Читать книгу Für immer Shane - Simone Petri - Страница 3
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Es war vielleicht nicht die beste Idee gewesen, den schweren Koffer zuerst in den Aufzug zu heben, denn der kleine Raum bot kaum Platz für einen weiteren Gegenstand, geschweige denn einer Person. Britney aber wollte nicht aufgeben, wollte erst recht keine zwei Stockwerke nach oben auf ihr Zimmer laufen. Hartnäckig biss sie die Zähne zusammen, warf ihre langen Haare zurück und setzte sich frech auf die Kante des roten Stoffkoffers, drückte die Taste 2nd Floor und beobachtete erleichtert, wie sich die glänzenden Türen schlossen und sich der Aufzug mit einem unsanften Ruckeln auf den Weg machte.
Ihr Bruder hatte beschlossen, sich sportlich zu geben und selbst zu laufen. Ihre Mutter wartete unten in der Hotelhalle, bis sie den Aufzug verlassen hatte und ihr Vater war auf die Terrasse getreten, um eine zu rauchen. Mit seiner Zigarette wollte er sich bestimmt beruhigen, wollte sich runterbringen. Sie wusste nur zu gut was diese Reise für ihn bedeutete, seine Vorurteile könnten sich als falsch herausstellen und das konnte er nicht zulassen. Besonders nicht vor seinen Kindern.
Eine Glocke ertönte und eine sanfte Stimme verkündete: zweiter Stock, auf Wiedersehen. Allein schon die Zimmertür, mit dem elektrischen Schalter davor wirkte alles andere als anspruchsvoll.
Gespannt und auch enttäuscht zog sie die Karte durch den Schlitz, wartete, bis es erneut piepste, und trat ein.
Sie hatte das ganze Zimmer für sich – ein Vorteil. Erschrocken blieb Britney mitten im Flur stehen. Platz hatte sie aber trotzdem nicht. Direkt ihr gegenüber befand sich ein armseliges Doppelbett, frisch bezogen, dennoch klein. Zerknautschte Kissen lagen darauf und verliehen ihm einen noch unordentlicheren Eindruck. Skeptisch hob sie den Blick. Weiter war nichts zu sehen, nichts außer ein altmodisches Radio und einen ebenso armseligen Tisch. Wo war sie hier nur gelandet? Wenig begeistert stellte sie den Koffer neben sich ab und klappte den Griff nach hinten. Ein Ziehen durchzog ihre Hand und sie blickte traurig nach unten. „Verdammt!“ Genervt bückte sie sich und hob den glitzernden Nagel vom Boden auf. Er war mit Gold verziert und erst vor einer Woche gemacht worden. Ihre neuen Nägel. Jetzt musste sie sie neu anfertigen lassen. Etwa hier?
Entgeistert runzelte sie die Stirn, während sie den Nagel wehmütig in einen kleinen Mülleimer warf. Das Bad, das Wichtigste! Rasch drehte sie sich um und öffnete die angrenzende Tür. Ein Klo. Prüfend und angewidert tappste sie auf ihren hohen Schuhen auf es zu und hob den Deckel mit zwei Fingern an. Es schien sauber zu sein. Trotzdem war die Dusche klein, so klein, dass sie befürchtete, sie müsste sich beim Duschen hinsetzen. Auch das Waschbecken ließ einiges zu wünschen übrig. So hatte sie sich Wicklow nicht vorgestellt.
„Hey hört mal. Wir fahren nach Irland. Für zwei Wochen.“
Niemand hatte ihren Vater ernst genommen. Selbst dann nicht, als er eines Tages freudenstrahlend mit vier Flugtickets bewaffnet zu ihrem Frühstückstisch gestürmt war und sie ihnen unter die Nase gehalten hatte. Die anfängliche Freude über den seltenen Familienausflug war für Britney schon jetzt vorbei. Mehr noch wenn sie an ihre Freunde zuhause dachte. Lustlos setzte sie sich aufs Bett und begutachtete ihren Koffer. Ein Band mit dem Aufdruck: Memphis, Tennessee, USA, prankte darauf und sie wurde beinahe melancholisch.
Bestimmt würde es ihr besser gefallen, wenn sie sich ausgeruht hatte. Es war immerhin ein langer Flug gewesen. Sie konnte auspacken, es sich hier gemütlich machen und sich kurz duschen. Sehr kurz, denn länger als nötig wollte sie auf keinen Fall unter dieser Dusche verbringen.