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7. Selbsterforschung und Therapie mit Psychedelika Die Bedeutung von Set und Setting

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Die Geschichte des Bestrebens, LSD und andere Psychedelika als therapeutische Mittel zu verwenden, ist geprägt von Versuch und Irrtum. Obwohl Psychedelika auf verschiedenste Art und Weise eingesetzt wurden, waren diese Bemühungen zunächst nur sehr wenig erfolgreich. Ein entscheidender Wendepunkt in dieser Entwicklung war jedoch die Entdeckung, dass der Erfolg oder Misserfolg des therapeutischen Experiments maßgeblich von nicht-pharmakologischen Faktoren abhängt, die man als Set und Setting bezeichnet. Dazu gehören derjenige, der die Substanz verabreicht, die Persönlichkeit der Versuchsperson, die Absicht und der Zweck des Experiments, die zwischenmenschliche und physische Umgebung und sogar die kollektiven astrologischen Transite und die persönlichen Transite der beteiligten Personen.

Ein Großteil dieser Verwirrung wurde durch das altmodische Verständnis einer Substanz verursacht, die, richtig verstanden und angewendet, beispiellose und revolutionäre Alternativen zu herkömmlichen Therapiemethoden und -strategien bietet. Der erste Hinweis darauf, dass LSD therapeutisches Potenzial haben könnte, findet sich in Werner Stolls historischem Aufsatz LSD-25: Ein Phantasticum aus der Mutterkorngruppe (STOLL 1947). In Stolls Text erschien die Anregung, diese Substanz als therapeutisches Mittel zu erproben, nur als flüchtiger Kommentar ohne weitere Präzisierung.

Über das erste tatsächliche therapeutische Experiment berichtete zwei Jahre später der Schweizer Psychiater und Psychotherapeut Gion Condrau. Er untersuchte die Möglichkeit, dass LSD ein Antidepressivum sein könnte, und verwendete die Methode zur Behandlung von Depressionen mit Opiumtinktur: Er verabreichte immer höhere und dann immer niedrigere Dosen der Substanz (CONDRAU 1949). Die Ergebnisse waren sehr enttäuschend. Condrau beschrieb sogar eher eine punktuelle Verstärkung als eine Linderung der Symptome. Dies ist verständlich, da LSD bei korrekter Anwendung homöopathisch heilt – durch eine vorübergehende Verstärkung der Symptome.

Ebenso enttäuschend waren die Versuche anderer Forscher, diesem Ansatz zu folgen oder LSD in vereinzelten, mittleren Dosierungen zu verwenden, um seine Wirkung als chemisches Antidepressivum zu testen. Zwei therapeutische Experimente beruhten auf der klinischen Beobachtung, dass akute psychotische Episoden besser auf die Therapie ansprechen als sich langsam entwickelnde Episoden mit wenigen Symptomen. Die Idee war hier, LSD als Agens zu verwenden, das die Symptome aktiviert, und dann eine »echte Therapie« anzuwenden. Aus diesem Grund erscheint Josts und Vicaris gescheiterter Versuch, LSD zu verwenden, denjenigen unter uns, die persönliche Erfahrungen mit der Substanz gemacht haben, im Nachhinein als ungeheuerlich und sträflich. Diese Autoren aktivierten die Symptome der Patienten mit LSD und setzten dann in der Mitte der Sitzungen Elektroschocks ein (JOST 1957, JOST & VICARI 1958). Sandison, Spencer und Whitelaw verfolgten dieselbe Strategie, verabreichten jedoch Thorazin anstelle von Elektroschocks (SANDISON, SPENCER & WHITELAW 1954).

Ein weiteres extremes Beispiel für den Gebrauch von LSD im Sinne des alten Paradigmas war seine Anwendung als Schocktherapie, ähnlich wie bei der Elektrokonvulsionstherapie und bei Insulinkomata, die Verabreichung als »einzelne überwältigende Dosis« ohne jegliche Vorbereitung oder Psychotherapie. Das schlimmste Experiment dieser Art wurde 1968 von dem kanadischen Psychiater Elliot Barker durchgeführt, dem stellvertretenden Leiter und klinischen Direktor in einem Hochsicherheitskrankenhaus für »gefährliche Geisteskranke« in Ontario. Barker sperrte nackte männliche Straftäter elf Tage lang in einen Raum ein und verabreichte ihnen große Mengen LSD (2000 Mikrogramm), kombiniert mit Antiepileptika. Ihr Essen mussten sie durch Strohhalme in der Wand saugen, und man ermutigte sie dazu, ihre Gewaltphantasien durch Schreien zu äußern (BARKER 1979). Tatsächlich stieg die Rückfallquote nach dieser »Therapie« erheblich an. Barker wurde entlassen, aber nicht wegen seiner LSD-Experimente; vielmehr handelte es sich um die Reaktion auf einen Aufstand der Insassen gegen ihn. Auch die häufigeren Rückfälle seiner Versuchspersonen spielten bei seiner Entlassung keine Rolle; die Folgeuntersuchungen wurden zu einem späteren Zeitpunkt durchgeführt.

Eines der Programme, die eigentlich als Schocktherapie begannen, entwickelte sich schließlich zu der als »psychedelisch« bezeichneten Therapieform, wie sie viele amerikanische und kanadische Therapeuten anwenden. Es bestand aus einer geringen Anzahl Sitzungen mit hohen Dosen von Psychedelika, mit dem Ziel, eine transzendentale Erfahrung herbeizuführen. Europäische Therapeuten bevorzugten einen anderen Ansatz, den man als »psycholytisch« bezeichnete (Auflösung von Spannungen und Konflikten in der Psyche; griechisch: lysis = die Auflösung). Er bestand aus einer langen Reihe von psychedelischen Sitzungen mit niedrigen bis mittleren Dosen und war stark von Freuds Psychoanalyse beeinflusst.

Die Ereignisse, die zur Entwicklung einer echten psychedelischen Therapie führten, sind eine faszinierende Geschichte. Im Jahre 1959 veröffentlichten Ditman und Whittlesey einen Artikel in der Zeitschrift Archives of General Psychiatry, der einige oberflächliche Ähnlichkeiten zwischen der LSD-Erfahrung und dem Delirium tremens aufzeigte (DITMAN & WHITTLESEY 1959). Die kanadischen Psychiater Abram Hoffer und Humphry Osmond diskutierten diesen Artikel auf einem nächtlichen Langstreckenflug und kamen im hypnagogischen Bewusstseinszustand auf die Idee, furchterregende Bad Trips mit LSD zur Behandlung von Alkoholismus zu verwenden. Dies beruhte auf der klinischen Beobachtung, dass die Erfahrung eines Delirium tremens so entsetzlich ist, dass sie Alkoholiker tendenziell vom weiteren Trinken abhält und häufig einen radikalen Wendepunkt in ihrem Leben darstellt.

Inspiriert von dieser Diskussion starteten Hoffer und Osmond in ihrem Krankenhaus in Saskatoon, Saskatchewan, ein Programm, das darauf abzielte, bei alkoholkranken Patienten die schlimmsten möglichen Erfahrungen (»Bad Trips«) auszulösen, indem sie versuchten, das Delirium tremens durch die Gabe von LSD nachzuahmen. Die Geschichte wurde noch spannender, als der legendäre Al Hubbard, der mysteriöseste Mensch in der Geschichte der Psychedelik, unerwartet auf der Bildfläche erschien. Es ist sehr schwierig, Al Hubbard angemessen zu beschreiben; seine Biographie liest sich wie ein Drehbuch für einen Hollywood-Actionfilm.

Im Jahre 1919, er war noch keine 20 Jahre alt, erfand Hubbard – angeblich unter dem Einfluss übernatürlicher Kräfte – den Hubbard-Energietransformator. Es war eine Batterie, die angeblich Energie direkt aus einem radioaktiven Erz bezog; ihre Technologie konnte durch die damalige Wissenschaft nicht erklärt werden. Der Seattle Post-Intelligencer berichtete, dass Hubbards Erfindung, verborgen in einer kleinen Kiste von 28 x 36 cm, im Portico Bay von Seattle ein Schiff von der Größe einer Fähre drei Tage lang ohne Unterbrechung angetrieben hätte. Hubbard verkaufte x Prozent des Patents für 75 000 US-Dollar an die Radium Corporation in Pittsburgh. Die Liste seiner Verbindungen und Jobs ist außergewöhnlich. Er arbeitete wiederholt für die kanadischen Geheimdienste, das Justizministerium der Vereinigten Staaten, das US-Büro für Alkohol, Tabak, Schusswaffen und Sprengstoffe, das Büro für strategische Dienstleistungen und angeblich auch für die CIA.

Während der Prohibition hatte er einen Job als Taxifahrer in Seattle. Mit einem ausgeklügelten Schiff-Land-Kommunikationssystem, das im Kofferraum seines Taxis versteckt war, half er Rum-Schmugglern, den Alkohol erfolgreich an der amerikanischen und kanadischen Küstenwache vorbei zu schleusen. Man nannte ihn den »Schmuggelkönig des Nordwestens«; später wurde er vom FBI gefasst und für 18 Monate ins Gefängnis gesteckt. Für kurze Zeit hatte er auch einen Job als Hausmeister am Stanford Research Institute in Kalifornien. In seinen frühen Vierzigern verwirklichte Hubbard sein lebenslanges Ziel, Millionär zu werden. 1950 war er wissenschaftlicher Direktor der Uranium Corporation in Vancouver, besaß eine eigene Flugzeugflotte, eine 30-Meter-Yacht und die Dayman-Insel in der Bucht von Vancouver.

Sein Spitzname »Captain Hubbard« kam von seiner Zertifizierung als Master of Sea Vessels und einer Tätigkeit am Institut der US-Handelsmarine. Er hatte noch einen anderen Spitznamen, »Johnny Appleseed des LSD«, weil er schätzungsweise 6000 Menschen – darunter Wissenschaftlern, Politikern, Geheimdienstlern, Diplomaten und Kirchenleuten – LSD verabreichte. Seinen Freunden zufolge konnte er blanke Drähte an einer 120-Volt-Steckdose anfassen und ermutigte sie, dasselbe zu tun. Als sie einen elektrischen Schock erhielten, gab er ihnen den Rat: »Ihr könnt Elektrizität nicht bekämpfen, ihr müsst mit ihr mitgehen.« Mit seiner kleinen schwarzen Aktentasche tauchte Hubbard an verschiedenen Orten auf und verschwand dann wieder; er besaß angeblich die Fähigkeit, sich an zwei verschiedenen Orten gleichzeitig aufhalten zu können (Bilokation).

1953 überraschte Al Hubbard Humphry Osmond mit einer Einladung zum Mittagessen im Royal Vancouver Yacht Club. Während ihrer Unterhaltung äußerte Hubbard heftige Kritik an der therapeutischen Strategie, die Osmond und Hoffer in ihrer LSD-Behandlung für Alkoholiker anwandten. Er bestand darauf, dass der Ansatz genau das Gegenteil sein sollte; was diese Patienten brauchten, war eine tiefgreifende, lebensverändernde transzendentale Erfahrung. Um dies zu erreichen, sollten sie die Sitzungen in einer schönen, mit Blumen und universellen spirituellen Symbolen geschmückten Umgebung abhalten und spirituelle Musik spielen. Hoffer und Osmond folgten seinem Rat, und die Behandlungsergebnisse verbesserten sich erheblich (HOFFER 1970). Diese Vorgehensweise wurde unter der etwas tautologischen Bezeichnung »Psychedelische Therapie« zum Standardverfahren für die LSD-Behandlung von Alkoholikern und Suchtkranken in Kanada und den Vereinigten Staaten.

Mitte der 1960er Jahre schickte das tschechoslowakische Pharmaunternehmen Spofa, der einzige Hersteller von reinem LSD neben der Schweizer Firma Sandoz, Al Hubbard zu einem Interview zu mir. Ich sollte ihnen berichten, ob Hubbard in wissenschaftlichen Kreisen bekannt sei, da er nach Prag kam, um zwei Gramm LSD für das Hollywood-Krankenhaus in Vancouver zu erwerben. Dass er zusammen mit Myron Stolaroff und Willis Harman eine Arbeit mit dem Titel The Psychedelic Experience (STOLAROFF, HARMAN & HUBBARD 1964) verfasst hatte, erwies sich als hinreichender Beweis seiner Legitimität gegenüber den tschechischen Behörden. Sein Kauf von zwei Gramm tschechischem LSD war ein Schnäppchen; eine Ampulle mit 100 Mikrogramm kostete damals 10 US-Cent.


Abram Hoffer (1917–2009), ein kanadischer Psychiater und Pionier der psychedelischen Therapie, bekannt für seine Adrenochrom-Hypothese zur Schizophrenie.


Humphry Osmond (1917–2004), ein britisch-amerikanischer Psychiater, prägte den Begriff »psychedelisch«.


AI Hubbard (1901–1982), eine legendäre, mysteriöse Figur der psychedelischen Geschichte, bekannt als »Johnny Appleseed des LSD«, verabreichte LSD an über 6000 Menschen.

Während des Gesprächs öffnete Al seine schwarze Aktentasche und zeigte mir von der amerikanischen und der kanadischen Regierung autorisierte Dokumente, die es ihm ermöglichten, beliebige Substanzen über die Grenzen dieser beiden Länder zu transportieren. Außerdem hatte ich die Gelegenheit, ihm eine Frage zu stellen, die mich beschäftigte, seit ich von seinem Rat über den Einsatz von LSD gehört hatte, den er Osmond und Hoffer gab: Wie kam er an diese Informationen? Die Antwort war faszinierend. Er erzählte mir, dass er (Al Hubbard), zehn Jahre bevor Albert Hofmann die psychedelischen Wirkungen von LSD entdeckte, eine Vision von einem archetypischen Engelwesen hatte, das ihm verkündete, dass eine einzigartige Substanz in der Schweiz entdeckt werden würde, und die Art und Weise beschrieb, wie sie verwendet werden sollte.


Myron Stolaroff (1920–2013), ein psychedelischer Pionier, erforschte die Auswirkungen von LSD und Meskalin auf die Kreativität.

Während meines Besuchs im kalifornischen Palo Alto im Sommer 1967 lud mich der psychedelische Pionier Myron Stolaroff ein, ihn in seinem viersitzigen Cessna-Flugzeug auf einer Reise zu seinem engen Freund Al Hubbard zu begleiten. Wir flogen über die Gebirgskette der Sierra Nevada und besuchten Al in seinem felsigen Refugium im Onion Valley. Nachmittags unternahmen wir drei eine Wanderung in den Bergen, bei der Myron mir immer wieder phantastische Geschichten über Als Leben und seine Fähigkeiten erzählte. Einmal erklärte er mir zu meiner Verwunderung, dass er ihn als ein bedeutendes spirituelles Wesen betrachtete, das Jesus Christus gleichgestellt sei.

Die allgemeine Schlussfolgerung aus den frühen therapeutischen Experimenten mit LSD war, dass diese Substanz nicht per se ein chemisches Therapeutikum ist. Um wirksam zu sein, muss sie in Verbindung mit einer Psychotherapie und in einem speziell gestalteten Umfeld verabreicht werden. Aber auch hier setzte sich die Geschichte der Versuche und Irrtümer fort. Wenn LSD in kleinen Dosen als Ergänzung zur Psychotherapie in einer Reihe von Sitzungen verabreicht wurde, führte es nicht zu einer merklichen Verbesserung des therapeutischen Prozesses. Stattdessen verlängerte es die Sitzungen erheblich, und gelegentlich verstärkte es sogar die Symptome. Es war definitiv besser, den Schwerpunkt umzukehren – die LSD-Dosis zu erhöhen und Psychotherapie zur Verarbeitung und Integration der Erfahrung zu verwenden.

Ein weiterer erfolgloser therapeutischer Versuch war die hypnodelische Therapie, ein von Levine und Ludwig entwickeltes Verfahren zur Behandlung von Alkoholikern und Drogenabhängigen; dabei handelte es sich um eine Kombination aus der Verabreichung von LSD und Hypnose (LEVINE & LUDWIG 1967). Die Patienten wurden als Probanden für die Hypnose geschult, und man nutzte die Latenzzeit des psychedelischen Effekts zur Einleitung der Hypnose. Die Idee war, dass sich die Patienten zum Zeitpunkt des Wirkungseintritts der Substanz in einer hypnotischen Trance befinden würden. Hypnotische Suggestionen könnten dann verwendet werden, um sie zu ermutigen loszulassen, sich der Erfahrung hinzugeben, Angstgefühle zu überwinden und sie auf bestimmte Aspekte ihrer Biografie zu lenken. Das Verfahren war komplex und zeitaufwendig; es erforderte ein hypnotisches Training sowohl der Klienten als auch der Experimentatoren, und es brachte nicht die erwarteten günstigen Effekte.

Eine ehrgeizige, wenn auch unausgereifte Studie, in der die Ergebnisse der hypnodelischen Therapie getestet wurden, lieferte verheerende Resultate. Die Autoren ordneten 176 Patienten einer von vier Gruppen zu:

1. »Psychedelische Therapie« mit LSD

2. Hypnodelische Therapie

3. Ausschließliche Verabreichung mittlerer LSD-Dosierungen

4. Keine spezifische Therapie (nur »Milieutherapie«)

Darüber hinaus erhielt die Hälfte jeder Gruppe nach Beendigung der Behandlung das Medikament Antabus. Die Autoren fanden keinen Unterschied in den therapeutischen Ergebnissen zwischen den Gruppen, und die Gesamtremissionsrate war extrem niedrig. In einer Folgeuntersuchung nach sechs Monaten tranken noch zwischen 70 und 80 Prozent der Patienten, und in der Folgeuntersuchung nach einem Jahr stieg diese Zahl auf 80 bis 90 Prozent (LUDWIG, LEVINE & STARK 1970). Die Therapeuten in dieser Studie waren meist unmotivierte Assistenzärzte, die in keiner der verwendeten Methoden ausreichend geschult waren. Eine scharfe Kritik an dieser Studie von Charles Savage findet sich in meinem Buch LSD-Psychotherapie (GROF 2001).

Einige Therapeuten, die von den frühen Arbeiten von Sigmund Freud und Joseph Breuer inspiriert waren (FREUD & BREUER 1936), untersuchten die Möglichkeit, LSD als Mittel zur Abreaktion einzusetzen; dies fand jedoch keine Akzeptanz als spezialisierte Form der LSD-Therapie (ROBINSON 1963). Die Abreaktion wurde im Zweiten Weltkrieg zur Behandlung von traumatischen Kriegsneurosen sehr populär, wurde aber bei der Therapie von Psychoneurosen für wirkungslos erklärt (FENICHEL 1945). LSD brachte die Abreaktion als wichtigen therapeutischen Mechanismus in die Therapie zurück, jedoch nicht als primäres Ziel oder als spezifische Behandlungsmethode.

Die Londoner Psychoanalytikerinnen Joyce Martin und Pauline McCririck entwickelten ein sehr interessantes Verfahren, das sie Fusionstherapie nannten. Es wurde für die Behandlung von Patienten entwickelt, die in ihrer Kindheit unter Verlassenheitsgefühlen und emotionaler Deprivation litten. Joyce und Pauline verabreichten ihren Klienten mittlere Dosen LSD und ließen sie mit einer Decke zugedeckt in einem halb abgedunkelten Raum auf einer Couch liegen. Anschließend legten sie sich neben die Klienten und hielten sie in einer engen Umarmung, wie es eine gute Mutter mit ihrem Kind tun würde.

Der Vortrag von Pauline und Joyce 1965 auf der Konferenz über LSD-Psychotherapie in Amityville führte effektiv zu einer Spaltung der Therapeuten im Publikum, die ihren Vortrag hörten und sich ihr Video anschauten. Einige unter ihnen betrachteten die Fusionstherapie als einen höchst logischen Ansatz für ein schwerwiegendes klinisches Problem, das außerhalb der Reichweite der verbalen Therapie liegt; anderen grauste vor der Gefahr, die ein derart enger Kontakt zwischen Therapeuten und Klienten für die Übertragungs-Gegenübertragungs-Beziehung bedeuten würde. Die Fusionstherapie wurde nicht zum therapeutischen Trend und blieb ein einzigartiges Experiment zweier Frauen, das eng mit ihren außergewöhnlichen Persönlichkeiten verbunden war. Die Therapeuten, insbesondere die Männer, fühlten sich nicht wohl dabei, sich hinter den verschlossenen Türen ihrer privaten Praxen in dieses neue, riskante Gebiet vorzuwagen.

Ich hatte die Gelegenheit, eine Woche in London mit Pauline und Joyce in ihrer Klinik in der Welbeck Street zu verbringen und die Chance, zwei Sitzungen der Fusionstherapie mit Pauline zu erleben, eine in London, die andere in Amsterdam. Meine eigenen Erfahrungen und Interviews mit ihren Patienten überzeugten mich, dass dies ein sehr wirkungsvoller Weg zur Heilung des Traumas ist, das durch anaklitische Deprivation oder das, was ich als »Traumata durch Unterlassung« bezeichne, verursacht wird. Ich habe die Fusionstherapie in unsere Arbeit mit Psychedelika sowie in Workshops und Schulungen in Holotropem Atmen eingeführt und fand sie bemerkenswert effektiv und hilfreich. Meine Erfahrungen und Abenteuer mit Pauline sind im Kapitel »Die sterbende Königin« in meinem Buch Impossible – Wenn Unglaubliches passiert (GROF 2006) beschrieben.

Die anfänglichen Versuche, LSD in der Gruppentherapie einzusetzen, blieben ebenfalls erfolglos. Kleine Dosierungen, die den Patienten in der Transaktionsanalyse nach Eric Berne gegeben wurden, schienen die Gruppendynamik nicht signifikant zu verbessern. Wenn die Dosierungen erhöht wurden, neigten die Patienten dazu, sich auf ihre eigenen Erfahrungen zu fokussieren, sie verloren das Interesse an konzentrierter Gruppenarbeit, und viele von ihnen verschwanden in ihrer eigenen inneren Welt. Letztendlich entwickelte sich die Gruppentherapie mit Psychedelika in zwei Richtungen:

1. Aggregierte psychedelische Therapie, bei der eine größere Anzahl Menschen gemeinsam psychedelische Substanzen einnahm, aber es wurden während der Sitzungen keine Anstrengungen unternommen, mit der gesamten Gruppe zusammenzuarbeiten. Der hauptsächliche Vorteil dieses Ansatzes ist ökonomischer Natur, wenn man den Unterschied zwischen der Anzahl der Therapeuten oder Facilitatoren und der Anzahl der Gruppenteilnehmer berücksichtigt. Dieses Vorgehen ist besonders nützlich bei Gruppen mit erfahrenen Teilnehmern, die nicht viel Unterstützung benötigen und in der Lage sind, die Geräusche der anderen Teilnehmer zu tolerieren und sie in ihre eigene Erfahrung zu integrieren. Unter diesen Umständen konnten Teams aus zwei qualifizierten Facilitatoren mit Gruppen aus 14 bis 16 Personen arbeiten, insbesondere wenn diese Gruppen wiederholt zusammenkamen und ihre Mitglieder Gemeinschaftsgefühl und ein gegenseitiges Vertrauen entwickelt hatten. Die Effizienz dieser Art von Arbeit kann verbessert werden, wenn sie nach der Sitzung durch den Austausch und die Aufarbeitung in der Gruppe ergänzt wird.

Ein extremes Beispiel für eine aggregierte psychedelische Therapie war die Psychosynthese, der von dem mexikanischen Psychiater Salvador Roquet entwickelte marathonartige Gruppenpsychotherapieprozess (nicht zu verwechseln mit dem gleichnamigen psychospirituellen System des italienischen Psychotherapeuten Roberto Assagioli). Unter Salvadors Leitung trafen sich große Gruppen von Menschen (bis zu 30) in nächtelangen Sitzungen (»Convivials«). Die Teilnehmer wurden sorgfältig ausgewählt, mit dem ausdrücklichen Ziel, die Gruppe in Bezug auf Geschlecht, Alter, Krankheitsbild, die Dauer der vorangegangenen Behandlung und die verabreichte psychedelische Substanz so heterogen wie möglich zu gestalten (ROQUET 1971).


Der mexikanische Psychedelik-Pionier Salvador Roquet (1920–1995) und Stan Grof auf der Dritten Internationalen Transpersonalen Konferenz 1976 in Inari, Finnland.

Einige der Klienten erhielten Arzneipflanzen, zum Beispiel verschiedene psilocybinhaltige Pilze, Peyote sowie Datura ceratocaula, während andere psychedelische Substanzen wie LSD und Ketamin verabreicht bekamen. Der Zweck des Auswahlverfahrens bestand darin, ein breites Spektrum an Erfahrungen und Personen für Projektionen und imaginäre Rollen – Vaterfiguren, Ersatzgeschwister und sexuelle Objekte – verfügbar zu machen. Während der Sitzungen setzte Salvador die Teilnehmer einer emotionalen Überlastung aus, indem er verstörende, emotional aufwühlende Filme mit Bildern aus Nazideutschland sowie sexuellen, aggressiven und sadomasochistischen Szenen verwendete.

Salvadors Ziel war es, die Erfahrungen von Ego-Tod und Wiedergeburt zu ermöglichen. Er besaß eine exzentrische Persönlichkeit und war unter seinen Kollegen äußerst umstritten. Er lud eine Gruppe mexikanischer Psychiater und Psychologen zu einer Party in sein Haus ein und servierte ihnen ohne ihr Wissen Sandwiches mit psychedelischen Pilzen. Salvadors therapeutische Strategie war eng mit seiner Persönlichkeit verbunden und blieb eine Kuriosität in der Geschichte der Psychedelik.

Die Förderung der Projektion und die Verwendung äußerer Reize zur Durchsetzung einer bestimmten Art von Erfahrung lenkt die Aufmerksamkeit der Teilnehmer von der fokussierten Innenschau ab, und dies beeinträchtigt die spontane Selbstheilungsintelligenz der Psyche. Das Unbewusste hat sicherlich die Fähigkeit, uns in die dunklen Tiefen unserer unterbewussten Seeleninhalte zu führen, einschließlich der Erfahrung von Vernichtung, Tod und Wiedergeburt, sofern dies ein natürlicher Verlauf des Heilungsprozesses ist. Versuche, einen »Bad Trip« zu erzeugen und die Selbstauflösung zu erleichtern, können jedoch abschreckend wirken und die Patienten von einer Fortsetzung der Therapie abhalten. Diese Strategie könnte auch den Verlauf einer Sitzung stören, die den Patienten andernfalls in eine zutiefst ekstatische und heilsame mystische Erfahrung führen würde (eher eine »neptunische« als eine »plutonische« Art transpersonaler Erfahrung).

Im Jahr 1974 wurde Roquet wegen Drogenhandels und Verbrechen gegen die Gesundheit seiner Patienten angeklagt. Die Anklagen wurden am 10. April 1975 nach einem Verfahren am Obersten Gerichtshof, in welchem er für nicht schuldig befunden wurde, fallen gelassen. Außerdem verbrachte er neun Monate im berüchtigten »Schwarzen Palast«, Palacio de Lecumberri, dem Gefängnis von Mexiko-Stadt, aus dem zu fliehen fast unmöglich war.

2. Psychedelische Rituale. Die zweite Möglichkeit, psychedelische Substanzen in Gruppen zu nutzen, besteht in der Form eines Rituals, wie es in vielen einheimischen Kulturen verwendet wird: die Verwendung von Peyote in der Native American Church und durch die Huichol-Indianer, die Verwendung von Psilocybe-Pilzen durch die Mazateken, von Ayahuasca durch Ayahuasqueros, Angehörige der Santo-Daime-Religion und der União do Vegetal in Brasilien oder von Iboga durch die Ureinwohner in Zentralafrika. Es handelt sich dabei in der Regel um strukturierte Rituale; sie können besondere Kleidung, die Aufrechterhaltung einer bestimmten Position, vorgeschriebene Verhaltensweisen, Gruppentanz oder Gesang usw. erfordern.

Der britische Anthropologe Victor Turner, der sein Leben der Erforschung indigener Rituale widmete, kam zu dem Schluss, dass Menschen, die an Ritualen mit holotropen Bewusstseinszuständen teilnehmen, dazu neigen, eine starke Bindung oder ein Gefühl der communitas (Gemeinschaftlichkeit) zu entwickeln (TURNER 1969). Aus diesem Grund könnte diese Form der Teilnahme für industrielle Zivilisationen von großer Bedeutung sein, da eines der hervorstechendsten Merkmale der modernen Gesellschaft die Entfremdung ist.

Wir sind von unseren Körpern, voneinander, von der Natur, vom Universum und vom Göttlichen entfremdet. Rituale mit Psychedelika oder anderen Formen holotroper Zustände könnten zu einem wirkungsvollen Weg werden, um die Entfremdung zu überwinden. Der holotrope Bewusstseinszustand, den die Ritualteilnehmer erleben, löst die Situation zudem aus dem alltäglichen Kontext. Er hebt die hierarchische Struktur der Gesellschaft zumindest für die Zeit des Rituals auf und schafft ein Gefühl der Gleichheit. Es ist wichtig, darauf hinzuweisen, dass indigene Gruppenrituale eine tiefgreifende soziale Dynamik aufweisen und aus anthropologischer Sicht interessant sind; aufgrund ihrer überwiegend extravertierten Ausrichtung sind sie jedoch gewöhnlich nicht förderlich für eine tief fokussierte Selbsterforschung.

Im Verlauf der oben beschriebenen komplizierten Geschichte entwickelten sich aus dem Einsatz von LSD zur Selbsterforschung und zur Psychotherapie zwei wesentliche Verfahren: die Psycholytische Therapie und die Psychedelische Therapie.

1. Psycholytische Therapie ist ein Begriff, der vom britischen Psychiater und Psychotherapeuten Ronald Sandison geprägt wurde. Es geht dabei um den Abbau von Spannungen und die Lösung von Konflikten in der Psyche. Diese Therapie wurde bisher vor allem von europäischen Therapeuten angewendet (Hanscarl Leuner, Wilhelm Arendsen Hein, John Buckman und Thomas M. Ling, Milan Hausner, Juraj und Sonia Styk, Peter Baumann, Peter Gasser und anderen). Sie basiert auf der psychoanalytischen Theorie, aber ohne die Prinzipien und Einschränkungen der Freudschen Praxis, wie die Position des Therapeuten, das Verbot des Ausagierens oder der Beantwortung von Fragen, die strategische Anwendung von Schweigen, das Nichtberühren usw.

Die psycholytische Behandlung besteht aus einer Serie von 15 bis 100 Sitzungen mit mittleren Dosierungen von LSD-25 in ein- bis zweiwöchigen Intervallen. Die Art und der Umfang der Unterstützung, die den Patienten während der Sitzungen gewährt wird, sind unterschiedlich. Ich selbst blieb fünf bis sechs Stunden bei meinen Patienten und gab sie dann in die Obhut der Pflegekräfte, die alle Schulungen mit LSD absolviert hatten, und anderer Patienten auf der Station, die selbst alle an der Forschung teilnahmen und ebenfalls persönliche Erfahrungen mit LSD vorweisen konnten.


Hanscarl Leuner (1919–1996), deutscher Psychiater und Psychedelik-Pionier, Begründer der Katathym-Imaginativen Psychotherapie (K.I.P.).

Das System von Hanscarl Leuner verfolgte einen anderen Ansatz. Seine Patienten wurden in der Regel allein gelassen und konnten das Pflegepersonal mit einer Klingel rufen, wenn sie Hilfe benötigten. Der Rest der Therapeuten, die ich persönlich kannte, lag irgendwo dazwischen; sie verbrachten einen Teil der Sitzungen mit den Klienten und setzten Pfleger und Studenten als Sitter ein.

Viele der psycholytischen Therapeuten hielten den verbalen Kontakt zu den Patienten aufrecht; sie erwarteten von ihnen einen Bericht über ihre Erfahrungen und machten gelegentlich Kommentare oder versuchten sogar, Interpretationen anzubieten. Den Patienten war es erlaubt, die Augen offenzuhalten, Augenkontakt mit dem Therapeuten aufzunehmen und sich umzusehen. Sie wurden ermutigt, zu beschreiben, was sie sahen und wie ihre Wahrnehmung der Welt beeinflusst wurde. Viele Therapeuten baten die Patienten außerdem, Fotos ihrer Ehepartner, Partner und Familienmitglieder zu den Sitzungen mitzubringen und diese in den späteren Phasen ihrer Erfahrung zu betrachten.

Die psycholytische Strategie hatte ihre Vor- und Nachteile. Sie war ideal für die Erforschung der Dynamik der Psyche. Als ich sie in der frühen Phase meiner Forschung benutzte, machte sie es mir möglich, nacheinander verschiedene Ebenen des Unbewussten zu erforschen. Es war ein Prozess, den einer meiner Patienten »Chemoarchäologie« und ein anderer »Zwiebelschälen des Unbewussten« nannte. Darüber hinaus war es mir möglich, die Logik der visuellen Wahrnehmungen, die meine Patienten erlebten, zu untersuchen und zu verstehen – warum sie mich und die Umgebung zu verschiedenen Zeitpunkten ihrer Sitzungen und Stadien ihrer Therapie auf eine besondere Weise verändert sahen.

Ich habe buchstäblich hunderte von Beispielen für diesen Prozess gesammelt, welche die Determinierung und Überdeterminierung der LSD-Visionen und visuellen Wahrnehmungen zeigen. Sie umfassen im Wesentlichen dieselben Mechanismen, wie sie Freud bei der Analyse der Traumarbeit entdeckte. Ich habe viele dieser Prozesse in meinem Buch Topographie des Unbewussten (GROF 1978) beschrieben und erklärt. Das wichtigste und wertvollste Ergebnis dieser Forschungsstrategie war die Entdeckung der Selbstheilungsintelligenz der Psyche, die den therapeutischen Prozess zu den wichtigsten unbewussten Erinnerungen führte, die den Symptomen zugrunde liegen. Die schrittweise Entfaltung der Psyche in aufeinanderfolgenden Sitzungen bot eine einzigartige Gelegenheit, eine neue »Landkarte« der Psyche zu erstellen und ihre dynamischen Leitprinzipien zu entdecken: die COEX-Systeme (Systems of Condensed Experience), die Perinatalen Grundmatrizen (PGM) und die archetypischen Muster im kollektiven Unbewussten.

Die Verwendung niedrigerer Dosierungen, die Tatsache, dass die Patienten einen Großteil der Sitzungen mit offenen Augen verbrachten, und das häufige Sprechen waren jedoch nicht der effektivste Weg, um positive und schnelle therapeutische Ergebnisse zu erzielen. Mir wurde klar, dass der Preis, den ich für meine Neugier und diese faszinierenden Einsichten bezahlte, die Verlangsamung des therapeutischen Fortschritts war. Diese Strategie wandelte die fokussierte vertikale Exploration, die wirksamste Methode, um die Ursachen emotionaler Probleme zu finden, in eine horizontale Sondierung um. Dies war sowohl für mich als auch für meine Patienten intellektuell interessant, diente aber leider auch dem Widerstand der Patienten und der Vermeidung tieferer schmerzhafter Probleme.

Als mir das klar wurde, änderte ich die Therapiestrategie – ich erhöhte die Dosierungen und lenkte die Sitzungen nach innen, indem ich Augenblenden einführte, den verbalen Austausch einschränkte und Musik verwendete, um die Erfahrung zu vertiefen. Diese Anpassung rückte die Strategie in die Nähe der in Kanada entwickelten »Psychedelischen Therapie«.

2. Psychedelische Therapie ist die andere beliebte Art der Durchführung einer Behandlung mit psychedelischen Substanzen. Sie besteht aus einer kleinen Anzahl von Sitzungen mit hohen LSD-Dosen: 400 bis 600 Mikrogramm (eine »überwältigende Einzeldosis«). Die Erfahrungen werden durch die Verwendung von Augenblenden und Kopfhörern streng nach innen gelenkt. Die Behandlungsräume sind mit schönen Gemälden und Blumen geschmückt, und während der Sitzungen wird spirituelle Musik in hoher Qualität gespielt. Die Aufsicht erfolgt gewöhnlich durch zwei Facilitatoren, vorzugsweise einen Mann und eine Frau.

Die Vorbereitung für die Sitzungen umfasst mehrere Stunden drogenfreier Gespräche. Der Zweck dieser Sitzungen ist es, die Lebensgeschichte der Patienten und ihre Symptome kennenzulernen, eine gute therapeutische Beziehung zu entwickeln und ihnen die Wirkung der psychedelischen Substanz zu erklären, die sie erhalten werden. Nach den Sitzungen vereinbaren die Therapeuten drogenfreie Interviews, um die Erfahrungen der Patienten zu besprechen und ihnen bei der Integration zu helfen. Dieser Ansatz wurde hauptsächlich von kanadischen und amerikanischen Therapeuten angewendet: Abram Hoffer, Humphry Osmond, Ross MacLean, Duncan Blewett, Ralph Metzner, Richard Alpert, Timothy Leary, Myron Stolaroff, James Fadiman, Robert Mogar, Willis Harman und anderen. Wir haben diese Methode auch in unseren Projekten am Maryland Psychiatric Research Center (MPRC) zur Behandlung von Neurotikern, Alkoholikern, Betäubungsmittelabhängigen und Krebspatienten sowie in LSD-Schulungen von psychiatrischen Fachkräften verwendet (PAHNKE et al. 1970, GROF 2001).

Die Verwendung dieses Ansatzes bringt sehr beeindruckende therapeutische Ergebnisse; das Leben vieler Patienten kann sich durch ein bis drei psychedelische Sitzungen drastisch verändern, aber die Mechanismen dieser Veränderung bleiben unklar. Diese Situation ähnelt den Veränderungen, die David Rosen bei Überlebenden suizidaler Sprünge von der Golden Gate Bridge und der San Francisco-Oakland Bay Bridge gefunden hat (ROSEN 1975). Anhand der Beobachtungen aus regelmäßigen psycholytischen Sitzungen kann man sich jedoch vorstellen, dass die Mechanismen, die diesen Veränderungen zugrunde liegen, durch die hochdosierte psychedelische Therapie beschleunigt und intensiviert werden und somit diese Ergebnisse hervorbringen könnten.

Vertreter dieser beiden Methoden der Anwendung psychedelischer Substanzen äußerten Kritik am gegnerischen Lager. Psycholytische Therapeuten behaupteten, dass psychedelische Therapeuten wichtige biographische Probleme vermeiden und einen »spirituellen Umweg« verursachen würden. Psychedelische Therapeuten kritisierten die psycholytischen Therapeuten, dass sie »pingelig« seien, sich unnötig mit unwichtigen biographischen Problemen aufhalten und die Chance einer lebensverändernden psychedelischen Gipfelerfahrung verpassen würden.

Nach diesem kurzen historischen Rückblick auf die therapeutischen Experimente mit LSD können wir nun die Grundprinzipien besprechen, die den Nutzen der Verwendung von LSD erhöhen und die potenziellen Risiken verringern. Viele dieser Prinzipien gelten auch für andere Psychedelika.

Der Weg des Psychonauten – Band 2

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