Читать книгу Manchmal kann Glück eben stinken - Silvia Dober - Страница 4

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1. Diskussionen im Dickschädeldialog

Nach absolviertem Tagwerk bekommen die Untertanen gerne als Abendbrot ein variierendes Kaudingsbums wie Kopfhaut, Rindernasen, Hühnerfüße, Ochsenziemer et cetera. Es muss oecotrophologisch nicht immer unbedingt ausgewogen sein. Das sind Chips und Schokolade für Menschen auch nicht.

Das Trio darf sich al gusto etwas aus der Futterschatzkiste wählen und mampfend das Nickerchen einläuten.

Oft sind die Futtermittel dieser Kategorie zur längerfristigen Beschäftigung ausgelegt. Jedoch kann der Verdauungsprozess in den Hintergrund rücken, wenn das Spiel „Schnall es endlich“ revitalisiert wird.

Dem Chef des Rudels geht es simpel um ein Statement. Die Kurze (aktuell ein Jahr und erst seit sechs Monaten im Haushalt) hat den Kabelbrand im eigenen Sicherungskasten im Blick.

Jeder hat sein eigenes Teil. Selber ausgesucht (weil: für am besten befunden).

Aaaaber, irgendwie haben die anderen … etwas anderes.

Was’n wohl?

Wie schmeckt das?

Und wie komme ich da sowohl unauffällig als auch kurzfristig dran?

Während Ellie, alias die Kurze, auf Paddys Büffelhautkleinod schielt, sinniert er schon, wann er ihre Portion kassieren wird. Es geht lediglich um das Wann, nicht um das Ob. Elf Jahre länger leben bringt durchaus Vorteile bei Taktik und Umsetzung.

Die Kurze denkt sich: ich glaub, ich geh jetzt ma los.

Sein Blick sagt souverän: brauchste nicht mehr.

Dann folgen jammernde Winselchen, mit Mini-Seufzern garniert. Sie leidet in Unverständnis und aufwallendem Frust. Wieso will er zwei, wenn er keins frisst? Der spinnt doch!

Er liegt mit seinem Beutepaar in Reichweite und genießt die Show des sich windenden Wurms. Das kann sich schon eine Weile hinziehen, mit diversen Versuchen der Akquise ihrerseits. Antäuschen, vorbeischlängeln, direkter Zugriff, Theater machen, Unruhe ins Rudel bringen, um durch Ablenkung ans Ziel zu gelangen. Doof isse nicht, ihm dennoch nicht gewachsen. Irgendwann geht der Kurzen ein wenig die Luft aus und sie kommt zur Ruhe. Ein Moment der Stille. Für die einen ist es Resignation, für die anderen ein klarer Sieg nach Punkten.

Dann steht er auf und geht lässig weg. Haben ist eben besser als brauchen.

Wollen wollte er es die ganze Zeit nicht.

Ihm ging es lediglich um die Verteilung des besitzanzeigenden Fürwortes. Das ist meins.

Ellies Bemühungen, an die Beute zu kommen, verliehen derselben nur eine erhöhte Wertigkeit. Davon wächst nicht der Kohldampf des Besitzers, aber dessen Stellung. Dazu der entspannte Körper, die teilnahmslose Mimik. Noch weniger Spannung und er würde ausgasen.

Und ich profitiere als amtierende Regierung auch.

Der Lernerfolg Ellies: Ruhe bewahren, abartige Hartnäckigkeit reduzieren und dann lösen sich die Probleme von selbst. Terz machen und einem auf den Sack gehen bringt nichts.

So wird ein neues Familienmitglied in der Kooperative erzogen. Alle machen mit.

Ein gutes Gefühl.

Selber sitze ich in erster Reihe und finde es immer wieder spannend, zu beobachten, wie Hunde untereinander kommunizieren. Man achtet auf den Körper, die Atmung, die Mimik, die Energie der Situation. Und ich muss zum Teil dennoch aufpassen, weil ich mich vor Lachen manchmal nicht halten kann.

Jeder noch so niedliche Hund kann auch eiskalt und fies sein. Wenn es das Gegenüber mit sich machen lässt.


Manchmal kann Glück eben stinken

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