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Der Raum der Freiheit
Оглавление(Nach einem anonymen Textfragment
aus einem Gefängnis in Argentinien)
Dieser Tag war sehr lang. Von neun Uhr bis
fünf Uhr arbeiten sie und ich kann nun
meinen Körper nicht mehr beherrschen.
Meine Haut ist ein Kraterfeld, ein
Niemandsland zwischen den Fronten
ein Netz aus geprügelten Zellen, verbrannt
schmerzend, vom Fieber gerötet.
Ich kann weder stehen noch liegen. Ich gehe
auf und ab und weiß,
dass ich ab morgen nicht mehr gehen kann.
Morgen werden sie meine Fußsohlen töten.
Den Raum aber, der unter meiner Haut liegt
und selbst noch hinter meinen Knochen
den Raum des Horizontes
der in jedem Körper eingeschlossen ist
den Raum der Freiheit berühren sie nicht.
Aber missverstehe mich nicht: Ich werde
auch morgen kein Held sein. Es gibt keine
Helden, außer in Feierstunden und unter den
Toten. Ich werde wieder schreien und mich
wieder übergeben. Ich werde erniedrigt sein
noch einmal, noch einmal ein Bündel
Entsetzen sein, fassungslos brüllend, für
Momente gestorben. Aber ich werde wieder
ein Mensch sein, ein Teil der Schöpfung, die
sich die Würde niemals nehmen lässt.
Ich werde stolz sein,
mitten im Hagel der Demütigung.
Ich werde jedes Geständnis unterschreiben
jedes wahre, jedes falsche. Ich werde, wenn
es nichts mehr zu ertragen gibt, vielleicht
meine eigene Mutter verleumden
ich werde auf Knien betteln, ich werde alles
sagen, was man von mir hören will.
Aber ich werde kein einziges Wort verlieren,
keine Geste, keine Bezeichnung, keinen
Ausdruck über mein Dasein als Mensch.