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2. Kapitel(Fünfzig Jahre zuvor)

Endlich war der Sommer ins Land gezogen, und Elsa hatte nach fünf Jahren ihr Studium erfolgreich abgeschlossen. Sie war dreiundzwanzig Jahre alt; vor ihr stand ein neuer Lebensabschnitt, den sie mit ihrem Freund Stephan beginnen wollte. Sie kannten sich seit ihrer Schulzeit. Er war mittlerweile diplomierter Ingenieur, und sie hätte gerne unterrichtet.

»Bist du zuhause?«, fragte Stephan sie am Telefon. »Kann ich vorbeikommen?«

»Sicher, immer«, antwortete Elsa. Wie gerne hörte sie seine samtene Stimme. Jedes Mal, wenn sie sich an ihre erste Begegnung erinnerte, schmunzelte sie. Stephan war ihre Jugendliebe gewesen, sie hatten sich in der Tanzschule kennengelernt. Für sie war klar, dass sie zusammenbleiben wollten. Unten am Parkplatz sah sie Stephans weißen Golf einbiegen. Als er ausstieg, blickte er nicht wie sonst zu ihrem Fenster hinauf. Er warf die Autotüre geräuschvoll zu und ging schnurstracks, als ob er in Eile wäre, auf den Eingang zu. In dem Moment, in dem Elsa ihm die Wohnungstüre öffnete, spürte sie, wie sich plötzlich in ihr etwas zusammenzog. Stephan küsste sie flüchtig auf die linke Wange, während er eintrat.

Übergangslos begann er das Gespräch.

»Elsa, ich habe jemanden Neuen kennengelernt. Ich werde mit ihr nach Frankreich gehen.«

Pause. Elsa starrte Stephan entgeistert an. Sie musste sich verhört haben.

»Das Geld vom gebuchten Urlaub kannst du behalten«, setzte er gönnerhaft fort.

Langsam drangen seine Worte zu ihr durch. Wie durch eine Nebelwand hörte sie ihn weitersprechen.

»Du sollst nicht um den Urlaub betrogen sein.«

Jetzt langte es. Elsa hatte das Gefühl, als ob ihr jemand die Kehle zudrückte. Ein Kloß steckte in ihrem Hals. Sie versteifte sich, unterdrückte ihre aufsteigenden Tränen und sagte:

»Betrogen, das ist das richtige Wort. Und du hast noch die Chuzpe, mir selbstgefällig die Buchungsgebühr zu überlassen.« Elsa fühlte heiße Wut über seine Kaltschnäuzigkeit in ihr aufsteigen.

»Wie lange geht das schon so?«

»Seit einem halben Jahr.«

»Was! Und da lässt du mich noch einen Urlaub aussuchen und buchen«, fiel sie ihm ins Wort.

»Ich wusste damals noch nicht…«, stotterte Stephan.

»…dass du genug von unserer Zweisamkeit hast«, vollendete Elsa seinen Satz mit vor Zorn bebenden Lippen.

Ein schuldbewusstes Lächeln war seine Antwort.

»Geh! Verschwinde und werde glücklich mit ihr!«, stieß Elsa zwischen den Zähnen hervor.

Stephan blieb unschlüssig stehen, weil er nicht einschätzen konnte, ob sie es ernst meinte. Gerade, als er einen Schritt auf sie zumachen wollte, zeigte sie mit einer ausladenden Handbewegung Richtung Türe.

»Raus! Kein verlogenes Wort mehr!«

Erleichtert, dass sie ihm keine längere Szene gemacht hatte, schlich er zur Türe hinaus. Als die Wohnungstüre ins Schloss fiel, entluden sich Elsas Wut und Enttäuschung. Während sie ihm vom Fenster aus nachsah, wie er wegfuhr, ohne sich noch einmal nach ihr umzublicken, schrie sie ihm hinter den geschlossenen Fenstern nach »Verpiss dich!« Dabei trommelte sie mit den Fäusten auf die Fensterbank.

Nachts weinte sie, holte sein Bild zu sich, dann wiederum warf sie es voll Wut in die Schublade und verfluchte ihn. Planlos und völlig orientierungslos verliefen die Tage. Wochen verstrichen, in denen sie hoffte, er würde es sich anders überlegen, bis sie ihn in der Stadt mit der Neuen sah. Am liebsten wäre sie zu ihr hingerannt und hätte ihr an den Kopf geknallt, was ihr einfiel, mit ihrem Stephan etwas anzufangen. Doch dann nahm sie ihren ganzen Stolz zusammen, machte auf dem Absatz kehrt und redete sich in Selbstgesprächen ein, dass andere Mütter auch schöne Söhne haben. Mit der Zeit wich der Trennungsschmerz, und sie begann, sich über ihre Zukunft Gedanken zu machen.

Zuhause setzte sie sich in den Garten und überlegte ihre nächsten Schritte.

»Kopf hoch, Elsa, du hast ein abgeschlossenes Studium, such dir eine Arbeit«, fordert sie sich auf. »Ich werde mich in einem Nachhilfeinstitut umsehen, vielleicht können sie jemanden brauchen. Du bist jung, siehst gut aus mit deinen vierundzwanzig Jahren und hast ein fröhliches Wesen, es wäre doch gelacht, wenn du ein Mauerblümchen werden solltest.« So sprach sie sich Mut zu. Sie suchte verschiedene Zeitungen heraus, in denen Werbungen für Nachhilfeunterricht zu finden waren. Nach einigem Suchen fand sie eine Stelle in einer Schule, in der sie junge Menschen betreute, die mit ihrer Ausbildung aus verschiedensten Gründen Schwierigkeiten hatten. Eines Vormittags, als sie im Sekretariat ein Formular suchte, ging die Türe auf und eine dunkle, laute Stimme sagte unerträglich fröhlich »Guten Morgen, ihr Alle.« Sie drehte sich um und staunte nicht schlecht. Vor ihr stand ein kräftiger Mann mit langen, lockigen Haaren und einem ungeschnittenen Vollbart, der wie das Fell eines Fuchses glänzte. Seine dunklen Augen leuchteten und sandten helle Glitzer in die Welt. Sie starrte ihn an. Sein Anblick traf sie völlig unerwartet. Wie alle jungen Mädchen hatte sie eine Traumvorstellung von einem Mann: Er sollte groß und schlank sein, blaue Augen haben und modisch gekleidet sein. Nichts an diesem jedoch entsprach ihrer Vorstellung von einem attraktiven Mann, weder seine Größe noch sein Äußeres. Ein alter Militärmantel, der ihm bis zum Knie reichte, hing über seinen Schultern, die Hosenbeine einer schwarzen Jeans steckten in schwarzen Lederstiefeln, eine Zigarette zwischen den Zähnen, so stand er vor ihr. Um seine Erscheinung stiegen Rauchwolken auf. Der penetrante Geruch von Nikotin machte sich breit. Er machte den Eindruck, als sei er von der Hippiebewegung übriggeblieben. Elsa war wie elektrisiert, etwas an ihm faszinierte sie. Sie hätte zu diesem Zeitpunkt nicht sagen können, was es war.

»Hi, ich bin Jonas!«

Freundlich kam er auf Elsa zu und streckte ihr die Hand entgegen, die sie völlig verdattert ergriff.

»Ja, Hm … ich bin Elsa und arbeite hier … seit Kurzem«, stotterte sie. Plötzlich wurde es um sie herum lauter, junge Burschen und Mädchen kamen zur Tür herein, grüßten lässig die Erwachsenen. Besonders freundschaftlich klopften sie Jonas auf die Schulter. Sie schlurften an Elsa vorbei, und Jonas schloss sich ihnen an. Elsa kam sich idiotisch vor, weil sie keine freundlicheren Worte gefunden hatte. Einige Minuten später kam der Leiter des Instituts zu Elsa.

»Würden Sie für mich in diesen Raum gehen und nach ihm fragen?«

Er streckte ihr einen Zettel hin, auf dem eilig hingekritzelt der Name eines Jungen stand und die Bezeichnung des Raumes.

»Klar«, entgegnete Elsa und übernahm den Zettel. Der Institutsleiter blätterte mit säuerlichem Gesichtsausdruck die Unterlagen durch. Auf seinem Gesicht stand »Verärgerung« in imaginären Lettern.

»Ist etwas nicht in Ordnung?«

Der Leiter schaute kurz auf, zog seine Augenbrauen hoch und sagte unüberhörbar genervt:

»Warum wollen Eltern nicht akzeptieren, dass ihre Kinder nicht das werden wollen, was seit Generationen ihre Großeltern gemacht haben? Wir alle könnten uns viel Ärger und Unannehmlichkeiten ersparen.« Er atmete hörbar gereizt aus und schleuderte einen Ordner auf den Tisch.

Elsa konnte sich keinen Reim darauf machen, drehte sich um und suchte den Raum. Da das Gebäude eine überschaubare Größe hatte, stand sie nach kurzer Zeit davor. Bevor sie klopfte, horchte sie vorsichtig an der Tür. Gelächter war zu hören und genau die Stimme, die kurz vorher so aufdringlich heiter »Guten Morgen" gesagt hatte.

Es war Jonas, er gab Englischunterricht. Sie wollte gerade die rechte Hand auf die Klinke legen, als sie zögerte und unschlüssig die Finger spreizte, als ob sie auf eine heiße Platte gegriffen hätte. Ihr Herz schlug ihr bis zum Hals vor Nervosität.

»Stell dich nicht so an«, schimpfte Elsa. Sie holte tief Luft und klopfte dann energisch an die Tür. Ohne auf ein »Herein« zu warten, trat sie ein. Stille machte sich breit. Elsa fühlte sich unwohl, weil alle sie wie einen Eindringling erstaunt anstarrten.

»Good morning, pretty lady«, unterbrach Jonas das Schweigen. »Wie kann ich helfen?«

Entgeistert sah Elsa zuerst auf Jonas, dann auf die Schüler. Er saß mitten unter den jungen Leuten, hielt ein seltsames Saiteninstrument in der Hand und war gerade im Begriff, seine Schüler aufzufordern mit ihm mit zu singen. Er zupfte ein paar Mal an den Saiten und setzte an, ohne Elsa zu fragen, was sie zu ihm geführt hatte.

The Wee Kirkcudbright CentipedeOh, she was very sweetShe was very proud of every one of her hundred feetEarly every morning, her neighbors came to glanceShe always entertained them with a beautiful little dance…………………..

Dann sprang er auf und tanzte, wobei er einen Tausendfüßler vor seinen Schülern nachahmte.

As leg number 94 gave 95 a shuntLegs number 1 and 2 were twisted out in frontLegs number 9 and 10 came wriggling up the side73 and 74 were doing the parlor glide.

Alle brüllten lauthals lachend los und klatschten. Belustigt schaute Elsa zu. Jonas gefiel sich in der Rolle. In seinen Augenwinkeln zeigten sich kleine Falten, wenn er lächelte. Als sich dann alle wieder beruhigt hatten, gab sie den Zettel an Jonas weiter, der den gewünschten Schüler aufrief und aufforderte, mit Elsa mitzugehen.

»War mir ein Vergnügen«, rief Jonas ihr nach, als sie sich umdrehte und mit dem Jungen im Schlepptau die Klasse verließ.

Drei Tage später trafen sie wieder aufeinander. Der schwere Schritt seiner Stiefel hatte ihn angekündigt, bevor er zur Türe hereinkam.

»He, Elsa, fang!« Elsa konnte gerade noch ausweichen, sonst hätte sie ein Tafelschwamm getroffen.

»Was soll das?«, rief sie gespielt ärgerlich, hob den Schwamm auf und schleuderte ihn Jonas an den Hals. Er machte eine Rückwärtsbewegung und tat so, als ob er umgefallen wäre. Stattdessen fischte er sich einen am Boden liegenden Softball und warf ihn zusammen mit dem Schwamm zu ihr zurück. Von der Türe aus feuerten die Schüler Jonas an, und bald dämmerte es den meisten, dass sich zwischen Elsa und Jonas etwas anbahnte.

Da Elsa aus gutbürgerlichem Hause stammte und ihr letzter Freund, der sie sang und klanglos sitzen gelassen hatte, ihren Eltern und Verwandten damals durchaus willkommen gewesen war, überlegte sie hin und her, wie sie es anstellen sollte, ihn mit zu sich nach Hause zu nehmen. Jonas entsprach nicht unbedingt der Idealvorstellung eines Schwiegersohns. Ihren Eltern war bewusst, dass sich Elsa seit ihrer frühen Jugend gesellschaftlichen Vorstellungen widersetzt hatte und dass Diskussionen darüber für beide Seiten überflüssige Energieverschwendung war.

Es war Donnerstagnachmittag, als Jonas sich zwischen den Schülern zu Elsa durchzwängte und fragte:

»Hast du heute schon etwas vor? Ich trete heute Abend mit meiner Gruppe Saitenspiel in kleinem Rahmen auf.«

Elsa war baff, als Jonas ihr das sagte.

»Du hast eine eigene Musikgruppe?« Verlegen nickte Jonas und zog hörbar an seiner Zigarette.

»Wann und wo?« Die Neugierde, mehr über Jonas zu erfahren, überwog. »Und was spielt ihr?«

»Mittelalterliche Lieder auf alten Instrumenten. Heute Abend um neunzehn Uhr in der alten gotischen Kirche im Zentrum der Stadt. Ähm … und erschrick nicht, wenn du meine Kumpels kennenlernst, sie schauen alle wüst aus, so wie ich.« Dabei lächelte er verschmitzt. »Aber sie sind leidenschaftliche Musiker.«

»Wüst kommt hin«, dachte Elsa im Stillen, biss sich jedoch auf die Lippen. »Mal sehen, vielleicht.« Im Grunde wusste sie, dass sie hingehen würde, aber sie wollte ihn ein wenig zappeln lassen.

Eine Viertelstunde vor Beginn des Konzerts betrat Elsa das Gewölbe der Kirche, wo das Saitenspiel auftrat. Sie bibberte und schlang die Arme um ihren Körper, es war unangenehm kalt. Aus ihrem Mund konnte sie den Dunst ihres Atems aufsteigen sehen. Jonas und seine Freunde stimmten gerade ihre verschiedenen Instrumente. Saiteninstrumente, Flöten und Dudelsäcke lagen verstreut auf Tischen und Bänken. Als Jonas sie sah, winkte er ihr zu, legte die Zigarette aus der Hand, sagte etwas zu seinen Freunden und kam auf sie zu.

»Ich freue mich, dass du dir Zeit genommen hast.« Sein tiefgründiger Blick versenkte sich in ihrem.

»Komm mit, ich stell dich meinen Freunden vor.«

Nicht alle von ihnen schienen erfreut, manche nahmen sie überhaupt nicht zur Kenntnis. Sie war erleichtert, dass Jonas wieder zu ihnen zurückmusste. Sie suchte sich einen Platz und wartete auf den Beginn des Konzerts. Allmählich füllte sich der kleine Konzertraum.

»Entschuldigung, ist da noch frei?«

Eine junge Frau in Hippie-Kleidung stolperte beinahe über Elsas Füße. Der auffallende Geruch von Cannabis umwehte sie, als sie sich einen Stuhl suchte. Elsa war erleichtert zu sehen, dass sie nur durch ihre Reihe gegangen war, um sich am anderen Ende zu einem Bekannten zu setzen. Es war kurz nach neunzehn Uhr, als das Konzert begann. Jonas war der Sprecher der Gruppe, er begrüßte die Gäste und stellte ihnen das Programm vor. Es waren Liebeslieder und Tanzlieder, die auf mittelalterlichen Instrumenten gespielt wurden. Elsa schaute wie gebannt auf Jonas, der mitreißend spielte und sang. Das Publikum klatschte zwischendurch begeistert Beifall. Von den anderen unbemerkt zwinkerte er ihr zu und schickte ihr ein vielsagendes Lächeln, das sie erwiderte.

Nachdem das Konzert beendet war, stand Elsa etwas verloren herum. Die Zuhörer waren aufgestanden und zeigten ihre Begeisterung, indem sie laut »Zugabe« riefen und ihr dabei den Blick auf Jonas verdeckten. Doch Jonas wehrte ab. Er räusperte sich.

»Unsere Instrumente sind wegen der Kälte hier verstimmt, es tut uns leid, aber wir können keine Zugabe mehr spielen«, erklärte er dem Publikum. Die Leute hatten Verständnis und machten sich auf den Weg aus dem kalten Saal. Elsa wollte sich mit Jonas unterhalten, hatte aber keine Lust, auf seine alternativen Musikerfreunde zu treffen.

»Na, wie hat es dir gefallen«, hörte sie hinter sich Jonas‘ einnehmende Stimme.

»Es war super!«

Sie schaute Jonas direkt in die Augen.

»Kommst du noch mit, wir wollen was trinken gehen«, lud Jonas sie ein.

Elsas innere Stimme sagte »Ja«, ihr Verstand »Nein«. Eine Ausrede half ihr aus dieser Situation.

»Leider nein, ich habe noch eine Verabredung, aber ein anderes Mal, sehr gerne.«

In seiner Miene konnte sie nicht lesen, ob er wegen der Absage enttäuscht war. Er lächelte sie an. Die Wärme in seinen dunkelbraunen Augen machte sie fast schwindelig.

»Wir sehen uns morgen.« Dann wandte er sich um und kehrte zu seinen Freunden zurück, die dabei waren, ihre Instrumente zu säubern und sorgfältig in die mitgebrachten Taschen zu verstauen.

Elsas Eltern hatten Jonas mittlerweile kennengelernt. Der Unterschied zu ihrem früheren Freund hätte nicht größer sein können. Jonas stand da mit seinen Militärstiefeln und schaute sich unwohl um. Elsas Vater und Jonas waren ungefähr gleich groß. Die Stiefel störten ihn nicht, gewöhnungsbedürftig waren für ihn die Haare. Wie alle Männer, die im Weltkrieg Soldaten gewesen waren, hatte er nicht viel übrig für ungeschnittene Haare. Doch ihr Vater zeigte keine Vorbehalte, auch wenn er vielleicht welche hatte. Für ihre Mutter war Jonas eher geduldet, sie hoffte insgeheim, dass diese Verliebtheit nur schnell vorüber gehen würde.

Während sich alle bei der ersten Begegnung beschnupperten, tauchte zwischen Elsa und ihrem Vater ein wuscheliger Kopf auf. Beim weiteren Hinsehen schob sich auf Kniehöhe ein lockiger Körper zwischen beiden hindurch, der zu einem Airedale Terrier gehörte.

»Das ist Kuno«, stellte Elsa ihn vor. Das Eis schien gebrochen. Kuno nahm Jonas genau unter die Lupe, er roch an seinen Stiefeln und Händen. Der Geruch von Zigaretten war ihm vertraut, denn in Elsas Familie waren außer ihr alle Kettenraucher, einer mehr störte daher nicht. Er streifte an Jonas Beinen entlang, sein gewelltes Fell hinterließ auf seiner Jeans Haare, abschließend leckte er am Lederschaft der Stiefel. Dann hatte Kuno genug vom Kennenlernen und kehrte zu Elsa zurück. Er legte sich mit lautem Ausatmen zu ihren Füßen und verdrehte die Augen, als ob er sagen wollte: »Und, was willst du von ihr?«

Bei ihrem ersten gemeinsamen Spaziergang machte dann Kuno Jonas klar, wer hier das Alphatier war.

»Nicht Kuno, lass das!«, sagte Elsa zu ihm, streichelte ihn aber nebenbei hinter seinem herabhängenden Ohr. Kuno stupste sie mit der Schnauze, knabberte und leckte an ihren Händen, bis sie klitschnass waren. Fast wäre Elsa gefallen, weil Kuno sich unerbittlich zwischen beiden durchzwängte. Zu guter Letzt sprang Kuno auf Jonas‘ Jacke und biss ungeniert einen seiner lederüberzogenen Knöpfe ab.

»Hast du das gesehen?«, rief Jonas, »er hat meinen Knopf abgebissen.« Entgeistert tastete Jonas das Loch ab, das der abgerissene Knopf hinterlassen hatte.

»Na, warte, du Kerl«, und schon jagte Jonas hinter Kuno her, der das für ein lustiges Spiel hielt. Aus seinen Schneidezähnen lugte die Hälfte des Lederknopfs heraus. Kuno setzte zum Sprung auf Elsa an, seine Pfoten landeten auf ihren Schultern. Beide sahen sich in die Augen, und mit einem Ruck, auf den Kuno nicht vorbereitet war, entriss sie ihm den Knopf. Kuno setzte sich enttäuscht vor Elsa, er war beleidigt. Elsa reichte Jonas den abgebissenen Knopf, der sprachlos den Kopf schüttelte.

Sternenpfad zu dir

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