Jetzt sind die Jungs vier und fast sieben Jahre alt und für Hobbys und Freizeitaktivitäten ist wieder mehr Raum.«

Kyra: »Während die Schwangerschaften problemlos waren, hat auch mir der chronische Schlafmangel der ersten Jahre mit den Säuglingen sehr zugesetzt. Ich habe beide Kinder lange gestillt, und auch nach der Stillzeit gab es immer wieder Phasen von durchwachten Nächten, z.B. wenn einer der Jungs krank war. Ich habe mich davon immer nur sehr langsam erholt. Dies hat sicherlich auch etwas damit zu tun, dass die Regenerationsfähigkeit im Alter doch spürbar nachlässt. Auch die Rückbildung und die Gewichtsregulation nach der Geburt können länger dauern als bei jüngeren Frauen. Manchmal bleiben deutliche Zeichen einer Schwangerschaft mit Bindegewebsrissen an Brust und Bauch zurück. Mein Körper hat sich sehr verändert durch die beiden späten Schwangerschaften. Und noch einen Punkt finde ich wichtig zu erwähnen: Holen Sie sich Hilfe, wo es nur geht. In unserem Fall gab es leider keine Eltern mehr, die uns hätten unterstützen können – ein häufiges Problem älterer Paare. Denn entweder sind die eigenen Eltern bereits zu alt oder leben nicht mehr. Wer nicht auf die Unterstützung von »Oma und Opa« für die Kinder zählen kann, sollte sich rechtzeitig ein Netzwerk aufbauen und im Vorhinein überlegen, wie trotz Kindern Schlaf und Regeneration möglich werden.«

Wir sind froh und dankbar für unsere beiden wilden Jungs, die unser Leben seit einigen Jahren auf den Kopf stellen. Wir finden, die ersten Babyjahre sind unvergesslich und vergingen wie im Fluge. Sie sind aber auch wahnsinnig anstrengend. Die Regenerationsfähigkeit nach drei oder vier fast schlaflosen Nächten ist bei vielen über 40 einfach nicht mehr wie mit 25. Das sollte nicht vergessen und berücksichtigt werden, damit diese besondere Zeit wirklich genossen werden kann. Diese Erfahrungen möchten wir zukünftigen Elternpaaren mit auf den Weg geben.

Eltern werden 40+

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