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[7]Prolog (1–120; 1. Teil 1–85, 2. Teil 86–120). Vor dem Königspalast in Mykene. Vorn Götterbilder, darunter ein Altar Apollons. Der Tag bricht an. Der alte Erzieher, Orestes und sein Freund Pylades treten auf. Sie sind bewaffnet und tragen Wanderstäbe und breitkrempige Reisehüte.

ERZ.

Sohn Agamemnons, der das Heer vor Troja einst

befehligte, nun bist du hier und darfst

all das erblicken, was du innig immer schon dir wünschtest.

Denn das alte Argos, deines Sehnens Ziel, ist dies:

der geweihte Grund der von der Bremse Fortgehetzten, die Tochter war des Inachos,5

und, Orestes, das dort ist des Wölfe tötenden, des Gottes

Markt: Lykeios, und zur Linken dort der Hera

berühmter Tempel. Hier aber, wo wir hingekommen sind,

sag dir, dass du Mykene vor dir siehst, das reich an Gold,

und dort, reich an Vernichtung, das Haus der Pelopiden,10

von wo ich einst aus deines Vaters Schlachtung,

von deiner Schwester gleichen Blutes dich empfangend,

hinweg dich trug, hinaus dich rettete und groß

dich zog so weit ins Mannesalter, dass du rächst des Vaters Mord.

So gilt es jetzt, Orestes, und du der Freunde liebster,15

Pylades, eiligst, was zu tun ist, zu bedenken.

Denn es erweckt uns schon der Strahlenglanz der Sonne

zu hellem Lied der Vögel morgendliche Stimmen,

und hingeschwunden ist die schwarze Sternennacht.

Drum, ehe nun der Männer einer aus dem Hause tritt,20

[8]besprecht euch miteinander, denn wir sind nun an dem Punkt,

wo nicht mehr der Moment zum Zaudern ist, sondern zum Handeln höchste Zeit.

OR.

O liebster du der Männer, meiner Diener, wie du deutlich mir

Beweise zeigst, dass du loyal gesinnt bist gegen mich!

Denn wie ein Rassepferd, und wäre es auch alt,25

in der Gefahr sein Feuer nie verliert,

vielmehr die Ohren spitzt, genauso treibst auch du

mich an und folgst, der ersten einer, selbst.

So will ich denn, was ich beschlossen habe, offenbaren,

du aber leihe meinem Wort ein scharf Gehör,30

und verfehle ich das Richtige, verbessre mich!

Als ich zum Sehersitz von Pytho kam,

um zu erfahren, wie ich für den Vater

von seinen Mördern Sühne mir verschaffen soll,

gab Phoibos mir die Weisung, die du gleich vernehmen wirst:35

allein und unbeschützt von einem schildbewehrten Heer

mit Listen heimlich mit gerechter Hand das Blutbad zu vollziehn.

Da wir nun solchen Götterspruch vernommen,

so gehe du, sobald Gelegenheit dir winkt,

in dieses Haus und forsche alles aus, was dort geschieht,40

damit du mir mit sichrer Kenntnis klar berichten kannst.

Gewiss wird man dich nicht bei deinem Alter und nach langer Zeit

erkennen, wird Verdacht nicht hegen, da dir silbern blüht dein Haar.

Tisch diese Mär auf: Gastfreund seiest du

[9]und von Phanoteus kämst du her, dem Phoker,45

denn dieser ist der nächste ihnen von den Waffenbrüdern.

Und melde ihnen, es bekräftigend durch Eid,

tot sei Orestes durch ein unausweichliches Geschick, da er

bei Pythos Siegeskämpfen aus dem radgetriebenen

Gefährt geschleudert worden sei; darauf beruhe dein Bericht!50

Doch ich, hab ich des Vaters Grab, wie er gebot,

zuerst mit Opferspenden und vom Haupt geschnittner Lockenpracht

geehrt, kehr’ wieder dann zurück hierher,

die Urne mit den Bronzewänden in den Händen tragend,

von der auch du ja weißt, dass im Gesträuch sie ist versteckt,55

damit mit irreführendem Bericht erwünschte Kunde

ich ihnen bring, es sei mein Leib dahin,

bereits vom Feuer aufgezehrt, verkohlt zu Asche.

Denn was bekümmert’s mich, wenn ich, dem Wort nach tot,

in Wirklichkeit gerettet bin und Ruhm daraus gewinne?60

Ich denk, kein Wort, das uns Gewinn einträgt, kann Unheil bringen.

Denn oft schon hört’ ich auch von weisen Männern,

die man irrtümlich totgesagt; doch dann, wenn sie nach Hause

zurückgekehrt, ehrt man sie umso mehr.

So, hoff ich zuversichtlich, werd auch ich infolge dieser Kunde65

den Feinden lebend als ein Stern erstrahlen noch!

Doch, väterliche Erde und ihr Heimatgötter,

verleiht mir Glück auf diesem meinem Gang,

[10]auch du, mein Vaterhaus! Denn als dein Reiniger

komm rechtens ich, von Göttern angestiftet.70

Und schickt mich nicht erfolglos weg aus diesem Land,

nein, lasst mich neuen Reichtum gründen, wiedererwecken dieses Haus!

Gesprochen habe ich nun dies. An dir ist’s, Alter,

zu gehen nun und nachzukommen deiner Pflicht!

Wir gehn hinaus! Der Augenblick ist da, er, der den Männern75

bei jedem Werk der größte Lenker ist.

EL.

(aus dem Palast ertönen ihre Klagen). Weh mir, weh, ich Unglückselige!

ERZ.

Wirklich, mir schien, ich hörte von der Türe her

eine der Mägde drinnen leise jammern, Kind.

OR.

Ist die Unglückselige Elektra? Möchtest du,80

dass wir hier bleiben, um zu lauschen, wie sie klagt?

ERZ.

Nein! Auf nichts lasst eher uns bedacht sein, als des Loxias

Gebote zu befolgen und daranzugehn,

die Totenspende deinem Vater auszugießen! Denn es trägt

dies uns den Sieg ein und Erfolg bei allem Tun.85

(Die drei Männer ab; Elektra erscheint auf der Schwelle des Palastes.)

EL.

O heilige Sonne

und Luft, die gleichen Anteil ihr habt am Licht: Wie ihr mir

viele Klagegesänge

habt vernommen und viele auf die blutende

Brust einprasselnde Schläge,90

sooft die finstere Nacht schwand!

[11]Und um das Leid meiner »nächtlichen Feiern«

weiß das verhasste Lager im elenden Haus,

wie viel um den unseligen ich klage,

meinen Vater, den im Land der Barbaren95

der blutgierige Ares gastlich nicht aufnahm,

die Mutter aber, die meine, und ihr Genosse des Bettes

Aigisthos spalten – wie Holzfäller den Eichbaum –

das Haupt ihm mit dem blutigen Beile!

Und keine Klage darüber wird100

von einer andern erhoben als mir, um dich, Vater,

obgleich so schmählich und kläglich du hinstarbst.

Doch nie, ja nie,

lass ich ab von Totenklagen und düsteren Trauerweisen,

solang ich das hell erstrahlende Funkeln105

der Sterne sehe und diesen Tag,

nein, ich will, der Nachtigall gleich, die ihr Kind erschlug,

mit dem Wehruf hier vor des Vaters

Türen vor allen laut es hinausschrein!

O Haus des Hades und Persephones,110

o unterirdischer Hermes und du, mächtige Göttin des Fluchs,

und ehrwürdige ihr, der Götter Töchter, Erinyen,

die ihr blickt auf die, die widerrechtlich man tötet,

und auf die, deren Ehebett man sich heimlich erschleicht,

kommt, helft, rächt den Mord115

an unserem Vater,

und schickt mir her meinen Bruder!

Denn ich habe nicht länger die Kraft, allein

aufzuwiegen die Last des Leids auf der Waage.120

Elektra

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