Читать книгу Für immer Shane - Simone Petri - Страница 6
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Immer wieder musste sie lächeln. Angefangen hatte es bei ihrer Fahrt nachhause, beim gemeinsamen Abendessen, dem abendlichen Zusammensitzen, als sie schließlich in ihre Zimmer gegangen waren, als sie sich geduscht hatte, sich schlafen legte und selbst jetzt, als sie sich aus ihrem Bett schälte, konnte Britney nichts anderes tun. Irgendetwas hatte Shane in ihr ausgelöst. Aber was?
Unsicher zog sie sich eine kurze Jeans und ein ärmelloses, gelbes Top an. Als sie in ihre abgelaufenen Flip Flops stieg, kämmte sie sich schnell die Haare. Es war Viertel nach zehn. Wenn sie den Platz von gestern wiederfinden wollte und davor noch mit ihren Eltern frühstücken wollte, musste sie sich beeilen. Schminken? Ratlos runzelte sie die Stirn und betrachtete sich eine Weile lang im Spiegel. Legte Shane wert darauf? War es ihm wichtig? Konnte sie ihm so begegnen? Schlecht sah sie nicht aus. Ein wenig verschlafen, aber durchaus in Ordnung. Kurzerhand beschloss sie, gar nichts zu tun. Schließlich traf sie sich mit ihm für eine Stadtführung, nicht um ihn zu heiraten.
„Wie wäre es, wenn wir uns heute einmal sämtliche Kirchen anschauen würden? Ich habe gehört hier soll es tolle alte Bauwerke geben.“
Britney nickte abwesend. Ihre Hände zitterten, als sie sich ein Stück Butter abschnitt und es auf ihren Toast strich. Vor lauter Aufregung konnte sie das Messer kaum führen.
Ihr Bruder ihr gegenüber war wenig begeistert, auch ihre Stiefmutter konnte sich Besseres vorstellen. Aber sie waren nun einmal hier um die Gegend besser kennenzulernen.
Ohne es geplant zu haben, meldete Britney sich zu Wort. Nach dem Motto: jetzt oder nie.
„Dad, wäre es in Ordnung, wenn ich heute nicht mitgehe?“
Wie sie es geahnt hatte, klebten sechs Augenpaare an ihrem Gesicht, durchsuchten es nach irgendeiner Erklärung. Sicherlich fragten sie sich, ob sie krank war oder ob sie einfach keine Lust hatte. „I … ich habe gestern ein nettes Mädchen kennengelernt … sie heißt … Shanae“, log Britney und wartete auf eine Reaktion. Als keine kam und niemand etwas sagte, fuhr sie fort. „Naja, Shanae hat mir angeboten, mir die Gegend zu zeigen. Wisst ihr, sie ist in meinem Alter und kennt sich hier bestimmt gut aus.“
Was von Vorteil ist, für jemanden, der hier wohnt. Sie musste unterschwellig lachen. Was ihr aber gleich verging. Hoffentlich würde ihr Vater nichts gegen ein irisches „Mädchen“ haben, das sie herumführte.
Überfordert rührte Joan in seinem Kaffee, tauschte fragende Blicke mit seiner neuen Frau und steckte sich den heißen Löffel prüfend in den Mund. „Also, wenn du willst. Sie kann dir bestimmt mehr sagen, als so ein dämlicher Reiseführer.“
„Schatz bitte! Der Reiseführer ist gar nicht dämlich!“
„Natürlich ist er das, Evia. Er hat keinen Stadtplan integriert und lotst uns dauernd in die falsche Richtung.“
„Nur weil du ihn nicht lesen kannst.“
„Was soll das heißen?“
Somit war das Gespräch beendet. Und Britney aus der Schuld um Erlaubnis zu bitten entlassen worden. Soweit sie es verstanden hatte, hatte sie diese sogar erhalten. Schneller als sie es erwartet hatte. Ihr Vater musste gut gelaunt sein.
„Also, ich geh dann mal.“
„Mach’s gut.“, sagte ihr Vater kurz und wandte sich wieder zu seiner Frau. „Dann kauf du doch einen anderen Plan!“
Kopfschüttelnd rutschte sie den Stuhl an den Tisch und verließ den Rest ihrer Familie. Sollten sie ruhig weiter diskutieren.
Beschwingt betrat sie die große Empfangshalle und lehnte sich frech an einen der Schalter. Eine rundliche Frau kam zu ihr, sie hatte ein freundliches Lächeln und eine misslungene Hochsteckfrisur. „Was kann ich für Sie tun?“
„Wie komme ich bitte zum „Black Castle“?“
Der Tag war noch jung, das konnte man sehen und förmlich riechen. Zwar stand die Sonne schon hoch am Himmel, doch empfand sie Britney längst nicht so stark und intensiv als einen Tag zuvor. Hier schien die Luft reiner zu sein, unberührter. So als könne man sie hier ohne Bedenken atmen. In sich aufsaugen.
Aufgeregt drehte sie sich nach Osten und folgte einer wenig befahrenen Seitenstraße. Eigentlich war der Weg gar nicht schwer, sodass sie zuversichtlich war ihn allein zu finden und zur Not auch zurückzufinden. Fröhliche Menschen strömten ihr entgegen, eine Frau begrüßte sie sogar, etwas, dass sie von sich zuhause gar nicht kannte. Vögel kreisten am Himmel und erfüllten ihren Weg mit lautem Gezwitscher. So wie sie sich einen sonnigen Sommertag vorstellte. Jetzt fehlten ihr nur noch ein Eis in der einen und ein Handventilator in der anderen Hand und ihr perfektes Bild vom Sommer wäre vollkommen.
„Black Castle“
Der Pfeil auf dem Schild zeigte weiter geradeaus. Einfach. Bald wäre sie da. Zehn Minuten zu früh. Was sollte sie ihm sagen, wenn sie sich trafen? Unmöglich konnte sie ihre Unterhaltung von gestern fortführen. Er hasst Iren. Nein, wie taktvoll sie das gesagt hatte.
Nervös gelangte sie auf den Parkplatz, ging von dort den dünnen Erdweg entlang, hinauf zur Klippe. Sie konnte schon die hohen Gemäuer des zerfallenen Schlosses erkennen, als ihr Blick auf das Geländer fiel. Eine einsame Gestalt saß darauf. Es war er.