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Vorwort

Heidelberg zwischen 1939 und 1945: Jüdische Bürger werden deportiert, Kriegsgefangene in die Stadt gebracht. Intellektuelle, Künstler und politisch Andersdenkende fliehen ins Exil. Junge Heidelberger werden als Soldaten an die Front geschickt … All diese Menschen sehnen sich nach Heimat. Sie wissen nicht, ob sie sie jemals wiedersehen. Und sie spüren, wie die Fremde sie verändert.

Die Evangelische Erwachsenenbildung Heidelberg hat die Schicksale einige dieser Menschen recherchiert und nach den Häusern gesucht, wo sie einst lebten. Aus diesen Schicksalen können sich LeiterInnen von Jugend- oder Erwachsenengruppen individuelle Rundgänge zusammenstellen, die sie mit Jugendlichen oder Erwachsenen durchführen. Aber auch Einzelpersonen können sich anhand dieser Informationen eigene Routen erarbeiten, die sie dann alleine oder mit anderen abgehen.

Der erste Teil dieses Buches besteht aus Einzelschicksalen, von denen die meisten – gemessen an der Reichweite der erschienenen Publikationen – einer größeren Öffentlichkeit noch unbekannt sein dürften und daher ausführlich dargestellt sind. Darunter ist auch eine Geschichte aus dem Ersten Weltkrieg und eine Geschichte aus der ehemaligen DDR. Danach schließen sich eine Reihe von Einzelschicksalen an, die wesentlich bekannter sind und daher nicht so ausführlich dargestellt werden. Der dritte und vierte Teil bestehen aus zwei Vorschlägen für vorgefertigte, in sich geschlossene Führungen: Die erste Führung zum Thema „Heidelberg im Nationalsozialismus“ enthält wieder einige Informationen, die den meisten Heidelbergern nicht so geläufig sein dürften. Die zweite Führung zum Thema Hermann Maas, dessen 50. Todestag in diesem Jahr begangen wird, greift hingegen auf in der Regel altbekannte Tatsachen zurück. Maas selbst musste zwar nie fliehen, sondern wurde nur für kurze Zeit zur Zwangsarbeit im Elsass verpflichtet. Sein Schicksal wurde trotzdem in diese Veröffentlichung aufgenommen, weil er vielen Menschen, die fliehen mussten oder wollten, geholfen hat.

Dieses Buch ist kein wissenschaftliches Werk, sondern eine Materialsammlung für Pädagogen. Wir bitten trotzdem, uns möglicherweise vorhandene wissenschaftliche Fehler mitzuteilen. Die meisten der als Quellen aufgeführten Bücher sind in der kleinen stadtgeschichtlichen Bibliothek der Evangelischen Erwachsenenbildung einsehbar.

Stadtrundgänge sind ein wirksames didaktisches Instrument der Erinnerungskultur – insbesondere, wenn es um Einzelschicksale geht. Das konkrete, sinnliche Erleben des Gebäudes, in dem die jeweilige Person gelebt hat oder ihr etwas widerfahren ist, bewirkt, dass aus abstrakten Worten eigene Erfahrungen werden, von denen viele im Herzen bleiben. Das ist wichtig, weil die Tendenzen, die einst zu Nationalsozialismus und dem Zweitem Weltkrieg geführt haben – Populismus, Rassismus, Nationalismus und die Bereitschaft, Konflikte zwischen Staaten militärisch zu lösen –, heute wieder spürbar sind.

Mein besonderer Dank gilt dem Leitungskreis der Evangelischen Erwachsenenbildung Heidelberg, der mich ermutigt hat, dieses Buch zu schreiben. Danken möchte ich auch den Kollegen aus der Landesstelle für Evangelische Erwachsenenbildung in Baden, die uns dabei unterstützt haben, Stadtgeschichte zu einem Schwerpunkt zu machen. Dieses Buch ist im Buchhandel zum Selbstkostenpreis erhältlich.

Heidelberg, im September 2020

Sebastian Klusak (Leiter der Evangelischen Erwachsenenbildung Heidelberg)

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Heidelberger auf der Flucht

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