Читать книгу Per Anhalter mit einem Altar - Siegfried Ahlborn - Страница 5

Das Vorhangbild

Оглавление

Nun, ich begann den Weg der Bilder mit dem, was jeder Mensch heut fühlt, ob nun bewusst, ob unbewusst, was in den Menschen schmerzt und wühlt. Das ist der Riss, der Weltzerstörer, der Abgrund, über dem wir stehn, das Chaos, das uns mit sich zieht, in dem wir langsam untergehn.

Der Riss, der zwischen Wissenschaft und Religion sich selbst erhält, weil uns die eine Welt zu sehen von Grund auf immer schwerer fällt.

Und dort hinein, in das Getriebe und stehend über jenem Riss - malt ich mich selbst … - bei aller Liebe, sagte man mir: Das tut man nicht.


Ich hab‘s getan. Ich wollt es so, wen hätte ich auch malen sollen? Gar einen Fremden, einen Freund? Wer hätte schon dort stehen wollen? Ich fühlte ihn, den Riss der Welten, ich wusste, was man tuen muss, um über ihm sich zu erhalten in Hoffnung, Liebe und Verdruss.

Ja, dieser Riss, er spaltet das, was kosmisch eine Einheit ist, in Geist und Stoff, in Nacht und Licht, in Leichtigkeit und in Gewicht.

Wir trennen heute Stoff und Sohn in Wissenschaft und Religion.

Wir lesen morgens in der Zeitung vom Urknall als Entstehungsort und hören später in der Kirche: Im Urbeginne war das Word. Was stimmt da nun, wem glauben wir? Dem Weg aus Gott, dem aus dem Tier?

Wir nehmen beides gleichermaßen, weil wir uns nicht entscheiden können. Soll stimmen, was da stimmen will, wir werden blindlings weiter rennen. Wohin? Genau das war die Frage, die mich bewegte und ich sah, dass da, wo sich die Frage regte, ein Riss, ein tiefer Abgrund war.

Da stand auf seiner einen Seite das Bild der toten Wissenschaft, die uns verführt im schönen Kleide bis hin zum kalten Rassenhass. Und auf der anderen Seite stand das Bild der Gottgemeinsamkeit, doch war das hohe Götterwissen in unserer Zeit Vergangenheit.

Ein Riss, ein Abgrund, wie gesagt, der mir auch selbst im Herzen lag.

So malte ich mich ganz alleine. Zur rechten Hand die Wewelsburg, die mir mit ihrer dunklen Seite die Wissenschaft des Bösen trug. Zur linken Hand die Externsteine, mit ihrer Gottvergangenheit. Sie neigten sich auf ihrer Seite der längst vergangenen Heiligkeit.


Doch wenn man malt, muss man verständlich gestalten, was im Innern lebt. So malte ich Naturerkenntnis als Geistesschwert, das mich bewegt, und dabei nicht die Welt zerschlägt, nein, das die Welt nach innen trägt.

Gestützt auf diese Geistesklarheit gab ich die Macht aus meinem Herzen, das Streben nach der einen Wahrheit, den Mut, den Zweifel und die Schmerzen, Der Selbsterkenntnis in den Arm,wodurch sie weise ward und warm.

So nahm das Leben seinen Lauf und vor mir ging der Vorhang auf. Denn erst, wenn man Natur und Geist, verbindet, kann man weiter schauen. Und seine eignen Geisteskraft der Selbsterkenntnis anvertrauen.

Per Anhalter mit einem Altar

Подняться наверх