Читать книгу Essentielle Schriften - Sophronius Eusebius Hieronmyus - Страница 77

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Doch vor dem Teufel ist nichts sicher. Wie vielfach, wie unergründlich sind seine Nachstellungen! So traf auch mich in meiner Verborgenheit sein Neid. Weil der Herr sah, daß seine Herden zunahmen und ich ihn in keiner Weise betrog — wußte ich doch, daß der Apostel gebot, man müsse wie Gott so auch seinem Herrn treu dienen12 —, wollte er mich belohnen, um sich meine Treue noch mehr zu sichern, und übergab mir jene Sklavin, die einst mit mir gefangen genommen worden war. Doch ich weigerte mich, beteuerte, ich sei Christ und es sei mir nicht erlaubt, zu Lebzeiten ihres Mannes eine Frau zur Gattin zu nehmen. Ihr Mann war nämlich mit uns gefangen genommen, aber von einem anderen Herrn weggeschleppt worden. Da geriet mein Herr in unbändige Wut, zog das Schwert aus der Scheide und fing an, gegen mich loszustürmen. Wenn ich nicht sofort die Arme ausgestreckt und die Frau ergriffen hätte, so wäre auf der Stelle mein Blut geflossen. Bereits zog die Nacht heran, viel finsterer als sonst und zu früh für mich. Ich führte die neu erworbene Gattin in die halbzerfallene Höhle. Unsere Brautführerin war die Traurigkeit; wir verabscheuten uns gegenseitig, ohne es uns zu gestehen. Da erst fühlte ich so recht meine Gefangenschaft. Auf den Boden hingestreckt fing ich an, darüber zu klagen, daß ich meinen Mönchsberuf verloren hatte. „Dazu also bin ich Unglücklicher am Leben geblieben? Soweit haben mich meine Sünden gebracht, daß ich, der ich bis jetzt jungfräulich gelebt habe, mit ergrautem Haar Ehemann werden soll? Was hilft es, Eltern, Vaterland, Vermögen gering geschätzt zu haben um Gottes willen, wenn ich nun tue, was ich durch Verachtung aller dieser Güter vermeiden wollte? Aber ich muß dieses erdulden, weil ich mich nach der Heimat gesehnt habe. Was nun, meine Seele? Werden wir zugrunde gehen oder Sieger bleiben? Soll ich auf die Hilfe Gottes warten oder mit dem eigenen Dolch mich durchbohren? Richte dein Schwert gegen dich! Denn mehr als der Tod des Leibes ist der Tod der Seele zu fürchten. Auch die Bewahrung der Keuschheit kennt ein Martyrium. Mag auch der Blutzeuge Christi unbestattet in der Wüste liegen bleiben, ich will zu gleicher Zeit Henker und Märtyrer sein.“ So sprach ich, dann zog ich das trotz der Finsternis blitzende Schwert heraus und richtete die Spitze gegen mich mit den Worten: „Lebe wohl, unselige Frau, du sollst in mir einen Märtyrer, aber nicht deinen Gemahl erkennen“. Da warf sie sich zu meinen Füßen hin und sprach: „Ich bitte dich um Jesu Christi willen und beschwöre dich bei der Not dieser Stunde, vergieße nicht dein Blut und verübe meinetwegen kein Verbrechen! Gilt es aber zu sterben, dann zücke zuerst gegen mich den Dolch! Auf diese Weise wollen wir uns vereinigen. Auch wenn mein Gatte zu mir zurückkehrte, würde ich die Keuschheit bewahren, wie ich es in der Gefangenschaft gelernt habe. Ja ich wollte lieber umkommen, als sie verlieren. Warum willst du sterben? Etwa um dich nicht mit mir vereinigen zu müssen? Ich würde ja selbst in den Tod gehen, wenn du dieses versuchen solltest. Nimm mich an als Gemahlin der Jungfräulichkeit, pflege mit mir eine geistige Vereinigung statt der körperlichen. Unsere Herren mögen denken, du seiest mein Mann. Christus weiß, daß du mein Bruder bist. Von unserm Ehebund werden wir sie leicht überzeugen, wenn sie sehen, daß wir uns in dieser Weise lieben.“ Ich muß gestehen, ich war erstaunt. Voll Verwunderung über die Tugend der Frau liebte ich „die Gattin“ um so mehr. Aber niemals habe ich ihren Körper entblößt gesehen, niemals ihr Fleisch berührt, fürchtete ich doch, ich möchte im Frieden verlieren, was ich im Kampfe gerettet hatte. Dieses Ehebündnis dauerte geraume Zeit, und nach der „Verheiratung“ waren wir bei unserer Herrschaft noch mehr beliebt geworden. Niemand hegte Verdacht, daß wir fliehen könnten; zuweilen war ich sogar einen ganzen Monat abwesend in der Einöde als treubesorgter Hirt der Herde.

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