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[12]Parodos (121–250). Einzug des Chores.

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CH. O Kind! Kind der verworfensten[Str

Mutter, Elektra! Warum ohne Ende

zerfließt du so in unersättlicher Klage

um den vor Zeiten von der tückischen Mutter

aufs gottloseste hinterhältig wehrlos gemachten Agamemnon,125

das Opfer feigen Verrats? Käme, wer solches verübt,

doch um – wenn mir so zu reden erlaubt ist!

EL.

O Edlen Entsprossne,

gekommen seid ihr meinen Qualen zum Trost!130

Ich weiß und seh ein es, und nicht entgeht’s mir,

doch will ich nicht davon lassen,

zu klagen um meinen unglückseligen Vater.

Darum, o die ihr vielfältiger Freundschaft Gunst stets erwidert,

lasst mich so außer mir sein!135

Ai, ai, ich flehe.

CH. Nie jedoch wirst du den Vater[Gegenstr. 1

aus dem allen bestimmten Sumpfland des Hades

wiederauferstehen lassen, mit Klagen nicht noch Gebeten!

Doch vom richtigen Maß abrückend hin zum nicht zu meisternden140

Schmerz, richtest du dich, immer seufzend, gänzlich zugrunde,

worin aber keine Erlösung ist von den Übeln.

Was strebst du mir nach dem schwer zu Ertragenden?

§1.

Ein Narr ist, wer die kläglich145

hingeschwundenen Eltern vergisst!

[13]Doch geht mir nie aus dem Sinn die Wehklagende,

die verängstigte Vogelfrau, die Botin des Zeus,

die um Itys immer, um Itys schluchzt.

Io, allduldende Niobe, als Göttin erachte ich dich,150

die du in dem steinernen Grabmal

ai, ai, noch immer dich ausweinst.

CH. Nicht dir allein,[Str. 2

Kind, ist Leid erschienen unter den Sterblichen,

worin du stärker betroffen wärst als die drinnen,155

mit denen du gleichen Ursprungs und Bluts bist,

wie Chrysothemis und Iphianassa

und er, dessen glückliche Jugend vor Leiden geschützt ist,

den das berühmte160

Land der Mykener einst

empfangen wird als Spross edler Väter, wenn er

unter dem wohlgesinnten Geleit des Zeus in dies Land kommt – Orestes!

EL.

Ja, er, auf den ich unentwegt wartend

ohne Kind, ohne Ehe, ich Arme, immer dahinleb,165

von Tränen benetzt, mit diesem Schicksal,

das kein Ende verheißt meiner Übel; doch der vergisst,

was er erlitten und was er erfuhr. Denn welche

Nachricht kommt nicht zu mir, die sich nicht als Täuschung herausstellt?170

Denn immer zwar sehnt er sich,

doch bei all seinem Sehnen hält er’s für unwert zu kommen.

CH. Fasse Mut mir, fasse Mut,[Gegenstr. 2

Kind! Noch ist groß im Himmel

[14]Zeus, der alles überwacht und beherrscht!175

Ihm stell anheim den allzu bitteren Groll

und hass deine Feinde nicht maßlos, noch auch vergiss sie!

Die Zeit ist ein entlastender Gott!

Denn weder er, der in Krisa180

die rinderbeweidete Küste bewohnt,

der Sohn, der Spross Agamemnons, ist darum unbesorgt,

noch der an Acherons Ufern herrscht, der Gott.

§1.

Doch mir ist dahin schon der beste Teil meines Lebens,185

hoffnungslos, und ich kann nicht mehr!

Kinderlos schwinde ich hin,

und kein liebender Mann beschützt mich,

nein, gleich einer Fremden, die keiner beachtet,

halt ich in Ordnung die Kammern des Vaters190

in einem so schäbigen Kleid

und stehe herum an leeren Tischen!

CH. Erschütternd bei der Heimkehr der Schrei,[Str

erschütternd auf dem festlichen Lager des Vaters,

als auf ihn wuchtig auftreffend herabfuhr

des ganz ehernen Beiles Schneide.195

Arglist war es, die den Weg wies, Geilheit, die mordete,

die beide ein entsetzliches Gebilde entsetzlich

erzeugten – ob’s nun ein Gott war, ob der Sterblichen einer,

der dieses wirkte.200

EL.

O jener Tag, der mir als feindlichster,

feindlicher als alle Tage, kam!

O Nacht, o des unsäglichen Mahls

furchtbare Qualen,

bei welchem mein Vater205

[15]schimpflichen Tod sah von den Händen des Paars,

das mein Leben mir nahm,

mich verriet, mich zerstörte!

Mag der große Gott im Olymp

zur Vergeltung mit Leiden sie schlagen,210

und mögen sie niemals sich ihres Glanzes erfreuen,

die solche Werke verrichtet!

CH. Sei darauf bedacht, nicht weiterzureden![Gegenstr. 3

Erkennst du nicht, woraus

die jetzige Lage erwuchs? In eigenes Unheil215

stürzt du so schmählich?

Einen Großteil der Übel zogst du selbstverschuldet dir zu,

da du in deiner mutlosen Seele

immer Kriege gebierst! Dies Leid – mit den Mächtigen

kann man nicht streiten – ertrag es!220

EL.

Furchtbares zwang mich zu Furchtbarem!

Ich weiß es wohl, nicht ist mir verborgen mein hitziges Wesen.

Indes: In dieser furchtbaren Not

werde ich nicht meine Klagen hemmen,

solange ich lebe.225

Denn wer glaubt wohl, geliebte Schwestern,

ich könnte ein dienliches Wort hören,

wer, der sich in mein Elend hineindenkt?

Lasst mich, ihr Tröstenden, lasst mich!

Denn für unauflösbar wird immer dies gelten.230

Und nie werde ich finden das Ende der Qualen,

maßlos in meinen Liedern der Trauer.

[16]CH. Jedoch in guter Absicht rede ich dir zu,[Epode

gleich einer Mutter, der man trauen kann:

Setz du nicht Unheil über Unheil in die Welt!235

EL.

Und welches Maß kennt ihre Niedertracht? Nun,

wie wär Gleichgültigkeit den Toten gegenüber recht?

In welchem Menschen keimte solch ein Denken auf?

Nicht mag bei diesen Ehre ich genießen,

noch, wenn etwas Anstand in mir ist,240

zusammen mit ihnen behaglich wohnen,

dass ich – zu Vaters Schande – hemmte

die Schwingen meiner schrillen Klagen.

Denn wenn der Tote, Erde bloß, ein Nichts,245

erbärmlich liegen soll,

sie hingegen nicht,

ihrerseits ermordet, büßen,

dann wäre aus es mit dem menschlichen Respekt

und der Ehrfurcht unter allen Sterblichen.250

Elektra

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