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Die Gefängnisse

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Ein Ende ohne Erklärungen.

Ein Tod ohne Glocken.

Eine Missgeburt von Gitterstäben

eine gallerthafte, gewaltige Masse

die schmatzend Zungen und Hände zerkaut.

Ein Schoß aus Mauern, unaufhörlich

neue gebärend, ein Heer von

uniformierten Kellerasseln

Handschellen streichelnd

eine Legion spinnenäugiger Wächter.

In die Keller der Gefängnisse

steigt der Tod an Speichelfäden herab

schwachsinnig blökend

die ignorante Kreatur

der Schlüsselträger, zuschlagend, torkelnd

wohin er eben trifft. Hier ist

sogar der Tod zugrunde gegangen

ein Domestik, nichts weiter

brabbelnd nach Nahrung verlangend

verständnislos grinsend, wenn Shakespeare

sich vor Ekel übergibt oder die aufrechten

Spanier auf seine Mutter fluchen.

Die Gitterstäbe besudeln sein Werk.

Sie ordnen den Horizont

in beengende Felder.

Bruder Hein küsst unterdessen

die Stiefel der Militärs und dreht sich

vor dem Spiegel im Soldatenkleid.

Hier ist der Tod kein Freund.

Er hat Anstand und Würde verloren.

Mit ihm ist schon seit langem

nichts mehr los.

Er ist seit langem das verwahrloste

maßlos blöde Instrument der Herren.

Und trotzdem behaupte ich

dass irgendwo im Hintergrund

unbemerkt von den pathetischen

Regenströmen der Welt

eine Schar von Malern heranwächst

die im Geheimen ihre Paletten schärft

und zur verabredeten Stunde

die Mauern stürmen wird.

Diese bescheidenen Farbmischer der Zukunft

werden durch die Gefängnisse rennen

und Zelle um Zelle

in das Rot der Scheiterhaufen tauchen.

Notizen vor Tagesanbruch

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