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Integration gemäß Duden, Nicht Integriert!
ОглавлениеEndlich ist es soweit! Endlich bietet sich mir die Möglichkeit, meine Gedanken in einem Buch niederzuschreiben. Warum? Scheinbar gehört es zum Leben eines Deutschen dazu, ein Buch zu schreiben. Lesen ist für die meisten Deutschen wie Wasserpfeiferauchen für die Araber. Sie tun es immer, zu jeder Zeit und an jedem Ort. Nur mit dem Unterschied, dass es bei der Wasserpfeife duftet, beispielsweise nach Apfel, beim Lesen ist dies wohl eher nicht zu erwarten. Glaubt man den Vorurteilen, versetzt das Rauchen einer Wasserpfeife den Raucher in einen wahren Rausch. Liebesromane können dies aber auch. Ich hingegen lese gern Sachbücher, am liebsten aber Romane. Diese besitzen durchaus das Potenzial, den Leser in einen Zustand zu versetzen, der dem eines Rausches sehr nahekommt. Sie geben einem die Möglichkeit, dem Alltag zu entfliehen und in das Leben von anderen einzutauchen. In der Regel sind diese Romane leidenschaftlicher als das, was im typischen Leben so passiert, wie beispielsweise im Job, Kinder, Garten, Alterungsprozess, Wechseljahre oder die Midlife-Crisis. Es ist schon eine merkwürdige Sache, dass in meinem Kopf auch das Wort „Veralterung“ herumschwebt. Jedoch wird dieses Wort von der automatischen Rechtschreibkontrolle meines Computers als falsch markiert. Sehr merkwürdig. Scheinbar möchte mein deutscher Rechner dieses Wort nicht annehmen. Der Vergleich zwischen der Wasserpfeife und dem Buch soll an dieser Stelle nicht weiter ausgeführt werden, jedoch werde ich später noch einmal darauf zurückkommen.
Also beschloss ich im Jahre 2003, das Jahr, als ich nicht ganz freiwillig bzw. nahezu gezwungen nach Deutschland auswanderte, mich in die Gesellschaft zu integrieren. Integrationskurse gab es damals leider nicht, da es zu diesem Zeitpunkt auch noch kein Integrationsproblem gab. Die Regel lautete: Wer sich dafür entschieden hat, hier zu leben, muss auch sehen, wie er klarkommt. Schafft man es nicht, sich alleine zu versorgen, ist das kein Problem der Gesellschaft, sondern das Problem des Einzelnen. So gab es damals z. B. auch noch keinen Einbürgerungstest.
Wie cool! Ich darf mich also komplett selbstständig integrieren. Gemäß Duden wird integrieren definiert als: „Zu einem übergeordneten Ganzen zusammenschließen; in ein übergeordnetes Ganzes aufnehmen; vereinheitlichen.“ Oder anders ausgedrückt: Ich schließe mich mit den anderen zusammen, ich nehme alles auf, was sie mir anbieten und dann bilde ich eine Einheit mit dem großen Ganzen. Also machte ich mich auf den Weg, oder muss es eigentlich auf dem Weg heißen? Um ehrlich zu sein, weiß ich es nicht so genau, aber ich bin jetzt unterwegs zum Ziel der INTEGRATION. Wie lange es wohl dauern wird, so eine Integration? 6 Monate schätze ich mal. Sprachlich bin ich gar nicht so schlecht, ob es jedoch reicht oder nicht, ist eine ganz andere Frage. Man sagt, dass ein Ausländer mindestens B1-Niveau nach GER-Richtlinien erreichen sollte, um einen Job zu finden. Ich habe sogar C2-Niveau. Ob das reicht? Mal schauen.