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Bresnahan hatte sich Jackson Elders Wagen geliehen; bei den Kennicotts blieb er stehen und rief Carola, die mit Hugh auf der Veranda schaukelte, zu: »Kommen Sie, fahren Sie doch mit.«

Sie wollte ihn abweisen. »Vielen Dank, aber ich muß beim Kind bleiben.«

»Nehmen Sie ihn mit! Nehmen Sie ihn mit!« Bresnahan stieg aus dem Wagen, ging hinauf, und der Rest ihres würdevollen Protestierens war schwach.

Sie nahm Hugh nicht mit.

Eine Zeitlang sprach Bresnahan nicht. Aber mit um so beredteren Blicken sah er sie an, als wollte er ihr zu verstehen geben, daß er alles wüßte, was sie dächte.

Sie bemerkte, wie mächtig seine Brust war.

»Hübsche Wiesen sind das hier«, sagte er.

»Gefallen sie Ihnen wirklich? Es ist nichts zu verdienen an ihnen.«

Er lachte. »Schwester, mir können Sie nichts vormachen. Ich bin mir über Sie im klaren. Sie glauben, ich spiel' immer nur Komödie. Aber das tun Sie auch, meine Liebe – und so gut, daß ich Ihnen den Hof machen würde, wenn ich nicht Angst davor hätte, daß Sie mir eine runterhauen.«

»Herr Bresnahan, reden Sie so mit den Frauen Ihrer Freunde? Und sagen Sie ›Schwester‹ zu ihnen?«

»Na selbstverständlich mach' ich das! Und ich sorg' auch dafür, daß es ihnen recht ist. Klar!« Aber sein Lachen klang nicht sehr gut, und er mußte plötzlich aufmerksam den Ampèremeter beobachten.

Im nächsten Augenblick machte er einen vorsichtigen Angriff: »Das ist ein Prachtkerl, der Will Kennicott. Großartig, was diese Landärzte leisten. Vor ein paar Tagen hab' ich in Washington mit einem Ia Wissenschaftler geredet, einem Professor von der John-Hopkins-Universität, und der hat gesagt, daß bis jetzt noch niemand genug anerkannt hat, wie der praktische Arzt den Menschen hilft. Die Spezialisten, diese jungen gelehrten Affen, die sind so stinksicher und haben sich so mit ihren Laboratorien, daß sie an das Menschliche überhaupt nicht mehr denken. Abgesehen von ein paar verrückten Krankheiten, an die kein anständiger Kerl seine Zeit verschwenden würde, sorgt der alte Doktor für Leib und Seele der Menschen. Und ich muß sagen, Will ist einer der sichersten und hellsten Landärzte, die ich kenne, was?«

»Freilich ist er das. Er dient der Wirklichkeit.«

»Hm. Ja. Das Ganze, was da … Sagen Sie, Kindchen, Ihnen liegt nicht grade viel an Gopher Prairie, wenn ich mich nicht irre.«

»Gar nichts.«

»Da lassen Sie sich viel entgehen. An den großen Städten ist nichts. Glauben Sie mir, ich kenn' mich aus! Das ist eine recht gute Stadt hier. Sie können froh sein, daß Sie da sind. Ich wollte, ich könnt' dableiben!«

»Nun also, warum tun Sie's nicht?«

»He? Wieso – Gott – ich kann mich nicht fr…«

»Sie müssen nicht bleiben. Ich muß aber! Deshalb möcht' ich's nicht. Wissen Sie, daß Männer wie Sie, hervorragende Männer, ziemlich viel Unheil anrichten, indem sie immer wieder behaupten, daß die Städte und die Staaten, in denen sie geboren sind, vollkommen sind? Sie ermutigen die Bürger in ihrer Beharrlichkeit. Die Leute zitieren Sie und glauben weiter, daß sie im Paradies leben, und –«

Er tätschelte ihre Hand. »Schwes – Carola, Sie sind ein liebes Mädel, aber Sie sind ein bißchen schwierig. Wissen Sie, was ich denke?«

»Ja«

»Hm. Vielleicht wissen Sie's, aber – Meine bescheidene – nicht allzu bescheidene – Ansicht ist, daß Sie gern schwierig sind. Sie halten sich gern für etwas Besonderes. Also, wenn Sie wüßten, wieviel tausend Frauen, besonders in New York, genau so reden wie Sie, würden Sie die ganze Freude dran verlieren, sich für ein einsames Genie zu halten.«

Er predigte sein Evangelium: Liebe zur Natur, Jagd, Freundestreue. Seine großen Hände, seine sinnlichen Lippen, seine ruhige Stimme unterstrichen seine arrogante Sicherheit: er erweckte in ihr ein Gefühl der Jugend und Zärtlichkeit – wie einst Kennicott. Sie wußte nichts zu sagen, als er seinen mächtigen Schädel vorbeugte und versuchend flüsterte: »Meine Liebe, es tut mir leid, daß ich wieder von hier weg muß. Sie wären ein nettes Kind zum Spielen. Sie sind wirklich hübsch! In Boston werde ich Ihnen einmal zeigen, wie wir zusammen essen gehen. Na, zum Kuckuck, wir müssen wieder zurück.«

Die einzige Antwort, die sie auf sein Evangelium des Rindfleischs finden konnte, als sie zu Hause war, war ein jammerndes: »Aber trotzdem –«

Bis zu seiner Abreise nach Washington sah sie ihn nicht wieder.

Seine Augen blieben. Seine Blicke auf ihre Lippen, Haar und Schultern hatten ihr verraten, daß sie nicht nur Weib und Mutter allein war, sondern auch noch Mädchen; daß es noch immer Männer in der Welt gab, wie seinerzeit in den Collegetagen.

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