Читать книгу Elizas zauberhafte Weihnacht - Sophia Farago - Страница 7
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Sie war eben dabei, mit einigen weiteren eiligen Schritten die Stufen zum Tor hinaufzulaufen, als dieses aufgerissen wurde und Robert Linward, der fünfte Earl of Bromley, höchstpersönlich ins Freie trat. Seine finsteren Gesichtszüge hellten sich auf. „Oh, Eliza, gut, dass du kommst! Vielleicht kannst du sie ja zur Vernunft bringen!“
Eliza blickte erstaunt hoch. So mutlos und ohne Zweifel verärgert hatte sie ihren sonst so fröhlichen Freund noch selten erlebt.
„Einen schönen Nachmittag, Robert! Was ist denn geschehen? Du hast doch nicht etwa mit Clara gestritten?“
Das konnte sie sich beim besten Willen nicht vorstellen. Die beiden waren ein so glückliches Paar, so liebevoll und wertschätzend im Umgang miteinander. Sie führten genau die Art von Ehe, die sie sich selbst so sehnlich wünschte.
Mylords wegwerfende Handbewegung vertrieb ihre Befürchtungen: „Ach, nein, natürlich nicht! Es geht um Tante Aby. Sie weigert sich entschieden, die Kutsche zu besteigen. Dabei müssten wir dringend losfahren. Wir haben eine Fahrt von gut zwei Stunden vor uns, bis wir Claras Elternhaus erreichen, und ich möchte auf keinen Fall riskieren, in die Dunkelheit zu geraten.“
„Das verstehe ich natürlich, Robert.“
Das tat sie tatsächlich. Auch wenn die Straßen trocken waren und das fahle Licht des zunehmenden Mondes ihnen den Weg zeigen würde, so lauerten andere Gefahren in der Dämmerung. Erst unlängst hatte der Pfarrer von St. Matthews von einem bedauernswerten älteren Ehepaar berichtet, das auf dem Weg nach Winchester von einer Bande von Straßenräubern aufgehalten und um das gesamte Barvermögen gebracht worden war. Da man ihnen auch die Kutsche samt Pferden gestohlen hatte, konnten sie von Glück sagen, dass sie von einem Bauern gefunden und ins Pfarrhaus gebracht worden waren. Sie mussten froh sein, mit dem Leben davongekommen zu sein. Nicht auszudenken, wenn Elizas Freunden ein ebenso schreckliches Schicksal widerfahren würde! Vielleicht hatte ja Lady Abigail einfach nur Angst vor dem gemeinen Gesindel, das in den Wäldern ihr Unwesen trieb.
„Warum weigert sich denn deine Großtante, die Kutsche zu besteigen?“
Seine Lordschaft zuckte resigniert mit den Schultern, die sich in einer dunkelgrünen Jacke aus edler Wolle verbargen. „Wenn ich das nur wüsste! Ich werde aus ihrem Gebrabbel nicht schlau und weigere mich, länger zuzuhören. Clara versucht, sie zur Vernunft zu bringen.“
Er machte eine resignierte Geste, fing sich jedoch schnell und räusperte sich energisch. „Ich lasse jetzt jedenfalls anspannen. Wir haben keine Zeit zu verlieren. Wenn es sein muss, dann werfe ich mir die alte Dame über die Schultern und schleppe sie eigenhändig zum Fahrzeug!“
Er nickte Eliza zu und verschwand mit großen Schritten in Richtung der Stallungen.
Eliza betrat die große Eingangshalle und verhielt kurz im Schritt. Was für ein ungewohnter Anblick! In der großen Vase inmitten des Raumes befanden sich für gewöhnlich die prachtvollsten Blumengestecke. Linward Place verfügte nicht nur über weitläufige Gärten, es gab sogar ein eigenes Glashaus, das selbst zu dieser Jahreszeit für bunten Blumenschmuck sorgte. Normalerweise. Jetzt war die Vase leer. Kein Feuer loderte einladend im mannshohen Kamin. Hier im Haus war es fast so kalt wie draußen auf dem Vorplatz. Normalerweise hätte der Butler sie längst im Empfang genommen, um ihr den Mantel abzunehmen, doch heute kam nicht einmal ein Diener oder eines der Hausmädchen zu ihrer Begrüßung. Alles schien schon so zu sein, als hätten die Herrschaften das Anwesen bereits verlassen. Zum Glück kannte Eliza den Weg zum grünen Salon, in dem sie die beiden Damen vermutete – zu Recht, wie sich gleich darauf herausstellte, als sie auf ein lautes „Herein!“ hin die weiße Flügeltür öffnete.
Lady Clara stand vor dem Fenster, ihre hübschen Wangen gerötet. Das konnte sowohl von der Aufregung herrühren als auch durch das dunkelgrüne Reisekleid aus dicker Wolle verursacht sein, das sie bereits trug und das in diesem überheizten kleinen Raum nun doch eindeutig zu warm war. Ungehalten ob der Störung blickte sie zur Tür. Als sie sah, wer Einlass begehrt hatte, entspannten sich ihre hübschen Gesichtszüge.
„Eliza, meine Teuerste, dich schickt der Himmel! Du bist immer so klug und gelassen. Vielleicht findest ja du die geeigneten Worte, um Mylady zu überzeugen …“
Als ihre Freundin näher kam, war sie für kurz vom eigentlichen Thema abgelenkt: „Was trägst du denn für einen seltsamen Umhang? Verzeih mir bitte die Ehrlichkeit, meine Liebe, aber er kleidet dich ganz und gar nicht. Du siehst aus wie ein Gnom aus dem Wald.“
Die alte Dame, die in einem violetten Tageskleid und einem Häubchen im gleichen Farbton auf den aufgesteckten grauen Locken steif in ihrem Sessel am lodernden Kaminfeuer saß, ließ einen kleinen, kichernden Laut vernehmen. Dabei klammerte sie sich an ihr Stickzeug, als sei es ihr einziger Halt in schwerer Stunde.
Dieses Kichern brachte Lady Clara zu ihrem eigentlichen Problem zurück: „Stell dir nur vor, Tante Abigail weigert sich beharrlich, mit uns zum Haus meiner Eltern zu reisen.“
Nun war Eliza nahe genug herangetreten, um die Countess of Bromley zu umarmen und einen Knicks vor Lady Abigail zu machen. Lachend, weit davon entfernt, ihrer Freundin böse zu sein, knöpfte sie dann den Umhang auf und warf ihn achtlos auf die grüngold gestreifte Chaiselongue.
„Ich konnte gar nicht schnell genug zu euch kommen, daher habe ich einfach den Mantel des Dieners genommen, der in unserer Eingangshalle hing. Darf ich fragen, warum Sie nicht abreisen wollen, Lady Abigail? Ich habe mich soeben selbst überzeugt: Die Kutsche ist äußerst komfortabel. Außerdem liegt sicher bereits ein heißer Ziegelstein für Sie bereit …“
„Pah, heißer Ziegelstein!“ Die alte Dame machte eine wegwerfende Handbewegung und legte ihr Stickzeug zur Seite. „Mich bekommen keine zehn Pferde in das Gefährt!“
Clara ließ einen tiefen Seufzer vernehmen: „So geht das schon den ganzen Vormittag! Alles ist vorbereitet, die Koffer sind gepackt, die Kutschen beladen. Der Butler und die Köchin sind bereits zu ihren Besuchen bei Verwandten abgereist, nur wir sind immer noch hier. Dabei werden wir sicher schon längst von meinen Eltern erwartet. Ich darf mir gar nicht vorstellen, welche Sorgen sich die beiden bereits machen!“
Sie warf ihrer Freundin einen hilfesuchenden Blick zu und ging dann neben der Armlehne der alten Dame in die Knie, um mit der Großtante ihres Gatten auf gleicher Augenhöhe zu sprechen: „Tante Abigail, wir fahren jedes Jahr am gleichen Tag zu meinen Eltern nach Westham House. Das haben wir dir doch schon vor Wochen erzählt.“
„Keiner hält euch zurück!“, lautete der trockene Kommentar der alten Dame. „Ich komme nicht mit.“
Lady Clara schickte ihrer Freundin einen verzweifelten Blick. „Ich bin am Ende meiner Weisheit!“, sollte er wohl sagen. Sie erhob sich wieder und strich das Kleid glatt.
Die Tür wurde aufgerissen, und seine Lordschaft erschien im Rahmen. Durch die zahlreichen Krägen seines dunkelgrünen Kutschiermantels wirkten seine Schultern noch breiter als gewohnt. Seine sonst so freundlichen Gesichtszüge waren grimmig, die dunkelblonden Haare vom eisigen Wind zerzaust. „Die Pferde sind angespannt. Ich hoffe, ihr konntet in der Zwischenzeit alles klären!“
Seine Gattin schüttelte den Kopf und eilte an seine Seite.
Eliza hatte am Fußschemel der alten Dame Platz genommen: „Warum möchten Sie denn nicht mitfahren, Lady Abigail?“ Sie bemühte sich, ihre Stimme ruhig und interessiert klingen zu lassen. Es war offensichtlich, dass die vorwurfsvolle Atmosphäre die betagte Lady nur immer noch starrköpfiger werden ließ.
„Da ist die falsche Frage, Eliza!“, unterbrach sie seine Lordschaft.
Eliza zuckte zusammen. Robert musste schon sehr erzürnt sein, wenn er ihr gegenüber einen so harten Tonfall anschlug. „Wir können keine Rücksicht darauf nehmen, welche Laune Tante Aby anficht. Da Clara und ich mit Sicherheit abreisen werden und es nicht in Frage kommt, sie alleine hier im leeren Haus zurückzulassen, bleibt ihr gar keine andere Wahl, als mit uns zu kommen! Also bitte, Tante, lass die Kindereien bleiben und steig endlich in dein ver… verflixtes Reisekleid!“
Eliza kannte ihren Freund nur zu gut. Er war lange Zeit heiter, verständnisvoll und geduldig, doch wenn man den Bogen überspannte, dann konnte er mindestens so stur sein wie seine Großtante.
„Ich will aber nicht weg!“ Nun klang die Stimme der alten Dame wie die eines quengelnden kleinen Kindes.
Eliza wagte trotz der strengen Worte des Hausherrn einen neuerlichen Versuch: „Claras Elternhaus ist wunderschön, und dort ist es mindestens ebenso komfortabel wie hier, Lady Abigail …“
Die alte Lady sah sie mit großen Augen an: „Warum bist du denn auf einmal so förmlich, meine Liebe?“ Sie tätschelte Elizas Hand. „Ich bin’s doch, deine Großtante! Du darfst mich Tante Aby nennen.“
Nun war es an Eliza, ihren Freunden einen hilfesuchenden Blick zuzuwerfen.
Seine Lordschaft schnaufte unwillig: „Das ist doch zu dumm!“, fuhr er auf. „Du weißt doch ganz genau, dass Eliza nicht deine Nichte ist. Sie ist unsere Nachbarin, Shedwires Schwester.“
„Papperlapapp“, erwiderte die Großtante ungerührt. „Ich werde doch noch meine eigene Nichte kennen. Also sag Tante Aby zu mir, mein Kind.“ Sie ergriff Elizas Hand, um diese abermals liebevoll zu tätscheln.
Eliza blickte zuerst abermals von Robert zu Clara und wieder zurück und entschied sich dann, dem Wunsch der alten Dame zu entsprechen. Hätte sie Roberts Bruder Edward geheiratet, dann wäre sie ja tatsächlich die Großnichte geworden.
„Gerne …, Tante Aby.“
Mylord brummte etwas Unverständliches.
„Da du mich als Einzige so nett gefragt hast, Großnichte Eliza“, setzte die alte Dame fort und betonte das Wort Nichte mit einem spitzbübischen Lächeln, „anstatt mich wie ein dummes Schulkind zu behandeln und anstatt zu versuchen, mich zu etwas zu überreden, was ich nicht will, möchte ich dir auch eine Antwort darauf geben.“
Eliza hatte das Lächeln sehr wohl bemerkt und konnte es sich nicht verkneifen zurückzulächeln. Hatte die alte Dame wirklich den Mut, ihrem hochgestellten Neffen die Stirn zu bieten?
„Ich bin diesen Sommer, nach vielen, vielen Jahren mit meinem Applebee und nach der Zeit, die ich bei meiner Schwester Mary gelebt habe – Gott habe die beiden selig –, wieder hierher in mein Elternhaus zurückgekehrt.“
Sie wandte ihren Blick ihrem Neffen zu, der ungeduldig von einem Fuß auf den anderen stieg, aber offensichtlich beschlossen hatte, sie nicht zu unterbrechen. „Ich bin dir unendlich dankbar dafür, dass du mir die Möglichkeit dazu gegeben hast, lieber Neffe. Aber jetzt bin ich hier und will nicht wieder fort. Ich möchte hier, in meinem Elternhaus, ein zauberhaftes Weihnachtsfest erleben. Ganz so wie früher, als ich noch klein war.“
„Aber liebste Tante“, fuhr Clara auf und ging auf sie zu, um ihre Hand zu ergreifen, „so ein zauberhaftes Weihnachtsfest, wie du es nennst, kannst du doch auch bei meiner Familie finden. Meine Eltern freuen sich schon so sehr darauf, dich willkommen zu heißen!“
„Das ist nett.“ Mylady strahlte zu Clara hinauf und tätschelte nun ihre Linke. „Aber es wäre nicht dasselbe. Hier habe ich mit meinen Eltern und Geschwistern das Weihnachtsfest verbracht. Meine liebe Mama kam aus Weimar, sie war eine Comtesse Scherendorf und damit sogar weitläufig mit seiner Majestät Kaiser Karl VI. verwandt. Wusstest du das, Robert?“
Seine Lordschaft brummte, dass ihm das sehr wohl bekannt war.
„Dann verstehst du sicher auch, dass ich kein so schlichtes Fest begehen möchte, wie es bei uns im Königreich üblich ist. Ich möchte ein zauberhaftes Fest. Ich möchte einen Weihnachtsbaum haben und Weihnachtslieder singen.“ Mit geröteten Wangen und freudig strahlenden Augen wandte sie sich der Hausherrin zu: „Du verstehst jetzt sicher, warum ich dein freundliches Angebot ablehnen muss, nicht wahr, liebe Clara?“
Diese schüttelte den Kopf.
„Ich weiß nicht, was du mit dem Wort ‚Weihnachtsbaum‘ meinst“, sprach sie die Worte aus, die sich auch Eliza gedacht hat. „Was ich aber weiß, ist, dass du hier nicht alleine bleiben kannst, Tante Aby! Wie willst du denn …“
Weiter kam sie nicht, denn jetzt war auch wieder Leben in seine Lordschaft gekommen: „Schluss jetzt mit den alten Geschichten! Es steht dir nicht zu, etwas abzulehnen, was ich bestimmt habe, Tante Aby!“, fuhr er auf.
Eliza zog scharf die Luft ein. War es wirklich notwendig, dass er die betagte Dame so kalt in die Schranken wies?
„Du kommst mit uns, und wenn ich dich eigenhändig zur Kutsche tragen muss!“
Lady Abigail war weit davon entfernt, beeindruckt oder gar eingeschüchtert zu sein: „Robert, mach dich nicht lächerlich!“, lautete ihr schlichter Kommentar. „Ich kannte dich schon, da hat dich die Amme als schreiendes Bündel durchs Haus getragen. Meine Entscheidung steht fest. Ich bleibe hier und feiere mit den Kindern.“
Lady Clara schaute sie mit großen Augen an: „Mit den Kindern? Mit welchen Kindern denn, Tante Aby? Wir haben doch keine Kinder im Haus.“ Sie hielt kurz inne: „Du willst doch nicht etwa, dass wir Master Billy deiner Obhut überlassen?“
Das gütige Lächeln verstärkte sich: „Nein, nein, meine liebe Nichte, den kleinen Mann kannst du getrost mitnehmen, den meinte ich nicht. Ich sprach von anderen Kindern, größeren.“
„Ja, aber …“
Die alte Dame ließ sich nicht beirren. „Sie werden da sein, keine Sorge. Du wirst schon sehen, meine liebe Clara“, entgegnete ihre Ladyschaft, als wäre es das Selbstverständlichste auf der Welt.
Seine Lordschaft hob resigniert beide Arme und wandte sich zum Gehen: „Ich verstehe dich nicht, Tante Aby. Und, um der Wahrheit die Ehre zu geben, ich weigere mich auch, noch einen Versuch dazu zu unternehmen. Mach, was du willst. Wir jedenfalls fahren in fünf Minuten ab!“ Und mit einer einladenden Geste an seine Frau gewandt: „Clara, kommst du bitte?“
Diese wagte einen etwas halbherzigen Widerspruch: „Aber Robert, wir können Tante Aby doch nicht alleine hier lassen …“
„Ich kann ja bei ihr bleiben!“, warf Eliza, einer spontanen Eingabe folgend, ein. Sie stellte sich wieder an die Seite der alten Lady, die ihr abermals die Hand tätschelte. „Das ist aber ganz besonders reizend von dir, meine Liebe!“
Clara war sofort an Elizas Seite. „Willst du das wirklich für uns tun?“
Eliza nickte. Sie sah im Geiste Mrs. Fenwichs unzufriedene, nach unten gezogene Mundwinkel vor sich, sie hörte ihre schneidende Stimme , sie sah Martha in ihrem Stuhl immer kleiner werden, während Fred mit feisten roten Wangen in gelassener Gleichgültigkeit sein Dinner verzehrte – nein, alles war besser als das. Ihr Nicken verstärkte sich.
Clara ergriff ihre rechte Hand, während Miss Aby immer noch ihre linke tätschelte: „Du würdest uns einen großen Gefallen erweisen, teuerste Freundin, weißt du das? Doch hast du auch bedacht, dass keine Diener im Haus sein werden? Unser Butler und Mrs. Dinton, die Köchin, sind abgereist, alle anderen kommen mit uns. Es wird nur mehr Daisy – das ist eines der Hausmädchen – da sein, die dir zur Hand gehen könnte, und ein Mädchen in der Küche.“
Eliza war inzwischen schon viel zu begeistert von der Idee, als dass sie sich jetzt noch davon hätte abbringen lassen. Ihr Bruder gestand ihr keine eigene Zofe zu, so war sie es gewöhnt, sich notfalls alleine anzukleiden und zu frisieren. Außerdem hatte sie es sich auf Granwood Manor zur Aufgabe gemacht, auch kleinere Tätigkeiten im Haushalt zu verrichten. Sie hatte ja sonst keinerlei Abwechslung. Eines machte ihr aber doch Sorgen: „Was ist mit den Pferden? Ich nehme nicht an, dass ihr alle nach Winchester mitnehmen werdet …“
„Die sechs Kutschpferde benötigen wir natürlich, und Robert hat beschlossen, Thunderbird, seinen Lieblingshengst, mitzunehmen. Doch du hast recht: Mein Liebling Blossom und ein paar andere Tiere bleiben im Stall. Mrs. Dinton, also unsere Köchin, hat versprochen, einen verlässlichen Burschen zu schicken. Ihrem Schwager gehört die Poststation in Britford und Mrs. Dinton war sich sicher, dass er einen der Burschen entbehren könnte.“
„Das werden wir schon schaffen, nicht wahr, meine Liebe?“, sagte Miss Aby zuversichtlich. Ihre sonst so blassen, welken Wangen glühten, in ihren Augen leuchtete die Vorfreude. Auch Eliza begann sich auf die Tage auf Linward Place zu freuen. An ihre Familie wollte sie keinen weiteren Gedanken mehr verschwenden. Ganz im Gegensatz zu Lady Clara. Diese zog scharf die Luft ein, als ihr Elizas Bruder einfiel: „Shedwire wird nie gestatten, dass du Weihnachten nicht im Kreise der Familie verbringst. Er wird …“
„Lass Fred getrost meine Angelegenheit sein!“, sagte Eliza leichthin und machte sich von Miss Aby los. Sie küsste ihre Freundin auf die Wange. „Du darfst die Pferde wirklich nicht länger warten lassen! Und deinen Gatten ebenso wenig. Auch er scheint mir schon mit den Hufen zu scharren.“
Alle Anspannung schien von seiner Lordschaft abgefallen zu sein, und so lachte er schallend über Elizas Scherz. „Da hast du wahrlich nicht unrecht!“ Dann wurde er wieder ernst und reichte ihr die Hand zum Abschied: „Eliza, danke, wir stehen in deiner Schuld.“
Mylady war noch nicht ganz überzeugt: „Bist du sicher, dass du …“
„Absolut sicher. Genieße die Zeit in deinem Elternhaus und mach dir um uns keine Sorgen.“
Mylord schob seine Frau sanft, aber doch unerbittlich, zur Tür hinaus.