Читать книгу Für immer Shane - Simone Petri - Страница 5

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~3~

Wunderschön.

Fasziniert legte sie ihre Digitalkamera an ihre Augen und drückte den Auslöser. Schon an ihrem ersten Tag in Wicklow konnte sich Britney kaum einen schöneren Ort auf der Welt vorstellen. Unter ihr tosten die wilden Wellen des Meeres gegen den starken Fels, auf dem sie stand, was einen wunderschönen weißen, schaumigen Teppich bildete. So als hätte es frisch geschneit. Die Sonne stand noch nicht tief am Himmel, dennoch konnte man erkennen, dass es früher Nachmittag sein musste. Warmer Wind wehte ihr durch die Haare, lockerte sie und verschaffte ihr das Gefühl vollkommen frei zu sein.

Sie stammte aus einem großen Land, mit großen Persönlichkeiten, mit einer großen Wirtschaft, großen Gebäuden, einfach alles war rießig, doch hatte sie noch nichts dermaßen mitgerissen. Nichts als die unberührte Natur in der sie sich befand.

Unbeholfen senkte sie die Kamera und schielte zaghaft hinter sich. Der Junge beobachtete sie noch immer. Es war schon fast ein Starren. Was wollte er? Starrte er auf sie?

Neugierig versuchte Britney mehr zu erkennen und drehte leicht den Kopf. Er war ungefähr in ihrem Alter. Einen Kopf größer als sie, etwas rundlich und braunhaarig. Er hatte einen flotten Kurzhaarschnitt und trug lockere Jeans und ein schlichtes, weißes T – Shirt. Man konnte nicht sagen, dass er dick war, aber auch nicht, dass er dünn war. Er war etwas in der Mitte.

Ja er starrt mich an. Ihr Kopf wurde warm. Es schmeichelte ihr. Überlegend blickte sie sich um. Ihre Familie war weit von ihr entfernt, beinahe noch auf dem entlegenen Parkplatz. Ein Grinsen umspielte ihre Lippen und sie biss sich auf die Lippe. Es reitzte sie sehr. Sollte sie mit ihm flirten?

Ohne weiter zu überlegen, ob es gut oder schlecht war, drehte sie sich ganz zu ihm.

Aus dieser neuen Perspektive sah er sogar noch besser aus als zuvor.

Der Junge schien erschrocken zu sein. Fand er sie schön oder hässlich? War er enttäuscht ihr Gesicht zu sehen? Hatte er mehr erwartet?

Provozierend sah sie ihm direkt in die Augen, blinzelte ein -, zwei Mal so verführerisch wie sie konnte, senkte den Blick und kehrte ihm den Rücken. Was passierte nun? Kam er zu ihr oder hielt er sie für verrückt? Für eine verrückte Amerikanerin?

Tatsächlich fiel von hinten ein langer Schatten auf sie. Britney hielt die Luft an. War er das?

Schritte näherten sich, sie waren unmittelbar hinter ihr. Sollte sie sich umdrehen? Würde er ihr etwas antun?

Jetzt war er da. Sie konnte seinen Atem hören.

„Hi“, sagte er unbefangen und schaffte es, dass sie sich zu ihm drehte. „Mein Name ist Shane.“, förmlich gab er ihr die Hand. Sie war weich und warm. Der Händedruck sanft und zurückhaltend.

„Ich bin Britney“, antwortete sie unbeholfen und musste ein Lachen unterdrücken. Shane schien ihr verzogenes Gesicht zu bemerken.

„Was ist los?“

Verlegen zeigte sie die Zähne. „I … ich finde nur deinen Akzent lustig.“

Zum Glück lachte auch Shane. Es war ein erfrischendes und dunkles Lachen. So wie seine Stimme. „Nun ja, ich finde deinen auch lustig. Du kommst aus Amerika, richtig?“

Sie nickte.

„Wie alt bist du?“

„Sechzehn und du?“

„Ich bin siebzehn.“

Die Schlinge, durch die sie ihre Hand geschlungen hatte, um den Fotoapparat zu halten, löste sich und die teure Kamera fiel dumpf auf die feuchte Wiese.

„Oh, verdammt!“ Rasch bückte sie sich, um sie aufzuheben. Sie war sehr teuer gewesen, ihr Vater würde ausrasten, wenn er das sehen würde.

„Wie lange seid ihr hier?“, fragte Shane und kümmerte sich nicht weiter um die Kamera.

Seine Augen waren blau, eisblau, ein solches Blau hatte sie noch nie gesehen. Es passte beinahe nicht zu ihm. „Zwei Wochen.“

„Und warum seid ihr hier, gibt es einen besonderen Grund?“

„Mein Vater hasst Iren“, platzte es aus ihr heraus und Britney hätte sich am liebsten für diesen Satz geohrfeigt.

Shane verzog dennoch keine Miene. „Warum?“

Er trat auf der Stelle, scharrte mit einem Fuß in der Erde. Aus Wut oder aus Langeweile? Britney wusste es nicht. Hoffentlich keines von beidem. „Meine Mom wurde vor fünf Jahren von einem Iren überfahren.“

„Oh, tut mir leid.“

„Du kannst nichts dafür.“

„Ich weiß, aber es tut mir trotzdem leid.“

„Danke.“

„… Und seitdem hasst er alle Iren?“

Sie nickte kurz. „Ja, genau.“

Shane lachte vorsichtig. „Aber ihr seid hier in Irland. Hier ist die Wahrscheinlichkeit einem Iren zu begegnen ziemlich groß.“

Jetzt musste auch sie amüsiert schmunzeln. „Mein Vater hat eine Reise hierher gewonnen, für die ganze Familie. Er wäre lieber gestorben, als diesen Gewinn nicht zu nutzen.“

Britney! Kommst du?“

Aprubt fuhr er herum. So überrascht, dass Britney fast Mitleid mit ihm bekam.

„Oh, wenn man vom Teufel spricht.“ Sofort hob er beschwichtigend die Hände. „I … ich meine, … weil wir ja gerade von ihm gesprochen haben.“

„Ja.“

Eine Weile sagten sie nichts, sahen sich beschämt in die Augen, auf das Meer und zum Himmel.

Britney!“ „Ich muss jetzt los.“

Er nickte. „Ja.“

„Also.“, ebenso förmlich verabschiedete sie sich von ihm, doch als sie gehen wollte, hielt er ihre Hand fest in seiner umklammert. „Hey, wie wäre es, wenn ich dir die Gegend zeige? Ich kenn‘ mich hier aus. Was von Vorteil ist … für jemanden der hier lebt.“

Wieder musste sie lachen. War er immer so lustig? Eigentlich sollte sie das nicht tun, eigentlich sollte sie sein Angebot nicht annehmen, noch nicht einmal darüber nachdenken. Doch sie wollte ihn wieder sehen, obwohl sie ihn nicht kannte. Nicht mehr von ihm wusste, als seinen Namen. „Ja, gerne. Das wäre toll.“

Seine Augen leuchteten. „Na gut. Treffen wir uns morgen? Wo ist dein Hotel?“

Überrumpelt wich sie ihm aus. Ihr Hotel? Das ging ihr viel zu schnell. Nicht, dass ihr Vater ihn abpasste. „Wir treffen uns morgen einfach … hier.“

„Gut. Bis dann …“, freundlich ließ er ihre Hand los. „Bis um zwölf. Britney.“

Für immer Shane

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