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Man versammelte sich auf Bänken, Wagensitzen und Kisten zur Zeremonie der Ordinierung.

Die Kanzel war ein Holztisch mit einer riesigen Bibel und einem Krug Limonade darauf. Dahinter standen sieben Schaukelstühle für die Geistlichkeit, und genau davor zwei harte Holzstühle für die Kandidaten.

Der damalige Ortsgeistliche, Bruder Dinger, war ein magerer Mann, der langsam redete und gern lange betete. Er klopfte auf den Tisch. »Wir wollen, äh, wir wollen jetzt beginnen.«

… Elmer sah auf seinem Küchenstuhl vor den Reihen erhitzter, geröteter Gesichter hübsch aus. Er hörte auf, sich darüber zu ärgern, daß seine glänzenden neuen Schuhe staubgrau waren. Sein Herz pochte. Er war dran! Kein Entrinnen! Er würde Pastor sein! Die letzte Gelegenheit für Jim Lefferts, und der Himmel wußte, wo Jim war. Er konnte nicht – seine Schultermuskeln waren hart. Dann entspannten sie sich müde, als hätte er bis zum Überdruß gekämpft, während Bruder Dinger fortfuhr:

»Also, wir wollen mit der gewöhnlichen, äh, Prüfung unserer jungen Brüder beginnen, und die Brüder sind, äh, sie sind so gut gewesen, äh, mich, äh, unter dessen Obhut einer, äh, einer dieser lieben jungen Brüder immer gelebt und sein Heim gehabt hat – mich, äh, die Fragen stellen zu lassen. Nun, Bruder Gantry, glauben Sie voll und aus ganzem Herzen an die Taufe durch völliges Untertauchen?«

Elmer dachte: »Was für eine fürchterliche Kanzelstimme der arme Schafskopf hat«, aber laut polterte er los:

»Ich glaube, Bruder, und bin es auch so gelehrt worden, daß ein Mensch vielleicht gerettet werden könnte, wenn er ganz einfach durch Besprengen oder Übergießen getauft worden ist, aber nur, wenn er die Wahrheit nicht gekannt hat. Natürlich ist das völlige Untertauchen die einzige schriftgetreue Methode – wenn wir wirklich werden sollen wie Christus, müssen wir mit ihm bei der Taufe begraben werden.«

»Das ist schön, Bruder Gantry. Loben Sie Gott! Nun, Bruder Fislinger, glauben Sie an das Beharren in der Gnade?«

Eddies eifrige, aber mißtönige Stimme erklärte weiter – weiter – einschläfernd wie die Heuschrecken in den flimmernden Feldern jenseits des Kayooska River.

Da es in der Baptistenkirche keine Hierarchie gibt, sondern nur eine freie Gemeinschaft gleichgesinnter Ortskirchen, kennt sie keine kanonischen Formen, sondern lediglich Gepflogenheiten. Die Zeremonie der Ordinierung ist kein fest umschriebener Ritus; sie kann je nach dem Willen der örtlichen Gemeinschaft wechseln, die Weihe wird nicht durch einen Bischof erteilt, sondern durch die allgemeine Zustimmung der in einer Gemeinschaft vereinigten Kirchen.

Auf die Fragen folgte die »Ansprache an die Kandidaten«, eine fürchterliche Mahnrede, gehalten von dem großen Dr. Ingle, in welcher er Studium, leichtes Essen und Krankenbeistand durch Besuche und Vorlesen von Bibelstellen empfahl. Dann vereinigten sich alle zu einem schrecklichen Essen aus den Körben an langen Brettertischen am kühlen Fluß … Bananenkuchen, Pfannkuchen, Brathuhn, Schokoladekuchen, hausgebackene Kartoffeln, Eremitenküchelchen, Kokosnußkuchen, Tomatenkonserven, alles auf Tellern, die auf dem Tisch umherrutschten; dazu Kaffee, der aus einem ungeheuren Zinntopf in untertassenlose Becher geschenkt wurde, wobei unentwegt mindestens ein Kind verbrüht wurde, das dann heulte. Herzliche Rufe wurden laut, »Geben Sie mir doch mal die Zitronenpastete herüber, Schwester Skiff«, »Das war eine feine Rede von Bruder Ingle« und »Ach du meine Güte, ich hab' meinen Löffel fallen lassen, und 'ne Ameise ist drauf gekommen – na, ich werd' ihn ganz einfach an meiner Schürze abwischen – das war schön, wie Bruder Gantry erklärt hat, wie die Baptistenkirche schon die ganze Zeit seit den Tagen der Bibel existiert.« … Die Jungen badeten, kreischten, bespritzten einander … Die Jungen gerieten in den Giftsumach … Die Jungen wurden im Sumach so vergiftet, daß sie innerhalb sieben Stunden Flecken auf der Haut bekommen und anzuschwellen beginnen würden … Dr. Ingle erzählte den anderen Geistlichen begeistert von seinem Ausflug ins Heilige Land … Elmer log von den zärtlichen Gefühlen, die er für den Lehrkörper seines theologischen Seminars hegte.

Als sie nach dem Lunch wieder versammelt waren, hielt Bruder Tusker, der Prediger der größten Gemeinde in der Vereinigung, die »Ansprache an die Kirchen«. Das pflegte immer der pikanteste, skandalöseste und köstlichste Teil der Ordinierungszeremonie zu sein. Bei dieser Ansprache hatte die Geistlichkeit Gelegenheit, es den Pfarrkindern heimzuzahlen, die, als Stifter großer Beiträge, als garantierte Heilige, an ihnen herumgenörgelt hatten.

Hier gingen diese prächtigen jungen Männer in den Dienst, sagte Bruder Tusker. Nun, es gälte ihnen zu helfen. Bruder Gantry und Bruder Fislinger sprängen vor Opfer und Lernbegier. Dann sollten ihnen die Kirchen aber auch eine Möglichkeit geben und sie nicht die ganze Zeit auf der Hetzjagd sein lassen, wie es manche ältere Prediger tun müßten, um ihre Einkünfte zu erhöhen! Man sollte mit dem Kritteln aufhören; man sollte gottgefälliges Leben und endlich einmal das Wort zu schätzen wissen, statt den ganzen Tag lang auf seinen Predigern herumzuhämmern!

Und manche der Anwesenden, die den Predigerfrauen Trägheit vorwürfen, merkwürdig, wie gerade einige von diesen Zeit dafür zu haben schienen, sich mit Tratsch und Klatsch herumzutreiben, alles zu sehen und Skandal zu verbreiten! Es wären nicht nur die Mannsleute, an die der Heiland gedacht hätte, als er sagte, die ohne Sünde wären, sollten die ersten Steine aufheben!

Die übrigen Prediger lehnten sich in ihren Stühlen zurück, versuchten gleichgültig auszusehen und hofften, Bruder Tusker würde sich noch ein klein wenig eingehender mit der Sache der Gehaltserhöhung befassen.

In seiner Predigt und dem abschließenden Ordinierungsgebet gab Bruder Knoblaugh (von Barkinsville) zu Ehren Elmer Gantrys, Eddie Fislingers und Gottes einen kurzen Abriß der Geschichte der Baptisten und sprach von der Wichtigkeit der Missionen und den Gefahren, die es mit sich brächte, die Bibel nicht täglich vor dem Frühstück zu lesen.

Während dieses langen Gebets standen die Gastpastoren mit ihren Händen auf den Köpfen von Elmer und Eddie.

Zunächst gab es da einen grotesken Zwischenfall. Die meisten Geistlichen waren kleine Männer, die nicht bis zu Elmers Kopf hinaufgreifen konnten. Angestrengt, entsetzt und ganz unkirchlich standen diese ärmlichen guten Leute vor dem unruhigen Publikum. Es gab ein Gekicher. Elmer hatte einen Geistesblitz. Er kniete plötzlich nieder und Eddie, glotzend und ängstlich, ahmte ihm nach.

In dem pulverigen grauen Staub kniete Elmer, ohne sich dessen bewußt zu sein. Auf seinem Kopf lagen die müden Hände dreier geistlicher Veteranen, und mit einem Male war er demütig, einen Augenblick lang wurde er wahrhaftig für den priesterlichen Dienst Gottes geweiht.

Bis zu diesem Augenblick war er nichts als ungeduldig gewesen. In den Kapellen von Mizpah und Terwillinger hatte er zu viel berühmte Kanzelredner als Gäste sprechen gehört, als daß die bäuerische Beredsamkeit der Kayooska-Vereinigung auf ihn hätte Eindruck machen können. Doch jetzt empfand er ihre schüchterne Zärtlichkeit, ihre ungelehrte Glaubensglut – diese von der Armut ausgemergelten Pfarrer glaubten, voller Geduld in ihren kahlen, nüchternen Heiligtümern, daß sie die Welt retteten, und begrüßten voll demütiger Sehnsucht die jungen Leute, denen sie einst selbst gleich gewesen waren.

Zum erstenmal seit Wochen betete Elmer nicht, um sich zu zeigen, sondern aufrichtig, voll Leidenschaft und mit einem Anflug von Ehrlichkeit:

»Lieber Gott – ich will's schaffen – nicht Eindruck schinden, sondern nur an dich denken – Gutes tun – hilf mir, Gott!«

Ein kühler Luftzug ließ die schweren, staubüberzogenen Blätter erzittern, und als die seufzende Menge sich mit Gepolter von ihren Bänken erhob, stand Elmer Gantry voll Zuversicht da … geweihter Prediger des Evangeliums.

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