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GUT UND SCHLECHT NAH BEIEINANDER

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Erna wäre nicht zehn Jahre bei dem Netzanbieter geblieben, wenn sie vor den geschilderten Ereignissen Grund zur Unzufriedenheit gehabt hätte. So ein menschenverachtendes Benehmen gegenüber Kunden sollte keiner akzeptieren.

Vom Mobilfunkausflug war Erna ins Festnetz zurückgekehrt. Der Zweijahresvertrag lief aus. Sie versäumte, rechtzeitig zu kündigen. Als sie es bemerkte, war es zu spät. Somit verlängerte sich der Vertrag automatisch um weitere zwei Jahre. Gab es keine technischen Veränderungen, bedeutete es zwei Jahre Ruhe im Telefon- und Internetbetrieb.

Verträge sind eine zweiseitige Angelegenheit. Aber manchmal können auch durch Dritte eingreifende Veränderungen bewirkt werden. Im Zuge des Städterückbaus Ost sollte auch die Straße, in der Erna wohnte, abgerissen werden. Alle Mieter erhielten die Kündigung.

Erna rief ihren Netzanbieter an. Am anderen Ende der Leitung wurde ihr erklärt, dass der Wechsel 59,95 Euro kosten würde.

„Warum?“, fragte Erna. „ich will nicht umziehen, ich muss. Es ist eine politische Maßnahme. Gibt es dafür keine Sonderregelungen oder sonstige Möglichkeiten?“

„Keine!“, erhielt sie zur Antwort. „Sie können einen neuen Zweijahresvertrag abschließen. Dann kostet der Wechsel gar nichts. Aber die bisherigen Konditionen können wir ihnen nicht anbieten und auch nicht die gleiche Netzgeschwindigkeit. Sie müssen im Monat fünf Euro mehr bezahlen.“

„Moment mal bitte“, meinte Erna. „Habe ich das jetzt richtig verstanden? Für weniger Leistung muss ich mehr bezahlen?“

„Ja, so ist es“, lautete die Bestätigung.

„Ganz so dringend ist es noch nicht. Sagen sie mir bitte, wann ich wieder nachfragen kann?“

Die Mitarbeiterin des Netzanbieters behauptete, dass es in der nächsten Zeit keine besseren Angebote geben werde und wollte unbedingt den Vertrag abschließen. Erna ließ sich nicht drängen.

Am nächsten Tag marschierte sie mit ihrem Vertrag zum Geschäft des Netzanbieters. Ein junger Mann hörte sich ihre Sorgen an. „Haben sie Zeit mitgebracht?“, fragte er. Erna nickte.

Der junge Mann telefonierte, fütterte den Computer mit Daten, stellte Erna Fragen und bediente zwischendurch auch noch Kunden. Als sie nach längerer Zeit das Geschäft verließ, hatte sie einen neuen Zweijahresvertrag zu den bisherigen Konditionen.

Zwei Tage nach ihrem Umzug, sie hatte morgens in der alten Wohnung gerade den Antwortbeantworter abgehört, wurden Telefon und Internet abgeschaltet. Abends funktionierte es in der neuen Wohnung wieder einwandfrei.

Drei Menschen freuten sich sehr darüber: Erna für den vorbildlichen Service; im Geschäft des Netzanbieters der junge Mann und seine etwa gleichaltrige Kollegin, die gerade zum Schichtwechsel erschienen war, über Ernas Lob.

Wehre dich deiner Haut

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