Читать книгу Berlin 98 - Die Heimat in mir - SK Pister - Страница 15
4.
ОглавлениеDas Abi vergeht.
Ich bestehe es, weil ich in der Quali genügend Punkte gesammelt habe.
Mein Schnitt rutscht zwar nach unten, weil ich aber sowieso nicht weiss, was ich danach machen soll, brauche ich mich auch um keinen Numerus Clausus zu kümmern.
Französisch, Geschichte, Bio- eine bunte Mischung.
Soll heissen, ich bin vielseitig interessiert und habe kein Spezialgebiet.
Scheisse, ich kann mich nicht entscheiden.
Na klar, ich möchte studieren, wozu habe ich sonst Abi gemacht?
Eine Ausbildung machen bei uns nur zwei Exoten.
Ich komme auf diese Idee zu dieser Zeit gar nicht, was ich später bereuen werde.
Was ich meine, verstanden zu haben- unsere Lehrer haben gesagt, wir sollen rausgehen und die Welt retten.
Und wir sollen auf keinen Fall Lehrer werden, weil davon hätten wir bereits genug.
Für mich zählt jetzt nur eins.
Ich muss dringend von zuhause raus und hier weg.
Einen klaren Kopf kriegen.
Ich bin fast zwanzig.
Vor einem Jahr habe ich mich von meinem ersten Freund getrennt.
Nach fast vier Jahren.
Wir haben uns geliebt, gestritten und gehasst. Es war alles dabei.
Er war zwei Klassen über mir.
In der Pause bin ich raus und habe für uns beide Kippen geschnorrt.
Da durfte fast noch überall geraucht werden
Er war Schülersprecher der Schule.
Nach dem Abitur hat er Zivildienst im Krankenhaus gemacht.
Er ist nach Indien gereist.
Dann nach Berlin gezogen.
Irgendwie war es vorbei mit uns.
Ich wollte meine Zukunftsplanung nicht von ihm abhängig machen, aus Angst, später etwas zu bereuen.
In einem anderen Kulturkreis, dachte ich, würden wir vielleicht zusammenbleiben und das würde so passen.
Fände ich auch ganz romantisch- der erste, der einzige.
Aber hier, mit dem aktuellen Rollenbild, den ganzen Erwartungen und dem modernen Lebensgefühl.