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Kapitel 2 Zoey

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Tock tock.

Ich schlug ich die Augen auf und warf einen Blick auf den Wecker. Ihr habt es erraten. Acht Uhr morgens. Ich drehte mich auf die andere Seite und zog mir das Kissen über den Kopf. Meine Hoffnung, die Geräusche aus der Nachbarwohnung damit auszublenden, wurde mit dem nächsten Klopfen begraben und ich stöhnte auf. Obwohl Damian nach unserer Schicht das Aufräumen übernommen hatte, hatte ich gerade einmal fünf Stunden geschlafen. Acht Uhr war viel zu früh.

„Oh schön, du bist wach.“

Ich erschrak, sprang aus dem Bett und hob das Kissen über den Kopf, bereit, es jedem, der sich mir in den Weg stellte, ins Gesicht zu schlagen und war nicht stolz, dass ich vielleicht sogar schrie.

„Eine sehr effektive Waffe ist das nicht“, sagte Thea ruhig, die auf dem Sessel in der Ecke meines Schlafzimmers saß. Sie musste es wissen, immerhin war sie Kampfsportlerin.

„Wenn du mich noch einmal so erschreckst, nehme ich dir deinen Schlüssel wieder ab“, grummelte ich und ließ mich zurück aufs Bett sinken, eine Hand an meiner Brust. Mein Herz klopfte noch immer wie verrückt. „Was machst du überhaupt hier?“

Thea hatte den Schlüssel für meine Wohnung behalten, auch wenn sie jetzt mit Jonah zusammenlebte. Wir waren vor sieben Jahren zusammen hier eingezogen, nachdem ich überraschend erfahren hatte, die Wohnung von meiner Großtante Betty – Gott habe sie selig – geerbt zu haben. Ich hatte die Frau in meinem ganzen Leben noch nie gesehen, doch scheinbar war ihr mein Name irgendwie sympathisch vorgekommen, weshalb ich nun eine Wohnung im teuersten Viertel Bostons besaß. Thea war vor etwa einem halben Jahr ausgezogen und hatte mich in diesem gigantischen Apartment allein gelassen. Wir hatten es als praktischer empfunden, wenn sie den Schlüssel behielt, da wir noch immer viel miteinander unternahmen und es mir nichts ausmachte, wenn sie einfach in meine Wohnung spazieren konnte, wann immer sie wollte. Es sei denn natürlich, sie beobachtete mich beim Schlafen und erschreckte mich fast zu Tode.

Sie bedachte mich mit einem strengen Blick und erhob sich langsam aus dem Sessel. Wahrscheinlich nur, weil sie jetzt ein kleines Stückchen größer war als ich, und sie auf mich herunterschauen konnte. Ich spielte ihr Spielchen mit und blieb liegen. Schließlich konnte sie nicht gerade oft auf jemanden herabblicken.

„Ach, weißt du“, begann sie und zuckte nonchalant mit den Schultern, „Ich war sowieso in der Gegend und dachte, ich schaue mal vorbei und frage dich, was zum Teufel mit dir los ist!“ Die letzten Worte rief sie mir entgegen und warf dabei die Arme in die Luft „Wie konntest du mir das antun?“

Ich rollte mit den Augen und brauchte gar nicht zu fragen, wovon sie sprach. Es nervte mich, dass sie schon über das Drama von letzter Nacht Bescheid wusste und mich gleich beschuldigte, ohne meine Seite der Geschichte gehört zu haben. Außerdem war das Letzte, was ich sofort nach dem Aufwachen tun wollte, über meine Fehler der letzten Nacht nachzudenken.

„Soweit ich mich erinnern kann, habe ich Zack den Drink übergekippt, nicht dir.“

„Und jetzt weiß die ganze Mannschaft, dass ich die beste Freundin einer Geisteskranken bin.“

Ich seufzte resigniert und rieb mir die Augen. „Woher weißt du das überhaupt schon? Das ist keine sieben Stunden her.“

„Damian hatte letzte Nacht beim Aufräumen wohl Langeweile. Er hat mir einige sehr interessante Sprachnachrichten geschickt.“

Damian, natürlich. Wenn es etwas zu tratschen gab, war er nicht weit. Er war die selbst ernannte Gossip-Queen Bostons.

„Dann hat er hoffentlich auch den Teil erwähnt, in dem dein geliebter Basketballspieler wegen eines kleinen Flecks total übergeschnappt ist“, grummelte ich zurück. „Ich weiß ja, dass er in deinen Augen ein Heiliger ist, aber das gibt ihm nicht das Recht dazu, mich respektlos zu behandeln.“

„Und anstatt dich bei deiner Chefin über ihn zu beschweren, behandelst du ihn lieber genauso respektlos?“

„Hey, ich habe mich nur gewehrt“, verteidigte ich mich, auch wenn Zweifel an mir nagten. Ich fand immer noch, dass Zack Conner gestern Nacht völlig überzogen reagiert hatte, aber ich arbeitete immerhin dort. Ich hätte professionell und vernünftig bleiben müssen.

Thea zeigte mit dem Finger auf mich und kam einen drohenden Schritt näher. Das mochte aufgrund ihrer geringen Körpergröße zwar komisch klingen, aber sie ging seit Jahren zum Karatetraining und hätte mich im Ernstfall wohl mit nicht mehr als ihrem kleinen Finger ausknocken können. Ich wollte es lieber nicht darauf ankommen lassen.

„Branden hat mich gestern zum ersten Heimspiel der nächsten Saison eingeladen. Wenn er diese Einladung wegen deines Ausbruchs an Idiotie wieder zurückzieht, suche ich mir eine neue beste Freundin.“

Ich unterdrückte ein Lächeln. Das würde sie niemals durchziehen. Unsere Freundschaft hatte schon weit Schlimmeres überstanden. Theatralische Ausbrüche ihrerseits zum Beispiel, aber ich konnte es ihr nicht übelnehmen. Erstens wusste ich, wie wichtig ihr diese Basketballmannschaft war, und zweitens wollte Thea Schauspielerin werden. Das Drama lag ihr im Blut.

„Mach dir darüber keine Sorgen. Branden hat von allen am lautesten gelacht.“

Das beruhigte sie ein wenig.

„Erzähl mir die Geschichte noch einmal. Vielleicht hat Damian doch ein wenig übertrieben“, lenkte sie schließlich ein.

„Darauf kannst du Gift nehmen. Gib mir eine halbe Stunde zum Duschen, dann kannst du mich löchern.“

Und, oh Mann, das tat sie.

Eine Stunde später saßen wir zum Brunch im Casa Maria, unserem Lieblingsrestaurant, das nur zwei Straßen entfernt von meiner Wohnung lag. Nachdem ich Thea die Ereignisse der vergangenen Nacht noch einmal aus meiner Sicht erzählt hatte, musste sie widerwillig zugeben, dass Zacks Reaktion nicht angebracht gewesen war. Obwohl das falsch ausgedrückt war. Verdammt, ich wäre auch sauer gewesen, wenn mir jemand einen Cocktail auf mein sauberes Hemd gekippt hätte. Es waren mehr die persönlichen Attacken und Drohungen, die mir gegen den Strich gingen. Und meine übereifrige Fantasie …

„Weiß Charlotte schon davon?“, fragte Thea, während sie ihr Rührei aß, und verbalisierte damit ein weiteres Dilemma. Charlotte und ihre Schwester Ruby waren die Besitzerinnen des Spotlight und während Ruby sich eher im Hintergrund hielt und sich um die Finanzen und die Buchhaltung kümmerte, war Charlotte für das Personal zuständig und somit meine direkte Vorgesetzte.

Ich schüttelte den Kopf. „Sie war gestern nicht da und ich glaube nicht, dass Damian mich verpfiffen hat.“

Thea stimmte mir zwar zu, doch ein restlicher winziger Zweifel blieb trotzdem bestehen. Ich unterstellte Damian damit keine böse Absicht, aber es wäre nicht das erste Mal gewesen, dass er sich verplappert hätte.

„Jetzt muss ich nur noch hoffen, dass sich weder Zack noch ein anderer Gast über mich beschwert hat.“

Ich biss mir auf die Unterlippe, da mich der Gedanke nervös machte. Zwar hatte mir bisher jeder zugestimmt, dass Zacks Verhalten nicht gerade nett gewesen war, aber hätte ich mich nicht auch besser unter Kontrolle haben sollen? Meinen Stolz hinunterschlucken, weil es nun einmal mein Job war und von mir erwartet wurde, immer höflich zu bleiben? Aber die dauernde Müdigkeit gepaart mit Zacks Abweisung, siehe Rothaarige, hatten mich zur Furie werden lassen. Allerdings brachte es mir auch wenig, Ausreden für mich zu suchen. Auch wenn ich es gern wollte, Zack war in diesem Szenario nicht der einzig Schuldige.

Mit einem Tritt gegen mein Schienbein riss Thea mich aus den Gedanken.

„Autsch! Wofür war das denn?“ Ich rieb mir mit der Hand über mein schmerzendes Bein.

„Hör auf, dir den hübschen Kopf zu zerbrechen. Rückgängig machen kannst du es jetzt sowieso nicht mehr. Du kannst dich nur mit den Konsequenzen auseinandersetzen.“

Ich seufzte tief, nickte aber. Sie hatte recht, und ewig darüber nachzugrübeln würde mir auch nicht weiterhelfen. Also lenkte ich mich selbst vom Thema ab, indem ich Thea auf die Hochzeitsvorbereitungen ansprach. Alles war besser, als über Zack Conner und seine stählernen Bauchmuskeln nachzudenken, die langsam zu einer ungesunden Obsession wurden.

„Wie läuft die Planung für die Bachelorette-Party?“, fragte sie mich, nachdem sie mir das Design der Platzkärtchen bis ins kleinste Detail beschrieben hatte. Natürlich nur dank meiner gestrigen Hilfe bei der Schriftauswahl.

„Hör auf, zu fragen. Es ist eine Überraschung.“ Ich hatte es mir nicht nehmen lassen, eine Feier für sie zu organisieren. Immerhin kannten wir uns seit der Schulzeit und waren durch dick und dünn gegangen. Da war es das mindeste, sie gebührend aus dem Singleleben zu verabschieden.

„Was meinst du, sollten wir ein paar der Tigers einladen, wo wir doch jetzt befreundet sind? Als Stripper vielleicht?“, schlug sie grinsend vor. Und schon waren meine Gedanken wieder bei dem Mann, den ich nur Minuten zuvor gänzlich aus meinem Gehirn verbannen wollte.

Run and Gun

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