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Ein Tag im Büro

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Die Behörde, in der ich angestellt bin, ist der Schweizer Bundesverwaltung angegliedert. Sie ist dafür zuständig, einen grossen, staatsnahen Betrieb zu kontrollieren; es soll darauf geachtet werden, dass die Grundversorgung für die Bevölkerung nicht schlechter wird. Dafür werden die Qualitätsumfragen, die das zu kontrollierende Unternehmen selbst durchführt, von «meiner» Behörde unter die Lupe genommen. Die Ergebnisse werden dann jährlich auf einer Pressekonferenz verkündet (das ist mein Job), damit die Öffentlichkeit sieht, dass die «Kontrolle» tadellos funk­tioniert. Für diese Aufgabe sind zehn Angestellte verantwortlich; vier Männer (alle Vollzeit), sechs Frauen (alle Teilzeit) – es gibt einen Chef, einen Stellvertreter und drei verschiedene Fachbereiche, in denen die Ökonomen und die Juristen arbeiten. Als sogenannte Stabsstellen fun­gieren die Sekretärin und ich als Kommunikationsbeauftragte. Unser Chef hat sich insgesamt vier Hierarchie-Stufen für ein Team von zehn Mitarbeitern ausgedacht. Doch trotz der Bedeutung, mit der wir uns präsentieren, würde es wohl kaum jemandem auffallen, gäbe es diese Behörde nicht mehr. Das Leben würde seinen gewohnten Lauf nehmen, als wäre nichts passiert.

Nach der Mittagspause, die ich im Büro verbringe, damit ich nicht zu viel Zeit verliere, haben wir Wochensitzung. Wie immer tragen alle Angestellten brav vor, was sie die letzte Woche gemacht haben und was sie die nächste Woche zu tun gedenken. Der Chef hakt nach, wenn er etwas nicht versteht, und gibt seine Kommentare ab. Früher gefror mir bei dieser Runde jeweils das Blut in den Adern. Ich war felsenfest davon überzeugt, dass jedem klar war, dass ich hier gar nichts zu tun habe und meine Stelle deshalb bald gestrichen würde. Doch nichts dergleichen geschah. Auch habe ich erst allmählich bemerkt, wie meine Kollegen charmant ihre mangelnde Beschäftigung überspielen. Claudia etwa präsentiert schon zum dritten Mal und ohne mit der Wimper zu zucken einen sogenannten Bürgerbrief. Jedes Mal erzählt sie haargenau, worüber sich Herr X ärgere und weshalb er sich nun an unsere Behörde gewendet habe. «Ich hatte letzte Woche so viel zu tun», sagt Claudia dann jeweils, «dass ich noch nicht dazu ge­kom­men bin, zu antworten. Ich hoffe, ich komme die nächsten Tage dazu.» Als ich an der Reihe bin, sage ich im Plenum, dass ich den Raum für die Pressekonferenz für das ge­wünschte Datum reserviert habe und nächste Woche be­ginnen werde, die einzelnen Texte für unseren Tätigkeitsbericht zu redigieren. «Super!», sagt darauf mein Chef, und die anderen Mitarbeiter nicken mir anerkennend zu. Super?, denke ich. Ich habe gerade einmal ein Telefonat für die Reservation gemacht.

Schluss mit gratis!

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