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hatte Peter von seinen Erlebnissen erzählt. Oft waren auch Marions und seine Clique dabei. Dann wurde eifrig gestritten, ob ein anderes Wort gleichen oder ähnlichen Inhaltes gereicht hätte, um in den nächsten Kreis zu gelangen. Die älteren Jugendlichen waren der Meinung, sie hätten dieses oder jenes anders gemacht. Marion glättete die Wogen und gab zu bedenken, dass nicht sie, sondern Peter die Aufgaben lösen musste und er fünf bis sechs Jahre jünger sei als sie.

Meistens hörten die Eltern schweigend zu. Anfangs konnte Peter seine Enttäuschung über Hillarius nicht verbergen.

„Auch wenn du enttäuscht bist“, sagte der Vater. „Hillarius hat pflichtbewusst gehandelt. Du weißt doch, dass ich von meinen Soldaten oft Unmögliches verlangen muss, was du als normal betrachtest. Du tust es nur, weil du Einiges über meine Arbeit weißt. Was aber weißt du über die Arbeit von Hillarius? Und sei mal ehrlich: Bringst du für andere immer die Geduld auf, die du für dich erwartest?“

Peter wurde sehr nachdenklich. „Vielleicht hätte ich den Garten nicht umzugraben brauchen, hätte ich es erkannt und ‚Pflichtbewusstsein‘ gesagt.“

„Ob es so war oder nicht, werden wir nie erfahren. Verlangst du nicht zu viel von dir? Denke an dein Alter. Auf Grund dessen fehlen dir die Erfahrungen, die du erst im Laufe deines Lebens erwerben wirst.“

Nach einiger Zeit trat Ruhe ein. Alle „Aber“, „Täte“, „Hätte“, „Könnte“, „Würde“ waren von allen Seiten behandelt und ausdiskutiert worden. Die Familie führte ein ganz normales Leben.

Ein Schuljahr war vorbei. Das nächste hatte begonnen. Bereits Mitte September wurde es empfindlich kalt. Auch der Oktober brachte keine warmen Herbsttage mehr. Der Sommer glitt von einem Tag auf den anderen in den Winter über. Die Menschen stürmten die Geschäfte nach warmer Kleidung. Selbst die sehr alten Leute konnten sich nicht an eine so langanhaltende extreme Kälte erinnern. Das alte Jahr ging zu Ende. Das neue war bereits zwei Monate alt. Jeder hatte gehofft, dass es Ende Februar endlich wärmer werde. Nichts geschah.

Die Eltern betrachteten Peter mit Besorgnis. Ständig sah er blass und erschöpft aus. Sogar Marion fragte: „Sag mal, Kleiner, bist du krank?“

„Könntest dir das endlich mal abgewöhnen, bin genauso groß wie du“, knurrte er.

Gemeinsam hatten sie sich zu einem Parkspaziergang durchgerungen. Vor einem Teich blieben sie stehen. Marion und Peter waren traurig, wenn es Winter ohne Kälte gab und sie auf ihm nicht Schlittschuhe laufen konnten. Obwohl er in diesem Jahr sicher bis auf den Grund zugefroren war, verspürten sie bei den Temperaturen nicht die geringste Lust dazu.

„Ich schließe mich Marion an“, sagte der Vater. „Du siehst wirklich schlimm aus. Warum redest du nicht mit uns über deine Sorgen oder Probleme?“

Ständig diese lästige Fragerei!

„Ob es wichtig ist, weiß ich nicht“, meinte Peter einlenkend. „Ich schlafe schlecht und träume fast jede Nacht den gleichen Traum. Bestimmte Personen aus dem Land der Gefühle rufen dauernd um Hilfe. Wie soll ich da hinkommen?“ Er hob ratlos die Schultern. Das Eis schien zu bersten. Dicke Schollen wurden vom Grund hochgeschoben. Peter und Bella waren verschwunden.

„Bitte, bitte, nicht schon wieder! Warum können wir keine ganz normale Familie sein?“ Den Tränen nah, sah die Mutter Marion und ihren Mann fragend an.

Frostige Gefühle

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