Читать книгу HOO - Siegfried Hans Hofmann - Страница 8
GECHTURS EINLADUNG
Оглавление„Trrrrr! Trrrrrrr!“ Irgendwo in der üppigen Krone des Apfelbaums war plötzlich ein kurzwirbelartiges Trommeln und geräuschvolles Klopfen zu vernehmen.
„Wer hämmert denn da?“ Aufgeschreckt, und in gespannter Erwartungshaltung, ob es möglicherweise jener bunte Vogel sein mochte, der ihm dabei zuerst ins Gedächtnis kam, ließ er seine himmelblauen Wasseraugen suchend durch das dichte Blätterwerk nach oben wandern.
„Da! Tatsächlich!“, stieß er verhalten aus. Nur einige Äste über sich erspähte er ein junges Buntspechtmännchen, dass sich nach Nahrung stöbernd, am oberen Stamm zu schaffen machte. Leichtfüßig, mit kurzen, ruckartigen Sprüngen und stets neugierig hüpfte der schöne Specht flink umher. Sein starker Stützschwanz gab ihm dabei zusätzlich Sicherheit und Halt. Mit seinem harten, keilförmigen Schnabel meißelte er Löcher in die rissige Borke und löste diese ab, um Insektenlarven freizulegen. Hatte er endlich unter dem Holz oder in einer Rindenspalte etwas Fressbares aufgestöbert, ließ er seine lange, biegsame Zunge über die Schnabelspitze vorschnellen und zog die Beute geschickt heraus, um sie zu verspeisen.
Ein kluger Geselle, und wie prächtig schwarz-weiß-rot sein Gefieder gefärbt ist, dachte Hoo. Von seinem gemütlichen Sitzplatz aus konnte er das emsige Treiben des etwa amselgroßen Jungspechts mit Hingabe beobachten.
Die Abfolge seines ganzen Benehmens hatte etwas Routinemäßiges und Drolliges an sich: Loch schlagen, Rinde ablösen, Beute herausziehen, Nahrung aufnehmen, und Schnabel wetzen. Ja! Jedes Mal, nachdem er einen fetten Happen erwischt und aufgefressen hatte, wetzte er – wohlweislich zur Reinigung und Schärfung gedacht – seinen kräftigen Schnabel am Holz. Hin und wieder gab er ein kaum vernehmliches, kurzes Gekicher von sich.
„Der versteht sein Hand-, äh, Schnabelwerk!“, murmelte Hoo beeindruckt und nachdenklich vor sich hin. Dabei kam ihm eine aufschlussreiche Tierdokumentation über „Vögel in Wald und Garten“ in den Sinn, die er sich in der Wolkenschule im stets gut besuchten www-Raum ‚Wald-, Wiesen- und Wassertiere‘ angeschaut hatte.
Da hieß es über den Buntspecht: Die „Zimmerleute des Waldes“ fertigen ihre Nisthöhle, die ein elliptisches Einflugloch hat, in zwei bis vier Wochen harter Arbeit. Seine Nahrung ist vielseitig, besteht aber vor allem aus Larven Holz bewohnender Käfer- und Schmetterlingsarten und aus Samen von Fichten und Kiefern. Auf der Suche nach Futterquellen durchstreifen sie Wälder aller Art, Parks und Gärten.
Im kühlen Herbst und in schneereichen Wintern beschränkt sich sein Nahrungsangebot meist auf Nüsse und Fichtenzapfen, die er sammelt. Dazu legt er, als hilfreiche Ergänzung zu seinem Schnabel, kunstvolle Schmieden an – eine richtige Furche, die er in einen Ast hineinzimmert, und sie dann als Werkbank und Futterplatz benutzt. Auch hinter Rindenschuppen, etwa von einer Kiefer, werden die Nüsse oder Zapfen eingeklemmt. Und jedes Mal, wenn er im Schnabel einen neuen Zapfen herbeiträgt, wirft er den alten Zapfen heraus. So können eine ganze Menge alter Zapfen unter einem Baum herumliegen – ein untrügliches Zeichen für den emsigen Buntspecht und seine Schmiede.
Reichhaltiger ist das Futterangebot für ihn in der wärmeren Jahreszeit. Da pickt er viel lieber auch Raupen, Käfer und Ameisen von den Stammoberflächen, die ihm bei der Nahrungssuche einfach so über den Weg laufen. Pflanzliche Kost, wie Koniferensamen, Früchte, Nüsse und auch Baumsäfte, bereichern seinen Speisezettel zusätzlich. Vor allem Kirschen oder Erdbeeren stibitzt und frisst der Buntspecht für sein Leben gerne.
Buntspechte sind kluge Tiere, gesellig und sehr unterhaltungsbedürftig. Zorn, Ärger und Neid sind ihrer frohsinnigen Gemütsart fremd. Sie lieben das kurzweilige Gespräch, und ein Plauderminütchen mit anderen Baumbewohnern ist ihnen stets eine willkommene Abwechslung.
„Kix!“, rief der Buntspecht mit hellem Ton, nachdem er wieder eine fette Insektenlarve gefunden und verdrückt hatte.
„Kix! Kix!“, wiederholte er, nun ganz nahe und etwas lauter, seinen frohen, durchdringenden Ruf.
Birne und Mucks waren indessen immer noch mit ihrem zweiten Frühstück beschäftigt. Erst jetzt, durch die kurzen, explosiven „Kix“-Rufe des Spechts, wurden sie hellhörig. Mitten im Fressen hielten sie inne. Da ihnen die Vogelrufe vertraut vorkamen, kraxelten sie rasch auf die Blattoberfläche und hielten Ausschau.
Als Hoo das sah, rührte sich automatisch sein Beschützerinstinkt. Irgendwie fühlte er sich nun doch für die Sicherheit seiner winzigen Freunde verantwortlich.
„Pst! Psst! Pssssst! Birne! Mucks!“, zischelte Hoo ihnen sorgenvoll zu. Die rührigen Blattläuse wendeten ihre Köpfchen und guckten über den Blattrand zu ihm hinab.
„Dort oben, am Stamm“, flüsterte Hoo, „da hüpft ein junger Buntspecht umher! Vorsichtshalber wäre es besser, ihr, äh, verhaltet euch still und versteckt euch. Ich sag's euch dann, wenn er, äh, wieder weggeflogen ist, okay?“
„Verstecken?“, mucksten die Blattläuse. Kopfschüttelnd schauten sie sich an, dann am Stamm entlang immer höher. Mucks sah und erkannte den farbenfrohen Waldvogel zuerst. Hocherfreut über den unerwarteten Besucher piepste er laut: „Dort! Ja, er ist es! Birne, schau doch! Unser lieber und poetischer Freund ‚Gechtur‘ ist hier!“
„Ja, ja, jetzt sehe ich ihn auch“, jubelte Birne. Sie führte dabei niedrige Freudensprünge aus und klatschte in ihre Händchen. „Was für eine super Überraschung! Ach, ist das schöööön!“
„Ach!?“, rief Hoo verdutzt aus und kam auf die Beine. „Ich, äh, wusste ja gar nicht, dass ihr euch kennt. Das erstaunt mich allerdings sehr! Ist kein Gag, oder?“
„Oh nein, lieber Hoo. Mach dir nur nicht ins Wasser. Wir kennen uns“, rief Mucks ihm schneidig zu. „Gechtur ist unser junger Vogelfreund und ein lieber Stammgast in unserem Apfelbaum. Er fliegt wieder einmal sein Revier ab. Du musst ihn unbedingt kennen lernen!“
„Au ja, Hoo, das musst du. Unbedingt!“, wiederholte Birne schwärmerisch. „Gechtur ist voll witzig, ein wahrer Verseschmied. Immer höflich, hilfsbereit und bei guter Laune.“ Recht zappelig vor Freude rief sie: „Ähm, schnell, wir müssen ihn rufen, damit er uns bemerkt, ehe er wieder wegfliegt. Wir müssen uns dringend mit ihm unterhalten!“
„Hallooo, Gechtur! ... Geeechtuur! ... Haallooo! Gechtur! Hörst du uns! Hier sind wir! … Hier! Hier!“, gicksten sie aus vollem Hals.
„Gechtur! Gechtur!“ verstärkte Hoo mit kräftiger Stimme ihre hohen, doch eher piepsig klingenden Schreiversuche.
„Kix! Kix! Kix! Hör' ich's, oder hör ich nix? Wer ruft da meinen Namen? Woher die Schreie kamen?“, reimte der Buntspecht, als er die Rufe gehört hatte. Neugierig drehte er seinen von einem knallroten Federkäppi bedeckten Kopf nach allen Seiten. Mit seinen glänzenden, klugen Augen suchte er die blattreiche Umgebung ab.
„Hallo Gechtur! Wir sind hier unten! Hu-hu! Hier unten! Wir sind's, Birne und Muhucks, deine Blattlausfreunde“, piepsten sie noch einmal, so laut sie halt konnten. Dabei hopsten sie winkend auf dem Blatt herum, dass es leicht wackelte.
Als der junge Specht endlich seine beiden winzigen Freunde und auch den auf der Apfelsafttankstelle stehenden ‚Neuling‘ ausgemacht hatte, war die Wiedersehensfreude groß.
„Kix! Gigigig!“, rief er hocherfreut. „Aha, da unten! Hab ich euch gefunden! Hallo Birne, hallo Mucks. Bin schon unterwegs, ganz flugs!“
Zur Begrüßung trommelte er spontan einige schnurrige Strophen ab. Danach kletterte er munter, und in bester Kleibermanier das kurze Stückchen am knorrigen Apfelbaumstamm abwärts.
Bei ihnen angelangt, umklammerte er mit den spitzen Krallen seiner Kletterfüße den dicken Ast, der sich genau über der Apfelsafttankstelle verjüngend in die Länge streckte. Da saß er nun und genoss den optimalen Überblick. Von den drei kleinen Freunden wurde er, seiner Größe und seines auffallend gefärbten Gefieders wegen, voll bestaunt.
Mit einer galanten Verbeugung, einem fröhlichen „Gigigigig!“ und einer schwungvollen Bewegung seiner rechten Flügelspitze zog er sein schickes, rotes Käppi höflich zum Gruß. Nachdem er es wieder aufgesetzt hatte, plauderte er mitteilsam und mit dichterischem Vermögen drauf los.
„Guten Tag, ich freu mich sehr, euch heut‘ zu sehn. Ja, ich muss gesteh‘n, ist schon lang nicht mehr gescheh‘n. Wunderbar, dass es euch noch gibt. Seid ihr auch glücklich, noch verliebt?“
„Oh ja, wie am ersten Tag, lieber Gechtur“, nuschelte Birne etwas schüchtern. Die direkte Frage ließ ihre grünen Bäckchen leicht erröten. Liebevoll schmiegte sie sich an ihren Mucksischatz.
„Wir sind zufrieden und gesund, lieber Gechtur“, antwortete ihm Mucks in glücklicher Umarmung. „Zum Fressen gibt's Apfelblätter in rauen Mengen und zum Saugen Pflanzen- und Apfelsaft. Also, ist soweit alles in bester Ordnung!“
„Und leckeres Wolkenwasser gibt‘s auch“, piepste Birne der Vollständigkeit halber hinterdrein. Die große Neuigkeit gleich ausgeplaudert, bedeutete sie Gechtur leichten Fingers auf Hoo zu gucken.
„Echt? Ja, so ist‘s recht. Doch wer seid ihr? Sagt ihr‘s mir? Euch hab ich hier noch nie geseh‘n!“, wandte sich Gechtur an den ihm noch Unbekannten Tropfen. Sonderbar, ja mit höchster Neugier äugte er auf den rundlichen, hellblau glänzenden Regentropfen hinab, der ihn mit seinen Augen, so blau wie der Himmel, ebenfalls unverhohlen anguckte.
Während Hoo fest auf der Apfelsafttankstelle stand, sauste in Blitzeseile eine Erinnerung an die Wolkenschule durch seinen Kopf. Es war noch nicht allzu lange her, da hatte er im www-Raum ‚Wissen – Weisheiten – Wunderwelten‘ einen Benimmkurs besucht. So benahm er sich als gebildeter Himmelstropfen dementsprechend freundlich ergeben. Wortgewandt, und – na ja, ein wenig gestelzt, stellte sich Hoo dem charmanten Buntspecht vor.
„Nicht schlecht, Vogel Specht! Wie mir scheint, seid ihr ein wahrer Sprachkünstler? Meine Hochachtung!“ Hoo verneigte sich respektvoll. „Äh, ihr gestattet, bunter Gechtur, dass ich mich euch vorstelle? Ich bin ein Regentropfen und heiße Hoo, buchstabiert: H mit zwei o, bitte schön!“
Exakt in diesem Moment aber, wo Hoo ihm seinen Namen verständlich machte, war der kluge Buntspecht durch ein kleines Insekt, das am Baumstamm entlangkrabbelte, abgelenkt. Mit hellwachen Augen erspäht, hatte er sich die wenig ergiebige, doch willkommene Zwischenmahlzeit blitzschnell geschnappt und hinuntergeschlungen. Diese kurzzeitige Unaufmerksamkeit hatte jedoch zur Folge, dass Tropfenart und Rufname ihm nur ungenau zu Gehör gekommen waren.
„H2O, ich weiß, je nach Zustand kalt bis heiß“, schnäbelte er Hoo daraufhin freundlich und mit einer gewissen Lässigkeit zu.
„Wie, äh, ihr wisst?“, rief Hoo erstaunt aus. Auf seiner hohen, ansonsten spiegelglatten Stirn zeigte sich die Denkerfalte. Wieso nannte er ihn „H-zwei-o“ und nicht Hoo? Die Antwort des begnadeten Verseschmieds kam verschmitzt und prompt.
„So wahr ich auf dem Ast hier hocke, seh‘ weder Hagelkorn noch Flocke. Ein Tropfen Wasser seid ihr, H2O, jeder Wissenschaftler nennt euch so!“
„Wissenschaftler? Nennen mich H-zwei-o?“, wiederholte Hoo noch mehr irritiert. „Wie, äh, wie darf ich das denn nun versteh‘n?“ Jetzt checkte er gar nichts mehr. Was, bei allen Wässern, meinte Buntspecht Gechtur wohl damit?
Langsam wurde es Gechtur zu bunt. Er fand das komische Frage- und Antwort-Spiel des bläulichen Regentropfens nicht besonders witzig. Wollte der dicke Singletropfen ihn etwa vergackeiern? Birne und Mucks saßen wie aneinandergeschraubt und mucksmäuschenstill auf dem von ihnen angeknabberten Apfelbaumblatt.
So! Ein letztes Mal gebe ich ihm höflich, duldsam und brav belehrend eine Antwort, dachte sich Gechtur. Ohne zu ahnen, wie der mollige Regentropfen auf die Beschreibung seines Eigennamens reagieren würde, half genau diese Erklärung Hoo endlich auf die Sprünge. „Also, H2O, das ist so: Zwei positiv geladene Wasserstoffatome, ein negativ geladenes Sauerstoffatom, so benennt man Wasser im Labor. In der Menschenwelt, so hat mein Eichelhäherfreund dies mir erzählt, kommt die Wassermolekül-Formel – euer Name – wohl recht häufig vor.“
„Mein Name?! Wassermolekül-Formel?!“, rief Hoo ihm zu. Dabei schauten sich die ungleichen Geschöpfe tief in die Augen. Jetzt war ihm klar, dass Gechtur vorher bei seiner Namensnennung nicht richtig hingehorcht zu haben schien. Umgehend sorgte er für Klärung. „Aber, äh, verehrter Specht, mein Name ist nicht H-zwei-o!“ Entschiedenes Kopfschütteln und verneinendes Zeigefingerwackeln begleiteten seine Worte. „Richtig ist, dass ich ein Regentropfen bin, äh, genauer gesagt, ein Regentropfen der etwas größeren Sorte. Von dieser so interessanten, wissenschaftlichen Wasserformel allerdings höre ich heute, so wahr ich hier stehe, zum allerersten Mal!“ Um es noch einmal vernehmlich zu machen, buchstabierte er ihm langsam und deutlich vor: „Hochverehrter Specht, ich heiße Hoo! H – o – o!“
„Hoo, ach so!“, kixte Gechtur. Jetzt hatte er klar verstanden. Nun musste er hellauf lachen. Seinen Schopf schüttelte er so heftig, dass ihm beinahe sein rotes Käppi herabgerutscht wäre. „Oh, pardon! Muss mir wohl meine Ohren putzen. Sei‘s drum, lieber Hoo, woll‘n wir uns bitte duzen?“
Somit löste sich das irrtümliche, durch Gechturs flüchtige Abgelenktheit entstandene Verwirrspiel um Hoos Rufname in Wohlgefallen auf. Die Freundschaft zwischen Hoo und dem Buntspecht war besiegelt. Gechtur erzählte Hoo noch weiteres Wissenswerte über die chemische Verbindung H2O, von der er durch Glandar – so hieß sein Eichelhäherfreund – wusste. Und über Glandar berichtete er, dass dieser unter anderem als Vermittler und tierischer Berater mit einer Natur- und Tierschutz-Organisation der ‚Spezies Mensch‘ zusammenarbeitete.
Birne und Mucks indes zeigten sich glücklich, dass sie ihren Buntspechtfreund zu Besuch hatten. Mit ihm zu plaudern brachte noch zusätzlich ein bisschen Abwechslung in ihr ansonsten eher langweiliges Läuseleben.
„H2O! H2O! NA, SOWAS. SO EINE PHÄNOMENALE ÜBERRASCHUNG! Verblüffende Namensähnlichkeit!“, gurgelte Hoo vor sich hin, als der neue Vogelfreund ihm noch so einiges über H2O erläutert hatte. Sein Name erwies sich also, wenn auch abgeändert, als global bekannt. Ihm blieb jedoch unbegreiflich, wieso er die wissenschaftliche Bezeichnung für reines und destilliertes Wasser vorher noch nie gehört hatte. Seine Tropfenfreunde, die ihm aus einer Spiellaune heraus seinen Namen gegeben hatten, wussten wahrscheinlich auch nichts von einer Wassermolekül-Formel beziehungsweise deren chemischen Existenz als H2O. Höchst verwunderlich mutete es ihn schlichtweg an, dass er nicht einmal in der Wolkenschule darauf aufmerksam gemacht worden war oder zumindest davon erfahren hatte. Niemals war von H2O die Rede gewesen!
Hoo begriff sich endlich als eine universelle Substanz – eine Art kosmisches Bindeglied zwischen Himmel und Erde. Wie jeder andere Regentropfen ist auch er ein Mikrokosmos des Universums, der die ganze Natur widerspiegelt und enthält. Dass er genau genommen dafür geboren worden war, pausenlos Informationen aufzunehmen und auszutauschen, Wissen zu speichern und weiterzugeben, wurde ihm in der Wolkenschule schon recht früh klargemacht. Er, der äußerlich korpulente, doch ansonsten so unscheinbare Regentropfen wies innerlich eine komplexe Struktur und facettenreiche Qualitäten auf, die er selbst noch gar nicht ermessen konnte. War er vielleicht zu etwas Außergewöhnlichem berufen? Er war ja noch so jung und stand erst am Anfang seines Lebens als Wasserwesen. Die neue Erkenntnis gefiel ihm. Er fühlte sich auf einmal reifer, bezeichnenderweise wie ‚Blaues Gold‘, das unschätzbar kostbare Urelement, dem er angehörte. War er nun auf einen Schlag erwachsen geworden?
NACH ALL DIESEN FRISCHEN GEDANKEN, die, nebst Gechturs wiedersehensfreudigem Plausch mit den Blattläusen, gigaschnell durch seinen Kopf gerast waren, hörte er den Buntspecht fragen: „Hoo, kreuz und quer, flieg ich oft hin und her. Mal bin ich da, mal bin ich dort. Wieso bist du, und wie lange schon, hier vor Ort?“
„Ich bin mir da nicht so sicher, wieso ich ausgerechnet in diesem Apfelbaum gelandet bin, lieber Gechtur“, antwortete Hoo ruhig. „Erst gestern Nachmittag bin ich hier angekommen, äh, ich meine, aus dem Wolkenreich gefallen.“
„Ja, so war‘s, Gechtur, genau so war‘s“, rief sogleich Birne mit überschäumender Begeisterung dazwischen. „Hoo ist auch unser Freund. Und ein ganz besonderer obendrein. Stell dir vor, er hat uns heute schon das Leben gerettet!“
„So wie auch du vor einigen Tagen unser wunderbarer Lebensretter gewesen bist, lieber Gechtur“, fügte Mucks dankbar hinzu. „Erinnerst du dich noch an die schrecklich böse Schlupfwespe? Hui, mein lieber Scholli! Das war echt knapp!“
„Oh ja, die Situation war ebenso brenzlig wie vorhin. Und diesmal“, piepste Birne aufgeregt, „wollte uns einer dieser gierigen Siebenpunkt-Marienkäfer an den Kragen!“ Als hätte sie die spektakuläre Rettungsaktion mit eigenen Augen gesehen, erzählte Birne in leicht übertriebener Weise alles, was ihr dazu einfiel, sodass Gechtur schließlich voll im Bilde war.
„Ho, ho, ho, und den habe ich in die Flucht geschlagen“, meldete sich Hoo voller Freude. Dabei klopfte er mit allen Fingern stolz auf seine geschmeidige Brust.
„Donnerwetter! Lebensretter! Himmelstropfen!“, bestaunte Gechtur den riesigen, properen und mutigen Regentropfen. „Freund Hoo, da muss ich gleich 'ne Strophe klopfen.“
Um seiner übermächtigen Freude darüber Ausdruck zu verleihen, und Hoos spontane Hilfeleistung zu würdigen, drehte er schnell seinen Kopf zum Stamm. Mit seinem spitzen Schnabel ratterte er in kurzen, vibrierenden Wirbelattacken ein Loch bis unter die rissige Rinde. „Trrr! Trrr! Trrr! Trrrrrrr!“, dröhnte es.
Die jetzt so nahe und ohrenbetäubend laute Trommelei ging den kleinen Wesen durch Mark und Bein. Sie war so durchdringend, dass Hoos Wasserkörper richtig erzitterte. Sogar auf das angeknabberte Blatt, auf dem Birne und Mucks saßen und sich die Ohren zuhielten, übertrug sich das Zittern. Ähnlich einer Vibromassage, wurden sie hübsch durchgerüttelt.
Nach der leidenschaftlichen Lustlärmerei wetzte Gechtur kurz seinen Schnabel. Anschließend wandte er sich quietschvergnügt wieder den drei unbeabsichtigt durchgeruckelten Freunden zu. Mit einer unerwarteten Einladung erregte er nun ihre höchste Aufmerksamkeit.
„Gigigig, so hört, was ich euch will erzählen! Sagt ja, sagt nein, beliebig könnt ihr wählen.
Hoch hinterm Berg der Vollmond magisch höher steigt, zum Fauna & Flora-Friedensfest, fast jeder Stern sich zeigt.
Zur großen Party geht's gar fröhlich zu, wer's turbulent nicht mag, dem lässt man seine Ruh'.
Fressen, Trinken, Plaudern, Feiern bei Musik und Tanz, zutiefst berührt im Herzen, von hellstem Mondesglanz.
Die Fete dauert bis zum Morgen, nette Tierchen gibt‘s zuhauf. Auch solche, die euch voll umsorgen, alle sind gut drauf.
Kix, es kostet nix, herzlich lad‘ ich euch ein. Ihr Drei vom Apfelbaum, sollt meine Gäste sein.
So macht euch fein und fliegt mit mir, kreuz und quer durch mein Revier.
Die Feier ist in aller Munde, bring‘ euch wohlauf zurück, zur rechten Morgenstunde.“
Als Gechtur mit seiner überraschenden Einladungsrede fertig war, schauten sich Birne, Mucks und Hoo mit großen Augen verheißungsvoll an. Dachten sie etwa alle an das Gleiche? Die unverhoffte Chance für Hoos Weiterkommen, die ihnen schon seit der Frühe Kopfzerbrechen bereitet hatte, war auf einmal zum Greifen nah. Die adäquate Lösung, nach der sie gesucht und Ausschau gehalten hatten, saß direkt vor ihnen.
„Da-da-da-das, äh, das ist die Lösung!“ jubelte zuerst Hoo. „Welch großes Glück! Da, äh, bekommen meine Gedanken Flügel!“
„Volltreffer! Das ist einfach genial!“ riefen die Blattläuse wie aus einem Munde. Wie bei der zündenden Idee eines Erfinders, ging über beiden ein knallgelb leuchtendes Glühlämpchen auf.
„Was ist was?“, kixte Gechtur fragend. Stutzig äugte er in die Runde. „Macht ihr Spaß? Sagt ihr ja, oder sagt ihr nein? Was soll das für ein komisch Spielchen sein?“
„Oh, entschuldige, lieber Gechtur“, rief Mucks und wollte sogleich seine Fragen beantworten. Doch der Worte unschlüssig, drehte er sein Köpfchen zwischen ihm und Hoo hin und her. „Das ist ganz und gar kein Spielchen! Eher eine lange Geschichte. Unser lieber Freund Hoo ...? Er ...?“
„Äh, ja, ich, äh, ja, das hat mit mir zu tun“, rief Hoo sichtlich erhitzt und wandte sich dem unverwandt dreinblickenden Specht zu. „Nun, äh, das ist meine Geschichte, lieber Gechtur. Natürlich komme ich, äh, kommen wir mit!“ Ganz Auge und Ohr schaute er in die gelb bis grünlich leuchtende Gesichter seiner beiden Blattlausfreunde. „Oder, äh, Birne, Mucks? Was meint ihr denn dazu?“
„Das ist ganz einfach doll! Ja, superdoll! Wir kommen alle mit!“, piepste Birne. Vor lauter Begeisterung hopste sie mehrmals in die Höhe. „Gell, Mucksischatz? Über Gechturs Einladung zu dieser Superfete freust du dich doch auch, oder?“
„Jedenfalls kommt sie für Hoo wie gerufen“, wich Mucks ihrer Frage, wesentlich weniger euphorisch, aus. „Hey, Freund Hoo! Wie mir scheint, bist du ein echter Glückstropfen!“, rief er ihm zu. „Wie schön für dich! Sieht so aus, als könntest du deine lange Reise zum Meer in Kürze beginnen.“
„Oh ja, äh, super korrekt!“, pflichtete Hoo ihm voll der Freude bei. Doch Mucks‘ plötzlich sehr spitzfindiger Tonfall ließ ihn innehalten. Was hatte Mucks bloß? Sich an Gechtur persönlich wendend, schlug Hoo vor: „Unterwegs, mein geflügelter Freund, kann ich dich ja in meine weiteren Pläne einweihen. Wenn es dich interessiert, erzähle ich dir gerne die wichtigsten Pointen meiner bisherigen Lebensgeschichte!“
„Kix! Das ist mir lieb und recht, wär ich sonst ein bunter Specht?“, antwortete ihm der Allerweltskerl mit seinen klugen, neugierigen Augen.
Mucks aber zeigte ein ziemlich betrübtes Gesicht, was seiner Birne so ganz und gar nicht zu gefallen schien.
„Hey, mein lieber Mucks, was hast du denn? Freust du dich denn nicht über die tolle Einladung? Ist dir nicht gut?“
„Doch, schon, aber wiederum auch nicht, mein Birnchen. Ach, ich weiß nicht so recht“, druckste Mucks unschlüssig herum. „Eigentlich passt mir das gar nicht in den Kram. Ehrlich gesagt, ich hege da so meine ...?“
„Zweifel? Bedenken?“, flötete sie und nahm ihm buchstäblich die Worte aus dem Mund. Sie wusste, auf was er hinauswollte. Dafür kannte sie ihn viel zu gut. Nicht dass ihn Flugangst oder so etwas Ähnliches geplagt hätte, nein, nein! Er war ein richtiger Blatthocker. Und ein Reisemuffel obendrein! So nahm sie – was sie noch nie getan hatte – ihren ganzen Mut zusammen und piepste ihn freimütig an: „Aber Mucks, das wäre doch echt spitzenmäßig cool? Stell' dir das doch mal vor? Ähm, endlich könnten wir auch mal verreisen, dem grauen Alltagstrott entfliehen und Rosiges erleben! Willst du denn nach so einer einmaligen Einladung weiter hier herumsitzen und Däumchen drehen? Ich bitte dich! Is' ja öde, immer auf dem gleichen Baum zu hocken, tagein, tagaus denselben Blattgeschmack im Mund. Krabbeln, saugen, fressen, schlafen, krabbeln, saugen, fressen, schlafen, krabbeln, fressen, saugen, schlafen ...!“ Sie war richtig aufgebracht.
„Na, na, Birnchen. Nur nicht übermütig werden! Treib es bitte nicht zu bunt!“, ermahnte Mucks sie mit erhobenem Zeigefingerchen und spielte den Moralapostel. „Schließlich ist dieser Apfelbaum unser richtiges Zuhause. Er versorgt uns köstlich mit frischen Blättern und Saft – und ich bin gerne hier! Wer weiß, was uns kleinen Läuse da draußen alles erwartet? Das könnte für uns, die wir überhaupt keine Reiseerfahrung mitbringen und auch nicht wissen, was es außerhalb unseres Apfelbaumes so alles Schreckliches gibt, ziemlich riskant, wenn nicht sogar lebensbedrohlich werden!“
„Ach was, mein Mucksimännchen. Sei doch nicht so uncool! Was soll uns schon passieren?“ fuhr sie ihm über den Mund und frotzelte weiter. „Genauso gefährlich wäre es doch, wenn wir hierbleiben – und wieder alleine sind! Schau, Mucksischatz, je einmal sind wir von unseren beiden besten Freunden schon beschützt worden. Da sind wir doch wesentlich besser dran, mal 'ne Zeitlang mit unseren Lebensrettern unterwegs zu sein. Sicherheit im Doppelpack! Kann man doch so sagen, oder?“
Etwas unsicher ob dieser Behauptung, warf sie kurze, fragende Blicke zu Gechtur und Hoo. Die machten ihr daraufhin gehörigen Mut, indem sie ihre Bedenken vereint mit unzweifelhaftem, deutlichem Kopfnicken bestätigten und somit vom Blatt fegten.
Da freute sich Birne sehr. Ein kokettes, triumphierendes Grinsen huschte über ihr Gesicht. Daraufhin umgarnte sie ihren lieben Mucks mit dem betörend süßlichen Geruch von Honigtau und erinnerte ihn noch an ein längst gegebenes Versprechen. „Außerdem, mein lieber Göttergatte, ähm, fällt mir gerade ein, haben wir noch keine Flittertage miteinander verbracht. Jaaahh! Du bist mir noch immer die längst versprochene Hochzeitsreise schuldig!“
„Ich bin dir was? Hochzeitsreise? Flittertage?“, empörte sich Mucks, beruhigte sich allerdings gleich wieder. Die Argumente seines lieben, duftenden Weibleins lagen klar auf der Hand. So klar, dass er sich jetzt doch etwas einsichtiger zeigte, als er sagte: „Nun ja. Ich denke, meine, so eine klitzekleine Kurzreise wäre schon mal was anderes, bloß ...?“
Nichts bloß und aber, nun ist Schluss mit dem Palaver!“, lenkte Gechtur nach geduldigem Zuhören schlichtend ein.
„Beendet euren Läusestreit, das ist doch die Gelegenheit! Wochenend' und Mondenschein, – alles inklusiv! Rückflug-Ticket obendrein, nur für euch zum Nulltarif!“
„Hoho, das ist doch himmelhocherfreulich!“, juchzte Hoo seinen Blattlausfreunden begeistert zu. „So ein Angebot schönen und noch dazu kostenfreien Vergnügens dürft ihr doch gar nicht abschlagen! Das käme einer echten Beleidigung gleich! Übrigens, äh, wären wir so bestimmt noch eine ganze Weile zusammen. Während ihr unbeschwert flittert, könnten wir sogar noch, äh, prima miteinander Abschied feiern!“
„Kix! Nix wie los, das ist famos!“, forderte Gechtur alle nun entschieden auf. „Lasst uns nicht länger warten. Gerne will ich sogleich starten. Nehmt Platz auf meinem Käppi, das macht mich froh und happy!“
Mit einer Flügelspitze zog Gechtur sein knallrotes Käppi vom Kopf. Er streckte es den Blattläusen einladend entgegen. Mit der anderen Flügelspitze deutete er ihnen an, hinaufzuklettern und sich bequeme Sitzplätze auszusuchen.
Die Aussicht auf eine zünftige Abschiedsfeier mit Hoo sowie Gechturs einmalige Reiseaufforderung zeigten umgehend Wirkung! Das unstimmige Blattlausgeplänkel hatte aufgehört. Zur Versöhnung patschten Birne und Mucks ihre Händchen aneinander. Treuherzig umarmten sie sich, gaben sich Küsschen der Verliebtheit und flüsterten sich gegenseitig Vertrauliches ins Ohr. Eifrig und genüsslich, als wäre es ein Abschiedsfressen, knabberten und saugten sie dann noch ausgiebig am Rand des saftigen Apfelbaumblattes. Sie hatten die Ruhe weg.
Hoo schlürfte unterdessen noch tüchtig Apfelsaft aus einem Trinkhalm. Ein letztes Mal füllte er seinen Bauch mit dem köstlichen, naturtrüben Getränk. Gechtur übte sich derweil in Engelsgeduld. Bis alle sich ausreichend verköstigt hatten, putzte er eifrig sein flauschiges Federkäppi. Fix schnappte er sich noch eine heranbrummende, fette Fleischfliege. Dann war es endlich soweit.
„Bitte nach euch, liebe Läuse“, rief Hoo ihnen in seiner freundlichen, zuvorkommenden Art von der Apfelsafttankstelle aus zu. Lässig, aufbruchbereit und dankbar umfasste er die beiden langen Strohhalme, die ihm die vielen Stunden seines Aufenthalts im Apfelbaum so versüßt und zu seiner lebenswichtigen, innerlichen Flüssigkeitsversorgung gedient hatten. „Checkt schon mal ein! Ich, äh, werde dann hinter euch meinen Platz einnehmen. So könnt ihr euch schützend an mich anlehnen, sollte euch die Sonne zu sehr blenden oder der aufkommende Gegenwind etwas zu übermütig blasen.“
„Ja, gerne. Das ist sehr lieb von dir. Danke, Hoo“, antwortete Birne fröhlich. „Hach, ich freu mich ja so!“
Mucks dagegen beschlich bei dem Gedanken an eine vielleicht schweißtreibende, windige Reise ein eher mulmiges Gefühl. Ihm war nicht geheuer. Humorig, seine Furchtsamkeit verbergend und leise vor sich hin murmelnd, äußerte er sich so: „Aufkommender Wind unter heißer Sonne? Oh ja, Hoo, dann ist das wirklich eine ausgezeichnete Idee von dir. Allerbesten Dank. Oumpf! Das kann ja, ha-ha-ha, heiter werden?!“
Umsichtig krabbelten sie nun auf Gechturs Federkäppi. Mittendrin im Gefieder richteten sie sich ein kuscheliges Plätzchen ein. Daraufhin schwenkte Flugkapitän Buntspecht sein Käppi vorsichtig noch zu Hoo hinab, sodass auch er aufsteigen konnte. Freudig watschelte er an der gutgelaunten Birne und dem etwas miesepetrig guckenden Mucks vorbei. Die Beine neben ihnen nach vorne gestreckt, setzte er sich hinter ihnen nieder. So nahm er die beiden Grünlinge behutsam in seine Mitte. Am strapazierfähigen Federflaum des Käppis konnten sich alle gut festhalten.
Nachdem die drei kleinen Freunde ihre Plätze eingenommen hatten, setzte Gechtur sein Käppi mit seinen illustren Fluggästen sorgfältig wieder auf. Nun brachte er sich auf dem knorrigen Ast in die richtige Startposition.
Birne, Mucks und auch Hoo waren, jeder auf seine Weise, sehr aufgeregt. Nie im Leben wäre ihnen jemals der Gedanke gekommen, dass sie einmal zu einer Flugreise eingeladen würden. Noch dazu so unendlich weit! Bis hinter den hoch aufragenden, bewaldeten Bergkamm, den Birne und Mucks nur bei günstigster Sicht durch den Blätterwald ihres Apfelbaumes zu Gesicht bekamen, sollte die Reise gehen. Höchst gespannt warteten sie auf den Abflug.
Mit einem dreimaligen „Kix-Kix-Kix!“ hieß Gechtur seine drei Fluggäste an Bord herzlich willkommen. Gewissenhaft wies er sie noch auf einige wichtige flugtechnische Details hin – dann konnte es losgehen!
„Eingecheckt und angekrallt, alles startklar, alles fein? Wir fliegen durch den Obstbaumhain. Danach hinauf zum Himmelszelt, seht euch nur um, wie's euch gefällt!“
Graziös breitete der Buntspecht seine schwarz-weiß gebänderten Schwingen aus. Mit seinen kräftigen Zehen schnellte Gechtur sich starterfahren vom dicken Ast ab. „Auf Wiedersehen! Auf Wiedersehen!“, riefen Birne und Mucks mit leicht wehmütigem Blick. Birne bekam vor lauter Freude richtig rosig warme Reisefieberbäckchen. Schnell machten sie noch ein Winke Winke ins vertraute, heimische Apfelbaumgeäst.
Auch Hoo verabschiedete sich vom knorrigen, alten Apfelbaum und der hervorragenden Apfelsafttankstelle. Fest in seinem Gedächtnis verankert und auf ewig dankbar, sprach er während des Wegfliegens spontan ein kleines, Stegreifgedicht:
„Lebe wohl, du guter Baum, du hast mich wohl ernähret.
Bleib stark, gesund, pass auf dich auf. Dein Leben, lang noch währet.“
Durchs duftende Apfelbaumdickicht und unter mehreren knorrigen, greisen Obstbäumen hindurch, die alle schon unter der schweren Last ihrer pflückreifen Früchte ächzten, flog Gechtur schnell hinaus ins Freie.
Es duftete nach Heu. Nachdem er über eine frisch gemähte Wiese und ein weites, erntereifes Maisfeld geflattert war, schwang er sich mit seinen ulkigen Passagieren mühelos hinauf in die Lüfte.