Читать книгу Wehre dich deiner Haut - Sigrid Uhlig - Страница 7

KEIN APRILSCHERZ

Оглавление

Herr Klein war fort. „Jetzt ein verspätetes Nachmittagskäffchen“, dachte Erna. Doch bevor sie diesen genießen konnte, läutete es erneut an der Wohnungstür. „Doch nicht etwa wieder dieser Klein?“, dachte sie und sah sich um, ob er etwas vergessen haben könnte. Er hatte alles mitgenommen.

Sie schaute durch den Spion. Ein seltsamer Typ von Mann stand vor der Tür, elegant gekleidet im schwarzen Anzug, aber unrasiert. „Sie wünschen?“

„Machen sie bitte auf, junge Frau, ich möchte mich mit ihnen unterhalten. Für sie habe ich einen Katalog mitgebracht. Haben sie schon mal was von der Firma „Ever clean“ gehört? Machen sie doch bitte auf! So kann ich ihnen doch unsere Angebote nicht zeigen. Wir bieten die qualitativ besten und preisgünstigsten Teppiche und Auslegwaren und dazu Staubsauger, mit denen sie mühelos jeden Fussel und jedes Tierhaar beseitigen können.“

„Danke, ich brauche nichts“, sagte Erna.

„Sie haben sich noch gar nicht vom Wert unserer Waren überzeugt.“

Erna reagierte nicht. Sie wollte nur noch gemütlich im Sessel sitzen, Kaffee trinken und ein paar Minuten die Stille genießen.

Der Mann klopfte noch einige Male. Als er merkte, dass es zwecklos war, stieg er laut schimpfend in die nächsten Etagen hinauf und beschwerte sich bei jedem, der ihm die Tür öffnete, über Ernas ungebührliches Benehmen. Darüber wurden einige Mieter sehr ungehalten. Frau Lehmann wäre eine sehr liebe alte Dame. Er solle keine Lügen verbreiten und knallten ihm die Tür vor seiner Nase zu. Noch lauter schimpfend und Flüche ausstoßend verließ er das Haus.

Welch eine himmlische Ruhe! Zu früh gefreut, Erna.

Das Telefon klingelte. „Guten Tag, Frau Lehmann, ich bin Friederike Wohlfeil und arbeite am Institut „Volkswissen“. Ihre Stadtverwaltung hat uns beauftragt eine Befragung durchzuführen.“

„Tut mir leid“, unterbrach sie Erna, „telefonisch gebe ich generell keine Auskünfte, schicken sie mir bitte die Unterlagen zu.“

„Es gibt keine Unterlagen“, belehrte sie Frau Wohlfeil, „es handelt sich um eine mündliche Befragung. Ihre Antworten werden gleich in den Computer eingegeben und später von der Stadtverwaltung ausgewertet. Lassen sie es uns doch bitte versuchen.“

Die Sache begann ganz harmlos. Name, Anschrift, Geburtsdatum und die Größe der Wohnung wurden verglichen. Als jedoch die Frage kam, wie viele Personen im Haushalt leben, durchzuckte sie ein Gedanke. Wenn es doch keine Befragung der Stadtverwaltung war? Warum sollte sie sagen, dass sie allein in der Wohnung lebte? So antwortete sie: „Drei Personen.“

„Wie hoch ist das gesamte Einkommen?“

„Ich glaube nicht, dass unsere finanziellen Verhältnisse die Stadtverwaltung interessiert“, meinte Erna.

Frau Wohlfeil wurde patzig: „Frau Lehmann, mit dieser Befragung muss ich meinen Lebensunterhalt verdienen.“

„Wenn sie überall so unhöflich sind, verdienen sie gar nichts“, konterte Erna und legte auf.

Was für ein verrückter Tag, leider kein Aprilscherz.

Wehre dich deiner Haut

Подняться наверх