Читать книгу Stille Tage in Roissy - Saskia Weißer - Страница 6
ОглавлениеVorwort des Verlegers
Netter Roman, dachte ich, als mir die »Stillen Tage in Roissy« im Frühjahr 2001 als (noch unfertiges) Manuskript vorlagen. Wirklich nett. Und geil. Und das Problem, das hier angesprochen wird, gibt’s natürlich auch. Bloß nicht so zugespitzt. Nicht so übertrieben. Das ist eben literarische Freiheit. Solche Patentekel wie die hier im Roman gibt’s in Wirklichkeit doch gar nicht.
Gibt’s aber doch: Vor drei Jahren war in einem SCHLAGZEILEN-Heft zum Thema 24/7 zu lesen, wie sehr sich ein »Herr« der ihm hingebungsvoll dargebrachten 24/7-Unterwerfungsbereitschaft seiner Sklavin als unwürdig erwies: Anstatt sie zu umsorgen und zu behüten, interessierte er sich nur für die pompösen SM-Festivitäten, die er veranstaltete, und für seinen luxuriösen Lebensstil – einen Lebensstil, dem auf Dauer die materielle Grundlage fehlte. Er brachte ihre Ersparnisse durch, litt schließlich so an mangelndem Selbstbewußtsein und daraus resultierender Sex-Unlust, daß für seine arme Sklavin der größte Teil des »Zeitfensters« für eine Familiengründung ungenutzt verstrich – erst nach einem (gottlob mißlungenen) Selbstmordversuch kam sie endlich (nach viel zu vielen Jahren) von ihm, von ihrer Hörigkeit ihm gegenüber los.
Im neuesten Heft der SCHLAGZEILEN findet sich der Leserbrief einer Sklavin: Als ihr früherer Herr sie verlassen hatte, legte sie sich einen neuen dominanten Geliebten zu – einen Studenten, der sie nicht nur finanziell schamlos ausnahm, betrog und später bei SM-Gruppen anschwärzte, sondern bei Ponygirlspielen durch hart angezogene Trensen bei ihr auch noch eine schleichende Halswirbelverschiebung auslöste, die in wenigen Jahren irreversibel zu einer »hohen Querschnittlähmung« führen wird. Seine Sklavin war sogar noch großherzig genug, ihm keine Vorwürfe zu machen – schließlich waren beide Beteiligte erwachsen und sich offenbar beide der Gefahr nicht recht bewußt gewesen. Auf ihre bescheidene Bitte an ihn, solche Ponyspiele in Zukunft zu unterlassen oder viel sanfter zu gestalten, reagierte er pampig: Er werde auch in Zukunft so leben und lieben, wie es ihm passe … »Ein neuer Kandidat für den Roissy-Friedhof«, sagte ich halb im Scherz, halb im Ernst am Telephon zu Saskia Weißer, als ich ihr von der Sache erzählte.
Das im Roman angesprochene Problem wird also wohl leider weiterhin aktuell bleiben. Besonders schutzbedürftig sind hier die Sklavinnen, denn sie sind dadurch, daß sie sich ihrem Herrn ausliefern, besonders verletzlich – auch gegenüber Mißbrauch …
Also, liebe Sklavinnen: Seid wachsam und laßt den Verstand eingeschaltet! Und ihr, gestrenge Herren: Erweist Euch des Geschenks der weiblichen Submissivität würdig, sonst …! ;-)
Nehren bei Tübingen, im März 2004
Rüdiger Happ