Читать книгу Savitri – Eine Legende und ein Symbol - Sri Aurobindo - Страница 79

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Erster Canto

Das Sinnbild Morgendämmerung

Es war die Stunde, bevor die Götter erwachen.

Quer über dem Pfad des göttlichen Ereignisses

Lag die Nacht mit riesigem ahnungsvollem Geist, allein

In ihrem unerhellten Tempel der Ewigkeit,

Reglos ausgestreckt an des Schweigens Rand.

Fast fühlte man, undurchschaubar, undurchdringbar,

In dem düsteren Sinnbild ihrer augenlosen Muse

Den Abgrund des unverkörperten Unendlichen;

Eine unergründbare Null erfüllte die Welt.

Eine Macht gefallenen grenzenlosen Selbsts, wach

Zwischen dem ersten und dem letzten Nichtsein,

Zurückrufend den dunklen Mutterleib aus dem sie kam,

Wandte sich ab vom unauflösbaren Mysterium der Geburt

Und dem langsamen Prozess der Sterblichkeit

Und sehnte sich nach ihrem Ende in leerem Nichts.

Dem dunklen Anfang aller Dinge gleichend,

Wiegte des Unbekannten stumme merkmallose Erscheinung,

Ewig wiederholend den unbewussten Akt,

Ewig verlängernd den nicht-sehenden Willen,

Die kosmische Schlaftrunkenheit unwissender Kraft,

Deren bewegter und schöpferischer Schlummer die Sonnen zündet

Und in ihrem schlafwandelndem Wirbel unser aller Leben trägt.

Quer durch die fruchtlose enorme Trance des Raumes,

Ihre gestaltlose Starre ohne Denken oder Leben,

Ein Schatten, der durch eine seelenlose Leere wirbelt,

Noch einmal zurückgeworfen in unbedachte Träumerei,

Kreiste die Erde einsam und verlassen in den hohlen Abgründen

Im Vergessen ihres Geistes und ihrer Bestimmung.

Die ausdruckslosen Himmel waren neutral, leer, still.

Dann rührte sich etwas in der unergründlichen Dunkelheit;

Eine namenlose Regung, eine ungedachte Idee,

Beharrend, unzufrieden, ohne ein Ziel,

Etwas, das sein wollte, doch nicht wusste wie,

Neckte das Nichtbewusste, um Unwissenheit zu wecken.

Eine Wehe, die da kam und eine zitternde Spur hinterließ,

Gab Raum für einen alten müden Wunsch, unerfüllt geblieben,

Im Frieden seiner unterbewussten mondlosen Grotte

Sein Haupt zu heben und nach abwesendem Licht zu suchen,

Anstrengend geschlossene Augen entschwundener Erinnerung,

Wie jemand, der ein vergangenes Selbst zu finden sucht

Und nur den Leichnam seines Verlangens trifft.

Es war, als ob sogar in diesem völligen Nichts,

Selbst im Kern dieser letzten Auflösung,

Ein sich nicht erinnerndes Etwas lauerte,

Das Überlebende einer erschlagenen und begrabenen Vergangenheit,

Verurteilt wieder aufzunehmen Mühsal und Qual,

Wieder zu sich kommend in einer anderen enttäuschten Welt.

Ein ungeformtes Bewusstsein verlangte nach Licht

Und ein nichtssagendes Vorwissen sehnte sich nach ferner Wandlung.

Als ob ein auf die Wange gelegter kindlicher Finger

Die unachtsame Mutter des Universums

An die unaufhörliche Bedürftigkeit der Dinge erinnerte,

So klammerte sich eine neugeborene Sehnsucht an die düstere Weite.

Unmerklich begann irgendwo ein Durchbruch:

Eine lange einsame Linie zögernder Färbung,

Gleich einem vagen Lächeln, das ein einsames Herz verlockt,

Wühlte auf den fernen Saum des Lebens dunklen Schlaf.

Kommend von der anderen Seite der Grenzenlosigkeit,

Schaute forschend das Auge einer Gottheit durch die stummen Tiefen;

Als ein Späher auf Erkundung von der Sonne her

Erschien es inmitten einer schweren kosmischen Rast,

Der Erstarrung einer überdrüssigen und müden Welt,

Um nach einem einsamen und verzweifelten Geist zu suchen,

Der zu tief gefallen ist, um sich vergessener Seligkeit zu erinnern.

Eingreifend in ein stupides Universum,

Schlich seine Botschaft durch die widerstrebende Stille,

Rufend das Abenteuer des Bewusstseins und der Freude,

Und, erobernd der Natur desillusionierte Brust,

Erzwang die erneute Zustimmung zu Sehen und Fühlen.

Ein Gedanke ward gesät in der klanglosen Leere,

Ein Sinn ward geboren in den Tiefen der Finsternis,

Eine Erinnerung erbebte im Herzen der Zeit,

Als würde eine längst verstorbene Seele zum Leben erweckt:

Doch das Vergessen, das dem Falle folgt,

Hatte die vollen Tafeln der Vergangenheit gelöscht,

Und alles, was vernichtet wurde, muss neu errichtet

Und alte Erfahrung neu erarbeitet werden.

Alles kann getan werden, wenn da der Hauch Gottes ist.

Eine Hoffnung stahl sich ein, die kaum zu sein sich wagte

Inmitten der verzweifelten Gleichgültigkeit der Nacht.

Als ob es sich anbot in einer fremden Welt

Mit zaghafter und gewagter instinktiver Anmut,

Verwaist und hinausgetrieben sich ein Heim zu suchen,

Ein umherirrendes Wunderbares ohne einen Platz zum Leben,

So kam in einen entlegenen Winkel des Himmels

Eine zögernde wundersame Geste leisen Flehens.

Die anhaltende Erregung einer verklärenden Berührung

Überzeugte die träge schwarze Stille

Und Schönheit und Wunder brachten Gottes Gefilde durcheinander.

Eine schweifende Hand blassen zauberhaften Lichtes,

Das an der Schwelle eines dahinschwindenden Augenblicks erglühte,

Errichtete aus goldenen Paneelen und schillernden Scharnieren

Ein Tor aus Träumen, halb offen zur Schwelle des Mysteriums.

Eine luzide Ecke, die das Verborgene sichtbar machte,

Zwang die blinde Unermesslichkeit der Welt zum Sehen.

Die Dunkelheit verging und glitt wie ein fallender Umhang

Vom ruhenden Körper eines Gottes ab.

Dann, durch den schmalen Spalt, der zunächst

Kaum groß genug erschien für einen Rinnsal von den Sonnen,

Ergossen sich die Offenbarung und die Flamme.

Das kurze immerwährende Zeichen wiederholte sich oben.

Ein Leuchten aus unerreichten Transzendenzen,

Schillernd mit der Herrlichkeit der Ungesehenen,

Eine Botschaft aus dem unbekannten unsterblichen Licht,

Lodernd auf dem zitternden Saum der Schöpfung,

So schuf die Morgendämmerung aus wunderbaren Farben ihre Aura

Und vergrub in die Stunden seine Samen der Erhabenheit.

Als eines Augenblicks Besuch erstrahlte die Gottheit.

An des Lebens dünner Grenze stand die Vision eine Weile

Und beugte sich über die grübelnde Stirn der Erde Rundung.

Übertragend eine tiefgründige Schönheit und Seligkeit

In Farb-Hieroglyphen einer mystischen Bedeutung,

Schrieb sie die Zeilen eines bedeutsamen Mythos nieder,

Erzählend von einer Größe spiritueller Morgendämmerungen,

Ein brillanter Code, niedergeschrieben auf dem Firmament als Papier.

Fast ward an jenem Tage die Epiphanie enthüllt,

Von der unsere Gedanken und Hoffnungen die Lichtsignale sind;

Ein einsamer Glanz von dem unsichtbaren Ziel

Ward beinahe in die undurchlässige Nichtigkeit geworfen.

Und wieder störte ein Schritt die leeren Weiten;

Das Zentrum der Unendlichkeit, ein Antlitz verzückter Ruhe,

Teilte die ewigen Augenlider, die den Himmel öffnen;

Eine Gestalt aus fernen Seligkeiten schien zu nahen.

Als Gesandte zwischen Ewigkeit und Wandel

Neigte sich die allwissende Göttin über jene Breiten,

Die der Sterne schicksalhafte Bahnen verhüllen,

Und sah die Räume bereit für ihre Füße.

Noch einmal sah sie zurück zu ihrer verschleierten Sonne,

Dann ging sie, umsichtig, an ihr unsterbliches Werk.

Die Erde fühlte ganz nah das Vorübergehen der Unvergänglichen:

Das wache Ohr der Natur hörte ihre Schritte

Und Weite wandte ihr ihre grenzenlosen Augen zu,

Und ihr leuchtendes Lächeln, ausgestreut auf versiegelte Tiefen,

Entfachte das Schweigen der Welten zu Feuer.

Alles wurde eine Weihung und ein feierlicher Akt.

Luft war ein vibrierendes Bindeglied zwischen Erde und Himmel;

Die weit-geflügelte Hymne eines hehren priesterlichen Windes

Erhob sich und verhallte auf den Altarhügeln;

Die hohen Äste beteten in einem enthüllenden Himmel.

Hier, wo unsere halb-erhellte Unwissenheit an den Abgründen grenzt

Im stummen Schoße der zweideutigen Erde,

Hier, wo man nicht einmal den nächsten Schritt erkennt

Und Wahrheit ihren Thron auf dem schattigen Rücken des Zweifels hat,

Auf diesem von Schmerz geplagten und prekären Feld des Mühens,

Ausgebreitet unter einem weiten gleichgültigen Blick,

Unserer Freude und Trauer unparteiischem Zeugen,

Ertrug unser darniederliegender Boden den erweckenden Strahl.

Auch hier zündeten Vision und prophetischer Schimmer

Gewöhnliche bedeutungslose Formen zu Wundern;

Dann wich, erschöpft, der göttliche Afflatus zurück,

Unerwünscht entschwindend aus dem Bereich des Sterblichen.

Eine heilige Sehnsucht verweilte in seiner Spur,

Die Verehrung einer Präsenz und einer Macht,

Zu vollkommen, um von todgebundenen Herzen bewahrt zu werden,

Die Vorahnung einer wunderbaren künftigen Geburt.

Nur kurz kann das Gottes-Licht verweilen:

Spirituelle Schönheit, erleuchtend menschliches Schauen,

Umsäumt mit dessen Passion und Mysterium der Materie Maske

Und verschwendet Ewigkeit an den Takt der Zeit.

Wie wenn sich eine Seele der Geburtsschwelle nähert,

Hinzufügend der Zeitlosigkeit sterbliche Zeit,

Ein Funke der Gottheit, verloren in der Krypta der Materie,

Dessen Glanz verblasst in den nichtbewussten Schichten,

So ward diese flüchtige Glut magischen Feuers

Jetzt aufgelöst in helle gewohnte Luft.

Die Botschaft verstummte und die Botin verschwand.

Der einmalige Ruf, die unbegleitete Macht,

Zog zurück in eine weit entlegene geheime Welt

Das Farbspiel und Wunder des überirdischen Strahls:

Sie sah nicht mehr auf unsere Sterblichkeit.

Das Übermaß an Schönheit, von Natur aus dem Gottes-Wesen eigen,

Konnte seinen Anspruch gegenüber zeitgeborenen Augen nicht wahren;

Zu mystisch-wirklich für Raum-Pacht

Ward ihr Leib der Herrlichkeit aus dem Himmel getilgt:

Das seltene Gut und das Wunder existierten nicht mehr.

Es blieb das fahle Licht des irdischen Tages.

Entlassen aus der Pause der Erschöpfung

Setzte die lärmende Unruhe der Rasanz der Lebenskraft wieder

Die Zyklen ihrer verblendeten Suche fort.

Alle sprangen zu ihren gleichbleibenden täglichen Aktivitäten;

Die tausend Völker des Bodens und des Baumes

Gehorchten dem nicht voraussehenden Drängen des Augenblicks,

Und, hier Führer mit seinem unverlässlichen Mental,

Als der einzige, der auf das verhüllte Antlitz der Zukunft starrt,

Hob der Mensch die Bürde seines Schicksals auf.

Und auch Savitri erwachte unter diesen Stämmen,

Die eilten, sich in den Gesang des brillanten Boten einzustimmen,

Und, angelockt durch die Schönheit der augenscheinlichen Wege,

Ihre Portion kurzlebiger Freude feiernd willkommen hießen.

Mit der Ewigkeit verwandt, aus der sie kam,

Nahm sie nicht teil an diesem kleinen Glück;

Als machtvoller Fremdling auf dem menschlichen Feld,

Gab keine Antwort im Inneren der verkörperte Gast.

Der Ruf, der das menschliche Mental zum Aufsprung weckt,

Seine wechselvolle eifrige Verfolgungsjagd,

Sein flatternd buntes Gaukelspiel der Begierde,

Besuchten ihr Herz wie ein süßer fremder Klang.

Der Zeit Botschaft vom flüchtigen Licht war nichts für sie.

In ihr war die Pein der Götter,

Gefangen in unserem vergänglichen menschlichen Gehäuse,

Die Todlosen, bezwungen durch den Tod der Dinge.

Einst war ihr die Freude einer weiteren Natur zu eigen,

Die aber weder ihre goldene himmlische Färbung lange halten

Noch auf diesem brüchigen irdischen Fundament bestehen konnte.

Als begrenzte Bewegung über der Zeit tiefem Abgrund

Verwarf des Lebens fragile Kleinheit die Macht,

Jene stolze und bewusste Weite und jene Seligkeit,

Die sie mit sich brachte in die menschliche Gestalt,

Die stille Freude, die eine Seele mit allem vermählt,

Den Schlüssel zu den Flammentoren der Ekstase.

Der Erde Korn, das den Saft von Vergnügen und Tränen braucht,

Lehnte den Segen unsterblicher Verzückung ab:

Sie bot der Tochter der Unendlichkeit

Ihre Passions-Blume der Liebe und des Unheils an.

Vergeblich schien das wunderbare Opfer nun zu sein.

Eine Verschwenderin ihrer reichen Göttlichkeit,

Sich selbst und alles, was sie war, hatte sie den Menschen geliehen,

Hoffend, ihnen ihr größeres Wesen einzupflanzen

Und ihrer Körper Leben daran zu gewöhnen,

Damit der Himmel heimisch werde auf sterblichem Grund.

Nur schwer lässt sich die Erd-Natur zur Wandlung überreden;

Die Berührung des Ewigen erträgt das Sterbliche kaum:

Es fürchtet die reine göttliche Unduldsamkeit

Solch eines Ansturms von Äther und Feuer;

Es murrt über sein unbeschwertes Glück,

Fast mit Hass stößt es das Licht zurück, das er ihm bringt;

Es zittert vor seiner nackten Macht der Wahrheit

Und der Gewalt und Lieblichkeit in seiner strengen Stimme.

Den Höhen auferlegend das Gesetz des Abgrunds

Besudelt es mit seinem Schmutz des Himmels Boten:

Mit den Dornen seiner gefallenen Natur setzt es sich zur Wehr

Gegen die rettenden Hände der Gnade;

Den Söhnen Gottes tritt es mit Tod und Schmerz entgegen.

Eine Herrlichkeit von Blitzen, durchzuckend die Erden-Szenerie,

Ihre Sonnen-Gedanken verblassend, verdüstert von ignoranten Gemütern,

Ihr Werk missbraucht, ihr Gutes in Böses verkehrt,

Das Kreuz ihre Bezahlung für die Krone, die sie gaben,

Nur einen wunderbaren Namen hinterlassen sie.

Ein Feuer ist gekommen, berührte der Menschen Herz und verschwand;

Wenige haben Feuer gefangen und erhoben sich zu höherem Leben.

Da zu verschieden von der Welt, der zu helfen und die zu retten sie kam,

Lastete ihre Größe schwer auf deren unwissenden Brust

Und aus ihren dunklen Schlünden quoll entsetzliche Erwiderung herauf,

Ein Stück von deren Kummer, Kampf und Niedergang.

Mit Leid zu leben, Tod auf ihrem Weg zu begegnen, –

Das Los des Sterblichen ward der Unsterblichen zuteil.

So gefangen in der Schlinge irdischer Geschicke,

Der Stunde ihrer schweren Prüfung harrend,

Verbannt aus der ihr eingeborenen Glückseligkeit,

Annehmend das obskure irdische Gewand des Lebens,

Verbergend sich selbst sogar vor denen, die sie liebte,

Ward durch ein menschliches Geschick die Gottheit größer.

Ein düsteres Vorherwissen trennte sie

Von allen, deren Stern und Stütze sie war;

Zu groß, um die Gefahr und den Schmerz preiszugeben,

Hielt sie in ihren aufgerissenen Tiefen den künftigen Kummer.

Als eine, die über blind gebliebene Menschen wacht

Und die Last einer ahnungslosen Menschheit auf sich nimmt,

Beherbergend einen Feind, den sie mit ihrem Herzen nähren musste,

Unbekannt ihr Handeln, unbekannt das Unheil, dem sie ins Auge blickte,

Musste sie hilflos nach vorne schauen, sich fürchten und wagen.

Der lang vorausgewusste und schicksalsschwere Morgen war da,

Einen Mittag bringend, der wie jeder Mittag schien.

Denn die Natur schreitet auf ihrem gewaltigen Weg

Achtlos weiter, wenn sie eine Seele, ein Leben zerbricht;

Erschlagenes zurücklassend geht sie weiter:

Allein der Mensch bemerkt es und Gottes Augen, die alles sehen.

Sogar in diesem Moment der Verzweiflung ihrer Seele,

Bei ihrem grauenvollen Rendezvous mit Tod und Angst,

Entrang kein Schrei sich ihren Lippen, kein Ruf nach Hilfe;

Das Geheimnis ihres Kummers verriet sie keinem:

Ruhig ward ihr Antlitz und Mut hielt sie stumm.

Allein ihr äußeres Selbst litt und kämpfte;

Selbst ihre Menschlichkeit war halb vergöttlicht:

Ihr Geist war offen für den Geist in allem,

Ihre Natur empfand die ganze Natur als die eigene.

Abgesondert, im Inneren lebend, trug sie alles Leben in sich;

Abseits von allem, trug sie in sich die Welt:

Ihre Furcht war eins mit der großen kosmischen Furcht,

Ihre Stärke war gegründet auf den kosmischen Mächten;

Die Liebe der universalen Mutter war die ihre.

Gegen das Böse an des Lebens angegriffenen Wurzeln,

Ihr eigener Schicksalsschlag dessen persönliches Zeichen,

Schmiedete sie aus ihren Schmerzen ein mystisches scharfes Schwert.

Ein einsamer mentaler Geist, ein weltumspannendes Herz,

Zu des einen Unsterblichen alleinigem Werk erhob sie sich.

Leben bereitete ihr anfangs keinen Kummer in ihrer belasteten Brust:

Im Schoße der Erde ursprünglicher Somnolenz

Ruhte es träge, in Vergesslichkeit entlassen,

Ausgestreckt, unbewusst am Rande des Mentals,

Stumpf und beschaulich wie der Stein und Stern.

Zwischen zwei Reichen in einer tiefen Kluft von Schweigen

Lag sie fern von Kummer, verschont von Sorge,

Und nichts erinnerte sie an das Leiden hier.

Dann regte sich schattenhaft eine zaghafte schemenhafte Erinnerung,

Und seufzend legte sie die Hand auf ihre Brust

Und erkannte den nahen und bleibenden Schmerz,

Tief, ruhig, alt, gewohnt an seinem Platz,

Doch ohne zu wissen, warum er da war und woher er kam.

Die Macht, die das Mental entfacht, hielt sich noch zurück:

Schwerfällig, unwillig waren die Diener des Lebens,

Wie Arbeiter ohne den Lohn der Freude;

Mürrisch, wollte die Fackel der Sinne nicht brennen;

Allein fand das Gehirn nicht seine Vergangenheit.

Nur eine vage Erd-Natur hielt das Gefüge zusammen.

Jetzt aber regte sie sich, ihr Leben nahm teil an der kosmischen Last.

Aufgefordert vom stimmlosen Ruf ihres Körpers

Flog ihr starker Geist mit weiten Schwingen zurück,

Zurück zum Joch von Unwissenheit und Schicksal,

Zurück zur Arbeit und dem Druck sterblicher Tage,

Erhellend einen Pfad durch seltsame Symbol-Träume

Über die verebbenden Meere des Schlafes hinweg.

Ihr Haus der Natur verspürte einen ungesehenen Einfluss,

Rasch erleuchtet waren des Lebens verdunkelte Räume

Und die Fensterflügel der Erinnerung öffneten sich für Stunden

Und die müden Füße des Denkens kamen ihren Türen näher.

Alles kam zu ihr zurück: Erde und Liebe und Verhängnis,

Die Streiter aus alten Zeiten, kreisten um sie

Wie riesige Gestalten, miteinander ringend in der Nacht:

Die Gottheiten, geboren aus dem finsteren Nichtbewussten,

Erwachten zum Kampfe und zur göttlichen Qual,

Und im Schatten ihres flammenden Herzens,

Im düsteren Zentrum der schrecklichen Debatte,

Starrte ein Wächter des ungetrösteten Abgrundes,

Der die langen Qualen der Welt erbt,

Eine Gestalt, still wie der Stein, von hohem und gottgleichem Schmerz,

Mit unbewegten achtlosen Augen in den Raum,

Gewahrend des Elends zeitlose Tiefen, aber nicht des Lebens Ziel.

Bedrängt von seiner harschen Göttlichkeit,

Gebunden an seinen Thron, harrte er unbesänftigt

Der täglichen Opfergabe ihrer ungeweinten Tränen.

Die grimmige Frage nach des Menschen Stunden lebte wieder auf.

Das Opfer an Leiden und Begehren,

Das die Erde der unsterblichen Ekstase darbringt,

Begann von neuem unter der ewigen Hand.

Wach erduldete sie den streng formierten Aufmarsch der Augenblicke

Und blickte auf diese grün lächelnde gefahrvolle Welt,

Und hörte den unwissenden Schrei lebendiger Dinge.

Inmitten der belanglosen Geräusche, der unveränderten Szenerie

Stieg ihre Seele empor, sich Zeit und Schicksal entgegenstellend.

In sich selbst unbewegt, sammelte sie Kraft.

Dies war der Tag, an dem Satyavan sterben musste.

Ende des ersten Cantos

Savitri – Eine Legende und ein Symbol

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