Читать книгу Edgar P. Srb versucht sich zu erinnern - Serge Berger - Страница 3
Vorwort
ОглавлениеGuten Abend. Oder wenn gerade Mittag ist, Mahlzeit. Oder wenn gerade Morgen ist, Guten Morgen. Das ist ein Buch und das hat den Nachteil, dass ich jetzt nicht live bin, sondern diesen Text schon geschrieben habe, als das Buch noch gar nicht gedruckt war. Das heißt, ich weiß jetzt gar nicht, wo Sie gerade sind, und Sie nicht, wo ich bin. Das geht Sie im übrigen auch gar nichts an! Ich kenne Sie auch gar nicht, vielleicht sind Sie ein übler Geselle, der kleine Kinder mit Gitarren quält, dann schämen Sie sich. Aber ich bin ja nicht hier, um über Ihren möglicherweise reichlich zweifelhaften Charakter zu rätseln, sondern um ein Vorwort zu schreiben.
Wenn Sie diese Worte also in der Buchhandlung lesen, dann zögern Sie nicht, sondern laufen Sie zur Kasse und kaufen das Buch. Wenn Sie diese Worte beim Fleischhacker lesen, sollte jemand den Fleischhacker darüber aufklären, dass Fleischhacker keine Bücher verkaufen und das Finanzamt wegen Schwarzhandels informieren. Sollten Sie diese Worte im Bett neben Christy Canyon lesen, dann sind Sie sicherlich ein warmer Bruder, denn neben Christy Canyon liegt man nicht einfach! Da macht man Dinge, die ich, um jugendfrei zu bleiben, mal munkeln nennen möchte. Tatsächlich aber meine ich damit natürlich pudern.
Aber genug von Ihnen, schließlich kaufen Sie sich ja das Buch nicht, weil Sie an sich selbst interessiert sind. Wäre das der Fall , könnten Sie ja eine Psychotherapie machen. Das ist in jeden Fall eine gute Sache, und Sie können mich über den Verlag kontaktieren. Aber Obacht, auf Krankenschein gibts bei mir nix!!
Edgar P. Srb also. Er hat viele, viele Bücher geschrieben. Um genau zu sein, zwei. Einen mäßig erfolgreichen Roman und diesen Band mit seinen Erinnerungen. Nicht gerade eine große Ausbeute, aber Edgar P. Srb war ja noch jung als er damals im Menschenfresserstamm verschollen ist.
Überhaupt Dichter: einst war ich in einem Buchgeschäft, um Material zum Heizen zu besorgen und platzte mitten in eine Dichterlesung. Vor einem kleinen Tisch saß ein junger Dichter mit Brillen und zersaustem Haar und studentischem Gewande. Und der junge Dichter las einen Text über einen jungen Dichter, der sich fragt, ob sein Leben nicht eine Lüge ist. Und dabei große Sehnsucht verspürt. Das Publikum, das größtenteils aus Frauen jenseits der Vierzig mit bunten Seidentüchern um den Hals bestand, die gerne Rotwein auf italienisch bestellen, applaudierte heftig.
Edgar P. Srb verachtet solch abscheuliche Darbietungen samt so einem abscheulichen Publikum genauso wie ich, und darum habe ich mich auch sofort bereit erklärt, ein Vorwort zu schreiben. Das aber ist jetzt zu Ende.
Dr. Blasius Feuerstein (behandelter Arzt)